Titel: Das Seehospital
Autorin: Helga Glaesener
Verlag: rororo
Seitenanzahl: 464 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 19.02.2019
ISBN:
978-3-499-27410-7
Handlung:
Amrum 1920
Frida will eigentlich nur für ein paar
Tage nach Amrum zurückkehren, um der Beerdigung ihres Großvaters
beizuwohnen. Danach will sie sofort wieder nach Hamburg, um ihr
Medizinstudium fortzusetzen, für das nur wenige Familienmitglieder
Verständnis haben. Doch es kommt alles anders. Großvater hatte ein
Hospital für lungenkranke Kinder gegründet und nach seinem Tod soll
die Einrichtung aufgrund von Geldmangel geschlossen werden. Das kann
Frida nicht zulassen und fortan setzt sie alles daran, um den Erhalt
des Hospitals zu garantieren.
Auch in der Familie wird der Gürtel
enger geschnallt, sie müssen sparen. Fridas Schwester Louise soll zu
einer Hochzeit gezwungen werden, mit einem Mann, den sie partout
nicht leiden kann. In ihrer Furcht verschwindet die junge Frau in
einer Nacht- und Nebelaktion. Frida macht sich Gedanken um die
jüngere Schwester und gibt nicht auf, sie zu suchen.
Meinung:
Meinung:
Das Cover gefällt mir ganz gut. Es besticht durch die vielen gezeichneten Details, die Leichtigkeit verströmen. Dies wird auch durch die schlichten und überschaubaren Farben betont. Mein besonderes Highlight ist die kleine Landkarte von Amrum, auf der sich bei genauerem hinschauen einige Orte erkennen lassen. Insgesamt ein sehr stimmiges Bild, welches perfekt in die Handlung passt.
Es gibt einen plötzlichen, aber auch
interessanten Einstieg in die Geschichte. Genau wie auch Frida wird
der Leser mit einer Hiobsbotschaft überrascht, die sofort deutlich
macht, dass sich einiges in dem Leben von Frida und ihrer Familie
ändern wird. Ich war überrascht von diesem Geschichteneinstieg,
konnte mich aber schnell damit anfreunden und die weitere Handlung
einfach auf mich zukommen lassen. Je länger ich darüber nachdenke,
desto gelungener finde ich den Einstieg, es wird nicht erst heile
Welt gespielt, sondern man wird direkt mit der Wahrheit konfrontiert.
Durchweg war die Schreibweise einfach
und leicht verständlich gehalten. Mir kam dies sehr passend, dadurch
hatte ich den Roman innerhalb weniger Tage ausgelesen und konnte mich
vollkommen in die Geschichte reindenken. Für mich wäre es ein
schönes Detail gewesen, wenn ab und an mehr nordischer Dialekt oder
ausgewählte friesische Worte genutzt worden wären. Das hätte mehr
Authentizität gegeben und hätte auch zu einigen Protagonisten
gepasst.
Anhand des Klapptextes hatte ich mir
vorgestellt, dass durchweg die Erlebnisse von Frida geschildert
werden. Schon als ich den Roman aufgeschlagen habe, war jedoch sofort
sichtbar, dass ich mich mit dieser Annahme getäuscht habe. Am Anfang
eines jeden Kapitel wurde der Name von der Person verzeichnet, aus
deren Sicht die Geschehnisse beschrieben werden. An sich fand ich das
nicht schlecht, jedoch hätten mir zwei Perspektiven gereicht, die
von Frida und ihrer Schwester Louise. Alles andere wurde ganz gut
eingebracht, war für mich aber bei der Handlung nicht von Bedeutung.
Als Setting dient vor allem die Insel
Amrum. Diese wurde wunderschön und lebendig beschrieben, die gesamte
Atmosphäre der Insel wurde perfekt eingefangen und an den Leser
vermittelt. Trotzdem konnte ich ab und an mit der Lage einige Gebäude
nichts anfangen, gefühlt liegt alles ganz nah beieinander,
gleichzeitig aber auch ein ganzes Stückchen voneinander entfernt.
Vielleicht wäre es hier hilfreich gewesen, wenn es eine Karte am
Anfang oder Ende des Romans gegeben hätte, wo die wichtigsten
Gebäude und Handlungsorte verzeichnet sind.
Lange Zeit stimmte der Klapptext mit
der Handlung des Romans so gut wie überein. Es wurde versucht, das
Hospital zu erhalten und in diese Aufgabe hat Frida all ihre Kraft
gesetzt. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven hat wurde dann
ein Teil der Handlung nach Hamburg verlegt, was ich auch noch
vollkommen in Ordnung fand. Bis dann dieser Erzählstrang eine immer
größere Rolle einnahm und das Hospital nur noch nebensächlich
wurde. Auch Frida hat sich dann eher den Problemen in Hamburg
gewidmet, über die ich an dieser Stelle nichts weiter sagen will, um
nicht der Handlung vorwegzunehmen, und das Hospital ein wenig
verdrängt. Das fand ich wirklich schade, weil sowohl der Klapptext,
als auch der Titel des Romans darauf hingedeutet haben, dass das
Hospital und dessen Erhaltung die Hauptthemen sind. So waren auch
meine Erwartungen andere und ich bin nicht richtig zufrieden, wie
alles abgehandelt wurde.
Auch mit den Protagonisten war ich
nicht glücklich. Sie waren teilweise vielschichtig und
undurchschaubar, vor allem jedoch schwach gezeichnet. Am stärksten
erschien Frida, die man als Leser am besten kennenlernt. Sie hat
deutlich ihre Stärken und Schwächen und war von ihrem ganzen
Auftreten eine durchdachte und perfektionierte Person. Mit ihr wurde
ich am schnellsten warm, sie hat sich schnell meinen Respekt für
ihren Mut, Tatendrang und ihre Willensstärke verdient. Alle anderen
Personen kamen dagegen schwächlich und blass daher, sie konnten
neben Frida nicht mithalten und hätten mehr Eigenarten benötigt.
Dazu fehlte es vielen an Lebendigkeit, sie wirkten in ihrem Auftreten
starr und zu ernst.
Fazit:
Fazit:
Leider konnte der Roman nicht meine
Erwartungen erfüllen. Zum einen fand ich alle bisher gelesenen
Beschreibungen der Handlung nicht passend, sie waren meist
irreführend und nicht ganz passend. Doch das will ich der Autorin
nicht ankreiden, vielmehr konzentriere ich mich in meiner Bewertung
auf die Handlung. Die Beschreibung von Amrum war ein Traum, ebenso
wie die ersten knapp 200 Seiten. Frida ist eine tolle Frau, stark und
eigensinnig, eine tolle Protagonistin. Ebenso war die Schreibweise
äußerst angenehm zu lesen und besonders an Kapitelenden wurde viel
Spannung aufgebaut, die dazu verleitet haben, dass ich immer
weitergelesen habe.
Mein größter Kritikpunkt sind die
Protagonisten, die zu schwach auftraten und neben Frida nicht punkten
konnten. Weiterhin fand ich, dass einige Erzählperspektiven nicht
wichtig waren und etwas von der Haupthandlung abgelenkt haben.
Bewertung: 3,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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