Freitag, 11. Juni 2021

Rezension: Ostseefrische von Elke Hellweg

Titel: Ostseefrische
 Autorin: Elke Hellweg
 Verlag: Droemer Taschenbuch
Seitenzahl: 480 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 03.05.2021
ISBN: 978-3-426-30734-2
 
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Handlung

Voller Vorfreude beobachten der Arzt Konrad und seine Frau Jette den Bau des Sanatoriums in Binz. Sie freuen sich nicht nur auf ihre neue Aufgabe, dieses später mal zu leiten, sondern auch darauf, das laute Berlin hinter sich zu lassen und sich auf Rügen niederzulassen. Außerdem sehnt das Paar sehnlichst Familienzuwachs herbei, der das Glück perfekt machen würde.

Und ihre Pläne gehen tatsächlich auf. Das Sanatorium ist bereits in seiner ersten Saison komplett belegt, was zugleich viel Arbeit für Konrad und Jette bedeutet. Zumal die Krankenschwester zum ersten Mal schwanger ist. Doch immer wieder trüben Neuigkeiten das Glück. Sei es der gesundheitliche Zustand von Konrads Bruder Theo oder die plötzlich einsetzenden Wehen von Jette...

Meinung

Das Cover ist bis auf eine Sache sehr hübsch, fröhlich und ansprechend gestaltet. Es wurden maritime und freundliche Farben genutzt, die einen sommerlichen Eindruck entstehen lassen. Im Hintergrund ist ein prächtiges Haus zu sehen, welches wahrscheinlich das Sanatorium darstellen soll. Am vorderen Rand läuft eine Dame, anhand der Haube denke ich, dass sie in der Erholungsstätte arbeitet. Ihre Anwesenheit auf dem Cover hätte es für mich nicht gebraucht, sie ist mir zu nah am Leser und dient mir zu sehr als Blickfang. Ich stelle mir die Szenerie ohne sie viel schöner vor, zudem würde der Titel so deutlicher ins Auge fallen. Im Grunde finde ich, dass das Cover sehr gelungen und ansprechend ist, bis auf dieses eine Detail.

Wie es häufig der Fall ist, ist mir auch dieser Roman in der Verlagsvorschau ins Auge gefallen. Ich mag die Mischung von einem historischen Roman, der an der Küste / auf einer Insel spielt immer sehr gern, die Beschreibungen des Settings sind meist ein Traum und ich liebe es, wie die Stimmung und das Wesen der Bewohner eingefangen wird. Und genau das habe ich mir auch von diesem Buch erhofft, die Handlung klang interessant und daher war ich gespannt, wie meine Erwartungen umgesetzt werden. Den Roman habe ich freundlicherweise vom Droemer Knaur Verlag zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Bereits nach wenigen Seiten gelang es mir mühelos, mich auf die Handlung einzulassen und mich darauf zu konzentrieren. Man lernt direkt einige Figuren, sowie die Insel kennen und man wird nicht mit zu vielen Details überhäuft. Es gibt genügend Zeit und Raum, um sich in der Geschichte zurechtzufinden und um sich auf diese einzulassen. Das erste Bild, welches man von den Figuren erhält ist solide und ausreichend, man kann schauen, wie die Personen ticken und welche Charakterzüge sie besitzen. Im Folgenden wird dann der erste Eindruck nochmals verstärkt und man erhält einen runden und umfassenden Eindruck von ihnen.

Ich empfand die Sprache häufig als einfach und dadurch sehr gut und flüssig lesbar. Ich hatte an keiner Stelle Schwierigkeiten, dem Geschriebenen zu folgen und hatte keinerlei Probleme, mir die Szenen vorzustellen. Besonders vom Setting hatte ich unglaublich schöne Bilder vor Augen, die das Lesevergnügen nochmals gesteigert haben. 
Immer wieder bindet die Autorin in ihre Sprache die niederdeutsche Sprache mit ein. Im Grunde finde ich das immer recht passend, es zeigt, dass sich mit dem Handlungsort auseinandergesetzt wurde und ein Hauch des Lebensgefühls wird vermittelt. Zudem wirken die Szenen dadurch immer authentischer und sie tragen viel zur Darstellung der Charaktere bei. Diesmal hat mich der Dialekt allerdings ein wenig gestört. Er wurde zu häufig genutzt und nicht alles habe ich auf Anhieb verstanden. Oft wurde der Sinn des Gesagten in den nächsten Sätzen erklärt oder ich bin im Zusammenhang mit dem Folgenden von selbst darauf gekommen, was gemeint ist. Mein Lesefluss wurde durch die norddeutsche Mundart auf jeden Fall getrübt und ich habe mir stellenweise gewünscht, dass es am Ende des Buches ein kleines Glossar gegeben hätte, in dem manche Wendungen ins Hochdeutsche übersetzt worden wären.

Ein allwissender Erzähler beschreibt die Ereignisse und Protagonisten. Dabei lernt man die Figuren sehr gut und genau kennen und kann sich am Ende einen ziemlich guten Eindruck von ihnen verschaffen. Häufig nimmt der Erzähler die Position von Jette ein, ihren Charakter lernt man am besten kennen und ihr habe ich mich am Ende auch am vertrautesten gefühlt. Dazu gibt es noch einige, wenige Kapitel, die aus anderen Blickwinkeln dargestellt wurden. Diese bringen Abwechslung hinein und sorgen dafür, dass ich einige Figuren besser und ausführlicher einschätzen konnte.

Häufig deuten allwissende Erzähler an, dass sie einige Geheimnisse besitzen, die im Verlauf der Geschichte dann aufgedeckt werden. Das ist meist hilfreich dabei, dass ein wenig Spannung entsteht und man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Und beides, sowohl Heimlichkeiten, als auch die Spannung fehlen im Roman komplett. Ich finde, dass die Geschichte durchweg sehr ruhig und gemächlich erzählt wird, es gibt keine Höhepunkte und keine überraschenden Wendungen. Und genau das hat mir ein wenig gefehlt. Mir verlief die Handlung zu geradlinig und zu ruhig. Selbst wenn mal in der Planung des Sanatoriums oder in dessen alltäglichen Betrieb etwas nicht glatt lief, gab es trotzdem keinen Moment, der ein wenig Aufregung in sich hatte. Sorgen und Probleme wurden fix geklärt und dann ging der Alltag einfach weiter. Eigentlich finde ich es immer sehr angenehm, wenn es viel ruhige Kapitel gibt, aber in Elke Hellwegs Roman ist mir insgesamt zu wenig passiert.

Im Grunde empfand ich die Darstellung der Protagonisten als sehr gut und abwechslungsreich. Teilweise werden richtige Typen beschrieben, die einmalig sind und sich durch ihren Dialekt oder ihr imposantes und einnehmendes Auftreten auszeichnen. Dadurch fiel es mir leicht, mir sie vorzustellen und einzuschätzen, teilweise auch eine Bindung aufzubauen.

Lediglich einen kleinen Kritikpunkt habe ich zu der Zeichnung von den Personen. Sie haben immer ihre Contenance gewahrt. Immer. An keiner Stelle im Buch hat mal eine Figur auf den Tisch gehauen, ihre Meinung gesagt und solche Emotionen wie Wut, Trauer und Missfallen offen zum Ausdruck gebracht. Stattdessen waren alle stets auf ihre Haltung bedacht, es wurde sich in jeglichen Situationen gewählt und ruhig ausgedrückt, auch wenn es unter der Oberfläche gebrodelt hat. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn die Personen mal aus diesem Muster ausbrechen, eine weitere Facette und sich dadurch auch menschlicher gezeigt hätten.

Vom Setting bin ich sehr angetan. Ich konnte mir jedes Zimmer, jedes Haus, einfach jeden beschriebenen Ort richtig gut vorstellen. Es gibt dazu ganz wunderbare und bildhafte Beschreibungen, teils werden diese farbenreich ausgeschmückt, was letztendlich meinen sehr positiven Eindruck entstehen lässt.

Mir hat auch die Vielfalt der Orte gefallen. Nicht nur feine und edle Häuser werden beschrieben, sondern auch einfache Gebäude wie das Elternhaus von Jette, welches klein und urgemütlich wirkte. Dadurch entsteht eine feine Abwechslung und beide Darstellungen haben ihre Reize.Besonders spannend empfand ich den Bau des Sanatoriums. Diesen kann man ganz gut mitverfolgen und es war faszinierend, wie sich das Gebäude entwickelt hat und wie die Planung dessen aussah. Auch in meiner Fantasie hat sich das Sanatorium immer weiterentwickelt, was davon zeugt, wie wunderbar die Beschreibungen sind!Zudem spielen wenige Kapitel in Berlin. Die Stadt bildet natürlich einen krassen Gegensatz zu dem beschaulichen Rügen, man kann die Gegensätze gut erkennen und auch das Wesen der jeweiligen Orte. Deren Stimmungen wurden sehr gut eingefangen und sie geben lebhafte Bilder wieder.

Es werden nur sehr wenige historische Details in die Geschichte eingebunden. Man lernt ein wenig über den Betrieb des Sanatoriums, allen voran über die Wasserkuren. Hier werden einige Erläuterungen geboten und man merkt, dass die Autorin sich über dieses Thema, aber auch über Seebäder und über Rügen informiert hat.

Fazit

Wenn ich den Roman mit einem Wort beschreiben müsste wäre dieses Entspannung. Da es kein Drama und keine Überraschungen gibt bleibt die Handlung ruhig und ich konnte mich daher entspannt zurücklehnen und einfach auf die Geschichte einlassen. Ich bin flüssig und locker mit dem Lesen vorangekommen und es war ein absoluter Genuss, mir die Handlungsorte vorzustellen. Ab und zu gab es eine Kleinigkeit, die ich nicht ganz ausgereift empfand, im Großen und Ganzen allerdings hatte ich entspannte Stunden mit dem Buch und es handelt sich um eine leichte Lektüre, die man gut nebenher lesen kann!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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