Dienstag, 5. Oktober 2021

Rezension: Der Ort der verlorenen Herzen von Claire Stihlé

Titel: Der Ort der verlorenen Herzen
 Autorin: Claire Stihlé
 Verlag: Droemer Taschenbuch
Seitenzahl: 272 Seiten
 Preis: 14,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.09.2021
ISBN: 978-3-426-30814-1
 
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Handlung

Anouk verbringt schon seit Jahren das Weihnachtsfest allein. Sie hat keine Familie und insgesamt nur wenige Gründe, sich auf diese besondere Zeit des Jahres zu freuen. Daher überrascht es Anouk sehr, als sie in der Post einen Brief von einem gewissen Antoine erhält. Er besitzt mittlerweile das Chalet, was vor vielen Jahren ihren Eltern gehört hat und er hat es zu einem Refugium für Singles umgebaut. Und seine Mission ist es, zu Weihnachten Menschen in dem Haus zu versammeln, die ansonsten ein paar einsame Festtage erleben würden. Kurzerhand nimmt Anouk die Einladung an und außer ihr finden sich noch vier weitere Gäste in dem Chalet ein. Sie alle stehen an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben und sie betrachten einander anfangs mit Argwohn. Als allerdings ein schwerer Schneesturm das Haus von der Außenwelt abtrennt findet eine langsame Annäherung der Gäste statt. Ob die Personen vielleicht doch noch den Zauber der Weihnacht spüren und dadurch sehen, dass sie nicht allein auf der Welt sind?

Meinung

Das Cover trifft genau meinen Geschmack. Ich mag es unheimlich gern, finde es sowohl von der Darstellung, als auch von den Farben her sehr ansprechend und schick! Der Hintergrund wird von einem angenehmen und nicht zu kühlen Weiß beherrscht. In der Mitte des Covers gibt es einen Kreis mit winterlichen Verzierungen in Form von grünen Blättern und roten Beeren, was zusammen einen Mistelzweig darstellen könnte. Außerdem ist noch ein kleines Häuschen zu sehen, welches das Chalet, den Ort der verlorenen Herzen darstellen soll. Insgesamt entsteht somit ein wunderschönes und stimmiges Gesamtbild, welches mir wirklich gut gefällt!

Mir ist das Buch bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, später ist es mir bei Vorablesen ins Auge gesprungen und immer wieder haben das Cover, aber auch die Inhaltsangabe mein Interesse geweckt. Ich mochte einfach die Idee hinter der Geschichte und hatte mir vorab bereits einige Gedanken über die Handlung gemacht. Daher war es eine große Freude für mich, das Buch vom Droemer Knaur Verlag als Rezensionsexemplar zu erhalten, in die Erzählung einzutauchen und zu schauen, ob meine Vermutungen zutreffen könnten:)

Die ersten Seiten des Buches waren vielversprechend, jedoch brauchte ich einen Moment, um mich an die Situation und die Ereignisse zu gewöhnen. Das ging glücklicherweise schnell vonstatten und ich konnte mich schnell und problemlos auf die Geschichte einlassen. Insgesamt bin ich mit dem Lesen flott vorangekommen, die Sprache gestaltet sich als sehr angenehm, die Handlung ist angenehm ruhig und mit ausgewählten kleinen Highlights versehen und die Figuren treten abwechslungsreich und interessant auf!

Meine erwähnten Vermutungen waren übrigens alle hinfällig. Die Geschichte gestaltet sich als deutlich vielfältiger und anders, als ich es gedacht hatte. Sie ist keine typische Winter-/ Weihnachtsgeschichte, die ich zugegebenermaßen irgendwie erwartet hatte, sondern sie geht mehr in die Tiefe, beschäftigt sich mit verdrängten oder noch offenen Ängsten der Figuren und besitzt eine vollkommen andere Stimmung, als ich erwartet hatte. Und obwohl meine Erwartungen komplett ins Leere gingen, konnte mich die tatsächliche Handlung auf ihre Weise überzeugen.

Mir hat die Sprache gut gefallen. Sie wirkte zwar recht nüchtern und hält den Leser ein wenig auf Abstand, aber genau das hat für mich das Buch ausgemacht. Zwar war es mir nie möglich, zu den Figuren eine Bindung aufzubauen, allerdings war es interessant, sie von einem neutralen Beobachter-Posten zu verfolgen und zu schauen, wie sie sich entwickeln.

Ich empfinde die Sprache als einfach gehalten und dadurch leicht verständlich. Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen ausgelesen gehabt, was zeigt, wie gut ich durch die Geschichte gekommen bin. Es gibt schöne Umschreibungen von den Handlungsorten, die eingängig und doch farbenreich beschrieben sind. Auch die Stimmung wurde ganz besonders dargestellt, sie ist einzigartig gelungen und ein Punkt des Buches, der mich sehr überrascht hat.

Unterteilt wird der Roman in zwei Teile, zwischen diesen vergehen zwei Jahre. Mit so einem zeitlichen Sprung hatte ich absolut nicht gerechnet, meine Vorstellung war es, dass im Verlauf der Handlung nur wenige Tage vergehen und sich dabei auf das Weihnachtsfest konzentriert wird. Ich muss sagen, dass mir der erste Teil deutlich besser gefallen hat. Er war abwechslungsreicher und tiefgründiger, zudem finde ich, dass der Zeitsprung für meinen Geschmack nicht perfekt ist. Zu viele Fragen aus dem ersten Teil bleiben unbeantwortet und werden im Folgenden nicht noch einmal aufgegriffen, was zwar offensichtlich so gewollt ist, mich aber nicht ganz zufriedenstellt.

Im ersten Teil wechseln sich die normalen Kapitel mit Tagebucheinträgen ab, die einige Jahre vor der eigentlichen Handlung spielen. Anfangs wirken diese noch mysteriös, schnell hatte sich in meinem Kopf ein Gedanke verfestigt, wie die Abschnitte zusammenpassen. Irgendwann wurde dies dann immer offensichtlicher, trotzdem habe ich mich gefragt, wie das Geheimnis der Notizen mit der Geschichte um Anouk schließlich verbunden wird. Mir hat diese Abwechslung auf jeden Fall gefallen, sie hat gut gepasst und der Handlung noch einen mysteriöseren Charakter verliehen.

Ich empfand die Erzählung als stimmungsvoll. Diese tauchen zahlreich auf, haben bei mir aber keine weihnachtliche Stimmung verbreitet, wie ich es mir vorgestellt hatte. Stattdessen habe ich immer eine kühle Atmosphäre aufgenommen, die mich häufig stutzig gemacht hat und dazu geführt hat, dass ich keinem Protagonisten so richtig getraut habe. Daher habe ich viele Aktionen sehr genau und auch kritisch betrachtet und war immer auf der Hut, unsicher darüber, was noch geschehen wird.

Lediglich in der Wohnung von Anouk habe ich eine andere Stimmung wahrgenommen. Diese war überraschenderweise sehr freundlich und einladend, ja auch von warmer Natur. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet und es hat definitiv dabei geholfen, dass ich Anouk auch mal von einer anderen Seite wahrgenommen habe. Ich empfinde die gesamte Stimmung als einzigartig und sie ist ganz hervorragend gelungen!

Das Setting gefällt mir richtig gut. Von jedem Schauplatz hatte ich sehr lebendige und farbenfrohe Bilder vor Augen, die dazu geführt haben, dass die Geschichte teilweise wie ein Film vor meinen Augen ablief. Das war sehr angenehm und verlockend und ich bin selbst davon überrascht, wie gut ich mir die einzelnen Handlungsorte vorstellen konnte. Egal, ob es sich um Gebäude oder um Szenen in der Natur / der Stadt handelt, allesamt haben eine wunderbare Beschreibung erhalten, die interessant und aussagekräftig ist und die einzelnen Orte perfekt voneinander unterschieden hat.

Ich bin davon überrascht, was für vielfältige Charaktere im Verlauf der Handlung auftreten. Eine jede Person hat eine unglaublich tiefgründige und abwechslungsreiche Zeichnung erhalten, ihre Handlungen und Aussagen sind absolut nicht vorhersehbar und sie können daher immer wieder verblüffen und eine neue Seite von sich zeigen. Obwohl sie charakterliche Merkmale erhalten haben, sind sie schwierig einzuschätzen und ich konnte zu keinem einzigen einen Zugang finden. Dafür wurden ihre Wesen ein bisschen zu mysteriös und nicht offen genug. Bei vielen hatte ich das Gefühl, dass sie ihre Geheimnisse haben, die sie dem Leser allerdings nicht mitteilen. Das war spannend zu betrachten und ich mag die Mischung an komplett verschiedenen Charakteren, die auftreten!

Fazit

Eingangs hatte ich erwähnt, dass meine Erwartungen in eine vollkommen andere Richtung gingen. Diese habe ich schnell fallengelassen und habe mich auf die tatsächliche Geschichte eingelassen. Abschließend kann ich sagen, dass mir der Roman gut gefallen hat und es sehr interessant zu verfolgen war, wie sich die Figuren, aber auch die Handlung entwickeln. Viele Aussagen, aber auch Ereignisse kamen sehr überraschend und die Spannung befindet sich dadurch auf einem hohen Niveau.

Einzig der zweite Teil des Buches hat nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Ich empfinde den Übergang vom ersten zum zweiten Teil zu abrupt und auf einige Fragen wurden leider nicht geklärt. Ansonsten ist es eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte, die mir spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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