Titel: Libellenschwestern
Originaltitel: Before We Were Yours
Autor: Lisa Wingate
Verlag: Limes Verlag
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-8090-2690-7
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-8090-2690-7
Handlung:
Memphis 1939:
Rill Foss lebt zusammen mit den Eltern
und ihren 4 Geschwistern auf einen Hausboot auf dem Mississippi. Sie
führen ein einfaches und glückliches Leben und sind zufrieden
damit. Bis Queenie, die Mutter, eines Tages ins Krankenhaus kommt,
weil sie schwanger ist und die Zwillinge nicht ohne Hilfe gebären
kann. Briny, der Vater und Ehemann begleitet sie, während die 5
Kinder auf dem Boot bleiben. Rill, die Älteste, hat ihren Eltern
vesprochen, zusammen mit ihren Geschwistern dort zu warten und sie zu
beschützen. Ein Versprechen, welches sie nicht lange halten kann,
schon nach einem Tag kommen angebliche Beamte und bringen die Kinder
in ein Waisenhaus. Rill hofft und bemüht sich weiterhin, die Familie
wiederzuvereinen.
Aiken heute:
Avery Stattford enstammt einer
berühmten Familie und ist selbst eine erfolgreiche Anwältin. Im
Grunde ist sie zufrieden mit ihrem Leben, bis sie eines Tages eine
Begegnung mit Mary Crandall hat. Die 90-jährige Dame erhebt Anspruch
auf das Libellenarmband, welches Avery trägt und welches ein
Familienerbstück ist. Avery´s Interesse ist geweckt und sie will
mehr erfahren. Über Mary, über das Armband und die Geschichte ihrer
Familie, insbesondere ihrer Großmutter. Dabei kommen immer mehr
Geheimnisse ans Licht und viele Dinge werden zum ersten Mal wirklich
ausgesprochen.
Meinung:
Vom Schreibstil des Buches war ich sehr
begeistert. Die Sprache war klar und ausdrücklich, sodass ein
leichtes und flüssiges Lesen ermöglicht wurde. Es gab tolle
Beschreibungen von Gegenden und Orten, besonders hervorgetan hat sich
bei mir jedoch die Schlichtheit, die trotzdem ständig anwesend war.
Sowohl bei Beschreibungen von Gegenden, als auch von Personen und
während Gesprächen.
Die ganze Geschichte wurde aus der
Ich-Perspektive geschrieben, dabei wahlweise aus zwei Perspektiven
(Avery und Mary). Dadurch bekommt man einen guten Einblick in die
Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere und deren Beweggründe, die
Geschichte erfahren zu wollen, bzw. sie zu verheimlichen.
Besonders toll fand ich es, dass die
Autorin gegenüber ihren Protagonisten nicht wertend war. Es gibt
sachliche und nüchterne Beschreibungen, anhand von Gesprächen und
Handlungen kann man sich eigenständig eine Meinung bilden und wird
dabei nicht vonseiten der Autorin beeinflusst.
Mir hat die Vielzahl von Charakteren
gefallen, jeder einzelne ist stark aus der Menge herausgestochen und
ließ sich immer leicht identifizeren. Anfangs hat es mir ab und an
Probleme bereitet, wenn Protagonisten plötzlich mit einem anderen
Namen aufgetreten sind, dies hat jedoch im Verlauf der Handlung Sinn
gemacht und letztendlich wurden alle dazu offenen Fragen geklärt.
Als Leser werden die Ereignisse von
zwei Personen geschildert. Zum einen begleitet der Leser Rill / Mary
auf ihrer Reise, sie lernt man als junges Mädchen von 12 Jahren
kennen und später gibt es ein Wiedersehen im Rentenalter. Zum
anderen werden die Ereignisse aus der Gegenwart aus der Perspektive
von Avery dargestellt.
Erst ziemlich weit am Ende des Romans
wird ein Zusammenhang zwischen den beiden Frauen dargestellt, der
sich teilweise schon leicht erahnen lässt. Der Weg bis zu der
Wahrheit ist lang und wird ausführlich beschrieben, ist sehr
spannend geschildert, sodass es mir schwer fiel, das Buch aus der
Hand zu legen. Gleichzeitig wollte ich jedoch auch nicht mehr
weiterlesen, da ich das Buch noch nicht beenden wollte, sondern noch
etwas in der Welt von Avery und Mary verweilen wollte.
Auch wenn ich von dem Roman sehr
begeistert bin, muss ich leider sagen, dass mir das Ende zu kurz und
knapp war. Es wurden zwar offene Fragen geklärt und die Geschichte
hat ein rundes Ende bekommen, jedoch fand ich es doch etwas
überhastet. Ich hätte mir gewünscht, dass es noch mehr Details aus
dem Leben der Libellenschwestern gibt, nachdem alles aufgeklärt
wurde.
Ein weiterer kleiner Minuspunkt, den
ich in der Geschichte überflussig fand, war die Liebesgeschichte von
Avery, die darin untergebracht ist. Ich persönlich hätte dies nicht
gebraucht, es wirkte auf mich teilweise sogar etwas unpassend, wenn
ich gerade noch in einem Kapitel von dem schrecklichen Leben im
Waisenhaus gelesen habe und kurz danach hapert sie mit ihren
Gefühlen. Fand ich unpassend und hätte getrost darauf verzichten
können.
Mehrmals beim Lesen musste ich
innehalten und mir erst einmal deutlich machen, was gerade wirklich
passiert ist. Es ist unfassbar, dass in dem Buch wirklich eine wahre
Geschichte erzählt wird, die sich so hundertmale abgespielt hat,
ohne das jemand dem Treiben ein Ende bereitet hat oder die
Organisation verraten hat. Deshalb hat mir auch das Nachwort gut
gefallen, welches weitere Informationen über die Tennessee
Children's Home Society geboten hat und dadurch wurde die Geschichte
für mich noch realer und schrecklicher.
Fazit:
Trotz zwei kleinen Kritikpunkten
(Liebesgeschichte; kurzes Ende) bekommt das Buch von mir dennoch 5
Sterne. Es erzählt eine sehr starke Geschichte, bei der die Autorin
genau die richtigen Wörter gefunden hat, um sie zu erzählen. Ich
kann das Buch wirklich jedem ans Herz legen, es berührt und macht
gleichzeitig wütend, dass die Machenschaften so lange Bestand
hatten.
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
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