Freitag, 9. Juli 2021

Rezension: Der Traum von Freiheit von Fenja Lüders

Titel: Der Traum von Freiheit
 Autorin: Fenja Lüders
 Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 448 Seiten
 Preis: 14,90 €
 Erscheinungsdatum: 25.06.2021
ISBN: 978-3-7857-2686-0
 
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Handlung

Hamburg, Anfang der 1940er Jahre

Langsam, aber doch merklich ändert sich die politische Situation in Deutschland. Mina hat Angst davor, was die Zukunft bringen wird, an jeder Ecke der Hansestadt sieht man Hakenkreuzfahnen und viele Menschen fühlen sich in Deutschland nicht mehr sicher. Auch um ihre eigene Familie macht sie sich große Sorgen, am liebsten würde sie alle Personen, die ihr am Herzen liegen, außer Landes bringen. Doch gleichzeitig brauchen auch die Menschen vor Ort ihre Hilfe. Heimlich versteckt sie Gruppen von Flüchtlingen und hilft bei Auswanderungen, obwohl Mina damit ein großes Risiko angeht. Nicht nur für ihre Firma und das Kontor, sondern auch für ihre Familie und ihre eigene Person...

Meinung

Das Cover ist definitiv schön anzusehen und es passt gut zu denen der anderen beiden Bände. Wieder ist eine Dame von hinten zu sehen, sie ist richtig hübsch und edel gekleidet, ich finde, dass ihr Auftreten nach Klasse schreit. Im Hintergrund sieht man einen Ausschnitt der Speicherstadt, man kann sich davon einen Eindruck verschaffen und schauen, wie ein wichtiger Handlungsort tatsächlich ausschaut. Dazu gibt es noch einen Titel, der farblich passend zu der Szenerie gewählt wurde und so viel Raum einnimmt, dass er heraussticht. Auf diese Weise entsteht letztlich ein stimmiges und schönes Cover, welches ich gern mag.

Die anderen beiden Bände der Speicherstadt-Saga habe ich sehr gemocht und dementsprechend groß war meine Vorfreude auf das große Finale. Ich war unglaublich gespannt darauf, wie die Reihe enden wird, was die Autorin noch für die Figuren geplant hat und mit welchen Wendungen ich überrascht werde. Aus diesem Grund habe ich mich unglaublich darüber gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, ich konnte es gar nicht abwarten, mit dem Lesen zu beginnen. Daher möchte ich dem Bastei Lübbe Verlag ein herzliches Dankeschön aussprechen, es war mir eine große Freude, noch ein letztes Mal in die Welt von Mina und ihrer Familie einzutauchen.

Vielleicht wäre es nützlich gewesen, vor dem Start ein kleines Personenverzeichnis abzudrucken. Es treten im Verlauf der Geschichte allerhand Figuren auf und zwar konnte ich mir auf Anhieb alle Vornamen und deren Stellung im Buch merken, wenn dann allerdings Nachnamen eingemischt wurden, musste ich doch ab und an ein wenig überlegen. Daher hätte ich es als passend empfunden, wenn irgendwo im Roman die Protagonisten mitsamt ihrer Stellung abgedruckt wären, um auf einen Blick eine Übersicht dessen zu erhalten.

Ich bin selbst überrascht davon, wie schnell und einfach ich mich auf die Geschichte einlassen konnte. Schließlich ist es gut ein halbes Jahr her, seitdem ich Band zwei gelesen habe, in der Zeit ist viel passiert und ich habe allerhand andere Bücher gelesen. Und trotzdem erwies sich der Start in die Geschichte als problemlos, ich konnte mich schnell in die Handlung hineinfinden und war bereits nach wenigen Seiten wieder Feuer und Flamme für den Roman!

Innerhalb kurzer Zeit sind mir viele Geschehnisse wieder eingefallen, außerdem gibt es ab und an kleine Hinweise auf bereits vergangene Handlungen. Ein wenig hilft die Autorin also aktiv dabei mit, dass man sich schnell wieder zurechtfindet und. Auf Anhieb konnte ich den Ereignissen ohne Probleme folgen und Zusammenhänge herstellen und mir hat das Lesen von der ersten Seite an viel Freude bereitet!

Auch die Schreibweise konnte mich direkt wieder überzeugen. Sie hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich so einen problemlosen Start in die Geschichte hatte und so flüssig und leicht durch die Handlung gekommen bin. Es hat mir viel Freude bereitet, das Buch in die Hand zu nehmen und immer weiter in der Story zu versinken. Und dieser Eindruck kam unter anderem dadurch, weil ich mir die Szenen gut vorstellen konnte. Zwar hatte ich von den Protagonisten nicht direkt ein Bild vor Augen, dafür aber von dem Setting und den Situationen allgemein. Solch eine Art der Sprache macht natürlich immer viel Freude und konnte mich auf voller Linie überzeugen.

Ich mochte es bei dem Schreibstil sehr, wie lebendig jegliche Momente geschildert wurden. Man kann sich dadurch nicht nur ein solides Bild von dem Wesen der Figuren machen, sondern auch die Handlungen und Aussagen lassen sich gut nachvollziehen und beurteilen. Zudem wurde die Geschichte für mich zu keinem Augenblick langweilig oder ausschweifend, ich hatte stets das Gefühl, dass ich immer genügend Informationen erhalte und sich die Handlung trotzdem nicht ins Unendliche erstreckt.

Für meinen Geschmack gestaltete sich die Handlung durchweg als spannend und interessant. An keiner Stelle war vorhersehbar, wie sich manche Ereignisse entwickeln könnten oder in welche Richtung sich die Figuren entfalten werden. Immer wieder werden geschickt einige Wendungen eingebunden, die der Geschichte eine neue Richtung geben und dadurch werden die Karten häufig komplett neu gemischt. Ich habe mir zwar immer einige Gedanken über einen Fortgang der Handlung gemacht, allerdings trafen meine Überlegungen nur teils zu. Oft wurde ich von den Ereignissen überrascht und hatte solche Entwicklungen überhaupt nicht erwartet. Daher befindet sich die Spannung auf einem guten und feinen Niveau, durchweg gab es neue Impulse, die dazu beitragen, dass man stets weiterlesen möchte!

Mir haben die Handlungsorte wieder richtig gut gefallen. Ich konnte mir jeden einzelnen vorstellen, wobei manche stärkere Bilder hinterlassen haben als andere. So war das Wohnhaus von Minas Familie für mich der Ort, den ich mir am besten, und auch von den Farben her am stärksten vorstellen konnte. Überraschenderweise hat mir genau das diesmal beim Kontor der Firma Kopmann & Deharde gefehlt. Ich finde, dass die Geschäftsräume diesmal nicht mehr eine so starke und hervorstechende Rolle einnehmen, sie sind fast schon ein Nebenschauplatz. Vielmehr wird sich auf die Villa der Familie konzentriert und man merkt dadurch, dass sich durch den Zweiten Weltkrieg vieles ändert, teils Prioritäten verschoben werden, teils aber auch die Güter fehlen, mit denen zahlreiche Menschen gehandelt haben. Ich empfand es an keiner Stelle als störend oder schade, dass das Kontor nicht mehr im Fokus steht. Es passiert allerhand in Minas Privatleben, daher finde ich es passend, dass die Villa, die den großen familiären Treffpunkt darstellt, diesmal eine ausführlichere und genauere Beschreibung erhalten hat.

Zudem lässt sich im Verlauf der Geschichte eine Veränderung im Stadtbild erkennen, welche natürlich durch den Krieg bedingt ist. Man kann schauen, welche Ausmaße die Bombardierungen hatten und wie viele Menschen dadurch ihr Heim verloren haben. Das war nicht nur interessant, sondern auch erschreckend zu lesen. Zwar ist mir dieser Aspekt bereits in vielen anderen Werken schon begegnet, trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue darüber erschüttert.

Ich mag es sehr, wie wohldosiert historische Fakten und Hintergründe eingebunden werden. Man wird als Leser davon nicht überflutet, jegliche Informationen lassen sich ohne Probleme in einen Zusammenhang bringen und man erhält gesamt einen guten Überblick über die Handlungszeit, vor allem aber über die Lebensweisen der Figuren. Anhand derer erlebt man hautnah mit, wie sie den Krieg bewerten, mit welchen Sorgen sie sie herumgeschlagen haben und wie die Gesellschaft im allgemeinen getickt hat. Es lässt sich nachvollziehen, welche Auswirkungen der Krieg auf den Handel und auf viele Firmen hat und wie diese nach dem Kriegsende schauen, in welche Richtungen sie sich entwickeln wollen. Insgesamt ist es also möglich, sich über verschiedene Bereiche des Lebens zu informieren und es entsteht gesamt ein rundes und interessantes Bild der Handlungszeit.

An sehr wenigen Stellen im Buch habe ich einen Hauch von Stimmung gespürt, vor allem im Zusammenhang mit traurigen und melancholischen Situationen. In solchen Momenten war sie stark vorhanden und man konnte gut mit den Figuren mitfühlen. Ansonsten habe ich keine weiteren Stimmungen gemerkt, weder Freude oder Wut haben sich auf mich übertragen.

Ich empfand die Stimmung als passend gewählt, sie nimmt keinen zu großen Raum im Buch ein und man erlebt von selbst verschiedene Emotionen. Immer dann, wenn von dem Kriegsgeschehen, von Bombardierungen oder anderen Grausamkeiten die Rede ist, kommen ganz natürlich Stimmungen im Leser hoch. Das ist sehr reizvoll und macht die Atmosphäre im Roman perfekt.

Bei den Protagonisten empfand ich es als unglaublich spannend zu beobachten, wie sich manche entwickeln werden. In diesem Punkt gibt es für mich die meisten Überraschungen, manche Figuren haben Wandlungen in so eine Richtung durchlebt, wie ich es niemals vermutet hätte. Über einige habe ich tatsächlich eine vollkommen andere Meinung als noch am Anfang und am Ende hat sich jede Person sehr interessant weiterentwickelt. Lediglich bei einem Herrn finde ich, dass die Entwicklung zu rasch und mit zu wenigen Erklärungen vonstatten geht. Ein paar mehr Informationen darüber wären ganz passend gewesen, um die Wandlung auch richtig nachvollziehen zu können.

Ansonsten bin ich mit der Darstellung der Figuren wirklich zufrieden. Es gibt unglaublich interessante Charaktere, vielfältige Entwicklungen und sehr lebendige Beschreibungen der Protagonisten. Viele sind in ihrem Auftreten und Handeln sehr realistisch und ich mag die Vielfalt, die sowohl kulturell, als auch charakterlich herrscht. Es gibt sowohl Charaktere, die Kinder ihrer Zeit sind und an alten Traditionen festhalten, als auch solche, die modern denken und nicht auf der Stelle treten wollen. Aus diesem Grund kann mich so gut wie jede Person überzeugen, sie haben tolle Zeichnungen erhalten und können mit ihrem Wesen überzeugen!

Fazit

Ich finde, dass die Speicherstadt-Saga ein rundes und tolles Ende erhalten hat. Ich bin absolut zufrieden damit, wie die Reihe endet und empfand diesen finalen Band als sehr spannend, unterhaltsam und unerwartet. Mit vielen Aspekten hatte ich so nicht gerechnet und dadurch gab es für mich immer wieder Überraschungsmomente, die dazu geführt haben, dass ich das Buch mit so viel Interesse innerhalb recht kurzer Zeit ausgelesen hatte. Ich kann euch die Reihe wirklich nur ans Herz legen, sie eignet sich gerade auch für solche Leser, die sich langsam an das Genre der historischen Romane rantasten!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinungen zu den anderen Bänden der Reihe:
 
 

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