Titel: Marienfelde
Autor: Corinna Mell
Verlag: Droemer TB
Seitenanzahl: 480 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 27.12.2018
ISBN:
978-3-426-30641-3
Handlung:
1952
Sonja wächst recht priviligiert in
West-Berlin auf. Sie hat liebevolle Eltern, eine tolle Oma und ihr
kommt die Chance zu, eine Bräuteschule am Wannsee zu besuchen. Diese
soll darauf vorbereiten, dass Sonja eine fantastische Hausfrau wird,
die ihrem Mann jeden Wunsch von den Augen abliest, sich
aufopferungsvoll um die Kinder kümmert und nebenbei den Haushalt
wuppt. Eine eigene Arbeit sieht das ideele Lebensbild nicht vor.
Einen anderen Blick auf ein anderes
Lebensbild erhält Sonja von ihrem Onkel, der in Ost-Berlin lebt und
ein begeisterter Anhänger der SED ist. Schließlich macht Sonja beim
Arbeiteraufstand am 17.Juni 1953 eine Erfahrung, die sie nachdenklich
werden lässt. An diesem Tag lernt sie Ulla kennen und daraufhin
erfährt sie von dem Notaufnahmelager Marienfelde für DDR-Exilanten.
Dort hilft Sonja aus, doch nach ihrer
Heirat gibt sie die Tätigkeit auf. Nach einigen Jahren kommt der
Hausfriede ins Wanken, als Sonja beginnt, sich wieder mehr in
Marienfelde aufzuhalten und soll an einer geheimen Mission
mitwirken.
Meinung:
Meinung:
Ich war sehr überrascht, den Roman in meinem Briefkasten vorzufinden und war anfangs etwas unsicher, ob mir die Handlung so zusagen wird. Ich finde die Zeit rund um den Mauerbau wirklich interessiert, bin bis jetzt auf noch keinen guten Roman gestoßen, der das Thema eindringlich und lebendig darstellt. Doch ich wollte mich einfach überraschen lassen und bin völlig frei in die Handlung gestartet.
Schon nach wenigen Seiten wusste ich,
dass ich den Roman innerhalb von kurzer Zeit ausgelesen haben werde,
die Schreibweise war wirklich toll. Locker und leicht, die Charaktere
haben sich untereinander sehr lebhaft und authentisch miteinander
unterhalten. Dazu wurden geschickt geschichtliche Fakten eingebunden,
die niemals in einem zu großen Maß aufgetaucht sind. Dadurch hält
sich die Fiktion mit der wahren Geschichte die Waage.
Ich fand es schade, dass der
Klappentext ein wenig in die Irre führt. Ich bin davon ausgegangen,
dass die Handlung sich viel mehr um das Aufnahmelager Marienfelde
drehen wird und die Vorgänge, die sich dort abspielen. Mit vielen
Beispielen, die auch so hätten stattfinden können. Letztendlich hat
ein überschaubarer Teil in dem Lager stattgefunden, viel mehr im
Mittelpunkt schien der Lebensstil und die Verhältnisse untereinander
zu stehen.
Bisher hatte ich noch nie etwas von
Bräuteschulen gehört und konnte mich zwar vorstellen, was sie dort
lernen, war aber überrascht, dass sie dort auch leben und kaum eine
ruhige Minute hatten. Ich war richtig traurig, als Sonjas Zeit dort
so abrupt geendet hat, darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren.
Der Roman wurde in zwei Teile
gegliedert, im ersten Teil lernt man Sonja als ledige, junge Frau
kennen, die Erwachsen wird und sich vermehrt Gedanken über die
Zukunft macht. Dann gibt es einen Zeitsprung von acht Jahren, in
denen Sonja nicht nur heiratet und Kinder kriegt, sondern sich die
politische Situation ganz schön verändert. Die zwei Teile spiegeln
sehr gut die Lage wieder. Während im ersten Teil vieles locker und
unbeschwerter geschildert wird, scheint sich der Ton mit der Zeit zu
ändern. Im zweiten Teil gibt es mehr Konflikte und Ernsthaftigkeit
macht sich breit. Dazu passend wir die Mauer gebaut und auch in ganz
Deutschland verändert sich die Stimmung.
Es gab ein abwechslungsreiches Setting,
zwar fand die Handlung durchweg in Berlin statt, jedoch an vielen
Orten, die alle gut beschrieben wurden und ein Gefühl der Orte
übermittelt haben. An vielen Stellen fiel es mir unglaublich leicht,
mir die Orte vorzustellen. Besonders interessant fand ich Sonjas
gesamte Zeit in der Bräuteschule. Schon das Gebäude selbst muss
eine Augenweide sein, dann noch die Einrichtung.
Im Mittelpunkt des ganzen Geschehens
steht Sonja, die wir als Leser im Alter von 16 Jahren kennenlernen.
Als junges Mädchen, mit ganz klaren Plänen und Zielen, sie wusste
genau, was sie will. Schließlich begleitet man sie durch einen Teil
ihres Erwachsenenlebens, als Ehefrau und zweifache Mutter. Anfangs
fand ich Sonja wirklich toll, ohne Vorbehalte, sie wirkte auf mich
erwachsen und zielstrebig. Doch irgendwann fand ich leider, dass sie
einen Teil ihres Charmes eingebüßt hat. Angefangen hat das mit
ihren Plänen, die sie ein paar Mal geändert hat und immer wieder
behauptet hat, dass sie nun das Richtige gefunden hat. Das hatte für
mich die Folge, dass ich sie kritischer betrachtet habe, aber immer
habe ich die Geschichte mit Interesse verfolgt.
Die anderen Charaktere fand ich ganz
nett, sie waren nicht so ausführlich ausgearbeitet wie Sonja, aber
angenehme Genossen. Besonders gut fand ich es, dass einige Charaktere
immer mal wieder im Roman einen Auftritt haben oder erwähnt werden
und nicht einfach in Vergessenheit geraten. Das wirkte sehr familiär
und hat viele Stellen rund gemacht.
Fazit:
Fazit:
Auch wenn der Klappentext für mich nicht ganz exakt ist, wurde ich von der Geschichte positiv überrascht. Positiv möchte ich erwähnen, dass ich es sehr angenehm finde, wie geschickt geschichtliche Fakten und Details eingebaut wurden, die einfach und verständlich dargestellt wurden und den Leser nicht mit der Fülle erschlagen haben.
Es gab für mich kleine Fehler, weshalb
ich einen halben Punkt bei meiner Bewertung abziehe. Dazu zählt für
mich u.a. ein wenig die Darstellung von Sonja, die im Verlauf der
Jahre gerne reifer und sichtbar erwachsener hätte werden können.
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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