Titel: Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
Autorin: Caren Benedikt
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 528 Seiten
Preis: 15,00 €
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
ISBN: 978-3-7645-0707-7
Handlung:
Rügen 1924
Nach
all den Jahren kann Bernadette von Plesow eine erfolgreiche Bilanz
ziehen. Sie führt mit dem Grand Hotel das erste Haus am Platz,
dieses ist gut gebucht und genießt einen hervorragenden Ruf. Und
auch privat hat Bernadette hier wunderschöne Stunden verbracht. Sie
hat dort einige Jahre mit ihrem Mann gelebt und ihre Kinder
großgezogen: Alexander, der Erbe des Grand Hotels, Constantin, der
sich ein Hotel und Variete in Berlin aufgebaut hat und die einzige
Tochter Josephine die künstlerisch begabt ist aber noch nicht weiß,
was sie in der Zukunft anstreben will.
Zudem
hat Bernadette das große Glück, mit ihren Angestellten mehr als
zufrieden sein zu können. Allen voran mit dem Zimmermädchen Marie,
die stets gut gelaunt ist und eine fantastische Arbeit leistet.
Eigentlich
könnte Bernadette vollkommen glücklich sein. Sie hat eine neue
Liebe gefunden und ihre Kinder gehen ihrer eigenen Wege. Doch eines
Tages steht ein Mann im Hotel, der ein Geheimnis aufzudecken droht,
welches eigentlich nie ans Licht kommen sollte...
Meinung:
Meinung:
Das Cover ist einfach wunderschön. Es wirkt herrschaftlich, edel und hat Klasse. Im Grunde gibt es also genau das wieder, für was das Grand Hotel steht. Nicht nur wirkt das Bild sehr idyllisch, auch die Farben harmonieren perfekt miteinander und laden zum Träumen ein. Besonders schick finde ich die goldene Schrift. Sie ist nochmal ein besonderer Hingucker und mit Struktur aufgedruckt, was ich immer schick finde!
Insgesamt
ein sehr gelungenes Bild, welches auffallend ist und aus der Masse
heraussticht. In einer Buchhandlung wäre es mir definitiv
aufgefallen und ich hätte das Bedürfnis verspürt, das Buch in die
Hand zu nehmen.
Schon
längere Zeit habe ich auf den Erscheinungstermin des Romans
hingefiebert. Seitdem ich das Cover gesehen und die Inhaltsangabe
erstmals durchgelesen habe konnte ich es kaum abwarten, das Buch
selbst in den Händen zu halten. Und immer wenn ich bei Instagram
gesehen hatte, dass manche das Buch vorab lesen durften, wurde ich
verdammt neidisch. Am Ende hatte ich das große Glück, bei
Lovelybooks an einer Leserunde teilzunehmen und so auch über die
Handlung diskutieren zu können. Das fand ich wirklich angenehm, es
gab doch einiges, worüber ich mich austauschen wollte und die
Meinungen anderer wissen wollte.
Von
der ersten Seite an hat mir die Schreibweise richtig gut gefallen. Es
gibt einen angenehmen Start in den Roman, der Prolog bietet einiges
an Spannung und wirkt anregend, man hat folgend noch mehr Lust
darauf, einfach weiterzulesen. Danach hat man Zeit um sich an das
Setting, die ganze Situation und die Charaktere zu gewöhnen. Man
wird nicht ins kalte Wasser gestoßen, es gibt zahlreiche
Beschreibungen und Hintergrundinformationen, die man wie Puzzlestücke
zusammenfügen kann.
Jede
Szene wurde sehr bildhaft und lebendig beschrieben, sodass man sich
nicht nur das Setting, sondern auch die Charaktere gut vorstellen
konnte. Zudem war eine Lebendigkeit herauszulesen, die dem Roman sehr
gut getan hat und die Geschichte wirkte dadurch noch authentischer.
Es
gibt verschiedene Handlungsstränge. Sei es der von Constantin in
Berlin oder die von Bernadette, Alexander und Josephine in Binz. Aus
der Familie von Plesow kommt lediglich Alexander mit seiner Familie
nur wenig zu Wort, er steht eher im Hintergrund und wird nicht so
sehr in die Handlung eingebunden. Diese Kapitel der Familie haben mir
richtig gut gefallen. Sie haben immer mal ein paar Fragen offen
gelassen und somit zum weiterlesen, aber auch zum spekulieren
animiert. Diese Kapitel haben alle einen tieferen Sinn gehabt und
ließen sich auf eine bestimmte Art miteinander verbinden.
Dazu
gibt es ab und an noch andere Kapitel von Gästen oder von dem
Zimmermädchen Marie. Auch diese haben zueinander gepasst und ließen
sich in die gesamte Handlung einordnen. Gerade bei Marie mochte ich
die andere Seite ihres Lebens. Es war interessant zu hören, was sie
von den von Plesows hält und in was für einfachen Verhältnissen
sie eigentlich lebt. Dieser Unterschied zwischen dem Hotel und Maries
Familie war drastisch und zeigte verschiedene Seiten der Bevölkerung.
Lediglich
mit einer Sichtweise hatte ich Probleme. Ich will dazu keinen Namen
verraten, nur so viel sei gesagt: es war eine nette, aber
schockierende Nebenhandlung. Doch es wirkte auch etwas willkürlich,
hatte nicht direkt etwas mit dem Grand Hotel oder den von Plesows zu
tun. Daher hatte ich Schwierigkeiten, diese Ereignisse sinnvoll
einzuordnen und darin einen Sinn für die weitere Handlung zu finden.
Diese Kapitel hätte ich nicht zwingend gebraucht, sie haben dem
Roman lediglich mehr Umfang gegeben.
Es
gibt zwei Handlungsorte auf die sich die Ereignisse aufteilt. Der
größere Teil der Handlung findet im Ostseebad Binz statt. Dort
spielt so gut wie jedes Kapitel im titelgebenden Grand Hotel, dem
grandiosen und exklusiven Hotel von Bernadette von Plesow. Dort lernt
man sowohl das Hotel, als auch das Büro der Chefs kennen, sowie
einige Gästezimmer und das Restaurant kennen. Lediglich die Orte des
Personals werden nicht näher beschrieben. Ich habe das Hotel, aber
auch die Räumlichkeiten lebendig vor mir gesehen und konnte mir auch
die Charaktere in dieser Umgebung sehr gut vorstellen. Gerade durch
genannte Details wie das Meeresrauschen oder den Akkordeonspieler
gewann das Setting an viel Charme. Wahrlich traumhaft!
Doch
auch der zweite Handlungsort, Berlin, konnte mit seiner besonderen
Aura bestechen. Es gab einen angenehmen Unterschied zwischen dem
ruhigen Binz und dem aufregenden Berlin, es werden zwei Welten
beschrieben, die beide ihre Reize, aber auch Nachteile haben.
Mir
hat auch der Handlungsort Berlin gefallen, doch irgendwie war dort
häufig ein dunkler Schleier dabei, die Stadt erschien mir nie
sonderlich strahlend oder bunt. Dabei herrschen die goldenen
Zwanziger, die Menschen wollten und haben sich vielfältig amüsieren
können. Mit den Berlin Kapitel geht meist eine gewisse Tristesse
daher, die nochmal den Unterschied zum farbenfrohen und sonnigen Binz
verstärkt.
Es
gibt eine Vielzahl an Personen, doch tatsächlich hatte ich nicht
einmal Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten oder
wiederzuerkennen. Dafür war ein jeder zu gut und abwechslungsreich
gezeichnet. Oft wurde man von der Autorin leicht gelenkt, ob man
einen Protagonisten nun sympathisch oder unsympathisch einschätzt,
manchmal wird man auch lange Zeit geschickt getäuscht und erkennt
dann plötzlich das wahre Gesicht. Ich hätte mir allgemein
gewünscht, dass es dem Leser mehr selbst überlassen ist, wie er
eine Person einschätzt. Vielleicht wäre eine objektivere
Beschreibung vonseiten des Erzählers angebrachter.
Im
Zentrum des Geschehens steht stets die verwitwete Bernadette von
Plesow, ein Inbegriff einer erfolgreichen Geschäftsfrau und einer
gesellschaftlich angesehenen Dame. Über ihre Person kann man einiges
schreiben, sie ist einerseits sympathisch, doch gleichzeitig scheint
sie ein recht kaltes Herz gegenüber ihren Kindern zu haben. Nur
selten kann man sich in ihrer Person eine liebende Mutter vorstellen.
Sie ist eine starke Person, die man einerseits nur bewundern kann für
ihr Geschick, doch gleichzeitig gibt es auch viele Handlungen, die
man nicht gutheißen kann. Stets ist man von ihr hin- und hergerissen
und ich habe häufig meine Meinung über sie gewechselt. Auch am Ende
finde ich sie, trotz ihrer Machenschaften faszinierend und freue mich
auf ein Wiedersehen.
Auch
ihre Kinder konnten meine Sympathie nie vollkommen erlangen, alle
hatten Züge an sich, die ich negativ empfunden habe. Am wenigsten
Beachtung bekam Alexander, über ihn kann ich mir auch am Ende nur
schwer eine Meinung bilden. Dafür tritt er zu wenig auf, ist nicht
so willensstark wie seine restliche Familie und kommt auch vom
Charakterrecht blass daher.
Constantin
ist ein abwechslungsreicher Charakter mit mehreren Gesichtern, dem
man nie vollkommen trauen darf. Ich mochte seinen variablen Charakter
meist recht gerne, er hat zwar einige negative Geschäfte im
Hintergrund laufen, doch man merkt, dass sein Grundwesen positiv ist.
Tatsächlich ist er mein Lieblingscharakter. Constantin verströmt
einen gewissen Charme, der sehr einnehmend ist.
Josephine
finde ich etwas zu ziellos. Sie ist für mich der Inbegriff eines
reichen, gesellschaftlich angesehenen Mädchens, welches viele
Ambitionen hat, diese aber nicht wirklich umsetzt. Oft finde ich sie
etwas zu nörglerisch und schwierig, manchmal wäre es positiv
gewesen, wenn ihr mehr Menschen offen die Wahrheit sagen
würden...
Fazit:
Fazit:
Meine
Vorfreude auf das Buch war zu weiten Teilen mehr als angebracht. Im
Grunde hat mich das Buch umgehauen, ich bin so froh es gelesen zu
haben und kann schon jetzt die Zeit bis zur Fortsetzung nicht mehr
abwarten. Mir haben die Protagonisten hervorragend gefallen, gerade
der Charakter von Bernadette war ganz besonders, über sie kann man
wahrscheinlich Studien schreiben. Auch das Setting und die
Schreibweise hat mich vollkommen überzeugt. Und eigentlich mag ich
auch, dass verschiedene Erzählperspektiven gewählt wurden und sich
so mehrere Erzählstränge ergeben. Doch mit einem kann ich auch am
Ende nicht sehr viel anfangen, er passt nicht direkt zur Familie von
Plesow. Dafür, aber auch für die leichte Führung der Erzählinstanz
zwecks Sympathien bei den Charakteren ziehe ich einen halben Stern
ab. Im Grunde ist das Meckern auf hohem Niveau, doch diese beiden
Punkte liegen mir auf dem Herzen und haben mich auch während dem
Schreiben dieser Rezension nicht losgelassen. Und so hat die
Fortsetzung die Möglichkeit diese kleinen Fehler auszumerzen und
mich noch mehr überzeugen zu können!
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Blanvalet Verlag, sowie Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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