Titel: Das Lied des Nordwinds
Autor: Christine Kabus
Verlag: Bastei Lübbe Taschenbuch
Seitenzahl: 624 Seiten
Preis: 9,90 €
ISBN: 978-3-404-17643-4
Handlung:
Norwegen 1905
Das Land befindet sich im Umbruch.
Immer mehr Bewohner legen Wert darauf, dass das Land seine
Unabhängigkeit von Schweden erhält. Davon sind letztendlich viele
Personen betroffen, Männer, aber auch Frauen.
Liv trifft in dem Örtchen Stavanger
ihre erste Stellung als Dienstmagd an. Sie arbeitet bei einem Lehrer
und dessen Familie, kümmert sich nicht nur um den Haushalt, sondern
auch um den Sohn der Dienstherren. Dieser erregt häufig den Ärger
des Vaters und Liv muss sich schon bald entscheiden, was ihr
wichtiger ist. Der Junge oder ihre Stellung...
Gleichzeitig lebt Gräfin Karoline in
Schlesien und hapert mit ihrem Schicksal. Jung verheiratet mit einem
Mann, der kaum Interesse an ihr zeigt, die Schwiegereltern sind auch
nicht sonderlich freundlich zu ihr. Noch dazu ist ein fehlender Erbe
für die gräfliche Familie ein Makel. Als Karolines Ehemann schwer
erkrankt und der Familienbesitz in Gefahr ist, erfährt die junge
Gräfin ein wohlgehütetes Geheimnis. Vor ihrer Ehe hatte Moritz eine
Liason in Norwegen, aus welcher ein Kind hervorgegangen ist.
Meinung:
Das Cover ist schön, aber für mich
nichts Besonderes. Eine tolle Naturaufnahme, die jedoch recht
nichtssagend ist und eher an eine schnulzige Lektüre denken lässt,
als an einen anspruchsvollen Roman. Nur aufgrund des Covers hätte
ich den Roman wahrscheinlich nicht weiter beachtet. Das ist sehr
schade, denn es steckt eine sehr interessante und anspruchsvolle
Geschichte hinter den Buchdeckeln, die mir gut gefallen hat.
Sofort positiv aufgefallen ist mir am
Anfang des Romans, dass es ein Personenverzeichnis gibt und eine
kleine Karte, die den nördlichen Teil Europas darstellt, d.h.
Dänemark, Schwegen, Norwegen und die nördliche Hälfte des
Deutschen Reiches. Dies fand ich sehr angebracht, da einige Personen
im Verlauf der Handlung durch die besagten Länder reisen und ich als
Leser somit einen Einblick bekommen habe, wo sich die
unterschiedlichen Orte befinden. Gerne hätte die Karte auch größer
ausfallen können, damit ich mir ein noch besseres Bild hätte machen
können.
Der Einstieg in den Roman fand ich sehr
angenehm. Die Schreibweise war durchweg sehr gut zu lesen, es wurden
wenige Fachbegriffe genutzt, mehr Alltagssprache, was mir gefallen
hat. In den Roman eingebracht wurden ab und an Briefe, die immer an
den richtigen Stellen eingebracht wurden und Geschehenes teilweise
noch einmal etwas wiedergegeben haben, weshalb sie für mich eine Art
Zusammenfassung der letzten Seiten dargestellt haben.
Dazu gab es viele Namen, die nordischen
Ursprungs waren, diese waren zwar für mich ein kleines Hindernis
beim Lesen, da ich Probleme mit der Aussprache habe, jedoch passten
sie gut in das Gesamtbild und haben dem Roman einen nordischen Touch
gegeben, was mir am Ende wichtiger war als die Aussprache.
Die Protagonisten fand ich sehr
interessant. Es waren richtige Typen dabei, die teilweise
gewöhnungsbedürftig waren, jedoch sehr stark dargestellt waren. Es
gab sowohl gute, als auch böse Menschen, weshalb ein breites
Personenspektrum vertreten war. Mich hat es lediglich gestört, dass
die beiden weiblichen Hauptfiguren zwar lebendig dargestellt wurden,
jedoch nicht wirklich viele Ecken und Kanten hatten. Besonders das
Dienstmagd Liv war mir zu weich und unschuldig dargestellt, sie hätte
ruhig mal mehr auf den Tisch klopfen können und ihre Meinung laut
kundtun können. Karoline zeigte erst gegen Ende des Romans ihre
Zweifel und Ängste offen, was mir zu spät war. Wenn sie schon am
Anfang mehr Charakter gezeigt hätte, hätte dies dem Roman definitiv
gutgetan.
Lange Zeit fand ich die Handlung sehr
spannend und habe mit Vergnügen gelesen. Auch wenn mir die ganze
Zeit ein mögliches Ende des Romans im Kopf herumgeschwirrt ist
(welches letztendlich auch eingetroffen ist), fand ich dies lange
Zeit vollkommen in Ordnung. Ich habe mir zugeredet, dass ich
vielleicht doch noch überrascht werde oder es einen phantastischen
Twist geben könnte, der mich vom Hocker haut. Dies ist leider nicht
eingetreten, ich muss gestehen, dass die letzten 100-150 Seiten
teilweise recht vorhersehbar waren und dadurch für mich die Spannung
etwas flöten ging. Es wurde hier sehr deutlich, dass die Autorin
bemüht war, die zwei Handlungsfäden zu vereinen und zu einem Ende
zu bringen.
Der Roman umfasst nicht nur die
Geschichten von Liv und Karolina, sondern vermittelt auch jede Menge
historisches Wissen, besonders über Norwegen. Hierbei hat es mir gut
gefallen, dass dieses sehr einfach erklärt wurde und ich es direkt
aufnehmen konnte und nicht eine Stelle mehrmals lesen musste, um den
Sinn komplett zu verstehen und zu verinnerlichen. Insgesamt wurden
historische Begebenheiten sehr reduziert und sinnvoll eingebracht,
sodass der Roman davon nicht überladen wurde, es aber auch nicht zu
wenige Informationen gab. Hier wurde genau die richtige Menge an
Details geliefert.
Besonders toll waren die
Landschaftsbeschreibungen. Diese waren nicht nur sehr lebendig und
prächtig beschrieben, sondern es wurde auch deutlich, dass die
Autorin sich damit riesige Mühe gegeben hat, welche sich
letztendlich ausgezahlt hat. Viele Orte hätte ich nur zu gerne live
gesehen, da sie einfach traumhaft dargestellt waren.
Fazit:
Ein toller Roman mit kleinen Schwächen, die jedoch durch die fantastischen Beschreibungen der Natur fast wieder wettgemacht werden. Diese werden mir besonders in positiver Erinnerungen bleiben, sowie die Einbindung von historischen Begebenheiten.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen