Donnerstag, 18. März 2021

Rezension: Das Dünencafé von Sina Beerwald

Titel: Das Dünencafé
 Autorin: Sina Beerwald
 Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 528 Seiten
 Preis: 9,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.03.2021
ISBN: 978-3-426-52610-1
 
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Handlung

Hinter Deutschland und seinen Bewohnern liegen harte Zeiten. Der Krieg, die Inflation, allerhand Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Daher sind kleine Fortschritte schon ein großer Erfolg. Moike Jacobsen ist unendlich glücklich, als im Jahr 1923 ihr Hotel, aber auch ihr kleines Café wieder im alten Glanz erstrahlen und es immer mehr Lichtblicke am Horizont gibt. Allerdings sind diese nur selten familiärer Natur. Moiken hört immer weniger von ihrer Tochter Emma, die mit ihrem Vater und Moikens erster großer Liebe Boy nach Berlin gezogen ist. Die Briefe werden seltener, die Sorgen größer. Und da es sich herumspricht, welche Auswirkungen die Inflation in den Städten auslöst, macht sich Moiken auf den Weg nach Berlin, um nach ihrer Tochter zu suchen.

Meinung

Ich mag das Cover gern. Es wird eine idyllische Szene gezeigt, eine Dame steht auf einer Düne, betrachtet den Strand, das Meer, sowie einen kleinen Pavillon. Sie ist recht sommerlich und leicht gekleidet, könnte vielleicht Moiken, vielleicht aber auch ihre Tochter Emma darstellen, sie besitzt eine aufrechte Haltung und wirkt auf den ersten Blick elegant.

Der Himmel wurde in unterschiedlichen Schattierungen gestaltet, er geht von einem hellen, ganz leicht rotstichigen Ton in ein dunkleres Blau über, vielleicht werden hiermit kommende, schwerere Zeiten angedeutet? Insgesamt ein stimmiges und schönes Bild, es ist farbenfroh und idyllisch, mir gefällt es gut!

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich den ersten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald gelesen und seitdem geduldig auf die Fortsetzung gewartet. Mir hatte der Auftakt wirklich gut gefallen, lediglich Kleinigkeiten habe ich ein wenig bemängelt, die mein Interesse am zweiten Teil allerdings nicht getrübt haben. Und als ich das Buch erstmals in der Verlagsvorschau gesehen und die dazugehörige Inhaltsangabe durchgelesen habe, war ich sehr gespannt auf die kommenden Geschehnisse und habe mich auf den Roman gefreut. Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Wie gerade eben schon angesprochen ist es für mich ein Jahr her, seitdem ich „Die Strandvilla“ gelesen habe. Deshalb waren mir nicht mehr alle Details im Gedächtnis und gerade auf den ersten Seiten musste ich ab und an ein wenig überlegen, wie die Zusammenhänge sind und was im Vorgängerband geschehen ist. Glücklicherweise wurde manches Erlebnis kurz angesprochen, was bei mir bewirkt hat, dass mir direkt mehrere Informationen und Geschehnisse wieder eingefallen sind. Somit hatte ich im Nachhinein betrachtet einen überraschend guten und einfachen Start in die Geschichte, schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Probleme mehr damit, mich auf die Handlung einzulassen und konnte mich vollkommen auf die Personen, das Setting und die Ereignisse einlassen.

Auch diesmal wieder brauchte ich ein paar Seiten, um mich mit der Sprache anzufreunden. Ich kann selbst nicht genau benennen, weshalb. Als ich mich jedoch einmal damit zurechtgefunden hatte, ließen sich die Zeilen problemlos und flott lesen. Es gibt ganz wundervolle Beschreibungen des Settings, immer wieder werden historische Fakten eingebunden, die einzelnen Situationen und Geschehnisse werden authentisch und mit lebendigen Farben beschrieben. Jede einzelne Handlung der Personen ist nachvollziehbar und erscheint realistisch. Zudem kennt man als Leser oft ein paar Hintergrundinformationen, die den Protagonisten nicht bekannt sind, man ist ihnen also im Vorteil und kann daher manche Handlungen deutlich besser einschätzen und bewerten.

Als Erzähler gibt es einen allwissenden, der verschiedene Positionen einnimmt, wohldosiert Informationen preisgibt, gleichzeitig aber auch viele Geheimnisse für sich behält und diese erst nach und nach lüftet. So entsteht eine abwechslungsreiche, spannende und oft überraschende Geschichte, die in vielen Punkten dazu anregt, weiterlesen zu wollen.

Besonders mochte ich es, dass es mehrere Erzählperspektiven gibt, die ein großes Bild der Handlung, der Personen und der Ereignisse entstehen lässt. Aus mehreren Sichtweisen lässt sich die Geschichte verfolgen, man lernt verschiedene Menschen mit eigenen Zielen kennen und kann sich an vielen Stellen im Buch über ihre Gefühle und Gedanken einen Eindruck verschaffen. Anhand der vielfältigen Erzählung bekommt man zudem mehrere Blicke auf die Figuren, kann Handlungen besser einschätzen und der gesamte Roman wirkt am Ende rund und stimmig.Drei Perspektiven nimmt der Erzähler diesmal ein. Einmal, und ihre Kapitel nehmen den größten Platz ein, verfolgt man Moiken auf ihrem Weg, das Hotel wieder in Schwung zu bringen, aber auch den Kontakt zu ihrer Tochter Emma wieder herzustellen. Dann lernt man in einigen Abschnitten Emma besser kennen und kann sich von der jungen Frau und ihrem Blick auf verschiedene Angelegenheiten ein Bild machen. Und als letztes gibt es noch Adam von Baudissin, den Kopf hinter dem Bau des Hindenburgdamms. Anhand von seinen Kapiteln lernt man vieles über die Entstehung des Damms und die Hintergründe über Kritiker und Befürworter.

Ich finde, dass die Spannung in einem guten Umfang vorhanden ist. Sie hat immer ein wenig variiert, war mal mehr, mal weniger zu spüren und hat an vielen Textstellen dazu beigetragen, dass ich über eine weitere mögliche Fortsetzung der Ereignisse nachgedacht habe.

Nicht jedes Geheimnis wird sofort aufgelöst, sodass man als Leser dazu aufgefordert wird am Ball zu bleiben und weiterzulesen. Bei mir ist dies wahrlich gut gelungen und oft wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen. Zudem waren einige markante Punkte deutlich erkennbar, in denen die Spannung stark anstieg, es gibt aber nie zu viel Dramen.Besonders gut gefallen hat mir der Wechsel von aufregenden und ruhigen Kapiteln. So erscheint die Handlung nie zu hektisch und aufregend, sondern man kann auch einen Blick auf das normale, alltägliche Leben der Personen erhaschen. Dadurch gab es sehr natürliche Sichten auf die Personen und die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, weshalb die Geschichte als authentisch daherkam.

Einige stimmungsvolle Szenen wurden in die Handlung eingebunden, diese fallen nicht zu üppig aus. Meist wird die Geschichte stattdessen ziemlich nüchtern und klar geschildert, wo die Gefühle und Empfindungen eine nicht so große Rolle spielen. Zwar wird manchmal erwähnt, was die Personen gerade fühlen, allerdings hat sich dies nie auf mich übertragen. Daher fiel es mir auch schwer, die Personen zu mögen und zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Ich habe zwar Respekt davor, was sie leisten und durchleben, allerdings verspüre ich nicht den Wunsch, die Figuren kennenzulernen.

Ganz traumhaft beschrieben ist das Setting, allen voran all die Handlungsorte von Sylt. Diese erweisen sich als vielfältig, man lernt unterschiedliche Ecken der Insel kennen und sie sind allesamt einfach nur gelungen. Ganz oft hatte ich viele bunte Bilder der einzelnen Orte vor Augen und habe mir so sehr gewünscht, genau jetzt ebenfalls dort zu sein und einige Tage zu verleben. Egal, ob es sich um die Landschaft, die Gebäude oder einzelne Räume handelt: Allesamt wurden sehr lebendig und bildhaft beschrieben und haben ein rundes und schönes Bild von Sylt ergeben.
Spannend war des außerdem, dass es auch einige Kapitel gibt, die in Berlin spielen. Hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen der aufregenden Großstadt und der eher beschaulichen und ruhigen Insel deutlich spürbar. Zudem haben die Abschnitte in Berlin ihre ganz eigene Dynamik gehabt und dies hat sich auch auf die Beschreibung des Settings ausgewirkt.

In die Handlung rund um Moiken, Emma, Boy und viele andere wurden auch einige historische Geschehnisse und Details eingebunden. Diese erstrecken sich über verschiedene Themenbereiche, über die, bereits erwähnte, Errichtung des Hindenburgdamms, über die Inflation der 1920er Jahre bis hin zu den Nachwirken des Krieges, aber auch über allerhand politische Entwicklungen. Anhand all dieser Themen bekommt man als Leser einen Überblick über die Gesamtsituation in Deutschland und kann sich von allerhand Punkten, die die Bevölkerung beschäftigen, einen Eindruck verschaffen.

Im Nachwort werden ganz viele Aspekte des Romans nochmals aufgegriffen und anhand dessen kann man sehr gut schauen, wie viel Realität und Wirklichkeit im Buch steckt. Man erhält einige Hintergrundinformationen, die bei mir bewirkt haben, dass ich das Gelesene nochmals Revue passieren lassen habe und dadurch am Ende eine runde und stimmige Geschichte entsteht. Zudem wird so die hervorragende und ausführliche Recherchearbeit der Autorin sichtbar, die einfach tadellos und bewundernswert ist!

Wie schon im ersten Band hatte ich auch diesmal wieder einige Probleme damit, zu den Figuren eine Bindung aufzubauen. Sie haben zwar abwechslungsreiche Wesen mit einzigartigen Merkmalen erhalten, was einen hohen Wiedererkennungswert geboten hat. Und auch die Anzahl der Protagonisten empfand ich als sehr angenehm und eingängig. Allerdings haben mir noch ein Hauch mehr Lebendigkeit, ein paar mehr sympathische Züge gefehlt, um sie zu mögen und mit ihnen mitzufiebern. Sie haben mir zu wenig Tiefe und Facetten gezeigt, von vielen hat man nur eine Seite gesehen, dabei wäre es auch interessant gewesen, weitere Aspekte und Stimmungen von ihnen kennenzulernen.

Fazit

Gesamt betrachtet war es ein wirklich schöner Roman. Es wurden viele historische Ereignisse einbezogen, das Setting war ein Träumchen, die Sprache sehr angenehm und die Spannung sehr häufig spürbar. Und all das hat dazu geführt, dass ich diesen zweiten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald sehr gern gelesen habe und das Buch noch besser und runder empfinde als den ersten Band. Mein größter Kritikpunkt ist lediglich der, dass mir die Personen nicht lebendig genug waren und ich ein paar Problemchen bei der Annäherung zu ihnen hatte. Allerdings hat mir dieser Punkt die Freude an dem Roman nicht geraubt und ich freue mich wirklich sehr auf den dritten Teil der Reihe!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Habe ich euer Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!

 Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

Die Strandvilla

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