Samstag, 27. Januar 2018

Rezension: Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente von Peter Bognanni

Titel: Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
Originaltitel: Things I'm Seeing without You
Autor: Peter Bognanni
Verlag: Hanser Verlag
Seitenzahl: 272 Seiten
Preis: 18,00 €
ISBN: 978-3-446-25863-1 



Handlung:
Tess und Jonah haben sich auf einer Party kennengelernt und auch sofort ein wenig lieben gelernt. Sie haben sieben Monate Kontakt gehalten, sich per Chat, Facebook, E-Mails oder durch Telefonate ausgetauscht. Bis Jonah plötzlich Selbstmord begangen hat. Tess kann diese Tatsache schwer verkraften und schreibt Jonah trotzdem weiterhin Nachrichten, über ihre Gefühle, ihr derzeitiges Leben und auch über die Liebe, die die beiden Jugendlichen verbunden hat. So versucht Tess ihre Trauer zu verarbieten und hofft, dass sich alles doch noch als Irrtum herausstellt.
Eines Tages erhält Tess schließlich wirklich eine Antwort, die einiges in ihrem Leben verändert und auch die Vergangenheit plötzlich anders dastehen lässt.


Meinung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es wirkt interessant und gleichzeitig auch etwas mysteriös. Für ein Jugendbuch scheint es mir sehr gelungen, da es ernst, aber auch irgendwie frisch wirkt. Dies scheint auch gut zu dem Inhalt zu passen, Jonahs Tod ist ein sehr ernstes Thema, welches möglicherweise durch den schwarzen Anteil in dem Cover dargestellt wird. Die Bunte Schrift wiederum, welche wie ein Sternenhimmel ausschaut, zeigt, dass die Welt groß ist und man immer interessante Menschen treffen kann.


Während des gesamten Romans werden die Ereignisse aus der Ich-Perspektive beschrieben, aus der Sichtweise von Tess. Dadurch erhält man einen sehr genauen Einblick in ihre Gedankenwelt und baut eine sehr starke Beziehung zu ihr auf. Mir ist es auch leichter gefallen, Handlungen zu beurteilen und über Ereignisse nachzudenken. Trotzdem hatte ich während des Verlaufs der Handlung stets einen Abstand zu Tess gehabt, der sich auch nicht verringern ließ. Sie war mir nicht unsympathisch, aber trotzdem fiel es mir schwer, sie zu mögen oder zu verurteilen.


Es wurde häufig eine recht lockere, sehr jugendliche Sprache gewählt, die mir meist gut gefallen hat. Das hat den Roman sehr rund erscheinen lassen und hat auch perfekt zu Tess ihrem Charakter gepasst. Mich hat lediglich manchmal die Ausdrucksweise gestört, sie war mir ab und an zu respektlos und zügellos, man hätte es auch freundlicher oder nicht mit häufigen sexuellen Bezügen darstellen können.


Das Einbeziehen von E-Mails, SMS oder anderen kleinen schriftlichen Nachrichten hat mir gut gefallen. Dies hätte für mich noch mehr auftreten können, jedoch fand ich es gut, dass diese moderne Form der Unterhaltung einbezogen wurde. Das hat nicht nur den Roman aufgelockert und teilweise einige Situationen aus der Vergangenheit näher geklärt, sondern hat auch zu dem jugendlichen Stil des Romans gepasst.


Von den Handlungsorten gab es meist eine Beschreibung, die nicht immer sehr umfangreich war, mir aber sehr gut gefallen hat. Ich konnte mir vieles bildlich vorstellen und das ist eigentlich nur ein kleines Detail, aber für mich hat es den Charme des Buches verstärkt.


Insgesamt gab es recht wenige Hauptcharaktere, die einen ständigen Auftritt haben. Viele tauchen immer mal vereinzelt auf, im Vordergrund stehen stets Tess (die Ich-Erzählerin) und ihr Vater, später kommt noch eine weitere Person vor, die im Roman eine wichtige Rolle spielen wird, über die ich an dieser Stelle aber nichts verraten will.


Während des Lesen von dem Klappentext hatte ich Erwartungen und Vorstellungen an das Buch, die sich so häufig nicht erfüllt haben oder vollkommen anders eingetreten sind. Auch nach dem Beenden des Buches, bin ich der Meinung, dass man die Ereignisse absolut nicht vorhersehen kann und sich von dem Roman und seinem Verlauf einfach überraschen lassen muss.
Ein Punkt, dermich etwas gestört hat, war, dass einige Handlungen und Entscheidungen nicht realistisch gewirkt haben und für mich so nur in einem Buch oder Film stattfinden können. Dies hat sich auch ab und an negativ auf meine Begeisterung ausgewirkt, es hat für mich nicht vollkommen zu dem sonst wunderbaren Roman gepasst, der doch sehr ruhig angefangen hat.


Der Umgang mit den Hauptthemen: dem Tod und den sozialen Netzwerken stand klar im Vordergrund, wurde aber anders behandelt, als ich angenommen hatte. Während die sozialen Netzwerke klar durch die Mails und andere Nachrichten, die im Roman aufgeploppt sind, deutlich wurden, war der Umgang mit dem Tod für mich etwas widersprüchlich und teils auch sehr makaber, nicht so ernst, wie ich ursprünglich gedacht hatte.


Fazit:
Auch wenn sich meine Erwartungen in vollkommen andere Richtungen entwickelt haben, war ich trotzdem angetan von dem Roman. Er hat sich sehr flüssig und angenehm lesen lassen und hat mich im gesamten überzeugt und dies überwiegt für mich den Kleinigkeiten, die mir nicht gefallen haben. Ein wunderschöner Jugendroman, der es sich lohnt, ihn zu lesen.


 Bewertung: 5 von 5 Sternen


MarySophie

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