Titel: Café Engel - Eine neue Zeit
Autorin: Marie Lamballe
Verlag: Bastei Lübbe Taschenbuch
Seitenanzahl: 559 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 978-3-404-17748-6
ISBN: 28.02.2019
Handlung:
Wiesbaden 1945
Hilde und ihre Mutter Else fürchten
bei jedem Bombenangriff nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihr
geliebtes Café Engel. Doch wie durch ein Wunder steht das Gebäude
nach dem Kriegsende noch vollständig und zusammen versuchen die
beiden Damen, den Betrieb wieder ins Laufen zu bringen, sie sind sich
der Tatsache bewusst, was für ein schwieriges Unterfangen das wird.
Die Lebensmittel werden nur knapp zugeteilt und alles ist verdammt
teuer, nur mithilfe des Schwarzmarktes kann das Café ansatzweise
betrieben werden. Ziel ist es, das Café wieder zu einem beliebten
Treffpunkt unter Künstlern zu machen und an den alten Ruhm
anzuknüpfen.
Nicht nur diese Aufgabe fordert Hilde
alle Kräfte alle Kräfte ab, eines Tages steht eine unbekannte
Cousine vor der Tür und wird voller Freude von dem Vater
aufgenommen. Doch Hilde ist sich nicht ganz sicher und betrachtet
Luisa mit Misstrauen, es entstehen immer wieder Streitigkeiten und
eine friedvolles Zusammenleben ist schwer möglich.
Meinung:
Meinung:
Das Cover hat mich auf den ersten Blick direkt an eine alte Postkarte erinnert, die aus Nostalgie immer aufgehoben wurde und der man ihr Alter ansieht. Es sieht verwaschen aus und bei näherer Betrachtung scheint es, als würde man die Szene wie durch einen Filter sehen. Stark auffallend ist natürlich die Dame, welche in einem strahlend roten Kleid mit aufrechter, stolzer Haltung auf der Straße läuft. Passend sind auf der linken Seite die Tische, Stühle und Markissen, welche direkt auf ein Café hindeuten und somit eine Hommage an das Café Engel bilden. Gesamt ist das Cover sehr stimmig, die Farben, als auch die Schriftarten und die gesamte Straße mit allen Details passen sehr gut zusammen und haben mich direkt angesprochen.
Bisher habe ich noch kein Werk der
Autorin gelesen, dieser Roman klang für mich von der ersten Sekunde
an spannend und ich habe mich riesig gefreut, mit dem Lesen zu
beginnen. Ich wusste nicht recht, was mich erwarten wird, besonders
gespannt war ich auf die Darstellung der Cousinen Luisa und Hilde.
Sie wirkten anhand des Klappentextes einerseits sympathisch, sodass
ich auf ihre Charaktere gespannt war, andererseits war auch ein
Streit und Unstimmigkeiten angedeutet, die wie ein Versprechen auf
Action klangen. Was in diesem Zusammenhang und niedergeschrieben
irgendwie komisch klingt, bedenkt man, dass der Krieg gerade erst
geendet hat.
Die Schreibweise war durchweg locker
gehalten, besonders Hilde und ihre Freunde hatten eine wunderbar
erfrischende Sprachweise und haben nur selten mal ein Blatt vor den
Mund genommen. Viele Beschreibungen, vor allem die von den zerstörten
Gebäuden, aber auch von Kriegserlebnissen wurden detailreich und
bildlich beschrieben.
Unterteilt wurde der Roman in viele
Kapitel, in denen verschiedene Charaktere zu Wort kommen. Lediglich
die Abschnitte von Julia fand ich nicht so passend zu der restlichen
Geschichte. Sie wirkten etwas fehl am Platz, auch wenn es so eine
Entwicklung ihres Charakters sichtbar wurde. Ansonsten fand ich den
Sichtwechsel spannend und gut beschrieben, ich hatte keine Probleme
damit und die Spannung wurde natürlich gekonnt erhöht.
Es gibt zahlreiche Handlungsorte,
welche fast alle von den Folgen den Krieges betroffen sind und sich
nicht in ihrem besten Zustand befinden. Ein zentraler Ort ist
natürlich das Café Engel, in welchem wir als Leser vor allem Hilde
und ihre Mutter Else, sowie einige Nebencharaktere antreffen. Dort
fühlen sich die Damen sichtbar am wohlsten, tun alles, um es zu
erhalten und gehen dort am besten auf. Die Beschreibung des Café
selbst fand ich richtig gut, es erschien sofort ein Bild vor meinen
Augen. Lediglich die Verbindung von dem Café und dem Wohnhaus der
Familie und von den Untermietern fand ich etwas schwierig.
Traumhaft war natürlich die
französische Landschaft beschrieben, die nicht so stark vom Krieg
gezeichnet war. Die dörfliche Gegend war idyllisch und mit viel
Liebe beschrieben, fast hätte ich mir mehr Kapitel von dort
gewünscht. Sie waren auf jeden Fall ein starker Kontrast zu dem
zerbombten Wiesbaden und zeigten die Folgen des Krieges.
Im Grunde war jedoch Charakter stark
gezeichnet, doch nicht immer war ich mit jedem zufrieden. Besonders
Hilde und Luisa hatten ihre guten, aber auch schwachen Seiten, die
mich mit der Zeit etwas gestört haben.
Bei Hilde hat mir ein wenig
Menschlichkeit und Verständnis gefehlt. Sie wirkte lange Zeit wie
ein Roboter, der einfach nur funktioniert. Erst im letzten Drittel
ändert sich das, doch der Wandel geht etwas zu schnell und sie zeigt
zu schnell zu viele Gefühle. Auch ihr anfängliches Verhalten
gegenüber Luisa war zu arg und hat mit der Zeit gestört. Im Grunde
jedoch war sie ein angenehmer Charakter, der seinen Zielen nachgeht
und nicht auf alles blauäugig reingefallen ist. Sie hat das Beste
aus der Situation gemacht und ihr ganzes Herzblut in das Café
gesteckt.
Luisa war meist zu unschuldig und naiv
gezeichnet, was natürlich an ihrer bisherigen Lebensgeschichte
liegen mag. Aber sie hat im Grunde auch lange Zeit nicht viel getan,
um stärker und unabhängiger zu werden. Erst gegen Ende des Romans
hat Luisa ihren Mund aufgemacht und gesagt, was sie will.
Fast würde ich meinen, dass andere
Charaktere, die eher nebenbei auftreten, stärker gezeichnet waren
und mich mit ihrer Art mehr bestechen konnten, als Luisa und Hilde.
Ich denke, dass die beiden Cousinen durch den Krieg und bei Luisa
außerdem durch verschiedene andere Umstände, ihre Jugend schnell
hinter sich lassen mussten und erst schneller erwachsen wurden.
Fazit:
Ein interessanter erster Teil, der mir im Großen und Ganzen gut gefallen hat, jedoch habe ich auch einige Kleinigkeiten zu bemängeln, allen voran die Darstellung von Hilde und Luisa. Ihre Charaktere waren manchmal etwas schwierig dargestellt und nicht jede Handlung hat mir gefallen. Doch gleichzeitig waren sie durch manche Fehler auch lebendiger und authentischer.
Besonders toll hat mir die bildhafte
Sprache und die Beschreibung der aktuellen Situation in Deutschland
mit zerbombten Häusern, Nahrungsknappheit und den Hoffen und Bangen
um die Familie.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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