Montag, 12. April 2021

Rezension: Der Kaffeegarten - Salz im Wind von Anke Petersen

Titel: Der Kaffeegarten - Salz im Wind
 Autorin: Anke Petersen
 Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 496 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.04.2021
ISBN: 978-3-426-52658-3
 
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Handlung

Sylt 1914

Elin und Matei sind Waisen, aber trotzdem voller Liebe und Aufmerksamkeit aufgewachsen. Sie haben ein neues Zuhause beim Kapitäns-Ehepaar Hansen in Keitum gefunden, wo sie zu jungen Damen herangewachsen sind. Diese Idylle ändert sich schnell, als Paul Hansen überraschend stirbt und sich herausstellt, dass sein Vermögen arg zusammengeschrumpft ist.Um ein Auskommen zu finden entscheiden die Schwestern zusammen mit ihrer Ziehmutter Anna, dass sie Zimmer an Künstler vermieten wollen. Und schließlich kommt noch eine Idee auf, von der schnell alle begeistert sind: Ein Kaffeegarten soll eröffnet werden. Schon nach kurzer Zeit können sich die Damen über zahlreiche Gäste freuen und auch das Haus wirkt durch die Gäste wieder belebter, fröhlicher. Doch gerade, als alles rund läuft und es für die Hansens immer mehr Lichtblicke gibt, beginnt sich der Erste Weltkrieg anzukündigen...

Meinung

Ich mag das Cover unglaublich gern. Es ist absolut stimmig und passend, eine wunderschöne Szenerie wurde dargestellt und anhand der gemütlichen Farben wirkt das Bild sehr einladend und idyllisch.

Es wird eine Szene gezeigt, die wahrscheinlich auf Sylt verortet wird. Man sieht sowohl das Meer, als auch einen Strandabschnitt, sowie einen niedlichen Weg, der sich über die Dünen zieht und an dem viele leicht rosa angehauchte Pflanzen wachsen. Die Mitte des Bildes nehmen zwei Damen ein, wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen um Matei und Elin. Sie sieht man lediglich von hinten, aber sie gliedern sich gut in das Bild ein. Der Titel, sowie der Untertitel wurde in Farben gehalten, die bereits im Cover vorkommen, nämlich bei den Röcken der beiden Damen. Auf diese Weise passen die ganzen Details, aber auch die Farben perfekt zusammen und ich empfinde das Gesamtbild einfach traumhaft und wunderschön!

Von Anke Petersen kenne ich bereits ihre Hotel Inselblick-Reihe, aber auch andere Werke unter anderen Pseudonymen habe ich von ihr bereits gelesen. Und bisher konnte sie mich mit jedem Buch überzeugen und ich hatte durchweg schöne und interessante Stunden mit der Lektüre. Als ich nun in der Verlagsvorschau die Ankündigung für ihr neues Werk erblickt habe, war ich sehr gespannt darauf und auch die Inhaltsangabe konnte mich direkt überzeugen. Daher wanderte der Titel schnurstracks auf meine Wunschliste und ich bin sehr glücklich gewesen, den Roman vom Droemer Knaur Verlag als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Dafür auch an dieser Stelle nochmals mein herzliches Dankeschön!

Noch bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, ist mir direkt ein sehr schönes und hilfreiches Detail ins Auge gesprungen. Vor dem Beginn von neuen Kapiteln wurde stets der Handlungsort (allesamt Orte auf Sylt), sowie das Datum der folgenden Seiten genannt. Auf diese Weise kann man genaustens verfolgen, wo die Geschichte gerade spielt und welche Entfernungen teils zurückgelegt werden. Außerdem besitzt man immer einen zeitlichen Überblick, kann genaustens schauen, wie viel Zeit seit dem Beginn des Buches vergangen ist und wie sich die Charaktere über die Jahre entwickeln. Zudem kann man darüber nachdenken, was für geschichtliche Ereignisse im Folgenden auf die Insel und ihre Bewohner zukommen könnten.

Kurz gefasst ist die Zeitangabe, aber auch die Nennung des Handlungsortes ein sehr hilfreiches Detail, gerade zeitlich hätte ich wahrscheinlich schnell den Überblick verloren. Immerhin erstreckt sich die gesamte Geschichte auf rund fünf Jahre, in denen nicht nur in der Welt, sondern auch im Privatleben der Figuren einiges passiert und man verschiedenste Dinge mit ihnen zusammen durchlebt.

Ich hatte einen wirklich sehr angenehmen und leichten Start in die Geschichte. Auf wenigen Seiten direkt am Anfang wird die gesamte Ausgangssituation dargelegt und man erhält einen ersten Blick auf Matei und Elin. Von den beiden Damen, die man durch die Geschichte begleitet, kann man sich einen ersten Eindruck machen und sie schon mal grob einschätzen, bevor man noch tiefere Einblicke in ihre Charaktere erhält. Und ebenfalls auf den ersten Seiten bekommt man als Leser bereits ganz wunderbare und zum Träumen einladende Bilder des Settings übermittelt, welches ich sehr sehr gern mochte.

Diesen flüssigen und durchweg gelungenen Start in den Roman verdanke ich zu weiten Teilen auch der Schreibweise. Diese war äußerst angenehm, sie gibt gute und lebhafte Umschreibungen der Situationen, der Figuren und des Settings. Man kann Stimmungen, sowie Gedankengänge der Protagonisten gut nachvollziehen und erhält dadurch eine nette Nähe zu ihnen. Teilweise, besonders bei den Szenen im Herrenhaus, sowie in dem angrenzenden Garten, hatte ich lebendige Bilder vor Augen. Ich konnte mir diese Momente besonders gut und farbenreich vorstellen, sie hatten eine ganz besonders ansprechende und ruhige Aura, die äußerst angenehm und stimmig war.

Ich finde, dass die Spannung meist nur sehr unterschwellig zu spüren ist. Ja, sie ist vorhanden, aber meistens wird die Geschichte ziemlich ruhig und beschaulich beschrieben. Man hechtet nicht von einer aufregenden Szene zur nächsten, oft werden normale Tage mit ganz normalen Tätigkeiten, aber auch Sorgen, Freuden und Gedanken beschrieben. Dieser bodenständige Unterton hat mir gut gefallen, man kann sich beim Lesen gut fallenlassen und ich hatte absolut keine Probleme der Handlung zu folgen. Es wird eine übersichtliche Menge an Drama eingebunden, welches aber irgendwie natürlich und nicht zu üppig daherkommt. Im Gegenteil: gerade dadurch werden die Schicksale lebendig und sie erscheinen realitätsnah. Und daher kam bei mir auch an keiner Stelle Langeweile auf, es waren keine Längen vorhanden und ich habe das Buch sehr gern in die Hand genommen habe, um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen.

Tatsächlich habe ich mir während des Lesens absolut keine Gedanken gemacht, wie der Fortgang der Handlung aussehen könnte. Ich habe mich einfach treiben lassen, war gespannt darauf, was noch alles geschehen wird, habe es allerdings komplett unterlassen, eigene Vermutungen anzustellen.

Ebenfalls sehr angenehm empfand ich das Auftauchen von Stimmungen und Emotionen. Die Figuren durchlaufen in dieser Hinsicht einiges und erleben sowohl Momente reinen Glücks, als auch welcher großer Traurigkeit. Alles kam sehr natürlich und echt daher, die Protagonisten haben glaubhaft ihre Gefühle gezeigt. Und oft ist es ihnen auch gelungen, dass man als Leser mit ihnen mitfühlt, weshalb teilweise eine zarte Bindung zu den Personen entsteht.

Vor allem im Hinblick auf den Ersten Weltkrieg und seinen Verlauf werden historische Details eingebunden. Diese betreffen häufig Sylt, hier wird deutlich gezeigt, mit welchen Problemen und Ängsten die Bevölkerung zu kämpfen hatte. Sei es der Mangel an einigen Nahrungsmitteln, die Angst vor Angriffen oder das plötzliche Ausbleiben von Feriengästen, was für viele Bewohner die Überlebensgrundlage gebildet hat. Allerhand Themen werden angeschnitten und anschaulich dargelegt, sodass man sich einen Eindruck verschaffen kann, wie die Insulaner den Krieg erlebt haben.

Aber auch über manche Fortschritt im Kriegsgeschehen, Siege und Niederlagen werden wenige Details eingebunden, sodass man über den Kriegsverlauf immer gut informiert ist. Zudem ist es anhand der Zeitangabe vor neuen Kapiteln immer möglich, selbst darüber nachzudenken, inwieweit der Krieg mittlerweile fortgeschritten ist oder wie lange er noch dauern wird.

Als absolut traumhaft, wundervoll beschrieben und meist sehr einladend hat sich das Setting gestaltet. Es gibt detailreiche und farbenfrohe Beschreibungen der Landschaft, aber auch der Gebäude. Ich habe es sehr genossen, mir jeden einzelnen Handlungsort vorzustellen und mit den Figuren über die Insel zu stromern.

Außerdem finde ich es erwähnenswert, dass manche Orte stark im Zusammenhang mit bestimmten Stimmungen stehen. Diese bleiben teils durchweg gleich, teils verändern sie sich im Verlauf des Romans allerdings auch und damit erhalten manche Gebäude plötzlich eine ganz neue Aura, die sowohl negativer, als auch positiver Natur sein kann.

Auch bei den Protagonisten habe ich nichts zu meckern. Sie treten in einer recht überschaubaren Anzahl auf, haben Eigenheiten und herausragende Merkmale erhalten und sind in keiner Weise stereotyp. Egal ob ihm Spitznamen, ein wenig Dialekt oder hervorstechende Charakterzüge verliehen wurden: Ein jeder schafft es, sich aus der Masse hervorzuheben und mit seinen Taten, oft auch mit seinen Aussagen zu glänzen. Es entstehen richtige Typen, die die Handlung an den richtigen Stellen aufzulockern wissen, ihr aber auch den passenden Ernst verleihen.

Fazit

Ich hatte mit dem Buch sehr entspannte, unterhaltsame und schöne Stunden und mir ist es sehr leicht gefallen, mich auf die Geschichte einzulassen. Mir fällt absolut kein Punkt ein, der mir beim Lesen missfallen ist oder den ich als nicht rund und stimmig empfand. Es liegt eine schlüssige und solide Geschichte vor, die vor allem durch ihre stimmungsvolle Schreibweise und das unglaubliche Setting überzeugen kann. Als I-Tüpfelchen gibt es noch einige historische Details, sowie einen angenehm ruhigen Ton, der mit gezielten aufregenderen Szenen zu überzeugen weiß. Das alles lässt eine wunderbare und feine Geschichte entstehen, die mir sehr gut gefallen hat und auf deren Fortsetzung ich mich riesig freue!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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