Freitag, 12. November 2021

Rezension: Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers von Rebekka Eder

Titel: Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers
 Autorin: Rebekka Eder
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 614 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 20.09.2021
ISBN: 978-3-7466-1488-5
 
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Handlung

Köln 1838

Anna Sophias liebster Ort auf der ganzen Welt ist die Apotheke ihres Vaters. Sie liebt es, ihm bei seiner Arbeit zu helfen und sich mit ihrem Wissen einzubringen. Daher ist sie besonders stolz auf ihre Hustenbonbons, die nicht nur gut schmecken, sondern auch bei einigen Symptomen helfen. Und als dann noch der Apothekergeselle August um ihre Hand anhält, ist Anna Sophia vollkommen zufrieden. Ihre Freude wird allerdings durch eine Krankheit ihres Vaters getrübt, Ärzte scheinen ihm nicht helfen zu können und schließlich hat sie August im Verdacht, dass er ihrem Vater schaden will um die Apotheke zu übernehmen... 
Zur gleichen Zeit kehrt Franz Stollwerck zurück nach Köln. Er war einige Jahre auf Wanderschaft und freut sich darauf, sich als Bäcker niederzulassen. Und auch auf Anna Sophia freut sich der junge Mann. Die jungen Leute kennen sich schon seit ihrer Kindheit und beide haben einander nie vergessen. Als ihr schließlich Franz ebenfalls einen Heiratsantrag macht, steht Anna Sophie vor einer schweren und weitreichenden Entscheidung...

Meinung

Das Cover könnte echt hübsch sein, wenn die Dame am unteren Rand nicht wäre. Ihre Anwesenheit hätte es absolut nicht benötigt, ich finde, dass dort besser die kleine Stadtansicht hingepasst hätte, die nun über dem Titel abgedruckt wurde. Dann würde vielleicht auch nicht ein etwas überladener Eindruck entstehen.

Abgesehen von der Dame mag ich das Cover ganz gern. Es fällt aufgrund der goldenen und roten Details ins Auge, es wirkt farblich stimmig und ich mag es sehr, wie der Name der Autorin ebenfalls in Gold aufgedruckt wurde und sich damit tadellos ins Gesamtbild einfügt! Das macht wirklich was her und lenkt in einer Buchhandlung die Blicke auf sich!

Bereits in der Verlagsvorschau habe ich den Roman entdeckt und mein Interesse wurde auf Anhieb geweckt. Der Titel klingt gut, die Inhaltsangabe hat mich überzeugt und besonders toll fand ich den Fakt, dass die Geschichte auf einem wahren Hintergrund basiert. Aufgrund dessen hatte ich die Hoffnung, nicht nur einiges über die Ursprünge der Familie Stollwerck, sondern auch über deren Erfolgsgeschichte zu erfahren. Das Buch landete direkt auf meiner Wunschliste und es war eine riesengroße Freude, es als Rezensionsexemplar mitsamt niedlichen kleinen Extras zu erhalten. Daher möchte ich dem Aufbau Verlag ganz herzlich für das liebevoll zusammengestellte Päckchen danken!

Vorab möchte ich auf das Personenverzeichnis am Ende des Buches hinweisen. Dort werden alle Figuren aufgelistet, historisch verbürgte Personen werden hervorgehoben. Zu ihnen findet man gleich auch die Geburts- und Sterbedaten, weshalb man immer gut verfolgen kann, wie alt die Protagonisten mittlerweile sind und in welchem Abschnitt ihres Lebens sie sich befinden. Außerdem werden familiäre Zusammenhänge aufgedeckt, sodass auf einen Blick erkenntlich ist, wie der Hintergrund einer jeden Figur ausschaut. Ich bin froh darum, dass es ein solches Verzeichnis gibt. Es hat mir ab und an eine kleine Hilfestellung geleistet und ich finde, dass daraus ersichtlich wird, dass ein angenehmes Maß an historischen und fiktiven Personen genutzt wurde.

An das Personenverzeichnis schließt sich ein sehr informatives und erklärendes Nachwort an. Ich mag es immer gern, wenn einige Aspekte nochmals aufgegriffen werden und näher darauf eingegangen wird. Genau das war auch hier der Fall, man erhält zu einigen Themen noch einige Hintergrundinformationen und die Handlung wird auf diese Weise abgerundet.

Ich muss zugeben, dass ich mich ein wenig davor gescheut habe, das Buch aufgrund seiner Fülle von knapp 600 Seiten in die Hand zu nehmen. Ich weiß selbst nicht genau, weshalb das der Fall war, allerdings hat sich schnell gezeigt, dass die Geschichte sich als so gut und interessant erweist, dass meine Zweifel komplett unbegründet waren. Schon der Start in die Handlung hat mir gut gefallen, ich mag es, wie gut die Figuren auf den ersten Seiten charakterisiert werden und wie man direkt ein Gefühl für die Gesamtsituation erhält. Daher geht die Geschichte schon äußerst vielversprechend los und es wird ein guter Start für eine interessante und abwechslungsreiche Handlung gegeben.

Mir hat die Sprache gut gefallen. Sie hat sich durchweg sehr flüssig und leicht lesen lassen, ich bin flott vorangekommen und habe insgesamt vielleicht vier Tage für die gesamte Geschichte benötigt. Häufig gibt es recht ruhige Kapitel, die den Alltag der Figuren wiedergeben und die eine entspanntere Stimmung vermitteln, sodass man beim Lesen gut abschalten und sich auf die Handlung konzentrieren kann. Ab und an gibt es dann solche Momente, die einen spannenderen Hintergrund haben, bei denen man merkt, dass jetzt ein wichtiger Schlüsselmoment ist, der häufig für die weitere Geschichte entscheidend ist.

Die Sprache ist meist einfach gehalten, ich hatte an keiner Stelle im Roman Verständnisprobleme und konnte der Handlung daher problemlos folgen. Situationen und Figuren werden gut umrissen, die Settings lebendig dargestellt und immer wieder gibt es historische Fakten und Hintergründe, die geschickt in die Geschichte eingebunden werden.

Ich bin mir noch etwas unsicher, was ich von manchen mystischen Ereignissen und Zufällen halten soll. Es wirkt zwar irgendwie rund und stimmig, manchmal war es mir davon allerdings doch ein wenig zu viel davon. Ich glaube, dieser Eindruck entsteht auch dadurch, weil ich solche Aspekte nicht im Buch erwartet hätte und ich auch ein wenig der Meinung bin, dass es z.B.: eine Kräuterfrau, die im Wald lebt und von der Gesellschaft kritisch beäugt wird, nicht zwingend gebraucht hätte...

Ich war ganz überrascht davon, dass im Verlauf der Handlung mehrere Erzählperspektiven genutzt wurden. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass Anna Sophia durchweg die Hauptperson sein wird und jegliche Kapitel aus ihrer Sichtweise geschildert werden. Doch schnell hat sich gezeigt, dass die Geschichte deutlich vielfältiger ausfällt, als ich anfangs gedacht hatte.

Mehrere Personen kommen zu Wort und haben den Raum erhalten, um ihren Charakter dem Leser näherzubringen und eine andere Sichtweise auf die Figuren, aber auch die Situationen im Allgemeinen zu geben. Lange Zeit war ich ein wenig davon verwirrt, welche Rolle z.B.: Kaspar innerhalb der Geschichte spielen wird und was seine Perspektive für einen Nutzen hat. Erst ziemlich gegen Ende des Romans wird dies dann endlich aufgelöst, es hat dann zwar zu dem Moment gepasst, allerdings hätte es mir gefallen, wenn eine Verknüpfung der Sichtweisen schon eher stattgefunden hätte. So hatte es lange Zeit den Anschein, als wäre die Perspektive von Kaspar lediglich dazu da, um die Geschichte noch ein bisschen auszufüllen und sie abwechslungsreicher zu machen.Im Grunde finde ich es allerdings gut, dass mehrere Blicke auf die einzelnen Figuren und deren Handeln möglich sind. Diese gestalten die Handlung vielfältiger und sie wirken möglichen Längen vor, zudem kann man sich als Leser so einen größeren und auch besseren Gesamteindruck verschaffen.

Im Grunde finde ich die Personenzeichnung als gut und spannend. Man begleitet viele Figuren auf ihrem Lebensweg und häufig war es interessant zu sehen, wie sie älter werden, wie eine Entwicklung aussieht und in welche Richtung diese geht. Dies kann man hautnah mitverfolgen und ich mag es, wie abwechslungsreich die Reifung der Charaktere ausfällt. In vielen Fällen mag ich die Wandlung, sie ist gut nachvollziehbar und stimmig, sie macht aufgrund der Erlebnisse Sinn und ist einfach passend.

Lediglich bei Franz bin ich etwas unglücklich darüber, wie er sich entwickelt. Ich finde, dies wurde nicht ausreichend besprochen, man weiß zwar so ungefähr, durch welche Ereignisse er letztendlich der Mensch geworden ist, der am Ende des Buches dasteht, aber vieles ist im Geheimen passiert. Es gibt für mich nicht genügend Informationen, weshalb diese Wandlung geschehen ist, weshalb er teilweise so handelt und häufig konnte ich ihn einfach nicht verstehen. Das finde ich schade, schließlich nimmt er eine bedeutende Rolle innerhalb der Geschichte ein und es wäre schön gewesen, seinen Charakter besser verstehen zu können.Bis auf diese eine Ausnahme bin ich zufrieden mit den Figuren. Sie haben komplett unterschiedliche Züge erhalten, es treffen Personen mit verschiedenen Sichtweisen aufeinander, es gibt starke und schwache Charaktere, solche, die man auf Anhieb mag und solche, die vom ersten Moment an unsympathisch wirken. Kurzum gesagt: es wird ein sehr lebendiges Abbild der Gesellschaft gezeichnet, welches unglaublich spannend ist und einen vielfältigen und abwechslungsreichen Eindruck hinterlässt.

In die Handlung eingebunden werden immer wieder einige historische Details, die komplett unterschiedlichen Ursprungs sind. Man lernt sowohl einiges über die Politik, als auch über das Zusammenleben, das damalige charakterliche Ideal der Frau und über die Konkurrenz zwischen einigen Berufen. Zu vielen Sachverhalten wird ein lebendiges und interessantes Bild gezeichnet, sodass man ansatzweise nachvollziehen kann, wie das Lebensgefühl in den 1830er Jahren aussah. Ich empfand dies als sehr spannend und gut greifbar, die Zeit wird dem Leser anschaulich und bodenständig vermittelt, sodass die Geschichte einen ganz besonderen Reiz erhält.

Die Handlungsorte empfinde ich als abwechslungsreich und gut gezeichnet. Jene Orte, die stärker im Mittelpunkt stehen, sind ausdrucksvoller beschrieben als andere und auf diese Weise entsteht eine schöne Mischung und man kann schauen, wie unterschiedlich die einzelnen Bevölkerungsschichten leben. Man lernt sowohl einige Settings in der Stadt, als auch auf dem Land kennen und ich mag die Wechsel und die verschiedenen Ortschaften gern. Ich finde, dass jedes Gebäude und jede Gegend lebendig und greifbar beschrieben wird, sodass ein rundum schönes und interessantes Setting entsteht.

Fazit

Für die Fortsetzung würde ich mir wünschen, dass die Familie Stollwerck und ihr Schokoladenimperium noch stärker im Fokus stehen und sich die Handlung ein wenig mehr diesem Thema zuwendet. Man ist im ersten Band gut über die Anfänge dessen informiert wurden, nun interessiert es mich sehr, wie der Übergang von den Bonbons zu der Schokolade ausschaut und welche Zukunft den Protagonisten bevorsteht. Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und finde, dass ein schöner Auftakt gelungen ist, der definitiv Lust auf mehr macht!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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