Titel: Wir sehen uns unter den Linden
Autorin: Charlotte Roth
Verlag: Knaur TB
Seitenanzahl: 528 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 01.04.2019
ISBN:
978-3-426-52235-6
Handlung:
Berlin, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Susanne, gerade mal 16 Jahre alt, kommt
nach einem normalen Schultag nach Hause und ihre ganze Welt gerät
ins Schwanken.Vor ihren Augen wird ihr Vater erschossen, weil er
gegen das Naziregime war. In diesem Moment beschloss Sanne, alles
mögliche zu tun, dass die Welt ein besserer Ort wird. Nach
Kriegsende widmet sich Sanne dem Aufbau eines neuen Deutschland mit
voller Kraft und kämpft für ihre Überzeugungen. Dabei vergisst sie
manchmal die Freuden des Lebens, welche ihr erst durch den stets gut
gelaunten Kelmi aufgezeigt werden. An seiner Seite verlebt Sanne
interessante Stunden und beginnt, einiges in ihrem Leben zu
überdenken. Irgendwann verschärft sich auch die politische
Situation in Berlin und schließlich kommt der 13. August
1961...
Meinung:
Meinung:
Das Cover finde ich recht hübsch gestaltet, es sieht ziemlich schlicht aus und wirkt ernsthaft, was hervorragend zu dem Inhalt passt. Alle Farben harmonieren gut miteinander, besonders schön finde ich das strahlende Rot, welches Schwung in das Cover bringt. Trotzdem fehlt mir noch ein kleines Detail, was mich in einer Buchhandlung dazu zwingen würde, genau dieses Buch in die Hand zu nehmen. Was genau dabei fehlt, kann ich leider nicht benennen.
Von der Autorin habe ich bisher noch
kein Buch gelesen gehabt, jedoch waren mir andere Titel ihrer Bücher
geläufig und zu ein-zwei der Werke hatte ich mir auch schon mal ein
paar Meinungen durchgelesen. Auf jeden Fall war ich sehr gespannt,
welche Geschichte sie hier erzählen wird und bin voller Energie in
die Handlung gestartet.
Allein der erste Abschnitt des Romans wurde so gefühlvoll geschrieben, dass man als Leser mit Sanne mitgelitten hat und auf den großen Paukenschlag gewartet hat. Und genau das hat sich über die gesamte Handlung erstreckt. An vielen Stellen wurde alles so stimmungsvoll wiedergegeben, dass man selbst als Außenstehender mitgerissen wurde und sich gefreut, aber auch mitgelitten hat.
Allein der erste Abschnitt des Romans wurde so gefühlvoll geschrieben, dass man als Leser mit Sanne mitgelitten hat und auf den großen Paukenschlag gewartet hat. Und genau das hat sich über die gesamte Handlung erstreckt. An vielen Stellen wurde alles so stimmungsvoll wiedergegeben, dass man selbst als Außenstehender mitgerissen wurde und sich gefreut, aber auch mitgelitten hat.
Der neue Roman von Charlotte Roth wurde
in acht Teile gegliedert, die sich über einen Zeitraum von 33 Jahren
erstrecken. Anfangs ist man ein heimlicher Beobachter bei dem
Kennenlernen von Sannes Eltern, dann begleitet man das Kind Sanne
zusammen mit ihren Eltern bei schönen, aber auch traurigen Momenten.
Und zu guter Letzt verbringt der Leser mit der erwachsenen Sanne
Zeit, die genaue Ziele hat und durch einen Koch aus dem Westen ihr
Weltbild in Frage stellt.
Ich fand die Erzählzeit über einen so
langen Zeitraum richtig gut, man hat verschiedene Stadien von
Deutschland miterlebt und genau das gilt auch für die Protagonisten.
Einige begleiten uns als Leser durch den ganzen Roman und so kann man
deutlich sehen, ob und in welcher Form eine Entwicklung vorhanden
ist. Natürlich ist diese Veränderung bei Sanne am deutlichsten zu
sehen, sie wird von einem ruhigen, aufgeschlossenen Kind zu einer
Erwachsenen, die zwar Ziele hat, mit der Zeit aber beginnt, diese
kritisch zu hinterfragen.
Bei dem Schreibstil bin ich etwas
zwiegespalten. Meistens fand ich ihn richtig gut und flüssig lesbar,
hatte absolut nichts daran auszusetzen. Und dann kamen wieder einige
Abschnitte, die mir zu kastig beschrieben wurden und welche ich
mehrmals lesen musste, um alle Details aufnehmen zu können. Dies kam
meistens dann vor, wenn innerhalb von wenigen Sätzen viele
historische Details eingebracht wurden. Am Ende hat mich das dann
nicht mehr so gestört, ich hatte mich daran gewöhnt und dadurch
wurde der Text nochmals anspruchsvoller.
In die Handlung eingebunden wurde eine
unglaubliche Fülle an Fakten und Details, welche sehr umfangreich
ist. In fast jedem Kapitel wurden historische Zusammenhänge
eingebunden, die gut erklärt wurden und viel Wissen an den Leser
gegeben haben. Manchmal habe ich mir fast gewünscht, mal ein ruhiges
Kapitel zu haben, wo man nicht voller Konzentration lesen muss, um
das Genannte vollkommen aufzunehmen. Doch gleichzeitig liegt darin
der Reiz des Buches. Auf den 528 Seiten wurden so viele Details
genannt, die alle Hand und Fuß haben und plausibel erklärt wurden.
Beim Lesen hatte ich richtig das Gefühl, mein Wissen zu erweitern
und es wurden Dinge angesprochen, von denen ich bisher noch nie etwas
gehört hatte. Dafür, dieses Wissen so exakt in den Roman
einzubringen und an den Leser zu vermitteln, hat die Autorin meinen
größten Respekt!
Zuletzt möchte ich nur noch zu den
Protagonisten ein paar Zeilen schreiben. Lange Zeit fand ich Sanne,
ihre Familie mit Mutter, Vater und Tante unglaublich sympathisch und
habe begonnnen, sie zu mögen. Doch je älter Sanne wurde, desto
kritischer habe ich sie betrachtet und desto größer wurden meine
Probleme mit ihr. Sie hat für mich zu wenig die Stimme erhoben und
zu viel mit sich machen lassen, was ihr im Grunde gar nicht gefallen
hat. Sei es eine Rede zu halten oder mit den Genossen
zusammenzusitzen. Sanne hat vieles hingenommen und erst danach
gedacht, warum sie das gemacht hat. Dadurch erhielt ihr Charakter
etwas willenloses und abwesendes. Sie hat sich von einem reizenden
kleinen Mädchen zu einer komplizierten, leisen Frau entwickelt, die
mit zunehmender Handlung ihre Sympathie verloren hat.
Weiterhin steht Kelmi ziemlich im
Mittelpunkt und mit ihm wurde ich absolut nicht warm. Während ich
seinen ersten Auftritt noch okay fand, wurde er mir schnell
unsympathisch und zu aufdringlich. Ich mochte seinen Charakter und
sein Auftreten nicht, es war zu gewollt und penetrant. Irgendwann
hatte ich mich zwar mit ihm arrangiert, Kelmi wurde aber nie zu einem
Charakter, den ich mochte.
Im starken Gegensatz dazu standen die
Nebencharaktere. Sie waren abwechslungsreich, lebendig und meine
absoluten Favoriten. Ich fand ihre Auftritte gut und sie waren besser
durchdacht, als Sanne oder Kelmi. Ganz besonders hat es mir Hille
angetan, sie war ein unglaublich starker Charakter, der viel
durchgemacht hat und nur selten den Kopf hängen lassen hat.
Fazit:
Anhand der Fülle von Informationen
habe ich viel Zeit mit dem Buch verbracht, musste es immer mal wieder
weglegen, um mir das Gelesene einzuprägen oder darüber
nachzudenken. Besonders durch die historischen Details hat der Roman
bei mir viele Pluspunkte gesammelt und zusammenfassend hat mir die
Handlung auch richtig gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist die
Darstellung von Sanne und Kelmi, die mir als Hauptprotagonisten nicht
angenehm waren, mehr Lebendigkeit gebraucht hätten.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
1 Kommentar:
Hallo Mary Sophie,
ich freue mich, dass dir das Buch auch gut gefallen hat, auch wenn du ein paar Kritikpunkte hast. Mittlerweile habe ich alle Bücher der Autorin gelesen und kann dir sagen, dass sie einfach grandios sind! Alles sind Bücher #GegenDasVergessen, doch jedes ist anders und doch ganz besonders.
Ich habe deine Rezi bei mirverlinkt. Freue mich auf deinen Besuch!
GlG, monerl
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