Titel: Die Geliebte des Kaisers
Autor: Peter Dempf
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 11,00 €
Erscheinungsdatum: 31.01.2020
ISBN:
978-3-404-17945-9
Handlung:
Rom, 1001
Otto III. lagert zusammen mit seinen
Getreuen und den beiden Leibdienern Mena und Ewalt in Rom. Der König
und Kaiser liegt im Sterben, es gibt keinen Erben oder Thronfolger in
der Familie. Bis seine Geliebte Mena ihm eröffnet, dass sie ein Kind
erwartet. Schnell fasst Otto einen Entschluss: Mena soll nach
Augsburg reisen, im Gepäck Ottos Herz. Nur so kann sie sich
ausweisen.
Anfangs erscheint diese Aufgabe
unerfüllbar, doch Mena beginnt die Reise mit viel Mut und Tatkraft.
Sie schließt sich einer Gruppe von Kaufleuten an, die dieses Jahr als
Erstes über die Alpen wollen. Doch die Reise wird nicht nur durch
die Schwangerschaft immer beschwerlicher. Mena muss auch vor den
Verfolgern flüchten, die ihr das Herz des verstorbenen Königs und
Kaisers wieder abnehmen wollen. Die Jagd hat begonnen. Die Jagd nach
der Krone, aber auch nach Mena...
Meinung:
Mir gefällt das Cover recht gut, es
strahlt sofort den Charme eines historischen Romans aus. Ich mag die
recht düstere Umgebung, dadurch springt das Fenster mit der
herausblickenden Dame noch mehr ins Blickfeld. Diese ist einfach
gekleidet und hat eine aufrechte und stolze Haltung. Ihr Blick ist
auf eine verschneit aussehende Landschaft gerichtet. Da könnte man
hineininterpretiere, dass die Dame Mena ist, die nachdenklich in die
Ferne schaut, sich Gedanken macht oder nach einer Person Ausschau
hält. Insgesamt ein stimmiges Bild, auch die Farben vom Titel und
der Namen des Autors fügen sich gut in das Gesamtbild ein.
Ich mag sehr gerne mittelalterliche
Romane, bin da aber sehr kritisch geworden. Ich mag es, wenn
Adelsgeschlechter auftreten und einiges an Wissen vermittelt wird.
Zudem bevorzuge ich Werke, die nicht vor 1100 spielen. Meist ist mir
die Zeit davor nicht so interessant.
Bei dem neuen Buch von Peter Dempf hat
mich die Inhaltsangabe jedoch sofort angesprochen, obwohl ich nach
dem Lesen der Jahreszahl noch etwas kritisch eingestellt war. Für
mich klang die Handlung sofort spannend und ich hatte mir direkt
einige Gedanken dazu gemacht. Daher war ich sehr glücklich, bei der
Lesejury an der Leserunde teilnehmen zu können.
Dem Roman vorangestellt ist eine
Auflistung der handelnden Personen. Hier wird zwischen fiktiven und
historischen Personen unterschieden. Schnell fällt auf, dass es eine
begrenzte Anzahl an Charakteren gibt, der Hauptteil von ihnen fiktiv
ist und fast ausschließlich Männer auftreten.
Den Anfang des Romans kannte ich ja
noch von der Leseprobe, die mir sehr gut gefallen hat. Es gibt einen
wirklich spannenden Anfang, auch wenn der Prolog und der Beginn der
eigentlichen Handlung schon etwas verwirren. Wenn man nicht
aufmerksam liest, fällt gar nicht auf, dass zwischen diesen beiden
Abschnitten einige Zeit vergangen ist. So kann es den Anschein haben,
als wäre gar keine Zeit vergangen und die Handlung schließt nahtlos
an den Prolog an. Hier hätte man vielleicht eine deutlichere
Unterscheidung treffen können.
Die Schreibweise hat mir ganz gut
gefallen, am Anfang und Ende war ich damit komplett zufrieden, in der
Mitte des Buches nicht so. Dort hat sich die Handlung gezogen, es
entstanden Längen und ich wurde immer nervöser, aber auch
gelangweilter. Es gab einige Geschehnisse, die auch mehrmals
angedeutet wurden, welche die Handlung aufgelockert und spannender
gemacht hätten. Leider wurden diese Chancen nicht genutzt und die
Geschichte plätscherte vor sich hin.
Gespickt wurde die Handlung mit wenigen
historischen Begriffen, die gezielt eingesetzt wurden und im richtigen
Zusammenhang genutzt wurden. Passend dazu gibt es auch am Ende des
Buches ein Glossar, in dem diese nochmal mit einfachen Worten
erläutert wurden.
Doch ab und an gibt es einige
Details,die beschrieben werden, welche nur schwer vorstellbar sind
und wo sich kein richtiger Sinn ergibt. Das beste Beispiel hierfür
sind die Tellerschuhe, mit denen Mena und ihr Begleiter einfacher
durch den Schnee kommen sollen. Ich konnte mir diese absolut nicht
vorstellen was sehr schade ist, werden sie doch mehrere Male erwähnt.
Es werden im Roman verschiedene
Sichtweisen genutzt, sodass ein vielfältiges Bild entsteht. Dabei
gibt es immer eine neutrale Erzählform, der Erzähler wertet nicht,
sondern erzählt die Geschichte mit Distanz. So wechseln die Kapitel
zwischen Mena und ihren Verfolgern. Man kann die Wege verfolgen, grob
einschätzen, wie viel Entfernung die Personen trennt und erfährt
wenige Details über Pläne und Motive.
Als Setting dient im Mittelteil der
Geschichte eine weite, bergige Schneelandschaft. Hier haben gute
hundert Seiten gespielt, was mir etwas zu viel war. Ich empfand die
Dimensionen zu groß und konnte mir mit fortlaufender Handlung immer
weniger die beschriebenen Gegenden vorstellen. Irgendwann hat mich
die ständige Erwähnung von Schnee in allen Variationen sogar
genervt und ich habe darauf gehofft, dass die Charaktere schnell
wieder in eine belebtere Gegend finden, die der Handlung dann auch
neuen Schwung gibt. Zudem verlor ich schnell das Zeitgefühl, ich
konnte irgendwann nicht mehr sagen, wie lange Mena nun schon
unterwegs ist und eine Hilfe vom Autor gibt es dafür auch nicht.
Vom Setting hat mir besonders der
Anfang gefallen. Die Anfangshandlung spielte auf einer Burg, welche
anschaulich dargestellt war und ansatzweise ein Bild vor Augen
entstehen ließ. Dort agierten die Protagonisten am lebendigsten, sie
sind mehr Bündnisse eingegangen, wirkten einander teil zugetan und
nicht so eigenbrötlerisch.
Es gab immer mal wieder kleine
Andeutungen, die ein wenig Spannung hineingebracht haben. Doch nie
wurde ich dazu verführt, immer weiterlesen zu wollen. Der
Spannungsbogen wurde einfach zu flach gehalten. Ab und an dachte ich,
dass in der nächsten Szene etwas bedeutenderes passieren könnte,
leider war auch das nie der Fall. Es gab durchaus Gelegenheiten, wo
man aufregendere Szenen hätte einbauen können, nur wurde dies nie
genutzt.
Für mich waren nicht alle
Entscheidungen der Protagonisten nachvollziehbar und sinnvoll. Manche
Handlung erschienen zu überstürzt und unüberlegt, dazu wären ein
paar erklärende Worte, weshalb eine Person so agiert, gut gewesen.
Zudem wurden nicht alle offenen Fragen
geklärt. Die Handlung bleibt an vielen Stellen offen, es werden
einige Sachverhalte nicht vollkommen aufgelöst und erläutert. Bei
einigen dieser Szenen dachte ich, dass sie für den Weitergang der
Geschichte wichtig sein könnten, wurde darin aber getäuscht. Daher
war einiger Trubel während manchen Situationen unberechtigt, der
Autor führt den Leser damit nur unnötig in die Irre.
Einige Details sind nicht genau
durchdacht. Sie geben Szenen wieder, die im nächsten Abschnitt schon
wieder ganz anders erscheinen. Sei es, dass sich eine Person
scheinbar gedoppelt hat und in zwei Situationen an zwei verschiedenen
Orten auftaucht. Oder das Personen, die gerade noch schwer verletzt
waren, plötzlich wieder genesen sind und keinerlei Schmerzen mehr
haben. Immer mal wieder tauchen solche Ungenauigkeiten auf, die mich
verwirrt haben und das Lesen zusätzlich erschwert haben.
Mit jedem Charakter bin ich nicht
wirklich zufrieden. Es fehlte mir an Lebendigkeit, Authentizität und
an bestimmten Eigenarten. Keiner hatte einen besonderen Charakterzug,
der ihn vom Rest abhebt. Sie kamen alle etwas stereotyp daher, was
wirklich schade ist. Immerhin verbringt man mit den Protagonisten
einige Zeit und da wünscht man sich natürlich viele sympathische
Genossen, aber auch einige Gegenspieler, die Schwung in die Handlung
bringen.
Anfangs war mir Mena noch recht
sympathisch und freundlich. Sie hat einen starken Willen, ist mutig
und zeigt auch ein paar Gefühle. So hatte es den Anschein, dass sie
einen ersten, angenehmen Eindruck macht und es war Platz zur
Weiterentwicklung gegeben. Mena hat sich weiterentwickelt. Doch
meiner Meinung nach nicht zum positiven. Sie vertraut gerne mal den
falschen Personen, vielleicht auch aus Gewohnheit, weil sie diese
schon länger kennt.
Ich verstehe das Mena die Urne mit dem
Herz nicht aus den Augen lassen mag. Immerhin ist diese ihr Ausblick
auf eine bessere Zukunft für sich und ihr Kind. Zudem hat sie den
unbändigen Wunsch, Otto seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Doch
irgendwann war sie zu fokussiert darauf. Manchmal hatte es den
Anschein, als würde ihr die Urne mehr bedeuten als ihr noch
ungeborenes Kind. Und genau das Gegenteil sollte der Fall sein. Somit
ist dies ein weiterer Grund, weshalb mir Mena nicht so sympathisch
war. Sie hat ihrem Kind während der Schwangerschaft gefühlt keine
Liebe entgegengebracht, fast könnte man denken, dass Mena sich gar
nicht recht auf das Baby gefreut hat...
Zudem zeigte Mena immer weniger
Gefühle, nur am Ende des Romans war davon ein Hauch zu sehen. Sie
bekam etwas mechanisches, roboterhaftes, wirkte oft nicht lebendig
und hat mich mit ihrer Art gestört. Sie schien zu keinem wirklich
eine Bindung aufzubauen, man könnte dies höchstens bei einer Person
behaupten. Doch auch das kam nicht eindeutig rüber und viele Szenen
der Beiden erschienen etwas gekünstelt.
An sich war es klar, dass Mena einige
Feinde gestellt bekommt. So kommt eigentlich viel Spannung hinein,
man kann noch mehr mit den Haupthelden sympathisieren und mitfiebern.
Hier haben die Gegenspieler ganz schön genervt, sie haben sich teils
troddelig angestellt und manchmal konnte man ihre Motive und Pläne
nicht recht mitverfolgen. Sie waren keine guten Antagonisten, haben
nicht eindrucksvoll gewirkt und auch nicht verschlagen genug. Es gibt
lediglich eine Szene, in denen sie ziemlich respekteinflößend
auftraten, ansonsten war eher das Gegenteil der Fall.
Fazit:
So recht konnte mich das Buch nicht
überzeugen. Den Protagonisten fehlen nicht nur Emotionen, sondern
auch besondere Merkmale, die einen jeden Menschen auszeichnen. Auch
das Setting war nicht perfekt, die Szenen in der Schneelandschaft
haben mich ganz schön gestört. Dazu gibt es einige Ungenauigkeiten,
die das Lesen erschwert haben und so eigentlich nicht vorkommen
dürften.
Ich habe lange nachgedacht, was ich dem
Buch für eine Bewertung gebe. Ich habe nach positiven Aspekten
gesucht, doch die negativen überwiegen einfach. Nach der gelungenen
Leseprobe hatte ich wirklich mehr von der Handlung erwartet.
Bewertung: 2 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an die Lesejury, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
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