Mittwoch, 1. Dezember 2021

Rezension: Atelier Rosen - Die Frauen aus der Marktgasse von Marie Lamballe

Titel: Atelier Rosen - Die Frauen aus der Marktgasse
 Autorin: Marie Lamballe
 Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 540 Seiten
 Preis: 11 €
 Erscheinungsdatum: 30.09.2021
ISBN: 978-3-404-18399-9
 
https://www.lesejury.de/media/images/product-huge/atelier-rosen_9783404183999.jpg

Handlung

Kassel 1830

Voller Eifer bringt sich die zwanzigjährige Elise Rosen in das Geschäft der Mutter mit ein. Diese führt ein Putzmacher-Atelier und vor allem die einfallsreichen und besonderen Hutkreationen der jungen Dame sind in der Bevölkerung äußerst beliebt. 
Auch gesellschaftlich angesehene Damen bestellen gern im Atelier Rosen und so macht Elise schließlich die Bekanntschaft mit Sybilla von Schönhoff. Schnell verbindet die beiden jungen Frauen eine innige Freundschaft, die allerdings vor einige Hindernisse gestellt wird. Den Sybillas Verlobter macht mit Elise die Bekanntschaft und scheint in ihr die große Liebe gefunden zu haben. Er hofft auf eine gemeinsame Zukunft, allerdings muss Elise genau abwägen, wie sie entscheidet. Und schon bald zeigt sich, dass sie einem bisher wohl gehüteten Geheimnis auf der Spur ist...

Meinung

Das Cover ist hübsch gestaltet und es passt ganz hervorragend zu der Handlung des Buches. Man sieht eine Dame, die aus einem großflächigen Fenster auf einen Platz / eine Straße schaut. Am linken Bildrand sieht man ein paar Hüte, wodurch der Eindruck entsteht, dass man als Betrachter in dem Putzmacher-Atelier der Familie Rosen steht. Im Hintergrund sind einige Häuser, sowie der Himmel zu sehen und sie geben dem gesamten Bild noch einen nostalgischen Touch.

Auch farblich wurde das Cover sehr gut aufeinander abgestimmt. Herausstechen tut ein kräftiges Rot, welches sich sowohl im Titel, als auch in einem Hut und dem Kleid der Dame findet. Diese drei Teile sind für mich auch die Hingucker des Buches, auf sie ist mein Blick als erstes gefallen. Insgesamt mag ich das Cover sehr gern, es greift einige Details der Handlung auf, es ist hübsch anzusehen und stimmig.

Von Marie Lamballe kenne ich bereits die Café Engel – Saga, die ich sehr gern gelesen habe. Ich habe jeden Teil gemocht und hatte viele schöne Lesestunden mit der Reihe. Aus diesem Grund war mein Interesse sofort geweckt, als ich in der Verlagsvorschau den Namen der Autorin gelesen habe. Und sowohl der Titel, als auch die Inhaltsangabe haben mich direkt angesprochen, weshalb ich mir den Roman einfach merken musste. Als der Erscheinungstermin immer näher gerückt ist, hat sich auch meine Vorfreude auf das Werk gesteigert und es hat mich riesig gefreut, dass mir der Bastei Lübbe Verlag das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Ganz lieben Dank dafür!

Mir ist der Einstieg in die Geschichte wirklich leicht gefallen. Auf den ersten vielleicht zehn Seiten lernt man einen großen Teil der wichtigsten und häufig wiederkehrenden Figuren kennen und man kann sich von ihnen, als auch von der Ausgangssituation ein erstes Bild machen. Es werden direkt verwandtschaftliche Verhältnisse geklärt und es gibt einen kleinen Einblick in den Alltag einer Putzmacherin. Auch die Schreibweise hat sich auf Anhieb als sehr angenehm und gut lesbar herauskristallisiert und somit wird ein schöner Start in die Handlung gegeben.

Von der ersten Seite an hat mir die Sprache gut gefallen. Sie lässt sich einfach und locker lesen und es gibt bildhafte Beschreibungen jeglicher Situationen. Vor allem die Settings konnte ich mir problemlos und sehr farbenreich vorstellen und ich mag es, wie sie teilweise mit Stimmungen verbunden sind. Auch die Figuren erhalten eine schöne erste Charakterzeichnung, die sich mit fortschreitender Handlung immer mehr erweitert, sodass man am Ende einen runden und umfassenden Eindruck ihrer Person erhält.

In die häufig recht einfach gehaltene Sprache werden immer wieder kleine historische Hintergründe gemischt. Anhand des Reisens, der Gesellschaft und den gängigen Konventionen oder über das Gebaren des Kurfürsten erhält man allerhand Informationen, die ein interessantes Bild der Handlungszeit zeichnen. Mir hat es lediglich ein wenig gefehlt, dass man nicht noch mehr über das Dasein als Putzmacherin erfährt. Es gibt zu diesem Thema immer wieder einige Fakten und Hintergründe, die ein erstes Abbild zeichnen, für mich hätte dieses Thema gern noch weiter in die Tiefe gehen können. Wo kauft Charlotte Rosen ihre Stoffe ein, wie setzt sie die Preise fest oder wie genau wird ein Hut hergestellt? Das sind so einige Punkte, zu denen es gern noch mehr Informationen hätte geben können!

Ich hätte mir gewünscht, dass häufiger eine Angabe zur Zeit vorhanden gewesen wäre. Dies kann man höchstens durch den Verlauf der Jahreszeiten bestimmen, ansonsten gibt es dazu leider keine richtigen Informationen. Ich hätte es wirklich gut gefunden, wenn es dazu wenigstens vor dem Beginn neuer Kapitel eine kleine Angabe, wenigstens den Monat und das Jahr gegeben hätte. So war es mir nur sehr schwer möglich, irgendwann bei fortgeschrittener Handlung zu bestimmen, wo man sich zeitlich gerade befindet. Und auch nach dem Beenden des Buches kann ich dazu nicht so wirklich eine Angabe darüber machen, was ich sehr schade finde.

Für meinen Geschmack gestaltet sich die Geschichte als abwechslungsreich und häufig auch spannend. Es gibt immer wieder Wendungen, die nicht vorhersehbar sind und die damit stetig neuen Schwung in die Handlung bringen. Zudem gibt es immer wieder Andeutungen auf Geheimnisse und mögliche Enthüllungen, die natürlich ebenfalls dafür sorgen, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag und man weiterlesen will. Letztendlich habe ich rund vier – fünf Tage für die Geschichte benötigt und am Ende ist es mir schwer gefallen, vorerst damit zu leben, dass der Roman nun ausgelesen ist und ich noch ein ganzes bisschen auf die Fortsetzung warten muss. Ich habe mich in der von der Autorin erschaffenen Welt sehr wohlgefühlt und ich bin jetzt schon sehr gespannt darauf, wie das weitere Schicksal der Figuren wohl ausschauen mag!

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler gewählt. Dieser beschreibt die Ereignisse sehr detailliert und genau, er führt den Leser damit ganz wunderbar durch die Geschichte und anhand von kleinen Worten, teils auch Gesten merkt man, dass im Verlauf der Handlung noch einige Geheimnisse gelüftet werden könnten. Das wirkte sich sehr positiv auf meinen Lesefluss aus und ich habe es sehr genossen, mich in die Geschichte hineinzuvertiefen!

Durchweg begleitet der Leser dabei Elise, ihre Person steht eindeutig im Vordergrund der Erzählung und man nimmt großen Anteil an ihrem Leben. Schon auf den ersten Seiten war mir ihr Charakter sehr angenehm und sympathisch und dieser erste Eindruck hat sich im weiteren noch vertieft. Ich finde, dass mit Elise eine interessante und greifbare Hauptperson gestaltet wurde, für die man automatisch Sympathien empfindet. Daher ist es mir auch so leicht gefallen, zu ihr eine Bindung aufzubauen und es war interessant zu lesen, was die junge Dame alles erlebt, welche Gedanken ihr dabei durch den Kopf gehen und was sie gerade fühlt. Den auch zu den beiden letztgenannten Punkten gibt es allerhand Informationen, sodass man stets gut über das Gefühlsleben von ihr informiert ist und weiß, was Elise gerade durch den Kopf geht.

Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir das Setting. Dieses ist abwechslungsreich und ansprechend geschildert, es werden im Verlauf der Geschichte die verschiedensten Orte in den Vordergrund gerückt und dadurch erhält man auch kleine Einblicke in unterschiedliche Lebensweisen. Sowohl einfache Orte, an denen deutlich Armut und Genügsamkeit herrschen, als auch solche, wo die Menschen in Saus und Braus leben und sich weder ums Essen, noch um die Miete sorgen machen müssen, werden dargestellt und hinterlassen einen starken Eindruck. Es werden verschiedene Welten beschrieben, beide sind sehr gelungen. Mit eindrücklichen und bildhaften Worten geschildert, wird jeder Ort lebendig und gut vorstellbar.

Auch die Figuren sind meiner Meinung nach tadellos gelungen. Es hat Spaß gemacht, einen jeden einzelnen kennenzulernen und sich von ihnen ausführliche Eindrücke zu verschaffen. Dabei mochte ich es sehr, wie man manche Personen doch ein wenig anders eingeschätzt hat und wie sie erst später ihr wahres Ich zeigen. Das sorgt für Überraschungen und ich finde es gut, dass auch gleichzeitig eine Wandlung und Reifung bei den Protagonisten vonstatten gegangen ist!

Eine jede Figur hat eine schöne und umfassende Zeichnung erhalten, die einen lebendigen und greifbaren, häufig auch bodenständigen Charakter erschafft. Mir hat es besonders gefallen, dass jeder einige Eigenarten und kleine Ticks besitzt. Dadurch wirkten die Personen noch natürlicher und sie haben auf diese Weise ein schönes Alleinstellungsmerkmal erhalten.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass Marie Lamballe wieder eine richtig schöne Geschichte geschaffen hat! Klar bin ich mit einigen Erwartungen an den Roman herangegangen, da ich von ihr bereits ein paar Bücher kenne, die mir durchweg gut gefallen haben. Und ich kann auf jeden Fall sagen, dass diese erfüllt wurden. Ich wurde von der Geschichte gut unterhalten, sie hat sich als spannend und abwechslungsreich gestaltet und ich habe mich jeden Tag auf den Zeitpunkt gefreut, wenn ich endlich weiterlesen kann. Für den zweiten Band würde ich mir wünschen, dass mehr zeitliche Angaben in die Handlung eingearbeitet werden und es wäre interessant, noch mehr über den Beruf der Putzmacherin zu erfahren. Ansonsten hoffe ich einfach auf eine ebenso schöne und runde Geschichte!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Bastei Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Diese Reihe von Marie Lamballe habe ich ebenfalls gelesen:

Band eins: Café Engel - Eine neue Zeit



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