Samstag, 1. Mai 2021

Rezension: Lady Churchill von Marie Benedict

Titel: Lady Churchill
 Autorin: Pia Rosenberger
 Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seitenzahl: 448 Seiten
 Preis: 20,00 €
 Erscheinungsdatum: 15.04.2021
ISBN: 978-3-462-05381-4
 
https://cover-all.buchhandlung.de/dl/ca6a0122-bca4-4e91-a315-ba4fd0857ce1/4/daz4ed

Handlung

Für Clementine und Winston ist es die wahre Liebe. Sie haben einen ähnlichen Familienhintergrund, sind auf der Suche nach Sicherheit und Ruhe im familiären Umfeld. Zusammen bekommen sie nicht nur fünf Kinder, sondern arbeiten auch tatkräftig an Winstons Laufbahn als Politiker. Sie meistern jede Krise zusammen, unterstützen sich in jeder Angelegenheit und legen den Grundstein für eine große Karriere. Clementine gibt ihrem Mann zahlreiche Ratschläge, sie feilt mit ihm an seinen Reden, bis sie perfekt sind und geht dabei stets eigenen Interessen nach. Doch immer wieder gibt es Kritik an der Frau, sie sei zu unweiblich und diese Meinungen gehen nicht ohne Spuren an Clementine vorbei. Sie stellt ihre Fähigkeiten als Mutter infrage, besonders nach dem Tod der Tochter. Sie fragt sich, ob sie Winstons Karriere und der Politik zu viel Leidenschaft entgegenbringt und ob sie sich nicht mehr der Familie widmen sollte...

Eindrucksvoll beleuchtet Marie Benedict das Leben von Clementine Churchill, ihre ungewöhnliche Ehe und den Werdegang von Winston Churchill. Ihr gelingt es tadellos, einer starken Frau gerecht zu werden, die einen größeren Anteil an der Geschichte hat, als man vielleicht denkt!

Meinung

Das Cover empfinde ich als interessant, sowohl vom Motiv, als auch von den Farben. Diese wurden nicht nur auf ein Minimum begrenzt, sondern sind auch ein wenig verblasst und wirken dadurch zurückhaltend. Und irgendwie lässt sie das auch ausdrucksstärker wirken, wodurch das Cover viel Stärke erhält.

Im Vordergrund steht eine Dame, ich finde, dass sie schick und edel gekleidet ist in ihrem blauen Mantel und mit dem roten Hut. Ihre Haltung ist aufrecht und stolz, weshalb ich sie stark mit Clementine Churchill in Verbindung bringe. Sie betrachtet eine Stadt, die eindeutig London ist, im Hintergrund sieht man das Londoner Parlament. Am Himmel befinden sich zwei Flugzeuge, vielleicht stehen diese symbolisch für die zwei Weltkriege (allen voran für den zweiten, wo Winston Premierminister war). Insgesamt mag ich die Schlichtheit, die das Cover besitzt. Es ist ansprechend, nicht zu ruhig, aber auch nicht zu auffällig und es besitzt Klasse!

Winsten Churchill ist ein großer Name, den man gehört haben muss. Er ist ein faszinierender Politiker und Mensch gewesen, was mir durch die Serie „The Crown“ nochmals bewusst wurde. Und dabei bin ich erstmals auf seine Ehefrau Clementine gestoßen, ihre Person war mir zuvor vollkommen unbekannt.

Erstmals entdeckt habe ich den Roman, als der KiWi Verlag das Buch im Zusammenhang mit einer Bloggerleseaktion vorgestellt hat. Die Inhaltsangabe klang vielversprechend und da ich gern etwas über Clementine Churchill, ihre Taten und auch ihr Privatleben erfahren wollte, habe ich mein Glück versucht und durfte mich tatsächlich über ein Exemplar freuen. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Verlag aussprechen, dass ich ein Rezensionsexemplar erhalten habe!

Noch bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, ist mir ein Detail direkt ins Auge gestochen: Vor dem Start neuer Kapitel wurde nicht nur der Handlungsort, sondern auch das Datum abgedruckt. Man kann also genau verfolgen, welche Orte Clementine besucht und wie viele Jahre im Verlauf der Geschichte vergehen. Und das sind allerhand, die Handlung beginnt im September 1908 und endet im Mai 1945. Somit erstrecken sich die 448 Seiten über rund 37 Jahre, in denen nicht nur zwei Kriege und andere politische Probleme, sondern auch das private Leben der Churchills beschrieben werden. Und obwohl das möglicherweise als zu üppig erscheinen mag, wurde ich an keiner Stelle von den Informationen erschlagen. Stets wechseln sich aufregendere und ruhige Kapitel ab und ich hatte keine Probleme damit, der Handlung zu folgen und das gerade Gelesene zu verarbeiten.

Ich hatte einen flüssigen und leichten Start in die Geschichte. Es gibt anfangs immer wieder kleine und geschickt eingefügte Informationen über die familiären Hintergründe des Ehepaares Churchill, man erfährt ein wenig über ihr Leben bis zu dem Moment, wo sie sich kennenlernen. Diese Hintergründe waren nicht nur interessant, sondern sie haben auch direkt dazu beigetragen, dass ich mich so leicht auf die Handlung einlassen konnte. Man erhält ausreichend Informationen, um der Geschichte problemlos zu folgen und man kann sich einen Eindruck davon schaffen, wie die beiden Personen aufgewachsen sind und welche Anforderungen ihre Familien an sie gestellt haben. Letztendlich hat unter anderem auch der sehr spannende Start dazu beigetragen, dass ich auf Anhieb direkt viel weiter gelesen habe, als ich ursprünglich wollte. Eigentlich wollte ich nur mal eben in die Geschichte reinschnuppern und mir ein erstes Bild machen, allerdings gestaltete sich die Handlung, die Sprache und die Personenzeichnung von der ersten Seite an als sehr angenehm und mitreißend. Man kann sich von den beschriebenen Situationen und Figuren eine Vorstellung machen und schon auf den ersten Seiten zeigt sich, wie viel Recherche hinter dem Werk steckt. Daher hatte ich schon nach den ersten knapp 100 Seiten das Gefühl, dass ich das Buch sehr sehr mögen werde, was sich schließlich auch bewahrheitet hat.

Die Sprache ist äußerst bildhaft und lebendig. Auf diese Weise gelingt es der Autorin auch, die Churchills wieder zum Leben zu erwecken, ihre Charaktere genau so zu treffen, wie sie in Quellen beschrieben werden und ihnen so einen würdigen Roman zu widmen. Eine jede Szene war so beschrieben, dass ich sie mir nicht nur gut vorstellen konnte, sondern oft habe ich mir gedacht, dass sie genauso hätte stattfinden können. Nie habe ich an irgendeiner Aussage gezweifelt, es wurde alles sehr realistisch und mit viel Gefühl beschrieben. Zudem mochte ich es, wie jegliche politische Zusammenhänge so beschrieben werden, dass sie leicht verständlich sind und man diese während des Lesens locker aufnehmen und verarbeiten kann.

Jegliche Szenen werden aus der Sicht von Clementine, der Ich-Erzählerin, dargestellt. Daher lernt man ihren Charakter am besten kennen, man erfährt, welche Rolle sie in der Ehe spielt und wie stark sie ihren Ehemann bei seiner Arbeit als Politiker unterstützt. Alle anderen Personen lernt man aus Clementines Augen kennen, was interessant war, sie zeigte ein gutes Urteilsvermögen und ich mochte es sehr, wie aufmerksam sie war und wie häufig sie, aber auch Winston gezeigt haben, wie bodenständig sie eigentlich geblieben sind. Das hat stark dazu beigetragen, dass ich die Churchills als so lebendig und realistisch wahrgenommen habe und ich für beide Menschen Sympathien hege.

Ich fand es bemerkenswert, wie es trotz der einseitigen Sichtweise nie langweilig wurde. Dazu herrscht meist noch ein ruhiger Ton, nur sehr selten gibt es in der Geschichte aufregendere Momente, bei denen man merkt, dass sie einen möglichen Wandel darstellen könnten. Und trotzdem entstanden an keiner Stelle Längen, stets gestaltete sich die Handlung als abwechslungsreich und spannend. Ich denke, dass daran unter anderem auch die Zeitsprünge ihren Anteil haben, oft werden einige Wochen oder Monate übersprungen und daher gestaltete sich die Handlung als ziemlich knackig. Zudem gibt es auch zwischen den Kapiteln einiges an Abwechslung, die Abschnitte konzentrieren sich sowohl auf das Privatleben der Churchills, als auch auf das politische Wirken. 
Mir hat es sehr gut gefallen, wie viele Einblicke es in Clementines Gedanken und Gefühle gibt. Dadurch kommt man ihrem Charakter sehr nahe, kann eine Bindung zu ihr aufbauen und sie zeigt sich sehr häufig als bodenständig und überlegt. Daher empfand ich Clementine als sehr freundlichen und angenehmen Charakter, ich mochte ihr ganzes Auftreten sehr gern und finde ihre Person sehr interessant und sympathisch.

Wie man es bei einem Roman über ein so politisch engagiertes Ehepaar schon denken kann, werden viele historische Hintergründe in die Geschichte eingeflochten. Sowohl über innen-, als auch über außenpolitische Themen und Episoden erfährt man allerhand und ich mochte es dabei, wie klar und einfach diese Ereignisse und Überlegungen vorgestellt werden. Ich konnte die zahlreichen Informationen problemlos aufnehmen und verarbeiten und empfand die Fülle dieser letztendlich als sehr angenehm. Immer wieder kommt nach einem Kapitel voller historischer Details ein ruhiger Abschnitt, in dem alltägliche Szenen beschrieben werden. Dadurch wird man als Leser mit Informationen nicht überladen und es entsteht eine gute Mischung.

Es tauchen viele verschiedene Settings auf, nicht nur verschiedene Wohnungen und Häuser werden von den Churchills bewohnt, sondern sie unternehmen auch einige Reisen und auch auf diesen begleitet man Clementine natürlich. Dadurch entsteht eine große Vielfalt und man sieht genau, dass sie oft einen überraschend bescheidenen Lebensstil pflegten. Mir hat es gefallen, dass man sich jeden Handlungsort, egal, ob er lediglich einmal oder mehrmals auftaucht, gut vorstellen kann. Ein jeder Ort wird mit wenigen, aber starken Worten umschrieben und er ließ ein Bild vor meinen Augen entstehen. Das zog sich durch die ganze Geschichte und ich mochte die Abwechslung, die damit einherging.

Mit den Personenzeichnungen konnte mich die Autorin komplett überzeugen. Eine jede Figur war einzigartig und zeichnete sich durch bestimmte Charakterzüge aus. Keiner glich dem anderen, sie besaßen besondere Auftreten und dadurch erhielt jeder Protagonist einen großen Wiedererkennungswert. Ich mochte die lebendigen und realistischen Züge, die jede Person erhalten hat und was für ein breites Bild der Gesellschaft dadurch entstand.

Im Fokus stand vor allem Clementine, aber auch Winston Churchill nimmt eine große Rolle im Buch ein. Das Ehepaar begleitet man während rund 37 Jahren und in dieser Zeit passiert nicht nur im Privatleben, sondern auch auf beruflicher Ebene bei beiden Personen viel. Beide zeigen im Roman gute und nachvollziehbare Entwicklungen, sie machen einige Wandlungen durch, die nicht nur der Reifung zuzuschreiben sind, sondern auch einigen Schicksalsschlägen. Oft finde ich ihr Auftreten und ihre kleinen Eigenheiten sehr sympathisch und für zahlreiche Taten und Handlungen habe ich großen Respekt!

Am Ende gibt es ein rundes und gut erklärendes Nachwort. Dort werden vor allem auf die Gründe für die Entstehung des Romans und wenige Hintergründe eingegangen. Ich mag es sehr, wie gut man dadurch die Begeisterung von Marie Benedict für Clementine Churchill nachvollziehen kann. Ich bin jedenfalls von ihrer Darstellung sehr angetan und habe im Folgenden noch einige Artikel und auch Videos geschaut, weil mich die Dame einfach nicht losgelassen hat. Vielleicht wäre es noch ganz gut gewesen, wenn ein paar weitere Daten und Ereignisse aus dem Leben des Ehepaares Churchill am Ende eingefügt worden wären, aber das hat mir nicht zwingend gefehlt. Dafür hat mir das eigentliche Nachwort zu gut gefallen und es hat einen feinen Abschluss des Romans gebildet!

Fazit

Ich bin ein wenig überrascht, wie begeistert ich von dem Buch bin. Ich hatte schon mit einer interessanten und mitreißenden Geschichte gerechnet, dass sie mich allerdings so stark in ihren Bann ziehen wird, hatte ich nicht erwartet. Es gibt wirklich keinen Aspekt, den ich negativ wahrgenommen habe oder kritisieren könnte, mich konnte jede Seite vollkommen überzeugen und ich empfand die Darstellung von Clementine und Winston Churchill als sehr gelungen. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, ihnen mit diesem Roman ein kleines Denkmal zu setzen, die einzigartige Person von Clementine in den Vordergrund zu stellen und ihr mehr oder weniger heimliches Wirken zu würdigen. Eine sehr große Empfehlung, die ich euch ans Herz legen möchte!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den KiWi Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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