Freitag, 31. Januar 2020

Rezension: Die Frauen von Richmond Castle von Tracy Rees

Titel: Die Frauen von Richmond Castle
Originaltitel: Darling Blue ( aus dem Englischen von Elfriede Peschel )
Autorin: Tracy Rees
Verlag: Ullstein Buchverlage
Seitenzahl: 528 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 31.01.2020
ISBN: 978-3-548-06083-5 


Handlung:

England, 1920er Jahre

Auf den ersten Blick erscheint die Familie Camberwell wie eine Vorzeigefamilie. Es herrscht ein harmonischer Umgang untereinander, man sorgt sich umeinander und sie sind in der Gesellschaft sehr beliebt. Als die jüngere Tochter Blue zufällig auf Delphine trifft, zögert sie nicht lange und nimmt die junge Frau unter ihre Fittiche. Blue hat großes Mitleid mit ihr, Delphine ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann und die ganze Familie Camberwell hilft, um Delphine zu schützen und sich erst mal zu verstecken.

Ganz langsam findet in der Familie Camberwell ein Geheimnis den Weg ans Tageslicht, welches alles durcheinander bringt. Kann die Familie mit dem Geheimnis umgehen und wird Delphine irgendwann wieder ohne Angst vor ihrem brutalen Ehemann leben können?


Meinung:

Anfangs hatte ich das Cover kritischer betrachtet, es ist nett gestaltet, erscheint mir aber etwas zu bunt und farbenfroh. Jede Farbe sticht stark hervor, wodurch etwas Unruhe entsteht. Ich bin immer noch nicht vollkommen begeistert davon, muss aber sagen, dass das Cover gut zur Geschichte passt. Die Autorin hat viele Szenen gestaltet, in denen herrliche Farben beschrieben werden und gerade Richmond Castle wurde ansprechend und farbenfroh dargestellt. So passt diese Verbindung gut und ich sehe das Cover mit etwas anderen Augen.



Von Tracy Rees habe ich bereits zwei Bücher gelesen, die mir beide richtig gut gefallen haben. Bei diesem neuen Buch war ich lange unsicher, was ich von der Inhaltsangabe halten soll, ob sie mich interessiert oder eher nicht. Mir hat ein Detail gefehlt, welches ausschlaggebend für eine Entscheidung ist. Deshalb habe ich auch hier wieder der Leseprobe eine Chance gegeben, die mich überzeugen konnte. So war ich sehr glücklich, das Buch von Vorablesen zu erhalten und lesen zu dürfen.



Mir hat der Einstieg in den Roman sehr gut gefallen. Es wird zum einen die Chance gegeben, die Charaktere kennenzulernen, gleichzeitig kommt die Autorin recht schnell zum Punkt und bringt Spannung in die Handlung. Diese Mischung war interessant und bot einen guten Start in den Roman.
Die Autorin nutzt einen humorvollen und somit kurzweiligen Erzählstil, der sich leicht und flott lesen lässt. In der Handlung sind keine Längen entstanden und außerdem besticht das Buch durch zahlreiche, ausführliche Beschreibungen von wunderschönen Gegenden, allen voran von Richmond Castle. Als Leser kann man viele Orte in jeder Jahreszeit sehen und sich so ein ziemlich genaues Bild von dem Setting machen.



Insgesamt hat mir das Setting richtig gut gefallen. Als Haupthandlungsort dient Richmond Castle, welches einfach herrlich ist. Nicht nur das Wohnhaus der Familie Camberwell wirkt äußerst einladend und gemütlich, sondern der ganze Stadtteil erscheint idyllisch und lebendig. Immer wieder wurden neue Ecken beschrieben und oft schien es, als würde man mit den Protagonisten durch das Viertel laufen und die Gebäude mit eigenen Augen sehen.

Dazu gibt es noch wenige andere Handlungsorte, u.a. das Gebäude, in dem die Gazette ihren Sitz hat oder Häuser von Freunden der Camberwells. Auf diesen Gebäuden liegt nicht so stark der Fokus, sie sind auch eher Nebenhandlungsorte und werden nicht mit so strahlenden Farben und Attributen beschrieben. So zeigt sich, dass das Hauptaugenmerk auf Richmond Castle liegt, welches sehr gelungen dargestellt wurde.



Der Handlungszeitraum des Buches erstreckt sich genau ein Jahr. Die Handlung beginnt mit Blues Geburtstag im Sommer und endet genau mit dem Tag, wodurch eine Einheit der Zeit entsteht. Mit dem Beginn einer neuen Jahreszeit beginnt auch immer gleichzeitig ein neuer Teil des Romans. Somit untergliedert sich das Buch in fünf Teile, die jeweils noch in Kapitel unterteilt wurden.

Es gibt drei Sichtweisen, nämlich die von Blue und von Delphine, als auch die von Midge, Blues Stiefmutter. So gibt es immer wieder Abwechslung, alle drei Perspektiven hatten unterschiedliche Sichtweisen und Schwerpunkte. Ich fand auch, durch diese Erzählsituation konnte man alle Charaktere durch andere Augen sehen, vielleicht waren sie mir auch deshalb so sympathisch und angenehm.



Ab und an gibt es Erwähnungen von historischen Bezügen, vor allem durch die Mode, aber auch durch die Gesellschaft werden viele Details wiedergegeben. Insgesamt finde ich, dass die Gesellschaft, in der die Camberwells verkehren sehr authentisch geschildert wurde. Es gab viel Müßiggang und dazu stand natürlich die beschriebene Arbeitswelt in der Gazette im starken Gegensatz.



Mit vielen Charakteren war ich zufrieden, sie waren herrlich lebendig dargestellt. Doch es gibt auch das Problem, dass die Welt entweder Schwarz oder Weiß war. Ein unsympathischer Protagonist hatte nur schlechte Seiten, die freundlichen waren durchweg freundlich. Sie hatten keinen negativen Wesenszug, der ihren Charakter besonders gemacht hätte. So gab es stellenweise ein großes Zusammentreffen von perfekten Menschen, was etwas langweilig und definitiv zu übertrieben war.

Was mir sehr gut gefallen hat war der gezeigte Zusammenhalt in der Familie. Das war wirklich beispiellos, alle haben sich gegenseitig unterstützt und waren füreinander da. Probleme wurden gemeinsam besprochen und gemeinsam wurde sich um eine Lösung bemüht.



Ich fand es schade, dass nicht ein größeres Augenmerkt auf Delphine lag. Ihre Geschichte war die am wahrscheinlich interessanteste und von ihr erfährt man leider am wenigsten. Es wäre hier durchaus Potenzial dagewesen, um vielleicht kleine Rückblicke in die Vergangenheit zu geben und Delphine so mehr in den Vordergrund zu bringen. Auf jeden Fall hatte Delphine die beste und sichtbarste Entwicklung, ich würde sagen, dass sie definitiv mein Lieblingscharakter war.

Bei Blue war ich ziemlich zwiegespalten. Einerseits mochte ich ihr Auftreten ganz gerne, sie ist fortschrittlich, will arbeiten und sich nicht nur auf die faule Haut legen. Ich fand es toll, dass sie zwischenzeitlich einen Beruf hatte und sich in dieser Angelegenheit nicht beeinflussen lassen hat.

Doch ich dachte von ihr, dass sie schlagfertiger ist und sich vieles nicht so gefallen lässt. Manchmal ist Blue um kein Wort verlegen, zu wichtigen Themen fällt es ihr schwer, sich zu äußern. Dieses Hin und Her war etwas nervig und hätte gekürzt werden können.



In meiner Bewertung ziehe ich anderthalb Punkte ab. Im Grunde habe ich mich gut unterhalten gefühlt und an sich war die Geschichte auch stimmig. Mir war lediglich das erste Zusammentreffen von Blue mit Delphine etwas zu konstruiert und ich fand es auch merkwürdig, dass die Fremde sofort bei den Camberwells eingezogen ist. Niemand hatte etwas dagegen oder Befürchtungen, dass sie sich in Delphine täuschen und sie gar nicht das arme Mädchen ist, sondern eine Diebin oder ähnliches. Diese Situationen habe ich stark hinterfragt und fand sie nicht sonderlich gut dargestellt. Mir ging die Familie Camberwell etwas zu blauäugig an die Sache heran.

Auch die Situation mit Elf fand ich merkwürdig. Er war mit Blues Mutter bekannt, hat ein Häuschen auf dem Grundstück eingerichtet bekommen, es wird aber nicht erwähnt, in welchem Zusammenhang er mit Audra steht. Hier hatte ich irgendwas erwartet.

Ich stand auch etwas im Zwiespalt, wie schnell Blues Vater sich mit dem Geheimnis arrangiert hat und der Person wieder vertraut und mit ihr weiterleben will. Ich konnte mich mit dem Gedanken absolut nicht anfreunden, mir wäre es ein zu großer Vertrauensbruch gewesen, den ich auch für ziemlich unverzeihlich halte...

Zudem ist der Klappentext etwas irreführend. Delphine bringt das Geheimnis gar nicht ans Tageslicht, sie ist in dieser Hinsicht komplett unschuldig und kann nichts für das ganze Geraffel. Außerdem wird dadurch auch nicht die Freundschaft von Blue und Delphine gefährdet, ich würde fast denken, dass sie eher gestärkt wird und in diesem Zusammenhang gar nicht wichtig ist.


Fazit:


Vollkommen überzeugen konnte mich die Geschichte leider nicht. Dafür sind mir leider doch ein paar Kritikpunkte aufgefallen, die mein Lesevergnügen etwas getrübt haben.

Richtig gut gefallen hat mir nicht nur die Schreibweise mit herrlichen Beschreibungen von Gegenden und Gärten, sondern auch der historische Bezug. Das wurde mühelos in die eigentliche Handlung eingeflochten und hat dem Buch viel Charme gegeben. Auch einige Charaktere waren einfach nur herzlich und sympathisch, man würde sich fast wünschen, sie persönlich kennenzulernen.

Doch dann gibt es auch andere, die durchweg negativ beschrieben wurden und eindeutig nur als Sündenbock dienen. Und auch das große Geheimnis taucht erst ziemlich im letzten Drittel auf, der Klappentext vermittelt einen anderen Eindruck davon.

Im Grunde ist das Buch wirklich nicht schlecht, Kleinigkeiten haben gestört, welche ich alle in meiner Rezension benannt habe.

Bewertung: 3,5 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Interesse? Hier findet ihr den Roman!

Diese Bücher der Autorin habe ich auch rezensiert:

Die Reise der Amy Snow

Die Sonnenschwestern

Samstag, 25. Januar 2020

Rezension: Jahre an der Elbchaussee von Lena Johannson

Titel: Jahre an der Elbchaussee
Autorin: Lena Johannson
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 436 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum:06.12.2019
ISBN: 978-3-7466-3542-2

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Handlung:

Hamburg, Ende der zwanziger Jahre
Bei Frieda Hannemann läuft gerade alles rund. Sie ist mit Per unglaublich glücklich, die Hochzeit der Beiden ist der nächste große Punkt an der Tagesordnung. Dazu werden ihre Schokoladenprodukte immer beliebter und erfolgreicher und Frieda bereitet sich fleißig darauf vor, eines Tages den Platz ihres Vaters in der Geschäftsführung zu übernehmen.
Doch am Himmel breiten sich dunkle Wolken auf. Langsam aber sicher kommen die Nazis an die Macht und Frieda muss sich nicht nur um ihre beste Freundin Clara, sondern auch um ihre Nichte Sarah, sowie deren Mutter Selma sorgen, die der jüdischen Religion angehören.
Außerdem sieht Frieda nach einigen Jahren ihre Jugendliebe Jason wieder, mit dem sie sich damals eine Zukunft vorstellen konnte. Beide merken bei der Begegnung, dass sie noch nicht vollkommen mit der Vergangenheit abgeschlossen haben. Frieda will sich ihrem Verlobten Per anvertrauen, doch wie wird dieser reagieren?

Frieda hofft sehr, dass ihre Vertrauten in diesen Zeiten zusammenhalten und eine Einheit bilden. Doch nicht alle Menschen in ihrem Umfeld unterstützen sie und versuchen, ihr ständig Steine in den Weg zu legen. Neben vielen schönen Erlebnissen erlebt Frieda auch, wie leicht sie sich in einigen Menschen getäuscht hat...

Meinung:

Das Cover des ersten Teils gehörte im letzten Jahr zu meinen Favoriten. Auch dieses finde ich echt schick, doch es kommt nicht ganz an das Erste heran. Es gibt einen hohen Wiedererkennungswert, wieder steht im Vordergrund eine Dame mit dunklen Haaren und einem lilafarbenen Kleid. Insgesamt wurde als Hauptfarbe diesmal ein angenehmer Lila-Ton gewählt, der sich außerdem im Titel, sowie in dem Verlagszeichen wiederfindet.
Der Hintergrund wurde verschwommener und mit nicht so starken Farben ausgestattet. So gibt es ein gutes Gegengewicht zu den ausdrucksvollen Farben im Vordergrund. Ich stelle mir vor, dass es sich bei der Szenerie im Hintergrund um die für den ersten Teil titelgebende Villa an der Elbchaussee handelt und Frieda diese betrachtet und über die Politik, aber auch ihre neueste Schokoladenkreation nachdenkt.
Insgesamt gefällt mir das Cover gut, es ist ausdrucksstark, schön anzusehen und mir gefällt die Ähnlichkeit zum ersten Teil.

Der erste Teil war definitiv eines meiner Highlight des letzten Jahres, ich habe das Buch sehr gemocht und war extrem gespannt auf die Fortsetzung. An diese hatte ich große Erwartungen und war natürlich neugierig, ob die Autorin diese auch erfüllen kann. Ich habe mich nicht nur riesig darüber gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, sondern auch auf das Lesen und Rezensieren.

Bei dem Buch liegt eine Klappbroschur vor, wo nicht nur alle drei Teile der Reihe abgebildet sind, sondern auch eine historische Karte. Auf der Karte ist ein Ausschnitt von Hamburg zu sehen, darauf wurde der Hamburger Hafen abgebildet. Für nicht ortskundige wie mich ist dies wirklich hilfreich und insgesamt ist es ein schönes Detail. So kann man sich etwas in dieser Gegend orientieren, wo doch ein größerer Teil der Handlung stattfindet, und auch andere Orte sind darauf zu sehen, die im Roman eine Erwähnung finden.

Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, diese wiederum in Kapitel. Jedes Kapitel hat eine angenehme Länge, man kann auch mal zwischendurch einen Abschnitt lesen oder halt einige Stunden damit verbringen, wenn man das Buch nicht aus der Hand legen mag.
Vielen Kapiteln steht ein Monat und eine Jahreszahl voran. So lässt sich eine zeitliche Einteilung vornehmen und man kann sich beim Lesen bewusst vor Augen führen, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist und wie viele Jahre die Protagonisten seit dem Beginn der Handlung älter geworden sind. Insgesamt vergehen ganze 12 Jahre, die scheinbar verfliegen. Ab und an gibt es Zeitsprünge, welche geschickt in die Handlung eingebunden wurden. Bei diesen hatte ich auch nie das Gefühl, dass mir wichtige Details entgehen oder mir Informationen für die weitere Handlung fehlen.

Am Anfang musste ich immer etwas nachdenken und es hat ein paar Seiten gedauert, bis mir viele Details aus dem ersten Teil wieder eingefallen sind. Immerhin ist es tatsächlich schon fast ein Jahr her seit ich diesen gelesen hatte. Doch wie gesagt fielen mir viele Dinge schnell wieder ein und ich konnte der Handlung mit viel Interesse folgen.
Der Start in die Handlung war recht ruhig und angenehm. Man bekam Zeit, um sich in das Buch zu finden und viele wichtige Details wurden direkt am Anfang genannt. Nachdem ich nicht mehr so viel nachdenken musste und mir vieles wieder eingefallen ist, wurde das Lesen zum kompletten Vergnügen. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, die Handlung hat mich gefangen genommen und es hat einfach nur Spaß gemacht immer weiterzulesen.
Besonders hat mir die Mischung zwischen ruhigeren und aufregenderen Kapiteln gefallen. Oft wurde einfach nur der Alltag von Frieda erzählt, wie sie es managt, Familie und ihren Job unter einen Hut zu bekommen und was sie tagtäglich erlebt. Dies wechselt sich immer wieder mit einem aufregenderen Kapitel ab, indem es eine spannungsreichere Handlung gibt. So wird neuer Schwung hereingebracht und es wird verhindert, dass Längen entstehen. Wie erwähnt, mir hat dieser Wechsel gut gefallen, das Buch wirkte dadurch sehr bodenständig und scheint eine reale Geschichte zu erzählen. Die Autorin hat hier die perfekte Balance zwischen Spannung und Entspannung gefunden.

Ich konnte das Buch auch so schnell und flüssig lesen, weil die Autorin wieder einen sehr angenehmen Schreibstil genutzt hat. Er war authentisch, hat die Ereignisse eindrucksvoll wiedergegeben und besitzt ganz wunderbare Beschreibungen von Gebäuden und Situationen. Dazu wurden immer wieder typisch norddeutsche Redewendungen und Worte eingebunden, die nicht nur äußerst gut zu dem Haupthandlungsort passen. So kommt viel Authentizität in die Geschichte und die Protagonisten wirken noch lebendiger und glaubwürdiger.

Immer mal wieder tauchen auch historische Details auf, welche ebenfalls gekonnt in die Geschichte eingebunden wurden. Diese beschränken sich nicht nur auf Deutschland, es finden u.a. ebenfalls Geschehnisse aus Amerika einen Platz in der Geschichte. Von diesen Fakten wurde man nicht überladen, sie wurden wohldosiert in die Handlung eingefügt und standen eher im Hintergrund, die Geschichte um Frieda, ihre Familie und die Schokoladenmanufaktur stand deutlich im Vordergrund. Zudem wurden historische Aspekte mit einfachen, aber sehr genauen Worten erklärt, sodass man diese leicht verstehen und auch verarbeiten kann, was den Lesefluss natürlich positiv beeinflusst.

Auch diesmal findet der größte Teil der Handlung in Hamburg statt. Schnell hatte ich wieder den Eindruck, dass die Häuser und Gegenden sehr liebevoll und detailgetreu beschrieben wurden. Bei mir entstanden schnell lebendige Bilder vor Augen, wie ich mir die beschriebenen Straßen vorstelle. Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen des Hafens und des Kontors. Dort herrscht eine Lebendigkeit und teilweise Fröhlichkeit, die einfach mitreißend ist und den Wunsch ausgelöst hat, diese Szenerie am liebsten mit eigenen Augen sehen zu wollen.
Diesmal unternimmt Frieda mehrere Reisen, sowohl innerhalb Deutschlands, als auch außerhalb. Die Orte, die Frieda gesehen hat waren ebenso farbenreich beschrieben wie die Gegenden in Hamburg. Sie standen dem in nichts nach und haben eine interessante Abwechslung dargestellt.

Die Protagonisten waren lebendig und mit vielen kleinen Macken dargestellt, was sie authentisch, abwechslungsreich und besonders gemacht hat. Die Charaktere haben sich alle unterschieden, keiner kam zu stereotyp daher. Es gibt viele sympathische Protagonisten, mir hat es richtig viel Spaß gemacht, mit ihnen Zeit zu verbringen und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten.
Im Mittelpunkt steht natürlich Frieda, direkt nach ihr folgt ihr Familie, die ein interessantes Abbild von Menschen der damaligen Zeit waren. Manche halten noch an alten Traditionen fest, manche wollen ihre Arbeit nicht an die jüngere Generation weitergeben und manche wissen nicht so recht etwas mit ihrer Zeit anzufangen. Zudem treten verschiedene politische Meinungen auf, die Platz für einige Diskussionen lassen und ebenfalls den Kern der Zeit treffen. So lässt sich zusammenfassend sagen, dass ein jeder Charakter positive Seiten gezeigt hat, aber auch mal einen Fehler macht oder eine falsche Aussage tätigt, was die Protagonisten sehr lebendig und menschlich dastehen lässt.

Fazit:

Ich hatte ja anfangs erwähnt, dass ich große Erwartungen an diesen Fortsetzungsband hatte. Und es ist der Autorin mehr als gelungen, diese zu erfüllen. Ich wollte immer weiterlesen, konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und wollte gleichzeitig aber auch, dass die Handlung nicht so schnell vorangeht, damit ich länger meine Freude mit dem Buch habe.
Die Handlung war absolut nicht vorhersehbar, immer wieder sind neue, unerwartete Dinge geschehen, die die Geschichte durchweg interessant gemacht haben. Mir hat es außerdem sehr gut gefallen, dass sich abenteuerlichere Kapitel mit angenehm ruhigen, fast schon entspannenden Szenen abgewechselt haben.
Durchweg wurde ich wirklich gut unterhalten, ich habe absolut keine Kritikpunkte und freue mich jetzt schon riesig auf den dritten Teil. Für das Buch kann ich nur eine große, große Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung: 5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

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Samstag, 18. Januar 2020

Rezension: Die Frauen vom Alexanderplatz von Elke Schneefuß

Titel: Die Frauen vom Alexanderplatz
Autorin: Elke Schneefuß
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 13.01.20
ISBN: 978-3-453-42356-5 


Handlung:

Berlin 1918
Der Erste Weltkrieg ist endlich zuende, doch in Berlin steht schon die Novemberrevolution vor der Tür. Für die Stadt gibt es noch immer kein Aufatmen.
In dieser Zeit kehrt Hanna von ihrem Dienst als Hilfsschwester zurück, in der Heimat hat sich einiges geändert, familiär ist vieles gleich geblieben. Doch die junge Frau hat schon Pläne für ihre Zukunft geschmiedet, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Einziges Problem an der Sache: Sind die Eltern damit einverstanden und können sie Hannas Wünsche nachvollziehen?
Währenddessen hat sich Fritzi auf den Weg nach Berlin gemacht. Sie will ihre Jugendliebe Benno zurück in die Heimat holen, wo sie ihre gemeinsame Tochter bisher alleine aufzieht. Zudem hofft sie auf ein Fortsetzen der Beziehung und malt sich eine rosige Zukunft aus. Doch findet sie den Mann auch in der großen Stadt?
Zur gleichen Zeit treffen die Schneiderstochter Vera und besagter Benno aufeinander. Schnell ist eine Anziehung vorhanden und die beiden verlieben sich. Können sie einander trauen? Ziehen sie am selben Strang und hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?

Meinung:

Das Cover gefällt mir recht gut. Beherrscht wird es von einem strahlenden Blau, in dem sich sowohl die rote Farbe des Titels, aber auch die weißen Details am oberen Rand gut machen. Der untere Teil des Covers wird von einem Bild beherrscht, welches gleichzeitig modern, aber auch altmodisch ist. Im Hintergrund ist eine Szene aus einer Stadt zu sehen was sehr nostalgisch wirkt und eine gewisse Atmosphäre verströmt. Davor befindet sich, deutlich größer eine junge Dame, halb dem Leser zugewandt, welche nicht in der Originalszenerie vorkommt. Ich finde das etwas kritisch, es nimmt den altmodischen Charme der Alltagsszene und wirkt mir zu sehr eingefügt. Vielleicht wäre es schon besser gewesen, wenn die Dame stur nach vorn, auf die Szenerie geschaut hätte und ihr Gesicht nicht dem Leser offenbart.

Ursprünglich war mir der Name der Autorin völlig unbekannt. Ich konnte mich nicht entsinnen, ihren Namen schon mal gehört zu haben oder ein Buch von ihr gelesen zu haben. Bis mir ein Buch im Regal ins Auge gefallen ist, welches von Elke Schneefuss geschrieben wurde. Ich kann mich nicht recht an den Inhalt entsinnen, ich habe das Buch sicherlich vor weit mehr als fünf Jahren gelesen. Ich glaube aber mich daran zu entsinnen, dass ich es damals recht gut fand.
So bin ich frei an das Lesen herangegangen, auf das ich mich sehr gefreut habe. Mich hat das Buch sofort angesprochen, das Cover finde ich ganz schick, die Inhaltsangabe klingt vielversprechend und auch die Leseprobe hat mich vollkommen überzeugt.

Es gibt einen überraschend aufregenden Start in den Roman, direkt die erste Szene zeigt eindrucksvoll die Lage in der Hauptstadt. Und genau das hat sich durch den Roman gezogen: in fast jedem Abschnitt werden durch wenige Worte die Stimmung und Situation in Berlin genau wiedergegeben. Das alles wirkte sehr realistisch und auch die Sorgen und Nöte der Menschen waren stark beschrieben, was fast schon einen eindringlichen Charakter hatte.

An der Schreibweise habe ich nichts auszusetzen. Sie war klar und flüssig zu lesen, immer wieder wurden historische Details eingebunden. Es gab viele spannungs- und stimmungsreiche Szenen, die das Lesen zum Vergnügen gemacht haben.
Die Kapitel hatten eine angenehme Länge. Es war zwar nicht ganz einfach, mal eben einen Abschnitt zu lesen, dafür waren sie einen Hauch zu lang, doch gerade richtig für eine angenehme und ruhige Lesestunde.
Ich hatte absolut keine Probleme das gerade gelesen zu verarbeiten, Entscheidungen zu verstehen oder Zusammenhänge zu erfassen. Insgesamt fand ich die Handlung sehr stimmig und bündig. Alles macht am Ende einen Sinn und ist in sich geschlossen. Ich habe auch keine offenen Fragen mehr, sondern konnte das Buch ganz beruhigt weg legen und mir Gedanken über die Rezension machen.

Aufgeteilt werden die Erzählinstanzen auf die drei Damen, welche schon im Klappentext Erwähnung finden: Fritzi, Hanna und Vera. Es gibt regelmäßige Wechsel, keine kommt zu kurz und man muss nie ewig auf neue Informationen warten. Alle drei Schicksale der Damen standen im Vordergrund und waren eindeutig das Hauptthema des Buches. Dies vermischt mit den historischen Fakten war äußerst unterhaltsam, spannungsreich und atmosphärisch. Mir hat diese Mischung richtig gut gefallen, genau das setze ich an Romanen voraus.
Für mich ließ sich auch immer schnell erkennen, aus welcher Sichtweise der folgende Abschnitt geschrieben wurde. In jedem neuen Abschnitt fiel nach wenigen Sätzen schon der Name der jeweiligen Dame, um die sich die folgende Handlung dreht.
Ich fand es schön, wenn sich manchmal, vor allem am Ende die Wege einige Protagonisten gekreuzt haben. Oft ist dabei nichts Bedeutendes vorgefallen, doch es war ein nettes Detail, was die Handlung noch mal auf eine angenehme Weise verbunden hat und zu einem runden Ende geführt hat.

Alle drei Spannungsbögen wurden durchweg auf einem konstant guten Niveau gehalten. Ab und an gab es auch mal einen ruhigeren Abschnitt, der Platz zum Nachdenken und Verarbeiten gelassen hat. Stets gab es neue, überraschende Wendungen, die gleichzeitig neue Fragen aufgeworfen haben. Doch immer gab es eine plausible und recht ausführliche Lösung davon, sodass man das Buch nach dem Lesen beruhigt zur Seite legen kann.
Auch waren die getroffenen Entscheidungen stets nachvollziehbar, es lag ein natürliches Denken und Handeln der Charaktere vor. So wurde dem Roman zusätzlich noch mehr Bodenständigkeit gegeben, die Handlung erschien auch gleich noch authentischer und wahrheitsgetreuer.

Im Grunde waren alle drei Damen sehr sympathisch und liebenswert. Doch tatsächlich habe ich hier einen heimlichen Favoriten: Hanna. Sie erschien mir am bodenständigsten, war teilweise schüchterner und hatte ein ganz natürliches und charmantes Auftreten. In einigen Aspekten habe ich mich in ihr wiedererkannt und mit ihr am meisten symphathisiert. Hanna zeigt eindringlich, dass man nicht unbedingt an Menschen festhalten soll, die einem nicht gut tun und das es sich lohnt, für andere geliebte Menschen zu kämpfen.
Vera weiß genau was sie will und sie kämpft auch dafür. Das fand ich an ihrem Charaktere große Klasse. Sie erschien mir von den drei Hauptprotagonistinnen als die Taffste und Stärkste. Vera hat den Krieg in Berlin miterlebt, musste nicht nur um das Überleben von ihr und ihrer Mutter kämpfen, sondern erlebt nach dem Krieg in ihrem Bruder eine andere Person. Sie muss um Rechte und ihre Stimme in der Familie kämpfen, was sie wahrscheinlich so stark gemacht hat. Oft erscheint es, als könne die junge Frau nichts aus der Bahn werfen. Ich mochte an ihrem Charakter sehr, dass sie nicht einfach aufgibt, sondern sich auch mit anderen anlegt und ihre Meinung offen wiedergibt und verteidigt.
Fritzi war oft ein wenig das Mädchen vom Lande, was ihrem positiven und freundlichen Auftreten keineswegs geschadet hat. Im Gegenteil, ich glaube das hat sie zusätzlich nochmal besonders gemacht und von den anderen beiden Mädels abgegrenzt. Bei ihr war gut zu sehen, dass man manchmal den vergangenen Tagen hinterherrennt und dabei die Augen nicht für das Jetzt öffnet. Ich glaube das ist auch ein sehr natürliches Verhalten der Menschen, worin sich viele ein wenig wiederkennen.
Insgesamt gesehen vermitteln die Charaktere der drei Damen bestimmte Aspekte, die menschlich sind und eventuell dem Leser einen Spiegel vorhalten. Mir gefällt das, so kommt man selbst auch etwas zum nachdenken und schätzt manche Situationen anders ein.

Fazit:

Sehr schnell hat mir das Buch gut gefallen und bis zum Ende hat sich meine Meinung nicht geändert. Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, die Handlung wurde stets spannend und abwechslungsreich kreiiert. Dazu gibt es äußerst sympathische und liebenswerte Charaktere, besonders mit den drei Hauptcharakteren kann man leicht eine Bindung aufbauen und sie gedanklich unterstützen.
Ich habe mir viel von dem Buch versprochen, hatte hohe Erwartungen, die vollkommen erfüllt wurden. Mir fällt wirklich kein Aspekt oder Detail ein, welches nicht hundertprozentig gepasst hat. Deshalb kann ich nur eine große Empfehlung aussprechen und ich werde in Zukunft nicht nur nach neuen Büchern der Autorin aushalten, sondern auch das, welches ich bereits besitze, nochmal lesen.

Bewertung: 5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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Montag, 13. Januar 2020

Rezension: Das Geheimnis der Zuckerbäckerin von Birgit Jasmund

Titel: Das Geheimnis der Zuckerbäckerin
Autorin: Birgit Jasmund
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,99 €
 Erscheinungsdatum: 05.10.2018
ISBN: 978-3-7466-3461-6 


Handlung:

Dresden 1730
Bisher kann die Magd Christina nur heimlich ihre Leidenschaft für das Backen ausüben. Ihrer Herrin gefällt es nicht, wenn diese neue Köstlichkeiten austüftelt und dabei teilweise ihre eigentlichen Pflichten vergisst. Das alles hat zur Folge, dass Christiana gekündigt wird und die junge Frau plötzlich ohne Unterkunft und mit wenigen finanziellen Mitteln dasteht.
In dieser Verfassung trifft Christiana zufällig den Adligen Emilius von Kobsdorff. Er hat mit einem Freund eine kleine Wette laufen und da kommt ihm die leidenschaftliche Bäckerin gerade recht. Sofort macht der junge Mann ihr ein besonderes Angebot: Christiana soll für eine begrenzte Zeit in die Rolle einer Adligen schlüpfen. So will Emilius seine These beweisen und macht sich voller Eifer an seine neue Aufgabe. Christiana wird in die Gesellschaft eingeführt und verlebt unbeschwerte Tage voller Prunk und feiner Kleidung. Doch nicht immer fällt es der jungen Frau leicht, die Kostümierung aufrecht zu erhalten. Besonders dann nicht mehr, als sie sich verliebt...

Meinung:

Ich glaube mich daran zu erinnern, das Buch schon mal in einer Buchhandlung gesehen zu haben, es lag damals mit einigen anderen Werken der Autorin zusammen. Mir fiel als erstes der große Wiedererkennungswert und die Ähnlichkeiten zueinander auf, was mir gut gefallen hat.
Meine zwei besonderen Highlights sind die Stadt am unteren Rand, sowie das kunstvoll gestaltete G. Die Stadt gibt dem Cover Authentizität und einen altmodischen Charme, mir gefällt die kleine Zeichnung sehr gut. Das G ist einfach herrlich gestaltet, es erinnert sofort an alte Werke und ich mag es sehr, dass sich dies auch im Roman etwas fortsetzt. An jedem neuen Kapitelanfang ist der erste Buchstabe ebenfalls verschnörkelter dargestellt und somit zieht sich dieses Detail wie ein roter Faden durch den ganzen Roman.
Bisher habe ich noch nichts von Birgit Jasmund gelesen, nachdem ich mir die Inhaltsangaben von ihren Bücher durchgelesen habe, frage ich mich warum. Einige Titel haben mich sofort angefixt und sind auf meine Wunschliste gewandert.
Dieses Buch habe ich bei Arvelle ergattern können, zum Glück wurde ich darauf aufmerksam gemacht. Es klang einfach zu spannend, deshalb musste ich es bestellen. Ich hatte es gar nicht erst zu den anderen ungelesenen Büchern gelegt, dieses blieb gleich sichtbar liegen, weil ich es zeitnah lesen wollte. Das habe ich tatsächlich auch gemacht und nun gibt es meine Meinung!

Es gibt einen interessanten Start in den Roman, gerade die ersten 70 Seiten sind nur so verflogen. Mir hat der Schreibstil direkt gefallen, er war flüssig und ohne Umstände zu lesen. Gleichzeitig wurde er nicht zu einfach gehalten, vor allem die Beschreibungen der Manöver auf dem Campement waren anspruchsvoll. Dialoge boten ab und an einen Augenblick zum schmunzeln und verbargen teils geheime Botschaften. So konnte man beim Lesen manchmal abschalten, wurde dafür an anderen Stellen gefordert. Eine nette Mischung, die hier gut funktioniert hat!

Unterteilt wurde das Buch in zwei Teile, dazu gibt es noch einen einführenden Prolog. Der erste Teil wurde recht kurz gehalten, es werden viele Informationen zu den Charakteren und den Lebensumständen geliefert. Gut dreiviertel des Buches nimmt der zweite Teil ein, dieser gibt die vier Wochen des Campement wieder und man erlebt diese Zeit als Leser mit Christiana.
Stets gibt es hierbei einen Hinweis auf das Datum der folgenden Handlung, so kann man gut beobachten, wie die Zeit vergeht und der zeitliche Rahmen wurde dadurch klar eingegrenzt. Tatsächlich sind die vier Wochen wie im Fluge vergangen, Längen entstanden höchstens durch die Militärmanöver. Stets wurde die Handlung spannend erzählt und auch das Ende kam überraschender als ich es mir vorgestellt hatte. Es gab gewisse Tendenzen, wie manches enden könnte, doch einiges kommt auch unerwartet.
Leider wurde mir das Ende etwas zu fix herbeigeführt. Es ging Schlag auf Schlag, plötzlich ist das Campement zuende und es scheint, als würden viele schnell wieder ihrer eigenen Wege gehen. Wahrscheinlich wären schon ein-zwei weitere Seiten, die ein wenig erklärender und ausführlicher sind, ausreichend gewesen. Nur so viel, dass man die Geschehnisse auch vollkommen nachvollziehen kann und mehr Details darüber erhält.
Ich war davon überrascht, wie viel Platz das Campement einnimmt. Ursprünglich dachte ich, dass davon nur wenige Tage geschildert werden und Christiana und Emilius das Spektakel dann wieder verlassen. In dieser Angelegenheit habe ich mich komplett getäuscht, die Beiden sind den ganzen Monat vor Ort und somit spielen auch gut dreiviertel der Handlung in der Gegend bei Großenhain. Meine Vermutung war eher, dass dies nur ein kurzer Zwischenstopp sein wird. In dieser Angelegenheit habe ich mich aber komplett getäuscht.

An sich war die Handlung dort auch unterhaltsam, ansprechend und mit amüsanten kleinen Details gespickt. Mir waren manche Schilderungen der Manöver etwas zu viel. Das Militärwesen gehört nicht wirklich zu meinen Interessen und manches konnte ich mir nur schlecht bis gar nicht vorstellen. Während dieser Textstellen entstehen auch leichte Längen, die beschriebenen Manöver sind mein Kritikpunkt an dem Buch. Ich denke es wäre gut gewesen, diese etwas kürzer zu halten.

Obwohl ich davon kein Fan war, sind die Szenen, in denen besagte Manöver beschrieben wurden, auch ein Zeichen für die ausführliche und genaue Recherche. Man spürt beim Lesen deutlich, dass die Aussagen der Autorin Hand und Fuß haben und sie sich in der Marterie auskennt. Zudem wurden diese Abschnitte geschickt in die Handlung rund um Christiana eingebaut, im Grunde entsteht dabei ja auch etwas Abwechslung.
Am interessantesten an den militärischen Darstellungen empfand ich Friedrich August und Friedrich Wilhelm. Sie waren beide beindruckende Persönlichkeiten und ihre kleinen Ticks haben mich gut unterhalten. Oft habe ich mich aber gefragt, ob sie die ganze Zeit so freundlich zueinander waren oder ab und an auch mal einen kleinen Streit hatten. Immerhin treffen zwei starke Menschen mit Ausstrahlung und Willen aufeinander, die zudem nicht den gleichen Lebensstil pflegen.

An der Darstellung der Protagonisten habe ich nichts zu meckern. Ich war nicht mit jeder Handlung einverstanden, fand nicht jede Aussage gut, doch sie waren mir trotzdem sympathisch.
Mein heimlicher Favorit ist ja der gute Emilius. Ich finde seine lockere Art einfach herrlich, er hat etwas lässiges an sich, was ihn in seiner Standesgruppe besonders erscheinen lässt. Über einige seiner Aussagen musste ich schmunzeln und insgesamt hat er frischen Schwung in die Handlung gebracht. Manchmal habe aber auch ich über Kleinigkeiten den Kopf schütteln müssen, doch trotzdem waren viele Szenen, in denen er aufgetreten ist, meine Lieblingsszenen. Für mich ist Emilius der gößte Sympathieträger des Buches. Er tritt einfach so frisch auf, im Gegensatz zu vielen anderen Adligen.
Auch Christiana empfand ich als angenehmen Charakter. Sie ist ein liebes Mädchen, die das Herz an der richtigen Stelle hat und der man nur das Beste wünscht. Zudem ist sie überraschend mutig, sonst würde sie sich nicht auf die verrückte Idee von Emilius einlassen. Von ihr hätte ich gerne noch mehr Szenen oder ausführlichere Szenen gehabt, in denen sie in der Backstube steht. Womöglich wäre es aber auch zu schwierig gewesen, davon noch mehr in die Handlung einzuweben.

Fazit:

Einen kleinen Pluspunkt hat das Buch bei mir schon allein durch die Tatsache, dass meine Heimatstadt öfter mal erwähnt wird. Ich finde es einfach herrlich, davon in Büchern zu lesen und freue mich stets, wenn ich darüber stolpere.
Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, dazu hat die Autorin wunderbar lebhafte Figuren erschaffen, die an vielen Stellen greifbar sind und durchweg menschlich erscheinen. Auch ihre ausführliche Recherchearbeit war an vielen Stellen herauslesbar, ich stelle es mir schwierig vor, die ganzen Manöver nicht nur zu verstehen, sondern auch in eigene Worte zu fassen.
Vollkommen überzeugen konnte mich die Handlung nicht, vor allem das Campement hat meinen Lesefluss gedämmt und mich nicht sonderlich interessiert. Und auch das Ende konnte mich nicht vom Hocker reißen, dafür wurde es zu fix und detailarm geschildert.
Ansonsten hat die Autorin aber einen soliden Roman geschaffen, der eine gute Lektüre für zwischendurch bildet. Und mich konnte sie insofern überzeugen, dass ich mir definitiv irgendwann noch weitere Bücher von ihr zulegen möchte.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

MarySophie 

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Mittwoch, 8. Januar 2020

Rezension: Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs von Anne Jacobs

Titel: Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs
 Autorin: Anne Jacobs
Verlag: Blanvalet
 Seitenzahl: 576 Seiten
 Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 16.12.2019
ISBN: 978-3-7341-0489-3 



Handlung:

Franziska hat endlich ihre Ruhe gefunden und langsam lassen sie die Geister der Vergangenheit los. Sie lebt wieder in ihrer alten Heimat, hat ihren geliebten Walter wiedergefunden und genießt mit ihm die Tage. Auch bei ihrer Enkelin Jenny sieht es prächtig aus: Julchen entwickelt sich hervorragend und mit Ulli hat sie das große Glück gefunden.
Doch so glücklich die Damen privat sind, läuft es mit dem Umbau des Gutshauses nicht ganz so rund. Das neu eröffnete Restaurant besuchen nicht so viele Gäste wie gehofft und der nächste große Hammer wartet auch schon: Im Keller erwartet die Handwerker ein unerwarteter Fund, der die weiteren Arbeiten pausieren lässt. Dazu haben Jenny und Franziska immer wieder mit Geldsorgen zu kämpfen. Ob die Beiden es schaffen, das Gutshaus komplett in neuem Glanz erstrahlen zu lassen?

Meinung:

Das Cover weckt natürlich direkt Assoziationen an die ersten beiden Teile. Im Hintergrund ist wieder ein Gutshaus zu sehen, diesmal erstrahlt die Allee, die dorthin führt, in herbstlichen Farben, Laub liegt am Boden und eine Dame strebt darauf zu. Sie hat eine zielstrebige Haltung und wirkt in ihrem Auftreten, auch aufgrund der Kleidung, recht modern.
Ich würde sogar sagen, dass mir das Cover von diesem Teil am besten gefällt. Die Farben strahlen besonders und die ganze Szenerie wirkt sehr idyllisch und einladend.

Ich weiß noch wie ich nach dem Lesen des zweiten Teils dachte, dass im Grunde ein ganz gutes Ende vorliegt. Deshalb hatte ich auch längere Zeit überlegt, ob ich diesen drittel Teil wirklich lesen möchte. Am Ende kam in mir wieder dieses Gen hervor, dass ich immer wissen möchte, wie eine Reihe endet und so war ich sehr dankbar, das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt zu bekommen. Und schnell war mir klar: dieser Teil ist der Beste der ganzen Reihe!

Die Handlung startet sofort, es gibt keine Wiederholungen von Geschehnissen. So musste ich mich zwar wieder kurz reindenken, doch damit hatte ich nur wenige Probleme. Ich glaube, durch eine erneute Schilderung der Fakten hätten sogar Längen entstehen können, weshalb ich froh bin das kein Rückblick genutzt wurde.
Ein jedes Kapitel wird aus der Sicht von unterschiedlichen Personen geschildert. So kommen nicht nur Franziska und ihre Enkelin Jenny zu Wort, die beiden Besitzerinnen des Gutshauses, sondern u.a. auch Jennys Freund Ulli oder dessen Großmutter Mine, die einiges aus ihrer Sicht erzählen. So entsteht eine bunte Mischung und bei mir kam nie Langeweile auf.

Auch diesmal spielt die Handlung wieder auf zwei Ebenen. Einmal gibt es den Zeitstrang um Franziska, Jenny und ihre Lieben, welcher 1995 spielt. Dazu geht die Autorin diesmal ein ganzes Stück in der Zeit zurück und hat eine zweite zeitliche Ebene hinzugefügt, die im Mittelalter spielt. Darüber war ich mir nicht immer sicher. Teilweise fand ich diesen unglaublich spannend und sie bildete eine nette Abwechslung zu den anderen Geschehnissen. Doch ab und an haben sich diese Abschnitte etwas gezogen und waren zu lang. Ich empfand nicht jedes Detail davon so wichtig.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass die Protagonisten diesmal nicht so sehr in der Vergangenheit schwelgen, sondern mehr im Hier und Jetzt leben. Ein wenig habe ich diese Ausschweifungen und Rückblicke in die Vergangenheit ja schon vermisst, sie gehörten gerade zu Mine und Karl-Erich dazu und haben auch ein großes Stück ihren Charakter geformt. Hier wurde dieses Detail eben durch die mittelalterlichen Szenen verdrängt, was eine Abwechslung zu den anderen beiden Teilen bildet.

Auch diesmal hat mir die Schreibweise wieder richtig gut gefallen. Sie war eingängig, recht einfach gehalten und ermöglichte ein schnelle Lesen. Dazu gab es eine angenehme Alltagssprache der Protagonisten, vor allem die jüngere Generation bediente sich dieser, was authentisch wirkte.
Mir fiel es etwas schwer, mir das titelgebende Gutshaus mit all seinen Gebäuden vorzustellen. Das Gelände besitzt Dimensionen, die für mich schwer greifbar sind und ich denke, von manchen architektonischen Details benötigt man ein ganz genaues Bild, um sich diese ansatzweise vorzustellen. Da ich leider in diesem Gebiet nicht sonderlich bewandert bin, war es für mich sehr schwierig, ein ungefähres Bild zu erhalten.

Es gibt eine angenehme Mischung von spannenden und ruhigeren Kapitel, wodurch erst gar keine Langeweile entstehen kann. Dazu gibt es immer wieder Geheimnisse oder neue Sachverhalte, die neue Wendungen hereinbringen. Mir hat es Spaß gemacht, das Buch zu lesen und oft ließ sich die Handlung nicht vorhersehen. Immer wieder geschah etwas unerwartetes, was neuen Schwung hereingebracht hat.

Die Mehrzahl der Protagonisten ist bereits bekannt, nur sehr wenige neue Charaktere kommen hinzu. So hat es sich wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten angefühlt und ich hatte absolut keine Probleme, diese wiederzuerkennen und ihnen ihre bekannten Charakterzüge wieder zuzuschreiben.
Im Grunde gibt es nicht wirklich Hauptcharaktere, die Grenzen haben sich komplett verschoben und die Mehrzahl der Proagonisten tritt einander gleichwertig auf.
Ab und an taucht mal ein Name auf, der sich nicht direkt zuordnen lässt. Einer der Charaktere nennt diese Person, die mir leider nicht im Gedächtnis geblieben ist oder die nicht wirklich persönlich auftritt. Das kam nicht übermäßig oft vor, ein wenig gestört hat es mich schon. Gleichzeitig wird dadurch ein dörflicher Charakter sichtbar, wo jeder jeden kennt und man alles übereinander weiß.

Die Protagonisten hatten nicht unbedingt den Tiefgang, den ich mir gewünscht hätte, doch im Grunde fand ich fast alle ziemlich sympathisch. Sie waren recht stark gezeichnet und man sieht vor allem Franziska und ihrem Mann Walther mittlerweile das Alter an. Ich finde, dies hat man an ihrem ganzen Auftreten gemerkt, was mir gefallen hat. So war eine deutliche Veränderung bei ihnen zu sehen, was sie mir viel sympathischer gemacht hat.
Manchmal hatte ich immer noch etwas das Gefühl, dass den Charakteren eine bessere Kommunikation untereinander gut getan hätte, so hätten einige Konflikte vermieden werden können. Doch gleichzeitig dachte ich daran, dass dies im realen Leben auch nicht immer so läuft und will diesen Punkt nicht negativ werten.
Ich glaube, meine heimlichen Lieblinge sind noch immer Mine und Karl-Erich. Ich finde die beiden alten Leute einfach unglaublich herrlich, sie bilden für mich das Herz des Buches und sind wahrhaftig die guten Seelen des Ortes. Mich amüsieren nicht nur ihre kleinen Kabbeleien, sondern auch ihre Zuneigung zu den anderen Protagonisten macht sie richtig liebenswert.

Fazit:

Ich bin richtig froh dem dritten Teil eine Chance gegeben zu haben. Ich hatte das Buch innerhalb von vier Tagen ausgelesen und bin nun ziemlich unglücklich, dass es keinen weiteren Teil geben wird. Auf diesem Niveau hätte es gerne weitergehen können.
Es hat fast alles gestimmt: die Protagonisten waren sympathisch und hatten ein bodenständiges Auftreten, die Schreibweise war gewohnt angenehm und leicht lesbar, die Handlung war durchweg spannend und abwechslungsreich.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt beinhaltet den Erzählstrang im Mittelalter, über den ich mir unschlüssig bin. Wäre dieser kürzer gehalten worden, hätte er mich vielleicht vollkommen überzeugen können. So fand ich die Idee gut, die Umsetzung zu weiten Teilen auch in Ordnung, nur manchmal war es mir zu ausschweifend.

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an das Bloggerportal von RandomHouse, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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