Titel: Die Frauen vom Alexanderplatz
Autorin: Elke Schneefuß
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 13.01.20
ISBN:
978-3-453-42356-5
Handlung:
Berlin 1918
Der Erste Weltkrieg ist endlich zuende,
doch in Berlin steht schon die Novemberrevolution vor der Tür. Für
die Stadt gibt es noch immer kein Aufatmen.
In dieser Zeit kehrt Hanna von ihrem
Dienst als Hilfsschwester zurück, in der Heimat hat sich einiges
geändert, familiär ist vieles gleich geblieben. Doch die junge Frau
hat schon Pläne für ihre Zukunft geschmiedet, nicht nur beruflich,
sondern auch privat. Einziges Problem an der Sache: Sind die Eltern
damit einverstanden und können sie Hannas Wünsche nachvollziehen?
Währenddessen hat sich Fritzi auf den
Weg nach Berlin gemacht. Sie will ihre Jugendliebe Benno zurück in
die Heimat holen, wo sie ihre gemeinsame Tochter bisher alleine
aufzieht. Zudem hofft sie auf ein Fortsetzen der Beziehung und malt
sich eine rosige Zukunft aus. Doch findet sie den Mann auch in der
großen Stadt?
Zur gleichen Zeit treffen die
Schneiderstochter Vera und besagter Benno aufeinander. Schnell ist
eine Anziehung vorhanden und die beiden verlieben sich. Können sie
einander trauen? Ziehen sie am selben Strang und hat ihre Liebe
überhaupt eine Chance?
Meinung:
Meinung:
Das Cover gefällt mir recht gut. Beherrscht wird es von einem strahlenden Blau, in dem sich sowohl die rote Farbe des Titels, aber auch die weißen Details am oberen Rand gut machen. Der untere Teil des Covers wird von einem Bild beherrscht, welches gleichzeitig modern, aber auch altmodisch ist. Im Hintergrund ist eine Szene aus einer Stadt zu sehen was sehr nostalgisch wirkt und eine gewisse Atmosphäre verströmt. Davor befindet sich, deutlich größer eine junge Dame, halb dem Leser zugewandt, welche nicht in der Originalszenerie vorkommt. Ich finde das etwas kritisch, es nimmt den altmodischen Charme der Alltagsszene und wirkt mir zu sehr eingefügt. Vielleicht wäre es schon besser gewesen, wenn die Dame stur nach vorn, auf die Szenerie geschaut hätte und ihr Gesicht nicht dem Leser offenbart.
Ursprünglich war mir der Name der
Autorin völlig unbekannt. Ich konnte mich nicht entsinnen, ihren
Namen schon mal gehört zu haben oder ein Buch von ihr gelesen zu
haben. Bis mir ein Buch im Regal ins Auge gefallen ist, welches von
Elke Schneefuss geschrieben wurde. Ich kann mich nicht recht an den
Inhalt entsinnen, ich habe das Buch sicherlich vor weit mehr als fünf
Jahren gelesen. Ich glaube aber mich daran zu entsinnen, dass ich es
damals recht gut fand.
So bin ich frei an das Lesen
herangegangen, auf das ich mich sehr gefreut habe. Mich hat das Buch
sofort angesprochen, das Cover finde ich ganz schick, die
Inhaltsangabe klingt vielversprechend und auch die Leseprobe hat mich
vollkommen überzeugt.
Es gibt einen überraschend aufregenden
Start in den Roman, direkt die erste Szene zeigt eindrucksvoll die
Lage in der Hauptstadt. Und genau das hat sich durch den Roman
gezogen: in fast jedem Abschnitt werden durch wenige Worte die
Stimmung und Situation in Berlin genau wiedergegeben. Das alles
wirkte sehr realistisch und auch die Sorgen und Nöte der Menschen
waren stark beschrieben, was fast schon einen eindringlichen
Charakter hatte.
An der Schreibweise habe ich nichts
auszusetzen. Sie war klar und flüssig zu lesen, immer wieder wurden
historische Details eingebunden. Es gab viele spannungs- und
stimmungsreiche Szenen, die das Lesen zum Vergnügen gemacht haben.
Die Kapitel hatten eine angenehme
Länge. Es war zwar nicht ganz einfach, mal eben einen Abschnitt zu
lesen, dafür waren sie einen Hauch zu lang, doch gerade richtig für
eine angenehme und ruhige Lesestunde.
Ich hatte absolut keine Probleme das
gerade gelesen zu verarbeiten, Entscheidungen zu verstehen oder
Zusammenhänge zu erfassen. Insgesamt fand ich die Handlung sehr
stimmig und bündig. Alles macht am Ende einen Sinn und ist in sich
geschlossen. Ich habe auch keine offenen Fragen mehr, sondern konnte
das Buch ganz beruhigt weg legen und mir Gedanken über die Rezension
machen.
Aufgeteilt werden die Erzählinstanzen
auf die drei Damen, welche schon im Klappentext Erwähnung finden:
Fritzi, Hanna und Vera. Es gibt regelmäßige Wechsel, keine kommt zu
kurz und man muss nie ewig auf neue Informationen warten. Alle drei
Schicksale der Damen standen im Vordergrund und waren eindeutig das
Hauptthema des Buches. Dies vermischt mit den historischen Fakten war
äußerst unterhaltsam, spannungsreich und atmosphärisch. Mir hat
diese Mischung richtig gut gefallen, genau das setze ich an Romanen
voraus.
Für mich ließ sich auch immer schnell
erkennen, aus welcher Sichtweise der folgende Abschnitt geschrieben
wurde. In jedem neuen Abschnitt fiel nach wenigen Sätzen schon der
Name der jeweiligen Dame, um die sich die folgende Handlung dreht.
Ich fand es schön, wenn sich manchmal,
vor allem am Ende die Wege einige Protagonisten gekreuzt haben. Oft
ist dabei nichts Bedeutendes vorgefallen, doch es war ein nettes
Detail, was die Handlung noch mal auf eine angenehme Weise verbunden
hat und zu einem runden Ende geführt hat.
Alle drei Spannungsbögen wurden
durchweg auf einem konstant guten Niveau gehalten. Ab und an gab es
auch mal einen ruhigeren Abschnitt, der Platz zum Nachdenken und
Verarbeiten gelassen hat. Stets gab es neue, überraschende
Wendungen, die gleichzeitig neue Fragen aufgeworfen haben. Doch immer
gab es eine plausible und recht ausführliche Lösung davon, sodass
man das Buch nach dem Lesen beruhigt zur Seite legen kann.
Auch waren die getroffenen
Entscheidungen stets nachvollziehbar, es lag ein natürliches Denken
und Handeln der Charaktere vor. So wurde dem Roman zusätzlich noch
mehr Bodenständigkeit gegeben, die Handlung erschien auch gleich
noch authentischer und wahrheitsgetreuer.
Im Grunde waren alle drei Damen sehr
sympathisch und liebenswert. Doch tatsächlich habe ich hier einen
heimlichen Favoriten: Hanna. Sie erschien mir am bodenständigsten,
war teilweise schüchterner und hatte ein ganz natürliches und
charmantes Auftreten. In einigen Aspekten habe ich mich in ihr
wiedererkannt und mit ihr am meisten symphathisiert. Hanna zeigt
eindringlich, dass man nicht unbedingt an Menschen festhalten soll,
die einem nicht gut tun und das es sich lohnt, für andere geliebte
Menschen zu kämpfen.
Vera weiß genau was sie will und sie
kämpft auch dafür. Das fand ich an ihrem Charaktere große Klasse.
Sie erschien mir von den drei Hauptprotagonistinnen als die Taffste
und Stärkste. Vera hat den Krieg in Berlin miterlebt, musste nicht
nur um das Überleben von ihr und ihrer Mutter kämpfen, sondern
erlebt nach dem Krieg in ihrem Bruder eine andere Person. Sie muss um
Rechte und ihre Stimme in der Familie kämpfen, was sie
wahrscheinlich so stark gemacht hat. Oft erscheint es, als könne die
junge Frau nichts aus der Bahn werfen. Ich mochte an ihrem Charakter
sehr, dass sie nicht einfach aufgibt, sondern sich auch mit anderen
anlegt und ihre Meinung offen wiedergibt und verteidigt.
Fritzi war oft ein wenig das Mädchen
vom Lande, was ihrem positiven und freundlichen Auftreten keineswegs
geschadet hat. Im Gegenteil, ich glaube das hat sie zusätzlich
nochmal besonders gemacht und von den anderen beiden Mädels
abgegrenzt. Bei ihr war gut zu sehen, dass man manchmal den
vergangenen Tagen hinterherrennt und dabei die Augen nicht für das
Jetzt öffnet. Ich glaube das ist auch ein sehr natürliches
Verhalten der Menschen, worin sich viele ein wenig wiederkennen.
Insgesamt gesehen vermitteln die
Charaktere der drei Damen bestimmte Aspekte, die menschlich sind und
eventuell dem Leser einen Spiegel vorhalten. Mir gefällt das, so
kommt man selbst auch etwas zum nachdenken und schätzt manche
Situationen anders ein.
Fazit:
Sehr schnell hat mir das Buch gut
gefallen und bis zum Ende hat sich meine Meinung nicht geändert. Mir
hat die Schreibweise richtig gut gefallen, die Handlung wurde stets
spannend und abwechslungsreich kreiiert. Dazu gibt es äußerst
sympathische und liebenswerte Charaktere, besonders mit den drei
Hauptcharakteren kann man leicht eine Bindung aufbauen und sie
gedanklich unterstützen.
Ich habe mir viel von dem Buch
versprochen, hatte hohe Erwartungen, die vollkommen erfüllt wurden.
Mir fällt wirklich kein Aspekt oder Detail ein, welches nicht
hundertprozentig gepasst hat. Deshalb kann ich nur eine große
Empfehlung aussprechen und ich werde in Zukunft nicht nur nach neuen
Büchern der Autorin aushalten, sondern auch das, welches ich bereits
besitze, nochmal lesen.
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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