Titel: Henkersmarie
Autorin: Astrid Fritz
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-499-26840-3
Handlung:
Maria wird um 1528 als Tochter des
Rothenburger Scharfrichters geboren. Zusammen mit ihren beiden
Brüdern wächst sie in einfachen Verhältnissen heran und wird schon
im Kindesalter damit konfrontiert, dass die Bürger die
Henkersfamilie scheuen und meiden. Doch bisher ist Maria noch zu
jung, um die Geschichte ihrer Herkunft zu verstehen. Auch über den
Beruf des Vaters besitzt sie nur wenige Kenntnisse.
Dies ändert sich, als sich der Vater
dazu entschließt, seine einzige Tochter mit auf eine Hinrichtung zu
nehmen. Maria ist entsetzt von den Szenen, die sich vor ihren Augen
abspielen. Sie ist fest dazu entschlossen, aus dieser Welt
auszubrechen und ein anderes Leben zu führen. Ein Leben, in dem sie
zu den normalen Bürgern gehört und sich nicht mehr als
Henkerstochter zu erkennen lassen hat. Doch ihre Eltern haben andere
Pläne mit der Tochter. Sie planen die Hochzeit von Maria mit dem
Freiburger Henker. Wird es Maria gelingen, sich ihrem Schicksal zu
entziehen?
Meinung:
Seitdem ich das erste Mal den Klapptext gelesen hatte, ging mir der Roman einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er hat mich sofort angesprochen und am liebsten hätte ich ihn mir sofort gekauft, um in die Geschichte einzutauchen. Doch erst vor einigen Wochen hatte ich mir den Roman dann tatsächlich gekauft und mich riesig darauf gefreut, endlich mit dem Lesen zu beginnen und mich davon zu überzeugen, ob die Geschichte wirklich so spannend ist, wie ich es mir vorgestellt habe.
Schon nach wenigen Seiten hat mir die
Geschichte gut gefallen und ich habe mich auf das Weiterlesen
gefreut. Dazu beigetragen hat besonders die tolle Schreibweise,
welche ein flüssiges Lesen ermöglicht hat und die Ereignisse
eindrucksvoll dargestellt hat. Außerdem wurden noch Begriffe
eingebunden, die aus der Zeit des Mittelalters stammen und dem ganzen
Roman viel Authentizität verliehen haben. Alle Begriffe, die
heutzutage nicht mehr umgangssprachlich sind, wurden im Glossar
erklärt, welches sich am Ende des Romans befindet.
Meine Erwartungen an dem Roman waren
andere. Ich hatte erwartet, dass man als Leser Maria in einem
jugendlichen und für die damalige Zeit heiratsfähigen Alter
kennenlernt und während dieser Zeit ihren Kampf gegen die
gesellschaftlichen Konventionen miterlebt. Doch die Geschichte war
anders und hat mich positiv überrascht. Man lernt Maria als kleines
Kind von fünf Jahren kennen und kann ihr beim auwachsen und
erwachsen werden zusehen. Dabei fand ich es sehr gelungen
dargestellt, wie sich das Mädchen verändert hat und reifer geworden
ist. Ein Stück lernt man den ersten Teil von Marias Lebensgeschichte
kennen, von einem zarten Alter von fünf Jahren, bis zu ihrem 18
Lebensjahr.
Die Protagonisten fand ich alle sehr
lebendig und einzigartig, besonders gefallen hat mir der Einblick in
das Leben einer Henkersfamilie mit allen positiven, aber auch
negativen Aspekten. Die Dynamik, welche in der Familie von Maria
geherrscht hat, empfand ich als authentisch und eindrucksvoll
dargestellt. Es wirkte sehr natürlich und nicht gestellt oder zu
erfunden.
Besonders die erwachsenen Charakter
sind sich selbst treu geblieben und haben ihre Prinzipien verfolgt.
Die kindlichen Personen, allen voran Maria und ihre beiden Brüder
haben eine Wandlung vollzogen und verschiedene Phasen durchgemacht,
eh sie sich am Ende selbst gefunden haben.
Astrid Fritz ist es gelungen, das
Schicksal einer Henkersfamilie eindringlich wiederzugeben und nicht
zu beschönigen. Mir war schon vor dem Lesen des Romans bewusst, dass
die Familien gemieden und von dem Volk gefürchtet wurden. Jedoch
waren auch viele Aspekte dabei, die mir unbekannt waren, u.a. dass
die Henker auch noch diverse andere Aufgaben hatten, u.a. hatten sie
die Aufsicht über die Prostituierten in der Stadt und waren dafür
zuständig, um tote Tiere zu entsorgen. Auch von der Gesellschaft
wurden sie gemieden, durften die Kirchen erst betreten, wenn alle
anderen Bürger ihren Platz eingenommen hatten oder durften bestimmte
Kneipen gar nicht erst betreten oder mussten viel Abstand zu den
anderen Bürgern halten. Hierbei gab es immer wieder Erwähnungen
dessen, dass sich kein Henker sein Amt aussuchte, sondern dies
vererbt wurde. Diesen Fakt finde ich unglaublich wichtig und musste
ihn mir während des Lesens immer wieder selbst vor Augen
führen.
Fazit:
Meine hohen Erwartungen an den Roman wurden
vollkommen erfüllt. Er hat mich nicht nur wunderbar unterhalten,
sondern mir gleichzeitig auch neue Fakten vermittelt, die mir vorher
unbekannt waren. Ein toller Roman, der eindrucksvoll das Leben einer
Scharfrichterfamilie wiedergibt!
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
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