Handlung
Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts
Das KaDeWe gilt als Tempel des Luxus und des guten Geschmacks, es ist nicht nur in Deutschland bekannt und wird von allen Kunden geliebt. Zudem gilt Eigner Jandorf als guter Chef, der auf das Wohl seiner Angestellten bedacht ist und harte Arbeit zu würdigen weiß. Und genau aus diesem Grund hat es die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rieke geschafft, ihre Probezeit zu bestehen und kann sich nun über eine Stelle als Verkäuferin freuen. Allerdings lernt sie schon bald, wie stark der Konkurrenzkampf ist.
Judith Bergmann, Tochter des KaDeWe-Justiziars, soll derweil den Sohn von Adolf Jandorf heiraten. Eine Verbindung, die die junge Frau unglücklich stimmt, ihre Pläne für die Zukunft sehen ganz anders aus.
In all den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit werden Pläne zerschlagen, Existenzen zerstört, aber auch Träume erfüllt. Und nicht nur für Rieke und Judith, sondern auch für Adolf Jandorf und sein KaDeWe stehen aufregende Zeiten bevor...
Meinung
Von Marie Lacrosse sind mir allerhand Werke bekannt. Immer wieder schafft es die Autorin, mich mit ihren Büchern zu überzeugen, sie sind stets unglaublich gut recherchiert und beherbergen eine spannende Mischung aus Historie und Fiktion. Und deswegen freue ich mich auf Ankündigungen zu neuen Romanen, genau das war auch bei diesem Titel der Fall. Schon in der Verlagsvorschau hat mich die Inhaltsangabe überzeugt und auch als ich mir diese nach einiger Zeit erneut angeschaut habe, war mein Interesse noch vorhanden. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zu erhalten, ein ganz herzliches Dankeschön dafür!
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich ein bisschen davor gescheut habe, mit dem Lesen zu beginnen. Was einzig und allein an der Seitenanzahl liegt. Und ich eigentlich den Plan hatte, in meiner Woche Urlaub so viel wie möglich zu lesen. Irgendwie dachte ich, dass ich mit der Lektüre des KaDeWe nur langsam vorankomme und als ich die ersten rund dreißig Seiten gelesen habe, hat mich die Geschichte auch noch nicht ganz packen können. Wahrscheinlich hat sich irgendwas in mir noch ein bisschen gewehrt. Am nächsten Tag bin ich dann offener an das Lesen herangegangen, der Knoten ist geplatzt, ich bin super flüssig mit dem Lesen vorangekommen und habe letztendlich vier Tage für die Lektüre benötigt. Jeden Tag habe ich rund 200 Seiten gelesen, die Geschichte hat sich schnell als sehr abwechslungsreich und spannend herausgestellt. Immer wieder wurde ich beim Lesen überrascht, es treten Wendungen auf, mit denen ich absolut nicht gerechnet hätte und ich mag es sehr, was für einen umfassenden Blick man auf die Politik, das Kaufhaus, die einzelnen Protagonisten und ihre Lebensumstände erhält.
Schnell hat sich gezeigt, dass sich die Sprache auf einem hohen Niveau befindet, was sich durch den gesamten Roman zieht. Dieses Niveau entsteht unter anderem durch den historischen Hintergrund, aber auch durch die lebendigen und tiefen Schilderungen jeder einzelnen Situation. So entsteht eine unglaublich starke Geschichte, die auf jeder Ebene punkten kann. Ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen, ich mag die umfassenden Umschreibungen der Szenen, die offenen Einblicke in das Leben von unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und die greifbaren Beschreibungen des KaDeWe. Gerade hier hatte ich die Befürchtung, dass sich die Dimensionen des Kaufhauses gar nicht greifen lassen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde das Gebäude vertrauter und es war mir möglich, die Wege der Figuren ohne Probleme zu verfolgen und einen ungefähren Lageplan in meinem Kopf zu erstellen. Es werden einige Erzählperspektiven genutzt, die sich allesamt als interessant und für den weiteren Fortgang der Handlung als wichtig gestaltet haben. Ich mag die Vielfalt und Abwechslung, die dadurch entsteht und wie man auf jede einzelne Person mehrere Sichtweisen erhält.
Es hat mich überrascht, wie viele Jahre im Verlauf der Geschichte vergehen. Es gibt keinen Stillstand, immer wieder werden Zeitsprünge genutzt, die dazu führen, dass es stete Entwicklungen gibt und in keinem Moment Längen oder Langeweile entstehen. Zudem lässt sich so schön die Reifung der Protagonisten, aber auch die politische Lage nachvollziehen. Es wird auf eine eindrucksvolle Weise dargestellt, was die Bevölkerung für Hoffnungen und Sorgen hatte und was sich auf politischer Ebene entwickelt hat. Das alles verleiht der Geschichte einen starken Hintergrund, der sehr spannend ist und ein interessantes Bild der Handlungszeit zeichnet.
Als ich mir vorab das Personenverzeichnis angeschaut habe, wurde mir ein bisschen schlecht. Es werden viele Personen genannt und im ersten Moment hatte ich den Eindruck, dass die Fülle ein bisschen überfordernd ist. Aus diesem Grund habe ich schnell aufgehört, mir die weiteren Namen durchzulesen und mich so ein bisschen auf die Handlung vorzubereiten und habe mit dem Lesen begonnen. Und wie sich zeigt, habe ich das Verzeichnis am Anfang des Buches vielleicht zwei-drei Mal genutzt, danach war es mir leicht möglich, die Zusammenhänge zu erfassen und mir eine jede einzelne Person zu merken. Sie haben durchweg so ausdrucksstarke Zeichnungen erhalten, sodass richtige Typen entstehen und sie dem Leser leicht im Gedächtnis bleiben. Ich mag es, was für ausführliche Umschreibungen ihre Gedanken erhalten haben, dadurch lassen sich viele Handlungen und Aussagen nachvollziehen. Außerdem tritt eine Vielzahl an Charakteren auf, die alle unterschiedliche Ziele verfolgen, wodurch ein breites Bild der Gesellschaft gezeichnet wird.
Fazit
Meine anfängliche Angst, dass sich die knapp 700 Seiten starke Geschichte ziehen könnte, wurden glücklicherweise schnell beseitigt. Als ich einmal in der Handlung drin war, mir die Personen vertraut waren und ich mich an die Ereignisse, die Ausgangssituation und die Sprache gewöhnt habe, wollte ich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören. Ich bin superflüssig damit vorangekommen, finde, dass eine sehr interessante, abwechslungsreiche und spannende Geschichte geschaffen wurde, die mich immer wieder überraschen konnte und einen äußerst gelungenen Start ins neue Lesejahr dargestellt hat. Absolute Empfehlung, ich kann euch den Roman nur ans Herz legen!
Bewertung: 5
von 5 Sterne
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