Samstag, 22. Januar 2022

Rezension: Wallis & Edward - Eine Liebe, stärker als die Krone von Wendy Holden

Titel: Wallis & Edward - Eine Liebe, stärker als die Krone
Originaltitel: The Duchess ( aus dem Englischen von Susanne Goga-Klingenberg )
 Autorin: Wendy Holden
 Verlag: List Verlag
Seitenzahl: 480 Seiten
 Preis: 22 €
 Erscheinungsdatum: 01.11.2021
ISBN: 978-3-471-36029-3
 

Handlung

London 1928

Mit 32 Jahren verlässt Wallis ihr Heimatland, die USA, um in England ihren zweiten Mann zu heiraten. Doch schon bald langweilt sie sich, ihr Mann ist den ganzen Tag arbeiten und Wallis fällt es schwer, einen Anschluss an die Gesellschaft zu finden. Ihr Traum ist es, auf den Partys der High Society eingeladen zu werden und einen Blick in glamouröse Lebensstile zu erhaschen. Und genau dies gelingt ihr und schon bald kann sie sich vor Einladungen nicht mehr retten. Durch eine gemeinsame Bekannte lernt sie schließlich Edward, den Prinz von Wales, kennen. Wallis ist fasziniert von dem gutaussehenden Herrn und kann sich seiner Aura nicht entziehen. Für Edward war es Liebe auf den ersten Blick und nach und nach öffnen sie sich einander. Allerdings ist Wallis noch immer verheiratet und eine Ehe mit Edward scheint ausgeschlossen. Nicht nur, weil sie dann zweimal geschieden wäre, sondern auch, weil Wallis ihre Freiheit nicht wirklich aufgeben möchte...

Meinung

Das Cover vereint einen nostalgischen Charakter mit einer royalen Aura. Diese entsteht nicht nur durch die Abbildung von Wallis und Edward, sondern auch das Schloss im Hintergrund verstärkt diesen Eindruck. Ich finde es gut, dass man auf dem Titelbild ein Bild des Paares erblickt, öfters habe ich beim Lesen die beiden Personen angeschaut und versucht, das gerade Gelesene mit ihnen in Verbindung zu bringen.

Der nostalgische Charakter entsteht durch die leicht verblasste Abbildung der zwei Menschen, aber auch durch den leicht vergilbten Eindruck, den das Buch im oberen Drittel besitzt. Dies zusammen mit dem Lilafarbenen Titel wirkt stimmig, aber auch ein wenig altmodisch. Was für mich gut zu der Geschichte passt, die in der Vergangenheit spielt. Insgesamt entsteht auf jeden Fall ein interessantes Cover, welches nicht ganz meinen Geschmack trifft, ich aber irgendwie mag. Es passt gut zu der Handlung und man merkt, dass sich Gedanken über die Gestaltung gemacht wurden!

Lose verfolge ich das heutige Geschehen rund um die Königshäuser in Europa. Vielmehr interessiert mich die Vergangenheit und da haben die Briten in der Zeit zwischen der Liebe von Edward und Wallis bis hin zu dem Tod von Diana viel zu bieten. Ich finde es sehr spannend, mehr über so manche Personen zu erfahren und die Aussicht, die Geschichte von Edward und Wallis in Romanform zu erleben, hat mich direkt angesprochen. Beides sind Menschen, über die ich mir bereits in Dokumentationen ein erstes Bild machen konnte und es hat mich interessiert, wie sie wohl in einem Buch dargestellt sein könnten. Daher hat es mich sehr gefreut, das Werk von Wendy Holden als Rezensionsexemplar zu erhalten, ein herzliches Dankeschön an den Ullstein Verlag!

Es gibt eine interessante Aufteilung des Buches. Ich dachte, dass man vielleicht ein wenig über das Leben von Wallis und Edward erfährt, bevor sie sich getroffen haben, sich der Hauptteil des Romans allerdings darum dreht, wie sie ihre Liebe zelebrieren, sich Edward schließlich zur Abdankung entscheidet und wie ihr Leben nach der Hochzeit ausschaut. Ein Teil meiner Vermutung stimmt, man lernt tatsächlich allerhand über den Ursprung und die Geschichte von Wallis und auch ein wenig über das Leben des Prinzen kennen, wobei man ihn durchweg aus der Sichtweise von Wallis erlebt und er nicht selbst zu Wort kommt. Aber die Geschichte konzentriert sich vor allem darauf, wie Wallis und Edward zuerst nur Bekannte sind, sich schließlich eine Freundschaft und auch eine Seelenverwandtschaft herauskristallisiert und wie sie mit ihrer Beziehung umgehen. Außerdem gibt es immer wieder Szenenwechsel, wo sich die Handlung von den Jahren 1928 – 1937 wegbewegt und es einen Blick in das Jahr 1972 gibt und man ein Stück weit bei der Beerdigung von Edward dabei ist und man schauen kann, wie Wallis mit seinem Tod umgeht und wie es sich für sie anfühlt, der Königsfamilie wieder gegenüberzutreten. Das kam für mich überraschend und ich hatte damit ehrlich nicht gerechnet. Und war ich anfangs noch überrascht davon, hat sich schon bald gezeigt, dass auch diese Aufteilung der Ereignisse ihren Reiz hat und man dadurch gut nachverfolgen konnte, wie sich die Entwicklung des Paares vollzieht und wie sich die Sicht von Wallis auf so einige Dinge verändert.

Nichtsdestotrotz fand ich, dass manchmal ein paar Längen entstanden sind. Die Hauptgeschichte erstreckt sich über neun Jahre, in denen einiges passiert, die Handlung aber auch manchmal ein wenig auf der Stelle steht. Ich finde, dass es ab und an ein paar Stellen gab, die sich ein bisschen gezogen haben und wo einige Kürzungen ganz angebracht gewesen wären. In manchen Kapiteln passiert gefühlt nichts und das verleiht der Geschichte zwar Ruhe, es ist mir aber zu ereignislos. Vor allem der Wunsch von Wallis, in die Welt der Schönen und Reichen aufgenommen zu werden und der regelmäßig in unterschiedlichen Zusammenhängen zu finden ist, wurde für meinen Geschmack zu häufig wiederholt und er zeichnet lange Zeit kein gutes Bild von ihrem Charakter. Unter anderem ist es mir auch deswegen ein wenig schwergefallen, zu ihr, aber auch zu den anderen Personen eine Bindung aufzubauen, ich finde, dass sie oft zu überdreht und abgehoben, zu eigenartig auftreten. Vor allem bei einigen Figuren, die nicht mal eine so große Rolle gespielt haben, ist mir dies aufgefallen und daneben wirken „normale“ Charaktere fast schon langweilig, anstatt sympathisch...

Durch die sehr angenehme Sprache konnte ich mich von der ersten Seite an ohne Probleme auf die Handlung einlassen. Es gibt einen interessanten Start, der zeigt, dass sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen aufteilt und man kann sich gut ein erstes Bild von Wallis machen. Ich mag es, dass es recht lange dauert, ehe der Prinz seinen ersten richtigen Auftritt im Buch hat, bis dahin konzentriert sich die Geschichte ganz auf seine künftige Ehefrau. Anhand von einigen kleinen Erwähnungen der Gesellschaft oder aus Zeitungen kann man sich zusammen mit Wallis ein erstes Bild von ihm verschaffen und schauen, ob man selbst die Einschätzungen von Wallis unterstützt oder einen anderen Eindruck erhält.

Die Sprache hat mir also von der ersten Seite an gefallen und das hat sich schließlich durch die gesamte Geschichte gezogen. Ich bin durchweg sehr flüssig mit dem Lesen vorangekommen, man kann jegliche Situationen nachvollziehen und besonders gut hat es mir gefallen, wie detailliert und lebendig die Handlungsorte beschrieben sind. Die Atmosphäre der Orte war gut greifbar und ich mag es, wie teilweise fast schon märchenhafte Plätze geschaffen werden. Aus diesem Grund habe ich bei manchen solcher Beschreibungen das Buch mal eben beiseite gelegt und im Internet einige Bilder der besagten Gebäude angeschaut, um eine noch genaueres Bild vor Augen zu haben.

Ich fand es sehr gut, dass es vor dem Start neuer Kapitel die Information gibt, auf welcher Zeitebene sich die Handlung befindet und an welchem Ort die folgenden Seiten spielen. Man ist darüber stets gut informiert und die Ebenen wurden gut voneinander abgegrenzt. Es wäre vielleicht noch ganz schön gewesen, wenn es auch bei jenen Kapiteln, die in der Zeit zwischen 1928 und 1937 spielen, eine Jahreszahl am Anfang der Abschnitte gegeben hätte. Einfach, um einen noch besseren Überblick über die Zeit zu erhalten.Ich glaube, dass es ganz interessant gewesen wäre, wenn man einige Kapitel auch noch aus der Sichtweise von Edward gehabt hätte. Sodass man einfach noch einen anderen Blick auf die Ereignisse, vor allem aber auch Wallis erhält und man schauen kann, was dem Prinzen wohl an ihrer Person gefallen haben könnte, welche Züge er besonders geschätzt hat.

Mit der Darstellung des Settings bin ich komplett zufrieden. Ich habe von jedem einzelnen Ort ein lebendiges Bild vor Augen gehabt und ich mag es, wie teilweise erst die Figuren so richtig dafür sorgen, dass ein Raum belebt wirkt. Zudem gefällt mir die Vielfalt der Orte, sowohl feine und exquisite Plätze, als auch einfache und bodenständige Räume werden im Buch näher beleuchtet und dadurch sieht man gut die verschiedenen Welten, in denen die höhere Gesellschaft und die Königsfamilie, als auch die einfachen Menschen in England leben.

Es gibt zahlreiche Szenen, in denen man über die Gefühle von Wallis erfährt. Man kann nicht nur schauen, wie sie ihre Meinung über einige Personen oder Themen ändert, sondern auch, welche Gefühle sie gegenüber welchen Menschen besitzt. Ich finde, dass man dadurch gut nachvollziehen kann, weshalb sie manche Entscheidungen so trifft und was ihre Motive sind. Zudem fand ich es interessant, wie sie mir mit zunehmender Geschichte immer sympathischer wurde. Anfangs bin ich ihrer Person noch recht kritisch begegnet, ich habe es hinterfragt, weshalb sie den Drang besitzt, unbedingt mehr Leute der besseren Gesellschaft kennenzulernen und wie sehr sich nach Luxus gesehnt hat. Mit zunehmender Handlung haben sich ihre Wünsche diesbezüglich ein wenig geändert und Wallis hat das geschätzt, was sie hat. Und auch ihre Gefühle haben sich verändert und sie wurde mit jeder Seite lebendiger und menschlicher. Das hat ihrer ganzen Darstellung sehr gut getan und sie konnte mich letztendlich mehr überzeugen als Edward.

Gerade in jenen Abschnitten, die im Jahr 1972 spielen, hatte Wallis meine ganze Sympathie. Man merkt, dass sie in sich ruht und ihre Entscheidungen nicht bereut. Vor allem in der Gesellschaft der Königsfamilie hat Wallis eine Energie und Ausstrahlung, die alle anderen blass aussehen lässt. Zudem ist es traurig, wie abweisend die Familie der Witwe gegenüber auftritt und wie wenig Mitgefühl sie aufbringen.

Nun, wo ich das Buch beendet habe und eine weitere Sicht auf das Paar und ihre Geschichte bekommen habe, bin ich schon sehr überrascht darüber, was für einen Eindruck ich von ihnen aufgrund der Lektüre bekommen habe. Sie sind für mich immer noch sehr interessante Personen und ich denke, dass es unheimlich spannend wäre, mal einen Abend mit den Beiden zu verbringen um einfach zu schauen, wie sie tatsächlich waren.

Mir ist bewusst, dass Wendy Holden auf einige Fakten zurückgreifen konnte, jedoch auch vieles auf künstlerischer Freiheit beruht und die Autorin sich auf eine Version der Geschichte festlegen musste, die ihr am schlüssigsten erschien. Und daher keine Erzählung entstanden ist, bei der man auf jedes Wort vertrauen darf und man auch nicht zwingend alles glauben muss.Ich habe Wallis und Edward auf jeden Fall so eigen wahrgenommen, wie noch nie. Bisher wirkten sie sympathisch und charismatisch und sie haben mich beide sehr fasziniert. Nach dem Lesen ist mein recht positiver Eindruck verändert, Wallis hatte ich im Buch immer als Menschen wahrgenommen, der die Aufmerksamkeit mag und der es sich zum Ziel gemacht hat, gesellschaftlich aufzusteigen. Ich war daher richtig erleichtert, dass sie im Verlauf der Geschichte eine Wandlung vollzogen hat und am Ende konnte mich ihre Person dann doch noch überzeugen. Gleichzeitig hoffe ich, dass dies nicht wirklich ihre Motive waren und sie einfach zufällig in die High Society rein gerutscht ist und nicht mit voller Absicht, um in mehr Reichtum und Glamour zu leben.Edward hingegen war mir im Buch lange Zeit ziemlich sympathisch, doch je weiter die Handlung vorangeschritten ist, desto mehr hat sich meine Meinung dann auch geändert, er wirkte zwar greifbar und menschlich, aber auch sehr verletzlich und, um ehrlich zu sein, auch ein wenig verrückt. Er hatte nichts mehr mit dem angenehmen Herrn von Anfang (als Edward das erste Mal selbst in der Geschichte aufgetreten ist) gleich und er zeigt Züge und tätigt Aussagen, die schwierig sind und ihn in keinem guten Licht dastehen lassen.Vor dem Lesen hätte ich nie gedacht, dass sich mein Bild über die Beiden so ändert und ich einen anderen Eindruck von ihnen habe. Gleichzeitig mag ich es auch, dass Wallis und Edward, aber auch die ganze königliche Familie nicht ins rechte Licht gerückt werden, sondern auch ihnen Fehler, negativere Charakterzüge und verletzende Aussagen zugeordnet werden. Das finde ich wichtig, es soll schließlich auch gezeigt werden, dass Royals nur das Glück haben, in eine bestimmte Familie mit vielen Privilegien und Geld geboren werden. Und beim Lesen des Buches hat sich gezeigt, dass solch ein Leben für manche Glück bedeuten mag, es aber auch nicht wirklich erstrebenswert ist...

Fazit

Ein sehr interessantes Buch, dass mich durchaus überzeugen, aber leider nicht ganz begeistern konnte. Es war spannend, mehr über Edward und Wallis zu erfahren und einen Teil ihrer Geschichte in Romanform zu lesen. Ich habe dadurch die Beiden sehr lebendig wahrgenommen und sie konnten mich oft überraschen, ab und an auch ein wenig schockieren und die Lektüre hat mir auf jeden Fall ein anderes Bild von ihnen gegeben, als es Reportagen oder ähnliches je gekonnt hätten. Ab und an gab es ein paar Längen und nicht immer konnten mich die Personen mit ihren Handlungen und Aussagen überzeugen, weshalb ich dem Buch eine gute Vier-Sterne-Bewertung gebe. Es war eine interessante Lektüre für zwischendurch, die ein schönes Bild von einem äußerst spannenden Paar bietet!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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