Samstag, 15. Mai 2021

Rezension: Die Mutige von Stephanie Marie Thornton

Titel: Die Mutige
Originaltitel: And They Called It Camelot ( aus dem Amerikanischen von Christine Strüh und Anna Julia Strüh )
 Autorin: Stephanie Marie Thornton
 Verlag: Rütten & Loening Berlin
Seitenzahl: 565 Seiten
 Preis: 18,00 €
 Erscheinungsdatum: 12.04.2021
ISBN: 978-3-352-00955-6
 
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Handlung

Jacqueline Bouvier ist mit einem vielversprechenden jungen Herrn verlobt, allerdings ist sie sich über die Verbindung nicht komplett sicher. Kurzerhand löst sie die Verlobung und trifft kurze Zeit später den Mann, der ihre große Liebe sein wird: John F. Kennedy. Schon bald gehören dem Paar in ganz Amerika die Sympathien, wovon auch Kennedys Karriere profitiert. Und zahlreiche Frauen wünschen sich Jackies Eleganz, ihre Stilsicherheit, aber auch ihr Charisma. Sie steht komplett hinter ihrem Mann und unterstützt ihn in jeglichen Lebenslagen. Sie gelten als Bilderbuchehepaar, doch hinter den Mauern kriselt es. Trotzdem wollen beide ihre Ehe nicht aufgeben, sie kämpfen für ihre Liebe. Bis zu jenem Tag in Dallas, der Jackies ganze Welt auf den Kopf stellen wird...

Meinung

Ich finde das Cover etwas kühl, aber sehr schick. Vorherrschend ist die weiße Farbe, welche einen etwas sterilen Eindruck erweckt, dadurch aber den Titel, als auch die Dame hervorstechen lässt. Diese soll in ihrer Kleidung, aber auch dem Auftreten eindeutig Jackie Kennedy darstellen, was ich als sehr gelungen empfinde. Im Hintergrund sieht man noch in grauer Farbe einige Gebäude, ich tippe mal darauf, dass damit New York dargestellt werden soll. Insgesamt entsteht zwar ein einfaches und minimalistisches Bild, was ich aber trotzdem als ansprechend und gelungen empfinde.

Mir ist das Buch bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, Romanbiographien finde ich immer interessant und Jacke Kennedy ist eine Persönlichkeit, die mir bisher noch nicht sehr bekannt war. Zwar ist sie mir in der Geschichte, aber auch in Romanen bereits begegnet, allerdings beschränkt sich mein Wissen über sie auf das Nötigste. Und daher war ich gespannt auf die Frau, ihr Schaffen und ihren Lebensweg an der Seite von JFK, aber auch auf ihre Herkunft und ihr Leben nach dem Tod des Ehemannes. Freundlicherweise wurde mir das Buch vom Aufbau Verlag zur Verfügung gestellt, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte! Ich hatte mich sehr auf das Lesen gefreut und nicht damit gerechnet, dass ich letztendlich so begeistert von dem Buch und Jackie Kennedy sein werde!

Vor dem Beginn zahlreicher Kapitel gibt es eine Monats- und Jahresangabe, weshalb man nicht nur genau verfolgen kann, wann die Handlung einsetzt und über wie viele Jahre sie sich erstreckt, sondern auch, wie alt Jackie ist und was zu der Zeit allgemein in der Weltpolitik geschieht. Ich empfand dieses Detail sehr hilfreich und passend, ansonsten hätte man beim Lesen leicht den Überblick verlieren können und wäre zeitlich verloren gewesen.

Insgesamt wird der Roman in vier Teile gegliedert. Man könnte sagen, dass jeder Teil ungefähr einen Lebensabschnitt von Jackie Kennedy umfasst. Man lernt sie kennen, noch bevor sie ihren künftigen Ehemann getroffen hat, kann sich von ihrer Herkunft und ihrer Karriere ein Bild machen und schauen, wie sich Jackie über die Jahre entwickelt, welche Ziele sie ins Auge fasst und wie sie mit Schicksalsschlägen umgeht. Es wird also eine interessante und abwechslungsreiche Lebensgeschichte erzählt, die einfach mitreißend ist.

Drei der vier Anfänge von neuen Teilen werden mit einem Text begonnen, der kursiv abgedruckt wurde. Hier wird der Beginn und Fortgang jenes denkwürdigen Tages in Dallas beschrieben, man merkt daher schon am Anfang deutlich, dass stetig auf diesen Tag hingearbeitet wird und er einen möglichen Höhepunkt der Handlung darstellen könnte. Dies regt natürlich direkt dazu an, dass man weiterlesen möchte und mehr über diesen Tag, die Folgen für Jackie und ihr Leben erfahren will.

Ich hatte einen äußerst angenehmen Start in die Geschichte. Die Sprache, die Personen, das Setting, alles wird von Anfang an sehr bildreich und ansprechend beschrieben, sodass man einfach wissen möchte, wie die Handlung weitergeht. Und genau das zieht sich durch die gesamte Geschichte. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und anhand vieler Anekdoten erscheinen die Personen sehr lebendig und man kann verstehen, weshalb diese auf die Gesellschaft so charmant gewirkt haben.

Durchweg ließ sich das Buch sehr flüssig und gut lesen. Meist ist die Sprache ziemlich einfach, nur wenige Fachbegriffe werden genutzt und diese wurden in solch einen Zusammenhang gesetzt, dass man stets den Sinn und die Bedeutung dessen versteht. Vor allem anhand der Einbindung zahlreicher Details aus dem Leben der Protagonisten erhält die ganze Handlung Anspruch. Man kann aus zahlreichen Szenen deutlich herauslesen, wie viel Recherche hinter dem Werk steckt, um nicht nur den Menschen ein würdiges Denkmal zu setzen, sondern auch, um so viel Wissen wie möglich an den Leser zu vermitteln. Das ist wirklich ganz hervorragend gelungen, im Laufe des Lesens hat das Bild, welches ich von den Personen vor Augen hatte, immer mehr Form angenommen und ich bin von jedem einzelnen fasziniert. Sie haben so interessante und ausdrucksstarke Wesen erhalten, dass man die Figuren einfach persönlich kennenlernen möchte.

Jackie Kennedy fungiert als Ich-Erzählerin. Aus ihrer Perspektive werden durchweg alle Szenen dargestellt, weshalb man sich ihrer Person besonders nahe und verbunden fühlt. Aus ihren Augen verfolgt man jegliche Geschehnisse und man kann sich von den anderen Protagonisten einen Eindruck verschaffen. Dadurch wird zwar das Bild, welches man von den Figuren erhält, ein wenig von Jackies Urteil beeinflusst, allerdings hat mich das wenig gestört. Ich finde, dass sie ein sehr gutes Urteilsvermögen besitzt und ihre Beurteilungen von den anderen Personen erscheinen sehr treffend und zuverlässig.

Zudem werden viele Emotionen und Gedanken eingebunden, man kann stets gut nachvollziehen, weshalb Jackie auf diese Weise fühlt, worüber sie sich teilweise den Kopf zerbricht. Sie erscheint dadurch sehr menschlich, weshalb es mir leicht gefallen ist, ihren Charakter zu mögen. Man kommt ihrer Person sehr nahe und mir fiel es leicht, eine Bindung zu ihrem Wesen aufzubauen. Das alles hat dazu geführt, dass ich Jackie mit zunehmender Handlung immer mehr ins Herz geschlossen habe und mich nach dem Beenden des Buches noch weiter über sie informiert habe und allerhand Artikel im Netz über die Kennedy-Familie gelesen habe.

Ganz besonders amüsant, aber auch faszinierend empfand ich das Auftreten des gesamten Kennedy-Clans. Sie sind richtige Typen, die genau wissen, was sie wollen und wie sie ihre Ziele erreichen können. Obwohl ich nicht jede Entscheidung und jede Aussage gut fand und sie für manches kritisiert habe, zeigten sie glücklicherweise häufiger ihre freundlichen Seiten und die Faszination der Menschen für diese Familie ist sehr gut nachvollziehbar. Mit zunehmender Handlung kristallisierte sich immer deutlicher heraus, weshalb Jackie, aber auch ein großer Teil der Bevölkerung sich dem Charme der Kennedys nicht entziehen konnten.

Von der Stimmung bin ich hin und weg. Sie wurde sehr dosiert in die Geschichte eingebracht und hat genau an den richtigen Stellen ihre volle Wirkung entfaltet. Ich habe so gut mit den Personen mitfühlen können, es wirkte teils, als würde ich sie tatsächlich kennen. Und an manchen Stellen war ich zu Tränen gerührt und musste beim Lesen mehrmals innehalten, um mich kurz wieder zu beruhigen oder um die Worte wirken zu lassen. Ich würde sogar sagen, neben den Charakteren und deren Darstellung ist die Stimmung das große Highlight für mich.

Vor allem in der Zeit, als John F. Kennedy der 35. Präsident der Vereinigen Staaten war, werden zahlreiche historische Informationen über die Politik und das Weltgeschehen eingebunden. Man erfährt, mit welchen Problemen sich Kennedy in dieser Zeit auseinandergesetzt hat, welche Auswirkungen dies auf seine Familie, seine Regierung und das gesamte Land hat. Und man kann gut schauen, wie aufopferungsvoll er sich mit seinem Job auseinandergesetzt hat.

Jegliche Informationen über die Politik und die Geschehnisse in der Welt werden eindrucksvoll und gut verständlich in die Handlung eingebunden, man kann sie beim Lesen locker verarbeiten und in einen korrekten Zusammenhang bringen. Zudem mochte ich es, wie ein angenehmes Maß gefunden wurde, an keiner Stelle kamen die historischen Informationen zu üppig oder zu mager im Roman vor.

Über 25 Jahre begleiten wir Leser Jackie Kennedy auf ihrem Weg. Eine aufregende und spannende Zeit, sie lernt John F. Kennedy kennen, heiratet, man begleitet sie auf ihrem gemeinsamen Weg und während ihrer Zeit im Weißen Haus. Mit 34 Jahren wird Jackie Witwe, sie muss ihr Leben neu aufbauen und anschließend schauen, was sie noch alles erreichen möchte, wie ihre Zukunft aussehen wird. All diese Abschnitte aus ihrem Leben spielen im Buch eine Rolle und man lernt die gebürtige Jacqueline Bouvier immer wieder neu erkennen. An jeder Hürde wächst sie, wird reifer, erwachsener. Ihr Charakter wandelt sich ständig und wird noch stärker und sympathischer. Ich mag es, wie viele Jahre ihres Lebens im Roman verarbeitet werden, so steht die Handlung nie still, immer warten die nächsten Ereignisse auf den Leser. Ich finde, so haben Längen erst gar keine Chance und die Geschichte bleibt irgendwie knackig und abwechslungsreich.

Im Verlauf des Romans lernt man verschiedenste Settings kennen. Sowohl die Wohnhäuser der Familie Kennedy, als auch Urlaubsorte werden bereist und ein Highlight war natürlich das Weiße Haus in Washington. Ein jeder Raum wurde lebendig, viele Handlungsorte konnte ich mir richtig gut vorstellen und hatte davon Bilder vor Augen. Ich bin damit vollkommen zufrieden, besonders da man merkte, dass die Protagonisten den einzelnen Räumen erst Leben eingehaucht haben.

Immer wieder ist ein Hauch von Spannung durchgeblitzt, der mal stärker, mal schwächer spürbar war. Ich hatte mir schon gedacht, dass die Ereignisse in Dallas 1963 ein Höhepunkt der Spannung sein könnten, da mir nicht bewusst war, was danach in der Geschichte geschehen ist, wer danach Präsident wurde und was das für die Weltpolitik sowie das Privatleben von Jackie und ihrer Familie bedeutet hat. Und genau so war es auch, jener denkwürdige Tag stellte einen Wendepunkt dar, allerdings war die Spannung danach immer noch in einem guten Maß vorhanden und es blieb weiterhin interessant.

Mir hat tatsächlich die Darstellung jeder einzelnen Figur richtig gut gefallen. Sie zeigen sich von verschiedenen Facetten, sie treten lebendig und menschlich auf. Ihnen wurden Attribute verliehen, die sie besonders machen und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Zudem treten die Personen teilweise mit einem sehr angenehmen und guten Humor auf, der mich zum schmunzeln gebracht hat. Einem jeden Protagonisten wurde ein einzigartiger Charakter verliehen, der sie meisten sympathisch, auf jeden Fall aber authentisch und interessant auftreten lässt!

Fazit

Ich bin komplett begeistert! Die Geschichte war absolut mitreißend, ich habe jede einzelne Seite genossen und ich habe mir während des Lesens immer wieder gewünscht, dass das Lesevergnügen nicht aufhört. Einfach alles hat gestimmt, es liegt ein komplett runder, stimmiger und feiner Roman vor, den ich sehr empfehlen kann. Meine absoluten Highlights beim Lesen war auf jeden Fall die Darstellung des Kennedy-Clans mit ihrem Charme, der einfach mitreißend war. Zudem möchte ich die Stimmung hervorheben, die mich umgehauen hat. Ich konnte mich auf emotionaler Ebene vollkommen auf das Buch einlassen und habe auch die eine oder andere Träne vergossen... Ein absolutes Highlight, mit dem ich in den Mai gestartet bin!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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