Mittwoch, 30. Juni 2021

Rezension: Grandhotel Schwarzenberg - Der Beginn einer neuen Zeit von Sophie Oliver

Titel: Grandhotel Schwarzenberg - Der Beginn einer neuen Zeit
 Autorin: Sophie Oliver
 Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 304 Seiten
 Preis: 10,00 €
 Erscheinungsdatum: 28.05.2021
ISBN: 978-3-404-18098-1
 
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Handlung

Bad Reichenhall 1928

Langsam aber sicher kann Anna die vergangenen Ereignisse vergessen und immer zuversichtlicher in die Zukunft schauen. Ihr Sohn Karl vertraut ihr mittlerweile vollkommen, zudem erfüllt er sich einen großen Traum und eröffnet ein kleines Berghotel. Noch dazu findet er die Frau, die er heiraten möchte und verlobt sich mit ihr. Allerdings ist Anna mit der Wahl seiner Verlobten überhaupt nicht glücklich und sie hofft, dass er seine Entscheidung nochmal überdenkt.Und auch politisch sieht es nicht gerade blendend aus. Die Nationalsozialisten erhalten immer mehr Macht, ein Krieg scheint unausweichlich. Wie wird das Leben in Bad Reichenhall vom Krieg beeinflusst werden? Wird die Familie Schwarzenberg ihr Grandhotel erhalten können und wie werden sie diese schicksalhafte Zeit überstehen?

Meinung

Das Cover empfinde ich als sehr ansprechend. Sowohl die Szenerie, als auch die Farben stechen ins Auge und machen neugierig. Im Hintergrund wurde eine traumhaft schöne Berglandschaft abgebildet, davor steht ein Gebäude, welches das titelgebende Grandhotel sein könnte. Von dem Haus sieht man nur den oberen Teil, vor allem das Dach, aber auch einige Fenster der Obergeschosse sind präsent, der restliche Teil des Hauses ist von Bäumen und Blumen versteckt. Ich gehe davon aus, dass hiermit ein Teil des Gartens dargestellt ist, was ich als äußerst ansprechend empfinde. Am linken Bildrand steht eine Dame, die dem Leser den Rücken zuwendet. Sie betrachtet aufmerksam das Gebäude mitsamt dem Garten und scheint darauf zuzugehen.

Der obere Teil des Covers wird von dem Titel, als auch dem Namen der Autorin eingenommen. Die Schriftfarbe des Titels wurde in einem schönen Rot abgedruckt, diese Farbe findet sich unter anderem auch im Mantel der Dame wieder. Auf diese Weise entsteht ein stimmiges und sehr ansprechendes Cover, welches ich sehr gern mag!

Letztes Jahr habe ich die ersten beiden Teile der Grandhotel Schwarzenberg Reihe gelesen und mir haben beide Bücher richtig gut gefallen. Sie sind spannend geschrieben, nur selten waren die Ereignisse vorhersehbar und es hat einfach Spaß gemacht, die Geschichten zu lesen. Deshalb stand der finale Band ganz weit oben auf meiner Wunschliste, ich habe auf den Erscheinungstermin hin gefiebert und ich war gespannt darauf, ob meine Vermutungen über einen Fortgang der Handlung so eintreten würden. Daher war es mir eine große Freude, den Roman vom Bastei Lübbe Verlag als Rezensionsexemplar zu erhalten, auch an dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches Dankeschön!

Am Anfang des Buches gibt es eine sehr hilfreiche Auflistung der Figuren. Ich hatte mir diese vor dem Lesen genau angeschaut, um in dieser Hinsicht gut auf die Geschichte vorbereitet zu sein. Und außerdem sind mir allein dadurch direkt wieder einige Details aus den ersten beiden Bänden eingefallen. Somit bin ich gut vorbereitet in die Handlung gestartet und ich hatte auch während des Lesens nie das Problem, dass ich eine Figur nicht wiedererkannt hätte. Ich empfand es also als sehr gut und hilfreich, dass es ein Personenverzeichnis gibt, dadurch bin ich frohen Mutes in die Geschichte gestartet und habe mich sehr auf das Lesen gefreut!

Im Laufe der Geschichte vergehen einige Jahre, trotzdem ist man zeitlich nie orientierungslos. Den vor jedem neuen Kapitel gibt es einen kleinen Vermerk, in welchem Ort und zu welchem Datum die folgende Handlung spielt. So erlebt man die Entwicklung der Figuren mit und man kann schauen, welche historischen Ereignisse das Leben der Protagonisten beeinflussen könnte.

Mir sind allein anhand der Auflistung der Personen schon allerhand Details aus den Vorgängerbänden eingefallen. Und auch auf den ersten Seiten sind mir direkt wieder einige Ereignisse in den Sinn gekommen, sodass ich gesamt betrachtet einen sehr angenehmen Start in die Geschichte hatte. Ich konnte mich ohne Probleme oder Schwierigkeiten auf die Handlung einlassen und mir standen direkt wieder Bilder von den Figuren, aber auch den Handlungsorten vor Augen. Bereits nach wenigen Seiten hat mich die Geschichte also wieder in ihren Bann gezogen und ich habe das Lesen sehr genossen.

Zu diesem Lesevergnügen hat auch die Schreibweise beigetragen. Die Autorin nutzt wieder eine sehr gut lesbare Sprache, die viele Situationen lebendig erscheinen lässt. Man kann sich von jeglichen Ereignissen ein rundes Bild machen und es macht einfach nur Spaß, in die Geschichte einzutauchen. Es gibt von jeder Szene wunderbare Umschreibungen, teils gibt es einige stimmungsvolle Momente und die Spannung befindet sich auf einem soliden Niveau.

Ich empfinde die Sprache als gut und flüssig lesbar, sie ist leicht verständlich und lädt dazu ein, es sich mit dem Buch gemütlich zu machen. Ich bin gut durch die Geschichte gekommen, hatte keinerlei Verständnisprobleme und konnte mich leicht auf die Handlung einlassen. Und weil sich die Geschichte als so spannend gestaltet, konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Immer wieder habe ich mir Fragen über den Fortgang der Geschichte gestellt, ich war gespannt darauf zu erfahren, was das Schicksal noch mit einigen Figuren vorhatte und welche Geheimnisse noch gelüftet werden. Den diese wurden teils angedeutet, sodass man spekulieren konnte, außerdem war der der Fortgang der Handlung nur schwer vorhersehbar, zumal es häufig überraschende Ereignisse und Wendungen gibt, die der Story eine vollkommen neue Richtung verleihen. Weiterhin gibt es eine angenehme Mischung zwischen ruhigen und spannungsreicheren Szenen. Diese wechseln sich immer wieder ab und so kann man zur Ruhe kommen und das Gelesene verarbeiten und in einen Zusammenhang bringen. All das hat bewirkt, dass sich die Spannung auf einem sehr guten Niveau befindet und man als Leser dazu ambitioniert wird, mit dem Lesen fortzufahren. Bei mir hat das bestens funktioniert, sodass ich die knapp 300 Seiten innerhalb von nicht mal drei Tagen ausgelesen hatte.

Über 27 Jahre erstreckt sich die Geschichte, in denen allerhand passiert und auch regelmäßig einiges an Zeit übersprungen wird. Eine sehr geschickte Lösung, so erlebt man trotzdem alles wichtige aus dem Leben der Figuren mit und trotzdem war bei mir nie der Gedanke da, dass ich über irgendwas zu wenig informiert bin oder ich etwas verpasst habe. Zudem kann man so gut schauen, wie sich die Personen entwickeln, welche Wandlungen und Phasen sie durchmachen und was politisch auf Bad Reichenhall und seine Bürger zukommt.

Ich mochte es richtig gern, dass es am Ende des Buches noch einen kleinen Ausblick darauf gibt, was nach dem Ende der Geschichte in Bad Reichenhall, aber auch im Privatleben einiger Figuren geschehen wird. Das ergibt ein rundes und stimmiges Ende, zudem konnte ich den Roman zufrieden und ohne offene Fragen beiseite legen.

Um einen besonders großen und umfassenden Überblick über die Ereignisse zu geben, wurde eine Erzählperspektive gewählt, in der verschiedene Protagonisten zu Wort kommen. Auf diese Weise gestaltet sich die Geschichte als abwechslungsreich und lebhaft, man erlebt jede Figur aus unterschiedlichen Perspektiven und man kann sich so einen umfassenden Eindruck verschaffen.

Ich mochte es, dass häufig genau die Personen den Platz erhalten haben, um etwas aus ihrer Sichtweise zu erzählen, die genau diese Möglichkeit schon in den Vorgängerbänden hatten. So kann man nochmal genauer schauen, wie das Leben mit ihnen gespielt hat, welchen Status sie gesellschaftlich am Anfang und am Ende der Reihe hatten und was dabei herauskommt ist unglaublich interessant.

Immer wieder werden historische Details eingebunden, die unterschiedlichen Ursprungs sind. Mal gibt es Informationen über die Politik, dann wieder über die Entwicklung von Bad Reichenhall oder über den Krieg und die Nachkriegszeit. Es werden verschiedenste Themenfelder angeschnitten, auf die man einen guten Blick erhält und zu denen man sich bei Interesse noch nachfolgend im Internet informieren kann. Insgesamt lässt sich ein solides Bild der Handlungszeit zeichnen, man kann schauen wie die Gesellschaft tickt, welche Probleme die Bevölkerung beschäftigen und wie sich die Politik entwickelt, was vor dem geschichtlichen Hintergrund natürlich besonders interessant ist.

Mit der Darstellung des Settings bin ich zufrieden. Ich konnte mir viele Orte problemlos vorstellen, egal, ob diese von prächtiger und luxuriöser oder von einfacher Natur waren. Jedes Zimmer und Gebäude, aber auch die Landschaft erschien sehr bildreich und farbenfroh, man konnte als Leser einen Eindruck davon erhaschen, was die Autorin vor Augen hatte und man erhielt gleichzeitig die Möglichkeit, seine eigene Fantasie in dieses Bild einzubringen. Das ist eine famose Mischung, die viel Spaß macht!

Ganz besonders interessant empfand ich auch diesmal wieder die Entwicklung der Stadt. Dies wurde sehr interessant und genau dargestellt und man kann schauen, wie Bad Reichenhall sich im Vergleich zum ersten Band der Reihe entwickelt hat, der im Jahr 1905 beginnt. Gleichzeitig gibt es diesmal auch eine Entwicklung im Stadtbild, die kriegsbedingt ist und die Bilder, die in diesem Zusammenhang teils vermittelt wurden sind sehr offen, teils unangenehm und vor allem traurig.

Im Grunde war ich mit den Protagonisten zufrieden. In meiner Meinung zum zweiten Band hatte ich noch bemängelt, dass mir eine Entwicklung bei Anna und Michael fehlt, sie sind mir zu jugendlich aufgetreten und haben sich im Vergleich zum ersten Band kaum entwickelt. Diesmal habe ich in dieser Beziehung eindeutig eine Veränderung gesehen und ich bin froh, dass meine Hoffnungen hierauf erfüllt wurden.

Die restlichen Figuren sind lebendig und abwechslungsreich geschildert, viele sind aus den anderen Teilen bekannt, nur sehr wenige neue Personen kommen hinzu. Sie haben, je nachdem, wie häufig sie aufgetreten sind, eine mehr oder weniger starke Beschreibung erhalten, was ich sehr passend empfinde. 
Bei vielen Charakteren ist eine schöne Entwicklung zu sehen, diese kann man gut nachvollziehen und ich mag es, wie die Figuren immer wieder neue Phasen durchleben und dabei nie auf der Stelle treten. Allerdings hätte ich mir bei einigen Personen, unter anderem bei der Tochter von Michael und Anna, die eine Erzählperspektive einnimmt, gewünscht, dass sie mehr Tiefe erhalten. Ich habe zu vielen Protagonisten einfach keinen Draht gefunden und finde es schade, dass nicht mehr auf ihr Gefühlsleben eingegangen wurde.

Fazit

Ein wenig wehmütig bin ich schon. Schließlich hat mir jeder der drei Bände der Grandhotel Schwarzenberg Reihe eine schöne und interessante Zeit beschert und nun kann ich mich nicht auf eine weitere Fortsetzung freuen. Allerdings bin ich mit dem Ende der Saga und der kleinen Aussicht, was in Bad Reichenhall und mit einigen Personen geschehen wird, sehr zufrieden und konnte das Buch daher mit einem guten Gefühl beiseite legen. Ich bin komplett damit zufrieden, wie sich die Ereignisse entwickelt haben, welche Überraschungen und Geheimnisse gelüftet wurden und wie das gesamte Ende gestaltet wurde. Ich habe keinerlei Fragen mehr, einen kleinen Kritikpunkt, ansonsten bin ich wirklich sehr zufrieden mit dem finalen Band. Eine tolle, unterhaltsame, interessante, aber auch kurzweilige Reihe, die ich euch gerne empfehlen möchte!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinung zu den anderen Bänden der Reihe:
 
 
 

Sonntag, 27. Juni 2021

Kurzmeinung: Die wilden Hühner auf Klassenfahrt von Cornelia Funke

Titel: Die wilden Hühner auf Klassenfahrt
 Autorin: Cornelia Funke
 Verlag: Cecilie Dressler Verlag
Seitenzahl: 191 Seiten
 Preis: 10,90 € (Preis meiner Ausgabe, die gut 15 Jahre alt ist; mittlerweile wurde das Buch als Hardcover und als Taschenbuch neu aufgelegt, teils mit neuen Covern)
ISBN: 978-3-7915-0451-3
 
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Handlung

Die wilden Hühner sind voller Aufregung. Vor ihnen liegt die Klassenfahrt ans Meer. Eine Woche ohne Hausaufgaben, ohne die Eltern, Großeltern und nervige Geschwister. Der einzige Wehmutstropfen an der Sache? Auch die Pygmäen sind mit dabei. Vor ihnen liegt eine Woche voller Freude, Abenteuer und auch kleiner Streiche...

Meinung

Nur wenige Tage nach dem Beenden des ersten Bandes habe ich mit dem zweiten Teil angefangen. Ganz grob konnte ich mich noch daran erinnern, um was sich die Geschichte dreht, beim Lesen ist mir allerdings aufgefallen, dass ich doch einiges vergessen hatte. Daher gestaltete sich die Handlung für mich als ganz spannend und erst beim Lesen der jeweiligen Szene sind mir wieder einige Details eingefallen.

Im Gegensatz zum ersten Band gibt es diesmal einen roten Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Das mochte ich sehr, so lassen sich mehrere Zusammenhänge erkennen und die ganze Story wirkt für mich am Ende stimmiger. Zudem hat es mir gefallen, dass die Streiche zwischen den Hühnern und den Pygmäen nicht mehr so stark im Mittelpunkt standen, sondern sie mehr zusammengearbeitet haben. Es wurde sich ein wenig mehr mit der Freundschaft der Mädchen beschäftigt, was dazu beiträgt, dass man zu ihnen schneller einen Zugang finden kann.

Es liegt wieder eine wunderbar zu lesende Sprache vor, die mir durchweg sehr gut gefallen hat. Ich bin flott durch die Geschichte gekommen, konnte mir jegliche Personen, Handlungsorten und Situationen gut vorstellen. Diese wurden mit wenigen ausdrucksstarken Worten umrissen, sodass man sich gut in die Handlung einfühlen kann.

Einzig mit der Darstellung der Figuren hadere ich noch ein wenig, wobei ich fast finde, dass sie nicht so stark auf ihre Äußerlichkeiten reduziert wurden wie noch im ersten Band. An sich empfand ich allerdings viele Figuren sehr interessant und abwechslungsreich gezeichnet und ich mochte es sehr, wenn sie auch mal andere Facetten von sich gezeigt haben.

Fazit

Fazit: Es war wieder eine schöne Reise in die Welt der wilden Hühner. Ich habe die Geschichte mit viel Spaß und Interesse gelesen und mich kann die Reihe noch immer so begeistern, wie schön in meiner Kindheit!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
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Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

Die wilden Hühner

 

Freitag, 25. Juni 2021

Rezension: Die Frauen vom Nikolaifleet - Der Traum von Übersee von Katharina Lansing

Titel: Die Frauen vom Nikolaifleet - Der Traum von Übersee
 Autorin: Katharina Lansing
 Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 416 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 02.11.2020
ISBN: 978-3-548-06149-8
 
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Handlung

Hamburg 1899

Obwohl Leonores weiterer Lebensweg mit einer Heirat und dem Dasein als Hausfrau und Mutter vorgezeichnet zu sein scheint, träumt Leonore doch von einem anderen Leben. Sie liebt den Kolonialwarenladen ihres Vaters und die alltägliche Arbeit, die damit einhergeht. Kurzum: Für Leonore gibt es keinen schöneren Ort auf der ganzen Welt. Allerdings möchte ihr Vater nichts davon wissen, er bereitet seinen Sohn Carl auf eine Übernahme vor und arrangiert derweil eine Verlobung mit einem Bäckerssohn für Leonore.Doch das Schicksal scheint andere Pläne für sie zu haben. Sie lernt den Künstler Julius kennen und für die jungen Leute ist es Liebe auf den ersten Blick. Beide wollen für ihre Liebe kämpfen, auch wenn das bedeutet, dass Leonore ihren geliebten Laden verlassen muss. Könnten sie zusammen ihr Glück finden?

Meinung

Ich finde das Cover interessant. Sowohl von den Farben, als auch von der Gestaltung. Beherrscht wird das Bild von einer Dame, von der man nur einen Teil ihres Körpers sieht. Sie ist der Mode zur Jahrhundertwende entsprechend gekleidet, ihre Bluse, als auch das Kostüm sehen schick und geschmackvoll aus. In ihren Händen hält sie eine liebevoll verzierte kleine Schokoladendose, die einen Hinweis auf den Kolonialwarenladen von Leonores Vater sein könnte. Am rechten unteren Bildrand sind Häuser, sowie ein Ausschnitt eines Gewässers abgebildet, hier wird eine Vorstellung des titelgebenden Nikolaifleets gegeben. Die Farben passen gut zusammen, sie finden sich in verschiedenen Details wieder, was ein stimmiges und ansprechendes Bild entstehen lässt.

Bereits in der Verlagsvorschau ist mir das Buch aufgefallen, der Titel, sowie das Cover haben mir gut gefallen und die Handlung klang ansprechend und interessant. Daher stand der Titel einige Zeit auf meiner Wunschliste und als ich von meinen Eltern gefragt wurde, ob ich mir zu Weihnachten 2020 ein Buch wünsche, ist mir sofort dieses Werk in den Sinn gekommen. Darüber durfte ich mich letztendlich auch freuen und nachdem ich den Roman gut ein halbes Jahr herumliegen hatte, wurde es nun endlich mal Zeit, mit dem Lesen zu beginnen!

Direkt am Anfang des Buches gibt es eine kleine und sehr hilfreiche Aufstellung von allen handelnden Figuren. Dort werden Familien- und Freundschaftsverhältnisse aufgezeigt und man kann teils nachschauen, welcher Tätigkeit eine Person nachgeht. Diese Auflistung hatte ich mir angeschaut, bevor ich mit dem Lesen begonnen habe und fand, dass ich darauffolgend gut für die Geschichte vorbereitet war. Und dem war tatsächlich so, ich musste während des Lesens nicht einmal nachschauen, wer wer ist. Jede Person ist mir auf Anhieb im Kopf geblieben, was auch daran liegen mag, dass die Anzahl der Protagonisten recht überschaubar ist.

Insgesamt werden die 408 Seiten in drei Teile gegliedert. Schon bei den Abtrennungen der einzelnen Teile werden die Jahreszahlen genannt, in denen die folgenden Seiten spielen. Und auch vor dem Start zahlreicher Kapitel gibt es eine noch genauere Erwähnung dessen. Zudem wird der Handlungsort genannt, sodass man immer einen genauen Überblick hat, wo und wann die Ereignisse stattfinden. Ich empfand diese Details als sehr hilfreich und passend. Die gesamte Geschichte erstreckt sich über sieben Jahre, in denen allerhand geschieht und es wird auch immer mal ein bisschen Zeit übersprungen. Was nur allzu verständlich ist, auf diese Weise bleibt die Handlung überschaubarer und knackig.

Mit der Schreibweise habe ich mich schnell anfreunden können. Sie ließ sich durchweg flüssig und leicht lesen, bei mir hatte sie die Wirkung, dass ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen wollte. Immer wieder wollte ich wissen, wie die Geschichte weitergeht, was Leonore noch erleben wird und was das Schicksal für ihre Familie bereithält. Daher entwickelte sich der Roman zu einem wahren Pageturner, den ich innerhalb von vielleicht 36 Stunden ausgelesen hatte.

Es wurde eine einfache und leicht verständliche Sprache genutzt. Historische Details wurden nur sehr selten eingebunden, weshalb das Buch sich auch gut für solche Leser*innen eignet, die sich langsam an historische Romane ran tasten wollen. Die Ausdrucksweise der Autorin gestaltet sich als gut lesbar und viele Szenen waren bild- und farbenreich beschrieben. Ich konnte mir vieles gut vorstellen und hatte auch von den Protagonisten und ihrem Aussehen Bilder vor Augen. Vielleicht war es mir auch deshalb möglich, mich so leicht und problemlos auf die Geschichte einzulassen.

Es gibt mehrere Erzählperspektiven. Leonore steht ganz klar im Mittelpunkt, aber auch ihr Bruder oder Julius haben den Raum erhalten, um sich auszudrücken und dem Leser die Möglichkeit zu geben, ein wenig von ihren Gedanken und Gefühlen mitzuerleben. Zudem gestaltet sich die Handlung dadurch als abwechslungsreich und man kann die einzelnen Personen aus verschiedenen Blickwinkeln erleben. Das führt dazu, dass ich mir ein besseres Urteil über jede Figur bilden konnte und jede einzelne viele lebendige Züge angenommen hat. Zudem wirken zahlreiche Entscheidungen sehr natürlich und glaubhaft, weshalb das Handeln stets gut nachvollziehbar war.

Häufig wird der normale Alltag der Personen beschrieben. Man erfährt dabei, was sie tagtäglich für Arbeiten im Laden und Haushalt erledigen und was für sonstige Pflichten auf sie warten. Gezielt werden aufregendere Kapitel eingeflochten, die die Spannung erhöhen und aufgrund dessen man spekulieren kann, wie die Geschichte weitergehen wird und welche Entscheidungen manche Figuren wohl treffen werden.

Ich finde, dass sich die Handlung nur selten als stimmungsvoll erweist. Häufig wird diese nüchtern und sehr geradlinig erzählt, was sich darauf positiv ausgewirkt hat, dass an keiner Stelle Längen entstanden sind. Häufig geht die Stimmung mit unangenehmen Situationen oder Personen einher, bei freudigen Momenten spüre ich nur selten etwas. Ich finde das soweit in Ordnung, wird auf diese Weise doch der Ernst mancher Situationen noch deutlicher gemacht.

Das Setting mochte ich durchweg sehr gerne. Es gibt zu jedem Handlungsort tolle Beschreibungen, die dazu führen, dass ich mir diese richtig gut vorstellen konnte und ich äußerst lebendige Bilder vor Augen hatte. Das empfand ich als sehr angenehm und schön, so ergibt sich mit der Darstellung der Figuren, aber auch der einzelnen Szenen ein rundes Bild, welches teilweise den Charakter eines Films hatte, der in meinen Gedanken abgelaufen ist.

Außerdem hat mir die Vielfalt der Orte gefallen. Sowohl feine Gegenden mit prachtvollen Villen, als auch einfache Ecken der Stadt werden beschrieben und dadurch entsteht eine tolle Vielfalt, die mich überzeugen konnte. Zudem kann man sich so ein umfassenderes Bild des historischen Hamburgs machen, was ich als sehr interessant empfand. 
Obwohl ich wirklich alle Orte als reizend empfand, gab es doch einen, den ich stark favorisiert habe: Den Kolonialwarenladen von Leonores Familie. Dieser hat seinen ganz eigenen Reiz, ich habe die Szenen dort als sehr spannend empfunden, vielleicht auch deshalb, weil es für mich eine neue Welt ist und ich einen solchen Laden noch nie mit eigenen Augen gesehen habe. Zudem finde ich es als gut nachvollziehbar, weshalb Leonore die Arbeit so gern mag und sich eine Zukunft als Besitzerin des Ladens vorstellen kann.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass es eine recht kleine Anzahl an Figuren gibt. Diese tauchen wiederholt auf und man lernt sie mit jeder Seite noch besser kennen. Vielen wurden herausragende Eigenschaften verliehen, was ihre besonderen Charakterzüge zum Vorschein bringt. Häufig bleiben sich die Figuren treu und sie entwickeln sich auf eine positive Weise. Viele Personen waren mir sympathisch, allen voran Leonore habe ich ins Herz geschlossen, die mich komplett überzeugen konnte. Ich hoffe, sie aber auch die anderen Protagonisten in der Fortsetzung wiederzusehen.

Teilweise hätte ich mir von einigen Figuren, z.B.: von Carl oder von Julius, ein stärkeres Auftreten gewünscht. Sie erscheinen zwar als selbstbewusst, allerdings stehen sie neben der taffen Leonore ein wenig blass daneben und können nicht so sehr mit ihrem Charme punkten. 
Bei den Protagonisten habe ich noch einen weiteren kleinen Punkt zu kritisieren, um hierbei nicht zu spoilern werde ich keinen Namen nennen. Es gibt eine Figur, die im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durchlebt. Sie verändert ihr Denken und Auftreten fast vollkommen, was eigentlich ganz gut sein könnte. Allerdings geht mir der Wandel zu einfach und mit zu wenigen Worten vonstatten, sodass ich nie so recht nachvollziehen konnte, weshalb die Figur so viele ihrer Prinzipien über Bord wirft. Einige weitere Erklärungen hierzu oder eine langsamere Entwicklung, um diese besser nachvollziehen zu können hätte ich als hilfreich empfunden.

Fazit

Ich war nach dem Beenden des Buches richtig traurig, dass das Lesevergnügen schon vorbei ist. Nur zu gerne hätte ich noch mehr Zeit mit Leonore, Julius und Co. verbracht und in dem Kolonialwarenladen verbracht. Die Szenen, die in diesem gespielt haben, gehören eindeutig zu meinen Favoriten, ich mag die Beschreibungen des Ladens, als auch die besondere Aura, die das Geschäfts verströmt unglaublich gern.

Bis auf die nicht ganz perfekte Darstellung der Figuren habe ich nichts zu meckern, alle anderen Aspekte wie die Sprache, das Setting oder die Stimmung haben mir gut gefallen. Ich hatte zusammenfassend schöne, entspannte und unterhaltsame Lesestunden mit dem Buch und ich freue mich auf Band zwei, von dem ich mir genau das wieder erhoffe!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
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Donnerstag, 24. Juni 2021

Kurzmeinung: Die wilden Hühner von Cornelia Funke

Titel: Die wilden Hühner
 Autorin: Cornelia Funke
 Verlag: Cecilie Dressler Verlag
Seitenzahl: 175 Seiten
 Preis: 10,90 € ( Preis meiner Ausgabe, die gut 15 Jahre alt ist; mittlerweile wurde das Buch als Hardcover und als Taschenbuch neu aufgelegt, teils mit neuen Covern)
ISBN: 978-3-7915-0445-2
 
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Handlung

Schon seit einigen Jahren sind Frieda, Melanie, Sprotte und Trude Freundinnen, nun haben sie ihre eigene Bande gegründet: Die wilden Hühner. Sie haben einen Bandenschwur, ein besonderes Erkennungsmal und diverse Codeworte. In ihrem Bandenbuch halten sie alle Unternehmungen und Neuigkeiten fest und sie erleben allerhand Abenteuer miteinander. Und häufig stehen diese mit den Pygmäen, einer feindlichen Jungsbande zusammen...

Meinung

Als ich noch jünger war habe ich die Reihe rund um die wilden Hühner sehr gern gemocht. Alle drei Filme besitze ich auf DVD und vier der sechs Bücher befinden sich ebenfalls in meinem Besitz. Vor kurzer Zeit habe ich die Verfilmungen auf Netflix entdeckt und sie mir nach einigen Jahren mal wieder angeschaut. Und sie haben mir noch immer gefallen und mich sehr nostalgisch gemacht. Daraufhin hatte ich auch wieder große Lust, mir die literarischen Vorlagen dazu durchzulesen, womit ich letzte Woche begonnen hatte.

Von der ersten Seite an hat mich die Geschichte wieder gefangen genommen. Nicht mehr jedes Detail war mir nach all den Jahren bekannt, weshalb ich teils auch wieder überrascht wurde. Insgesamt habe ich nur wenige Stunden gebraucht, dann war der erste Teil auch schon ausgelesen und am liebsten hätte ich direkt den zweiten begonnen.

Die Schreibweise ist sehr angenehm und passend für die Zielgruppe. Es wird eine sehr leichte Alltagssprache genutzt, sodass sich auch die jüngeren Leser gut in der Geschichte zurechtfinden. Viele Szenen wurden bildhaft beschrieben und ich konnte sie mir gut vorstellen. Zudem mag ich das episodenhafte Erzählen, welches in jedem Kapitel vorkommt. Dadurch sind einzelne Kapitel häufig in sich geschlossen und man kann daraufhin mit dieser Episode abschließen und schauen, was die Mädels als nächstes erleben. Zudem gestaltet sich die Handlung als abwechslungsreich und interessant, es wird keine Szene unnötig lang ausgeweitet und die Geschichte behält somit einen schönen Rahmen. 
 
Im Grunde gibt es ganz gute Personenzeichnungen, eine jede Figur ist unverwechselbar und der Fokus wurde auf eine recht geringe Anzahl an Protagonisten gelegt. Vor allem die vier Hühner, als auch die Pygmäen stehen im Vordergrund dazu noch drei Erwachsene, im Grunde war es das auch fast schon. Bei der Beschreibung wurde ein wenig mit Klischees gearbeitet, was ich nicht ganz so passend fand. Früher ist mir das nicht ganz so arg aufgefallen, mittlerweile empfinde ich diesen Punkt als etwas kritisch, weil teils falsche Bilder an junge Leser*innen vermittelt werden. Da gibt es die schöne Melanie, der alle Jungs zu Füßen liegen (Oberflächlichkeit) oder die etwas dicklichen Figuren in Form von Trude und Steve, die scheinbar immer etwas zu essen bei sich haben und die ab und an auf ihr Gewicht angesprochen werden (so beginnt Bodyshaming). Finde ich nicht ganz so Bombe, mit welchen Attributen die Figuren am Ende im Gedächtnis bleiben. Einen stärkeren Fokus auf die charakterlichen Eigenschaften hätte ich als schöner empfunden.

Fazit

Eine schöne und kurzweilige Lektüre, die viele Erinnerungen geweckt hat. Bis auf einen Aspekt wurde ich wieder vollkommen in den Bann der wilden Hühner gezogen und ich freue mich auf die weiteren fünf Bände!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den  für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Dienstag, 22. Juni 2021

Rezension: Fräulein Mozart und der Klang der Liebe von Beate Maly

Titel: Fräulein Mozart und der Klang der Liebe
 Autorin: Beate Maly
 Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 400 Seiten
 Preis: 11,00 €
 Erscheinungsdatum: 31.05.2021
ISBN: 978-3-548-06390-4
 
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Handlung

Salzburg 1766

Maria Anna Mozart, liebevoll Nannerl genannt, hat eine große Liebe: Die Musik. Dagegen kam bisher kein Mann an, obwohl sie zahlreiche Verehrer besitzt. Doch niemand konnte bisher dasselbe Glücksgefühl bei Nannerl hervorrufen, wie es die Musik tut und das Gefühl, zusammen mit ihrem Bruder Wolfgang Amadeus an den vornehmsten Höfen Europas Klavier zu spielen. Allerdings findet das ein jähes Ende, es gilt für eine junge Dame als unziemlich, dieser Tätigkeit nachzugehen. Und auch die Liebe gestaltet sich für Nannerl als schwierig. Franz Armand d’Ippold ist nicht die beste Partie, zudem kämpfen die Mozarts mit Schulden, sodass eine reine Liebesheirat nicht möglich ist...

Meinung

Ich mag das Cover. Es orientiert sich in seiner Gestaltung leicht an den anderen Bänden der Reihe und ist äußerst ansprechend. Der obere Teil wird vom Himmel, sowie dem Titel des Buches dominiert auf diese Weise ist er auffällig und sticht heraus. In der unteren Hälfte sieht man einen Teil von Salzburg, sowie eine junge Dame, die sich auf einem Platz befindet. Sie ist der Handlungszeit entsprechend gekleidet und stellt Nannerl dar. Es wird also schon beim Cover auf die Geschichte Bezug genommen, was ich sehr mag. Insgesamt ergibt sich ein ansprechendes und stimmiges Cover!

Von der Reihe 'Ikonen ihrer Zeit' habe ich bisher jeden Teil gelesen und sehr gemocht. Und weil ich so einen guten Eindruck davon hatte und mich die Inhaltsangabe dieser neuen Geschichte direkt in ihren Bann gezogen hat, musste das Buch einfach auf meine Wunschliste. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die Schwester von W. A. Mozart bisher komplett unbekannt ist, ich glaube nicht, dass ich ihren Namen schon einmal gehört habe. Ihre Person, als auch die Darstellung von der Handlungszeit und ihrem berühmten Bruder hat mich neugierig gemacht, weshalb ich mich riesig gefreut habe, das Buch als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an den Ullstein Verlag!

Vor dem Lesen ist mir direkt ein Details ins Auge gefallen, was ich im Folgenden sehr geschätzt habe. Zum Start neuer Kapitel erfährt man stets den Handlungsort, als auch den Monat und das Jahr indem die folgenden Seiten spielen. So hat man zeitlich immer einen sehr guten Überblick, zudem war dieses Detail unheimlich wichtig, da im Verlauf der Geschichte schließlich 19 Jahre vergehen (den Prolog von 1751 nicht mit eingerechnet, weil die Haupthandlung erst 1766 einsetzt). Es wäre also schnell die Gefahr dagewesen, dass man als Leser im Dunkeln tappt und sich zeitlich verliert. So bekommt die Handlung einen guten Rahmen, den ich als sehr nützlich empfand!

Ich bin locker flockig in die Geschichte reingekommen und konnte mich problemlos auf diese einlassen. Sowohl die Figuren, als auch die Ausgangssituation erhielt eine bildreiche Beschreibung, vor allem das Setting konnte ich mir ziemlich gut vorstellen. Mir hat es auch gut gefallen, dass man wenige Informationen über das Familienleben der Mozarts erhält.

An sich mochte ich die Ausdrucksweise der Autorin gern. Sie hat mit einfachen Worten die Situationen entstehen lassen, welche ich mir gut vorstellen konnte. Dafür wurde eine leicht verständliche Schreibweise genutzt, die sich flüssig hat lesen lassen. Ich bin schnell durch die Geschichte gekommen und hatte das Buch mit seinen 400 Seiten innerhalb von knapp drei Tagen ausgelesen.Bei der Sprache hat es mir an Tiefe gefehlt. Es wurden solide Bilder gezeichnet, aber man erhielt nur wenige Informationen darüber, wie die Gefühle, Gedanken und Hoffnungen der Figuren aussehen. Dadurch blieben einige Aspekte recht oberflächlich und ich konnte zu keiner Figur einen Zugang finden. Sie waren schlicht gezeichnet, lediglich Wolfgang Amadeus hat ein paar Facetten von sich gezeigt, die anderen Personen zeigten sich nur aus einer Perspektive und blieben daher einseitig und auch etwas vorhersehbar.Mir hat es richtig gut gefallen, wir das Buch einen Kreislauf umschließt. Der Prolog und der Epilog gehen Hand in Hand einher, das Ende nimmt auf den Anfang Bezug und ich empfand das einfach als richtig schön. Ich habe dadurch den Roman mit einem Lächeln beiseite gelegt und war mit diesem Abschluss sehr zufrieden!

Es war nur äußerst wenig Stimmung vorhanden. Diese habe ich vor allem im Zusammenhang mit Wolfgang Amadeus wahrgenommen. Es war faszinierend zu sehen, wie er sich im Buch verhalten hat, wie er mit seiner Familie umgegangen ist und wie er vor allem das Geld als etwas selbstverständliches angesehen hat. Ihn habe ich daher auch kritisch betrachtet und habe teilweise Wut auf ihn empfunden. Daher fand ich es schade, dass allen voran seine Schwester ihm nicht mal die Meinung gesagt hat sondern Nannerl immer die Fassung bewahrt hat. Mir hätte es wirklich richtig gut gefallen, wenn sie mal offen gesagt hätte, was sie denkt und ihren Bruder dadurch in die Schranken weist. Ich glaube, dass hätte auch der Stimmung gut getan.

Die Spannung war in einem guten Maß vorhanden. Sie war mal mehr, mal weniger vorhanden und befand sich dadurch auf einem soliden Niveau. Ab und an war die Geschichte zwar ein wenig vorhersehbar, letztendlich kamen die letzten Entscheidungen Nannerls, die auf den ungefähr 50 finalen Seiten getroffen werden, doch überraschend und hier konnte sie mich richtig verblüffen und es wurde plötzlich richtig spannend. Ich hätte nicht damit gerechnet, wie sie ihre sich plötzlich entwickelt und einfach mal ihrem Willen nachgeht. Irgendwie mochte ich es, auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht immer gutheiße.

Anhand der Kleidung und populärer Frisuren zur Handlungszeit, aber auch der Geschichte über den Erfolg und das Können der Mozart-Kinder, sowie durch einige historische Details erhält man als Leser ein gutes Abbild der Zeit. Man kann schauen, was die Figuren bewegt hat, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und was ihre alltäglichen Aufgaben waren. Man merkt zudem, dass die Autorin sich ausführlich über die Zeit zwischen 1766 und 1784, aber auch über die Familie Mozart informiert und ihr Wissen angenehm an den Leser bringen kann.

Ich hatte ja bereits mal erwähnt, dass ich mir das Setting gut vorstellen kann. Egal, wo sich die Familie, allen voran Nannerl, aufgehalten hat, von jedem Raum, jedem Haus und auch der Landschaft hatte ich lebendige und mal mehr, mal weniger farbenfrohe Bilder vor Augen. Und weil ich mir auch die Figuren bei ihren Handlungen vorstellen konnte, lief die Handlung teilweise wie ein Film in meinem Kopf ab. Das hat natürlich immer seinen ganz eigenen Reiz, der am Ende einen starken Eindruck hinterlässt.

Bei den Figuren wurde sich auf eine recht geringe Anzahl beschränkt. Im Mittelpunkt steht die Familie Mozart, dazu gibt es nur noch wenige weitere Charaktere die von Bedeutung sind und die wiederholt auftreten. Dadurch haben fast durchweg alle Personen eine gute Zeichnung erhalten, sie sind interessant und einmalig dargestellt, viele Protagonisten empfand ich als freundlich, aber keiner war mir so richtig sympathisch.

Im besonderen Fokus steht Nannerl. Ihre Entwicklung, als auch die ihres Bruders, lässt sich richtig gut verfolgen. Man kann schauen, wie sie sich über 19 Jahre entwickeln und wie sich ihre Charaktere formen. Bei Nannerl mochte ich es, was für fortschrittliche Überlegungen sie teils geäußert hat und wie freundlich sie stets aufgetreten ist. Sie hat nie die Fassung verloren und hatte durchweg ein gelassenes Auftreten. Ich hätte mir allerdings bei ihr gewünscht, dass sie mehrere Facetten zeigt, verschiedene Stimmungen offenbart und sich dadurch in ihrem Auftreten, aber auch charakterlich stärker zeigt.

Fazit

Von Beate Maly habe ich bereits zwei Werke gelesen, die ich als wirklich gut empfand. Daher hatte ich natürlich große Hoffnungen, dass mich auch dieser Roman überzeugen kann. Und das hat er, auch wenn ich ihn nicht als perfekt einstufe. Vor allem mit der leichten Sprache, aber auch der Darstellung des Settings und den historischen Hintergründen kann das Werk bei mir punkten, die Darstellung der Figuren, als auch der fehlende Tiefgang ist meiner Meinung nach nicht ganz ausgereift. Im Gesamten betrachtet hatte ich interessante, unterhaltsame und auch lehrreiche Lesestunden mit dem Buch, die Geschichte von Nannerl wird anschaulich beschrieben und ihre Person hinterlässt bei mir Eindruck.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlagu für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinungen zu den anderen Bänden der Reihe "Ikonen ihrer Zeit":
 
 


Freitag, 18. Juni 2021

Rezension: Die Tänzerin vom Moulin Rouge von Tanja Steinlechner

Titel: Die Tänzerin vom Moulin Rouge
 Autorin: Tanja Steinlechner
 Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 432 Seiten
 Preis: 14,90 €
 Erscheinungsdatum: 28.05.2021
ISBN: 978-3-404-18411-8
 
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Handlung

Paris 1882

Schon früh merkt Louise Weber, dass sie große Freude am Tanzen hat, was ihre Mutter allerdings als verpönt ansieht. Sie leben zusammen in bitter Armut, trotz ihrer Arbeit als Wäscherinnen verdienen sie beide gerade genug, um sich Lebensmittel leisten zu können. 
Eines schlaflosen Abends möchte Louise eine Runde gehen, um nachzudenken. Sie lernt das Nachtleben am Montmartre kennen und fühlt sich in dieser künstlerischen und freien Welt direkt wohl. Und als ihr Talent für das Tanzen entdeckt wird, sagt sich Louise von ihrer Mutter los und stürzt sich komplett in das Leben im Künstlerviertel Paris. Schnell wird sie eine gefeierte Tänzerin, sie ist der Star des Moulin Rouge und Louise gilt als Königin des Cancan. Und trotz ihrer Erfolge vergisst die als La Goulue bekannt gewordene Frau nie, wo ihre Wurzeln liegen. Die Angst, eines Tages wieder in die Armut abzugleiten ist ein täglicher Begleiter...

Meinung

Das Cover empfinde ich als traumhaft schön. Es ist komplett stimmig, die Farben wurden perfekt gewählt, sie harmonieren richtig gut miteinander. Im Hintergrund wurde das titelgebende Moulin Rouge abgebildet, davor steht eine Dame, welche wahrscheinlich Louise Weber darstellen sein. Ihr Kleid ist auffällig und schick, mir gefällt es richtig gut. Dazu gibt es noch einen für mich als Blickfang dienenden Titel, mir ist er sofort ins Auge gestochen. An den Ecken sind einige Verzierungen, die dem Bild einen schönen Rahmen geben. Vom Cover bin ich absolut begeistert, ich liebe den Anblick sehr und empfinde es als äußerst gelungen!

Als ich das Buch in der Verlagsvorschau gesehen habe, ist mir zuallererst das Cover aufgefallen. Danach erst habe ich mir die Inhaltsangabe durchgelesen und mich mit der Handlung befasst. Und auch davon war mein erster Eindruck positiv. Zwar ist mir Louise Weber ein unbekannter Name, aber mich hat es fasziniert, wie mit wenigen Worten beschrieben wurde, welche Karriere sie gemacht hat. Gerne wollte ich mehr über die Königin des Cancan erfahren, weshalb der Roman auf meine Wunschliste gewandert ist. Der Bastei Lübbe Verlag war so freundlich, mir das Buch als Rezensionsexemplar zukommen zu lassen, wofür ich mich nochmals bedanken möchte!

Ich hätte mir gewünscht, dass es am Anfang oder am Ende des Buches ein Personenverzeichnis gegeben hätte. Manche Namen klangen ein wenig ähnlich, bei manchen habe ich irgendwann tatsächlich vergessen, welcher Berufung sie nachgehen, weil das recht nebensächlich abgehandelt wurde. Andere wiederum treten am Anfang des Buches auf, dann sieht man sie eine ganze Zeit lang nicht wieder und erst im letzten Drittel haben sie wieder einen Auftritt. Daher sind sie mir nicht so stark in Erinnerung geblieben und ich musste immer erst mal überlegen, wer wer ist. Eine Auflistung der Personen wäre daher für mich wirklich hilfreich gewesen.

Es ist schwer zu bestimmen, über was für einen Zeitraum sich manche Kapitel genau erstrecken. Lediglich am Anfang des Buches, sowie beim Prolog wird auf eine Jahreszahl hingewiesen. Ansonsten war es schwer zu bestimmen, welches Jahr teilweise ist, ab und an wird in die Geschichte ein historisches Ereignis eingeflochten, anhand dessen man schauen kann, wo sich die Handlung gerade befindet. Ansonsten tappt man häufig im Dunkeln.

Ich empfand den Start in die Geschichte als interessant. Mir hat die Darstellung der Figuren, die Ausgangssituation und auch die bildhafte Sprache gut gefallen. Zudem überzeugte mich, dass man von Anfang an das künstlerische Wesen von Louise und ihre Gedanken gut miterlebt und daher viele Entscheidungen nachvollziehen kann.

Die Sprache war im Grunde sehr angenehm zu lesen. Sie hat mich gerade am Anfang sehr überzeugt und ich mochte es, wie lebendig die Figuren aufgetreten sind und wie gut ich mir die Situationen vorstellen konnte. Mit zunehmender Handlung hatte ich häufig noch immer diesen Eindruck, allerdings waren mir manche Zeilen etwas zu wortgewaltig, was künstlerisch und daher an sich passend wirkte, manchmal aber auch einige Längen mit sich brachte. Mit war die Sprache an einigen Stellen zu ausschweifend, die Gedanken und Gefühle von Louise irgendwann nicht mehr so gut nachvollziehbar, was dazu geführt hat, dass ich irgendwann nicht mehr so begeistert von ihrer Darstellung war und ich die Schreibweise am Ende nicht mehr so positiv betrachte wie noch am Anfang der Geschichte.

Louise ist ein künstlerischer und unsteter Charakter. Was ich mir auch gut vorstellen kann, nachdem ich im Internet einige Artikel zu ihrer Person durchgelesen habe. Aber mir waren ihre Gedanken oft zu wirr und nicht mal ansatzweise nachvollziehbar beschrieben. Was letztendlich dazu geführt hat, dass ich sie als Charakter nicht greifbar empfand. Dazu wird nicht nur Louise als persönlich ein wenig oberflächlicher, sondern auch die Geschichte. Auf Beziehungen und einige Personen wird irgendwann nicht mehr eingegangen, man erfährt nicht, was mit ihnen passiert und sie sind einfach verschwunden.

Die Darstellung des Settings mochte ich sehr gern. Zu jedem Handlungsort gibt es solide und meist auch bildreiche Beschreibungen, anhand derer ich mir gut vorstellen konnte, wie die Orte aussahen. Das hat mir sehr gefallen, zumal es eine große Vielfalt gibt und man verschiedene Gegenden mit unterschiedlichen Auren kennenlernt. Auf der einen Seite ist das ruhige und sehr auf den Ruf bedachte Clichy, wo Louise mit ihrer Mutter lebt und als Wäscherin arbeitet. Einen krassen Gegensatz dazu bildet das belebte und lebendige Montmartre, u.a. mit seinen Kneipen und dem berühmten Varieté Moulin Rouge. Diese Beschreibungen, die immer wieder von Stimmungen durchspickt wurden, haben mir richtig gut gefallen, sie sind farbenfroh ausgefallen und hinterlassen ein starkes Bild!

Ich finde, dass die Ereignisse ziemlich ruhig und neutral beschrieben werden. Ab und an gibt es durch die weit schweifende Sprache einige Längen, für meinen Geschmack ist keine Spannung vorhanden. Nie gab es ein Ereignis, wo ich dachte, dass dieses der weiteren Geschichte eine Wendung geben wird und ich habe auch nie gemerkt, dass die Handlung auf einen Höhepunkt zusteuert. Ich mochte ich es, wie natürlich manche Szenen beschrieben werden, zu meinen Lieblingsszenen gehören definitiv die ersten Kapitel und später die, in denen Louise einfach nur sie selbst ist und alltäglichen Dingen nachgeht oder sich einfach mit ihren Freunden zum Essen trifft. An diesen Stellen mochte ich auch Louise richtig gern und ich habe wieder einen Hauch dessen gespürt, weshalb ich ihre Person anfangs so angenehm und freundlich empfand.

Louise war anfangs ein angenehmer Charakter. Ich mochte es, wie sie an ihren Ambitionen festgehalten hat und wie sie für ihre Wünsche gekämpft hat. Das hat sie mir sympathisch gemacht und ein Stück weit konnte ich auch nachvollziehen, weshalb die Menschen so schnell in ihren Bann gezogen wurden. Allerdings empfinde ich ihr Wesen mit zunehmender Handlung, was daher auch in Zusammenhang mit ihrem Erfolg steht, immer oberflächlicher und abgehobener. Sie zeichnet sich ein Stück weit durch ihr freches Mundwerk aus, was sie aber teils ihren Freunden an den Kopf wirft ist doch sehr fraglich. Daher wunderte es mich auch, dass diese trotzdem jede Kränkung geschluckt haben und sie Louise lange Zeit immer wieder verziehen haben, obwohl sich diese teils nicht mal für ihre Worte entschuldigt.

Ich finde es schade, dass man zu manchen Figuren, gerade diejenigen, durch die Louise am Anfang in die künstlerische Welt kommt und die ihr bei ihren Anfängen zur Seite stehen, irgendwann keine Informationen mehr erhält. Sie sind einfach weg aus der Geschichte, tauchen irgendwann mal wieder kurz auf und man erfährt keinen Grund, weshalb der Kontakt zu Louise abgebrochen ist. Klar leben sich Menschen auch auseinander, trotzdem war es merkwürdig, weil mir dieses Vorgehen mehrere Male aufgefallen ist.

Fazit

Nachdem anhand des Covers, des Titels und des Klappentexts mein Interesse geweckt wurde, habe ich mich sehr auf das Lesen gefreut. Und anfangs hat sich mein positiver Eindruck auch weiterhin verstärkt. Ich mochte die Sprache, fand, dass es eine gute Zeichnung der Figuren gibt und mir hat es gefallen, wie Louise erstmals in die künstlerische Welt des Montmarte eintaucht. Daher bin ich anfangs auch flott mit dem Lesen vorangekommen, bis mir immer mehr kleine Punkte aufgefallen sind, die plötzlich nicht mehr so rund waren: die zu blumige Sprache, die zu Längen führt; die zahlreichen Personen, die man kennenlernt und die schnell wieder von der Bildfläche verschwinden; die Entwicklung von Louise und ihren Umgangsformen. Letztendlich haben mir diese Punkte das Lesen etwas schwer gemacht und mein guter Eindruck vom Anfang hat sich leider ziemlich gewandelt...

Bewertung: 2,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
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Montag, 14. Juni 2021

Rezension: Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe von Emily Walton

Titel: Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe
 Autorin: Emily Walton
 Verlag: Heyne
Seitenzahl: 544 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 10.05.2021
ISBN: 978-3-453-42385-5
 
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Handlung

Mary Pickford gilt als beliebteste Schauspielerin Amerikas. Zusammen mit Charlie Chaplin ist sie das Aushängeschild des Landes. Schon seit ihrer Kindheit steht Mary im Scheinwerferlicht. Sie dreht jährlich mehrere Filme und gilt als Vorbild für junge Damen, ihr Ruf gilt als tadellos. Bis sich Mary und ihr Freund, sowie Schauspielkollege Douglas Fairbanks ineinander verlieben. Es ist eine leidenschaftliche Liebe, die sie miteinander verbindet. Dabei sind sie beide verheiratet und ihre Liebe muss geheim bleiben wegen ihrer beiden Ansehen und Karrieren. Schließlich macht sich Mary gerade einen Namen als Filmproduzentin, sie möchte in Zukunft reifere Rollen spielen und auch Douglas orientiert sich beruflich neu. Doch kann man eine so starke und große Liebe wirklich einfach verdrängen?

Meinung

Das Cover empfinde ich als auffallend, stilvoll und es ist ein großer Blickfang. Nicht nur durch das strahlende Lila, welches das Gesamtbild beherrscht, sondern auch anhand der zahlreichen goldenen Details. Diese finden sich nicht nur in der Umrahmung, sondern auch in der Filmkamera, in dem Kleid der Dame und auch im Titel wieder. Das Zusammenspiel der zwei Farben ist sehr ansprechend und stimmig, sie harmonieren sehr gut und geben eine edlen und gleichzeitig beruhigenden Anblick. Ergänzt wird das Bild durch eine Dame, wahrscheinlich Mary Pickford, die sehr schick gekleidet ist und ihr Gesicht von dem Cover abwendet. Es scheint, als würde sie in die Kamera schauen und gleichzeitig die Skyline von New York betrachten. Ein gelungener Effekt!

Insgesamt ergibt sich ein rundes und wunderschön zu betrachtendes Cover. Die Farben wurden hervorragend aufeinander abgestimmt und es lässt sich ein Hauch des edlen Hollywoods erahnen.

Erstmals ist mir das Buch in der Verlagsvorschau aufgefallen. Anhand seines interessanten Covers ist mir das Buch direkt ins Auge gesprungen und erst danach habe ich den Titel so richtig wahrgenommen. Ich musste mir einfach die Inhaltsangabe durchlesen, die auf Anhieb interessant klang und mein Interesse geweckt hat. Nicht nur das Hollywood zur Zeit der Stummfilme mitsamt Charlie Chaplin klingt vielversprechend, sondern ich habe mich auch direkt für Mary Pickford interessiert. Den tatsächlich ist das für mich ein Name, zu dem ich nichts sagen kann. Ich bezweifle sogar, ihn jemals gehört zu haben. Daher bot der Roman für mich die Möglichkeit, eine Lücke in meinem Wissen aufzufrischen und ich habe mich riesig gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zu erhalten, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!

Ich empfand es als sehr passend und gelungen, dass in der vorderen Umschlaginnenseite ein Bild von Mary Pickford, zusammen mit Douglas Fairbanks abgedruckt wurde. Auf diese Weise hat man von beiden Figuren direkt ein Bild vor Augen, kann schauen, wie sie aussahen und welchen Eindruck sie auf die eigene Person machen. So muss man nicht erst im Internet nachschauen und man kann auch während des Lesens einfach und schnell mal einen Blick darauf werfen. Hat mir richtig gut gefallen und ich bin sehr dankbar für dieses Detail, welches klein und doch sehr wirkungsvoll ist.

Ich hätte mir gewünscht, dass es mehrere Informationen darüber gegeben hätte, in welchem Monat und Jahr sich die derzeitige Handlung bewegt. Manchmal erhält man dazu Anhaltspunkte, insgesamt waren sie mir allerdings zu wenig. Teilweise hatte ich das Gespür verloren, welches Jahr gerade ist und daher kann ich am Ende nicht genau benennen, über wie viel Zeit sich die Geschichte erstreckt hat.

Zum Start neuer Kapitel gibt es immer einen Vermerk, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten beschrieben wurden. Das hat mich überrascht, weil Mary Pickford bereits im Untertitel genannt wird bin ich davon ausgegangen, dass man durchweg Mary folgt und der Erzähler nicht verschiedene Positionen einnimmt. Schnell habe ich jedoch gemerkt, wie sinnvoll die zwei Erzählperspektiven sind. Man kann sich auf diese Weise sowohl von Mary, als auch von Douglas Fairbanks ein Bild machen, schauen, wie sie ihr Privatleben gestalten und welche Unterschiede es möglicherweise zu ihrem öffentlichen Auftreten gibt. Es lässt sich gut verfolgen, wie sie mit möglichem Druck vonseiten der Presse, aber auch dem Arbeitgeber umgehen und wie ihre Gefühle füreinander wachsen und immer größer werden. Zudem bewirken die zwei Perspektiven, dass man sich von vielen Figuren ein großes und umfangreiches Bild machen kann, da man sie aus verschiedenen Sichtweisen erlebt. Nachdem ich also mit den Erzählperspektiven überrascht wurde, habe ich mich schnell an sie gewöhnt und empfand sie alle beide als abwechslungsreich, unterhaltend und stimmig.

Den Einstieg in die Geschichte empfand ich als angenehm. Er war ruhig und gelassen, man erhielt ausreichend Platz, um die Figuren und deren Lebensweisen kennenzulernen und um sich ein grobes Bild der Handlungszeit zu machen. Von der ersten Seite an stehen natürlich Mary und Douglas besonders im Fokus und anhand ihrer Erzählweise nimmt man schnell Anteil an ihrem Gedanken- und Gefühlsleben. Das, aber auch die sprachlich sehr gute Schreibweise haben dazu beigetragen, dass ich mich direkt auf die Handlung einlassen konnte.

Die Sprache befindet sich auf einem guten Niveau. Sie ist nicht zu einfach, nicht zu hochtrabend und zeichnet ein solides Bild der Situationen. Anhand der Einbindung von zahlreichen historischen Details, wichtigen und bekannten Persönlichkeiten, sowie von Fakten aus dem Leben von Mary Pickford, Douglas Fairbanks und weiteren Personen erhält die Schreibweise einen feinen Anspruch und man kann erkennen, dass sich die Autorin Emily Walton ganz hervorragend mit dem beschriebenen auskennt.

Für mich gestaltete sich die Handlung als spannend. Das mag u.a. daran liegen, dass ich nichts von Mary Pickford weiß und die Informationen und Ereignisse daher neu für mich waren. Und außerdem war es spür- und auch herauslesbar, dass die Ereignisse auf einen Höhepunkt hinsteuern. Dieser machte sich nicht durch einen großen Knall bemerkbar, sondern ging schleichend voran und erstreckte sich dadurch auf zahlreiche Seiten. Mir hat das sehr gut gefallen, so bleibt die Spannung auf einem konstanten Niveau und sie gliedert sich gut in die Geschichte ein. Sie nimmt weder zu viel, noch zu wenig Platz ein und geleitet den Leser fein durch die Handlung.

An sich mochte ich die Zeichnung der Figuren wirklich gern. Einem jeden wurden Eigenheiten und kleine Ticks zugeordnet, die nicht nur einen Wiedererkennungswert bilden, sondern den Charakter auch lebendiger erscheinen lassen. Dabei merkt man in der Beschreibung der Personen, welche Rolle sie im Folgenden einnehmen werden, solche, die häufiger auftreten sind natürlich viel tiefgehender und markanter gezeichnet.

Ein wenig habe ich bei Mary und Douglas damit gehadert, wie sie eine mögliche Beziehung und später ein publikmachen dieser angegangen sind. Immer wieder wurden beide von Zweifeln, Ehepartnern, Familie oder Freunden zurückgehalten. Sie haben häufig Rückzieher gemacht und nicht einfach auf ihre Gefühle und ihr Herz gehört, ihre Karrieren standen teils mehr im Vordergrund als das persönliche Glück. Das Ergebnis dessen ist, dass sich manche Abschnitte scheinbar ein wenig wiederholt haben und die Figuren teils auf der Stelle getreten sind. Hier entstanden teils ganz kleine Längen, wo die Geschichte einfach nicht recht vorangekommen ist. Ich weiß, dass die Autorin damit die Realität gezeichnet hat, aber ich denke, einige Kürzungen wären sinnvoll gewesen.

Man lernt als Leser zahlreiche und sehr unterschiedliche Settings kennen. Sowohl feine Häuser und Hotels, als auch Filmsets und wunderschöne Landschaften werden beschrieben. Oft sind die Zeichnungen bildhaft und farbenfroh ausgefallen, sodass ich mir gut vorstellen konnte, was gerade beschrieben wurde. In seltenen Momenten empfand ich die Handlungsorte auch gleichzeitig als stimmungsvoll. Dies lag nicht nur an der Beschreibung, sondern teils auch an den Figuren, die darin aufgetreten sind. Gerade bei negativ konnotierten Personen erhalten die Orte eine sehr unangenehme, kühle und triste Aura.

Mein Highlight waren eindeutig die Szenen, die in Filmstudios oder in der Garderobe von Mary Pickford gespielt haben. Nicht nur waren die Settings interessant, sondern auch die Ereignisse und Arbeitsabläufe haben ihren Reiz. Man konnte so einen Blick darauf erhaschen, wie die Arbeit am Film war, was sehr spannend war.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass zu vielen historischen Themen ein Einblick gegeben wird. Allen voran natürlich in das Leben von Mary und Douglas, es werden aber auch zu deren Freunden und Kollegen einige informative Worte gesagt. Die beiden Hauptfiguren stehen natürlich in einem starken Zusammenhang zum Stummfilm, dem Kino, Hollywood und dem Leben als Star. Man kann daher gut erkennen, welchen Stellenwert diese Themen zur Handlungszeit hatten und wie schnell sich Gerüchte, Neid und Missgunst verbreitet haben. Zudem ließ sich herauslesen, wie schnell ein Ruf zerstört werden kann und wie leicht es möglich ist, dass einige Laster überhand nehmen.

Ein weiteres wichtiges und großes Thema ist der Krieg. Dieser wird geschickt in die Geschichte eingebunden und es war interessant, wie die Menschen dazu ermutigt wurden, Kriegsanleihen zu kaufen. Das ist für mich ein recht neues Thema, welches lebendig und interessant geschildert wurde.

Als Abschluss des Romans gibt es noch ein gutes und solides Nachwort. Darin werden wenige Ereignisse des Buches nochmal kurz aufgegriffen, man erhält einen kleinen Einblick in die Zukunft von Mary und Douglas und man kann schauen was die Zukunft für die Beiden bereithält. Das empfand ich als sehr passend und gut, so gibt es einen runden Abschluss und alle wichtigen Informationen werden auf knapp drei Seiten aufgelistet. Weil ich gerne noch mehr über die Personen wissen wollte, habe ich im Anschluss der Lektüre im Internet einige Artikel durchgelesen und Bilder angeschaut, um meine Eindrücke noch weiter zu vertiefen.

Fazit

Ich muss sagen, dass ich ohne Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin, ich habe mich einfach überraschen lassen, was kommen wird. Und es ist aus der Feder von Emily Walton etwas wirklich gutes und interessantes herausgekommen. Schnell konnte ich mich ohne Probleme und Schwierigkeiten auf die Ereignisse einlassen, ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen und fand die beschriebene Welt unheimlich spannend. Dazu mochte ich, was für ein starkes Bild der Zeit gemalt wurde, letztendlich ist dieser Punkt auch mein Highlight des Buches.

Einen Kritikpunkt habe ich: Für meinen Geschmack ist die Handlung teils ein wenig auf der Stelle getreten. Ansonsten gibt’s nichts zu meckern, ich hatte viel Spaß beim Lesen und habe auf diese Weise interessante Persönlichkeiten kennengelernt.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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