Mittwoch, 24. März 2021

Rezension: Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns von Charlotte Roth

Titel: Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns
 Autorin: Charlotte Roth
 Verlag: Droemer Taschenbuch
Seitenzahl: 576 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.03.2021
ISBN: 978-3-426-30803-5
 
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Handlung

Odessa in den Jahren 1920 bis 1945

Der Erste Weltkrieg ist überstanden und Odessa erstrahlt wieder in seinem altbekannten Glanz. Und diesen macht sich auch in Oda's Grandhotel bemerkbar, die Zahlen der Hotelgäste steigen wieder an und langsam schwelgen in dem Luxushotel alle wieder in Reichtum und Glamour. Doch es stehen weiterhin schwierige Zeiten bevor, die die Bewohner und Mitarbeiter des Hotels vor so manches Problem stellt: der Bürgerkrieg, der Zweite Weltkrieg. Allerhand macht dem Grandhotel, aber auch der Stadt zu schaffen. Dabei bemüht sich die Bevölkerung, den Charme Odessas aufrecht zu erhalten und weiterhin Menschen aller Nationen und jeglicher Berufe anzuziehen um die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt zu wahren. Und Oda ist sich weiterhin sicher: so lange der Springbrunnen über dem schwarzen Mamorfaun sprudelt, wird alles gut gehen...

Meinung

Ich liebe das Cover! Es ist dem des ersten Bandes sehr ähnlich aufgebaut, wieder gibt es zahlreiche goldene Details, die Schrift vom Namen der Autorin, sowie des Titels glitzert und stellt für mich dadurch den Blickfang des Buches dar. Dazu gibt es wieder ein kleines Bildchen, wo eine Dame zu sehen ist, die der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet ist und sehr keck und selbstbewusst wirkt.

Als größter Unterschied gilt die Hintergrundfarbe, welche diesmal in einem schönen, warmen Lila-Ton gehalten wurde. Dieser Farbton ergänzt sich sehr gut mit dem Gold und lässt ein sehr schönes, ansprechendes und auffallendes Bild entstehen.

Erst letzten Monat hatte ich den ersten Band des Zweiteilers gelesen, nun war es schon Zeit für die Fortsetzung. Und ich bin sehr froh, dass ich mal eine Reihe lese, bei der die einzelnen Teile innerhalb einer so kurzen Zeit erscheinen. Dadurch sind mir haufenweise Ereignisse, Details und Hintergrundinformationen im Gedächtnis geblieben, weshalb ich einen sehr angenehmen und problemlosen Start in die Geschichte hatte. Und ich kann schon mal so viel verraten, es war wirklich ein Fest, gedanklich wieder in das Grandhotel zu reisen, die zahlreichen bekannten Charaktere wiederzusehen und zu erfahren, was sie noch erleben und wie sie sich entwickeln. Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Gerade weil mir die Handlung des ersten Bandes noch so gut im Gedächtnis geblieben ist, hatte ich absolut keine Schwierigkeiten mit dem Start in den Roman. Sowohl die Schreibweise, als auch die Personen waren mir noch sehr vertraut und ich hatte absolut keine Probleme damit, der Geschichte zu folgen und mich auf sie zu konzentrieren.

Diesmal brauchte ich auch keine Zeit, um mich an die bildgewaltige und farbenreiche Sprache zu gewöhnen. Sie war einfach unglaublich und gibt dem Leser sehr detaillierte und lebendige Bilder jeglicher Situationen, Personen und Handlungsorte, sodass ich mir all das in schillerndsten Farben ausmalen konnte. Ich empfand die Schreibweise der Autorin von Beginn an sehr angenehm, sie war nie zu leicht, befindet sich eher auf der anspruchsvollen Seite und ließ sich trotzdem sehr gut und flüssig lesen. Daher gestaltet sich die Sprache auch diesmal wieder als mein Highlight des Romans, ich hatte viel Freude daran und kann das Buch allein deswegen empfehlen!

Diesmal gibt es keine Rückblicke in die Vergangenheit, dafür vergeht im Verlauf der Handlung einiges an Zeit. Die Geschichte startet im Jahr 1919 und endet 1945, ganze 25 Jahre werden behandelt, wo es nur natürlich ist, dass nicht jedes Jahr und jedes kleine Ereignis erwähnt werden kann. Um nie den Überblick zu verlieren, in welchem Jahr die folgenden Geschehnisse stattfinden, gibt es immer mal ein Zwischenblatt, wo die Jahreszahl, als auch der Handlungsort und ein Zitat abgedruckt wurden.

Ich mochte auch diesmal wieder den Charakter der Geschichte sehr. Ein Tag nimmt gern mal mehrere Seiten in Anspruch, man erfährt über diesen ziemlich genau, was die Personen machen und vor allem gibt es ausführliche Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren, sowie in die historischen Ereignisse, die die Menschen zu der damaligen Zeit beschäftigt haben. Das lässt die Handlung bodenständig und natürlich wirken, zugleich hatte ich oft den Eindruck, dass die Personen damals genau so, wie es beschrieben wurde, empfunden haben müssen und die Geschichte des Grandhotel Odessas mit ihren Bewohnern durchaus einen realen Hintergrund haben könnte. 
Und obwohl sich das Buch als interessant und auch spannend erwies, gab es für mich leider ein paar Längen. Diese tauchten in der Mitte des Buches auf, zudem finde ich, dass manche Berliner Kapitel durchaus kürzer hätten ausfallen können. An diesen Stellen wurde mein Lesefluss etwas getrübt und ich bin nicht mehr so flüssig durch die Geschichte gekommen, wie zuvor. Oft hatte ich einfach nicht das Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen und ich war sehr froh, als die Handlung sich für mich wieder spannender gestaltete und ich wieder mehr Freude am Lesen hatte.

Im Roman tauchen mehrere Erzählperspektiven auf. Oda nimmt noch immer eine große Rolle im Buch ein, sie agiert meiner Meinung nach als absolute Hauptprotagonistin und steht immer ein My mehr im Fokus als die anderen Personen. Die anderen Charaktere entstammen häufig der folgenden Generation, u.a. kommen sowohl die Ziehtochter von Oda oder die Tochter von Bodo zu Wort und geben nicht nur einen interessanten Blick auf ihre eigene, aber auch auf andere Personen, die man entweder noch gar nicht kennt oder die man im ersten Band als Kinder kennengelernt hat. Dazu gibt es noch wenige Sichtweisen von anderen Protagonisten, die allerdings nicht so häufig auftauchen und nur einen kurzen Blick auf sich selbst geben. Allein durch die vielen und stets wechselnden Erzählperspektiven kommt viel Abwechslung in den Roman, man lernt die Figuren aus unterschiedlichen Augen kennen und kann sich ein umfangreiches und interessantes Bild machen.

Ich muss sagen, dass ich ganz oft nicht einschätzen konnte, wie der weitere Verlauf der Ereignisse aussehen könnte. Regelmäßig treten überraschende Wendungen ein, die plötzlich kommen, aber trotzdem viel Sinn machen.

Zudem konnte man zwar ungefähr schauen, was politisch in der Welt geschieht und vorausahnen, was dies für die Geschichte und die Protagonisten bedeuten könnte, allerdings habe ich mich noch nie groß informiert, wie der Krieg die Gegend um Odessa, sowie die ganze Ukraine beeinflusst hat. Hier kamen für mich viele neue Informationen hinzu und auch deshalb wusste ich nie genau, wie sich die weitere Handlung gestalten wird.

In ausgewählten Kapiteln werden historische Ereignisse eingebunden, die weder zu häufig, noch zu selten im Text auftauchen. Man wird als Leser über verschiedenste Themen informiert, von denen mir vieles unbekannt war und ich an einigen Stellen Neues hinzulernen konnte.

Ich weiß noch, wie ich in meiner Meinung zum ersten Band ein wenig kritisiert habe, dass mir die Informationen zu gehäuft auftauchen und ich vieles beim Lesen nicht sofort verstanden und verarbeitet habe. Das war diesmal glücklicherweise anders, ich hatte keinen Moment lang das Gefühl, mit den Fakten überfordert zu werden und ich war fasziniert davon, wie geschickt es die Autorin schafft, ihr Wissen an den Leser weiterzugeben und dieses noch dazu sehr lebendig und authentisch zu schildern.

Ein großer Teil der Personen ist bereits aus dem ersten Teil der Reihe bekannt, es kommt eine recht kleine Anzahl an neuen Protagonisten hinzu, die sich nahtlos in den Kreis der Figuren einfügen. Ich hatte weder Probleme damit, jemanden aus Band eins wiederzuerkennen, noch damit, die neuen Charaktere einzuschätzen und bei weiteren Auftritten wiederzuerkennen. Sie sind mir sofort im Gedächtnis geblieben und ich empfand die Anzahl der handelnden Figuren als sehr angenehm. Viele tauchen wiederholt auf und nehmen eine größere Rolle im Buch ein, nur die wenigsten haben einen kurzen Auftritt. Dabei tauchen verschiedenste Personen auf, ein jeder Protagonist wurde mit einem einzigartigen Charakter ausgestattet, der vielfältig und durchdacht, eigen und stark ist. Das ergibt das viele interessante Persönlichkeiten aufeinandertreffen, was sehr gut funktioniert hat und zu einer spannenden Handlung beigetragen hat.

Besonders interessant empfand ich es, wie man bei bereits bekannten Figuren erkennen kann, wie viel sie reifer und älter geworden sind. Sie sind sich und ihren Überzeugungen im Grunde treu geblieben, betrachten jedoch manche Angelegenheiten offener und zeigen, dass sie gereifter sind und ihre Entwicklung nicht abgeschlossen ist.

Es gibt wieder ganz himmlische Beschreibungen des Settings, besonders das Grandhotel Odessa war ein Traum und ich habe es geliebt, mir die einzelnen Räume, die Gärten und die gesamte Umgebung vorzustellen. Davon hatte ich unglaublich viele, lebhafte und farbenfrohe Bilder vor Augen und ich empfand es als sehr passend, dass das titelgebende Hotel wieder als Hauptsetting fungiert hat. Die Dynamiken, die Stimmung und die Unterschiede der Stadt Odessa sind klar erkennbar und lassen ein interessantes und lebendiges Setting entstehen, welches mich sehr überzeugt hat!

Sehr spannend war es zu sehen, dass sich auch die Stadt weiterentwickelt hat, sie irgendwie ernster geworden ist und man ganz neue Orte kennenlernt. Diese strahlen die unterschiedlichsten Stimmungen aus und zeigen oft, dass sich die Welt aufgrund des nähernden zweiten Weltkrieges verändert und nicht mehr so locker erscheint. 
Weiterhin empfinde ich es als erwähnenswert, dass noch einige Szenen in Berlin spielen, wobei ich finde, dass diese Stadt ziemlich grau und düster daherkommt. Ihr fehlt die Lebendigkeit, die gerade Odessa auszeichnet und ich empfand die Handlungsorte als nicht ganz so einladend und interessant, sondern sehr steif und kühl.

Nachdem Ende der Geschichte gibt es auch diesmal wieder ein Glossar, wo auf einigen Seiten verschiedenste Begriffe genannt und beschrieben werden. Diese haben meist einen historischen Bezug und erläutern entweder Worte, die heutzutage nicht mehr so bekannt sind oder solche, die Hintergrundinformationen zu dem Buch bieten, wie Zeitungen, politische Begriffe oder Orte. Unter vielen genutzten Ausdrücken konnte ich mir gut vorstellen, was gemeint sein könnte, es waren aber auch einige dabei, die mir überhaupt nichts gesagt haben und bei denen ich gern auf das Glossar zurückgegriffen habe. Ich empfand es als sehr hilfreich, dieses zu nutzen, es hat mir in einigen Punkten beim besseren Verständnis der beschriebenen Ereignisse geholfen.

Fazit

Es war schön noch einmal in das grandiose und atemberaubende Grandhotel Odessa zu reisen weiteres über das Hotel, aber auch seine Bewohner und Besitzer zu erfahren. Es war definitiv eine sehr interessante und spannende Lektüre, mit der ich schöne Lesestunden hatte und allerhand Neues lernen konnte.

Auch diesmal ist mein großes Highlight wieder die umwerfende, detaillierte und lebhafte Sprache, die einfach alles lebendig werden lässt. Wirklich alles! Sie führt den Leser sehr angenehm durch die Geschichte und gibt so tiefe Einblicke, dass ich nach dem Beenden des Buches erst einmal sprachlos war und ein paar Stunden brauchte, um mich von der Geschichte zu lösen. 
Einziges Kriterium meinerseits sind ein paar Längen, die dann und wann, vor allem aber in der Mitte des Buches aufgetreten sind und die Lesefreude stellenweise ein wenig geschmälert haben. Ansonsten war es eine feine Lektüre, die mir viel Freude bereitet hat und die ich sicherlich noch häufig weiterempfehlen werde!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:
 
 

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