Handlung
Starnberg,
1972
Den
vier Wunderfrauen stehen interessante Zeiten bevor. Sie stehen teils
an Punkten in ihrem Leben, wo sie sich der Vergangenheit stellen
müssen oder lernen müssen, jemanden oder etwas loszulassen. Marie
stürzt sich nach dem tragischen Ereignis in die Arbeit auf dem
Reiterhof, Annabel will sich der Vergangenheit der Familie stellen,
obwohl sie nicht weiß, was das für ihre Zukunft bedeutet. Helga
währenddessen träumt von einer eigenen Arztpraxis und trifft
Personen ihrer Vergangenheit wieder. Und Luise steht vor der
Entscheidung, ob sie dem Druck von Supermärkten noch gewachsen ist
oder ob sie ihr kleines Lebensmittelgeschäft schließt. Inmitten
dieser Gedanken merken die Damen, dass Neuanfänge gar nicht so
schlecht und wie wichtig gute Freunde eigentlich sind...
Meinung
Das
Cover empfinde ich als hübsch, wenngleich ich ehrlich sagen muss,
dass es nicht mein Lieblingsdesign der ganzen Reihe ist. Die anderen
beiden Titelbilder wirken lebendiger und attraktiver, sie hatten für
mich mehr Ausstrahlung. Und das fehlt mir hier ein bisschen.
Lediglich die obere Hälfte mit dem Titel finde ich richtig gut. Ich
mag die Farbkombination und auch die Schriftart, für mich bildet
dieser Teil den Blickfang des Covers.
Im
unteren Teil sind vier Damen abgebildet, die der Mode der 1970er
Jahre entsprechend gekleidet sind. Sie wirken vertraut und auch recht
unbeschwert. Leicht verblasst ist im Hintergrund ein Laden zu sehen,
wahrscheinlich eine Hommage an Luise und ihr kleines
Lebensmittelgeschäft. An sich passt auch dieser Teil gut zur
Handlung, aber mir kommt die Szene tatsächlich etwas altbacken und
nicht natürlich genug vor. So ergibt sich gesamt betrachtet ein
nettes Cover, welches ich nicht als perfekt finde, bei dem sich
allerdings Ähnlichkeiten zu den anderen zwei Teilen erkennen lassen.
Sowohl
den ersten, als auch den zweiten Band der Saga habe ich mit viel
Begeisterung gelesen, beide haben für mich ein reines Lesevergnügen
dargestellt und natürlich steigen da die Vorfreude, aber auch die
Erwartungen an den dritten und finalen Teil. Informationen zu dem
neuen Roman von Stephanie Schuster habe ich inhaliert und ich konnte
es kaum erwarten, endlich in die Geschichte einzutauchen und die vier
Damen wiederzusehen. Als ich das Buch schließlich in den Händen
gehalten hatte, war meine Freude unendlich groß und ich möchte dem
Fischer Verlag ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar
aussprechen!
Tatsächlich
war mir der Anfang noch bekannt und ich habe mich auf Anhieb daran
erinnert. Dieser war bereits am Ende des zweiten Bandes abgedruckt
und jetzt hatte ich ein Déjà-vu und daher einen angenehmen Start in
die Geschichte. Mir waren die Figuren direkt wieder vertraut und mir
sind auf Anhieb wieder einige Ereignisse eingefallen, die in den
vorherigen Teilen eine Rolle gespielt haben. Unter anderem auch
deswegen fiel es mir leicht, mich auf die Handlung einzulassen und es
war ein schönes Gefühl, die vier Damen noch ein letztes Mal auf
ihrem Lebensweg zu begleiten!
Auch
diesmal setzt der Prolog wieder mitten in der Geschichte ein, man
bekommt einen kleinen Ausblick auf die kommenden Ereignisse und man
erfährt ein wenig davon, was im weiteren Verlauf der Erzählung
geschehen wird. Danach geht die Handlung wieder einige Zeit zurück,
sie arbeitet auf den Prolog hin und erzählt dabei, was die vier
Damen erleben, wie sie mit diversen Situationen umgehen und wie ihre
persönliche Entwicklung ausschaut. Ein Stück weit habe ich diesmal
darauf gewartet, wann den nun die besagten Ereignisse des Prologs in
die Geschichte eingebunden werden, irgendwie hatte ich gedacht, dass
sie eine noch tiefere Bedeutung für die Handlung haben.
Wie
schon in den Vorgängerbänden war ich auch diesmal wieder von der
Sprache sehr begeistert. Sie führt den Leser wunderbar durch die
Geschichte, sie zeichnet ganz tolle Bilder der Protagonisten und
Szenen. Ich bin leicht durch die Handlung gekommen, die Schreibweise
lässt sich flüssig und angenehm lesen, weshalb ich das Buch dann
auch innerhalb von rund drei Tagen ausgelesen hatte. Ich finde, dass
die Sprache oft auf einem einfachen Niveau gehalten wurde, was halt
auch dazu beiträgt, dass ich so gut mit dem Lesen vorangekommen bin.
Ab und an wird ein wenig bayrischer Dialekt eingefügt, der
glücklicherweise nicht zu häufig vorkommt und der Geschichte somit
an ausgewählten Stellen einen Hauch von noch mehr Lebendigkeit
verleiht. Zudem wird die Sprache so ein wenig aufgelockert und der
alltagssprachliche Charakter wird nochmals verstärkt.
Ich
muss ja ganz ehrlich sagen, dass ich mir noch immer unsicher bin, wie
mir das Ende gefällt. Einerseits mag ich es gern, es gibt einen
kleinen Ausblick auf die Zukunft und man kann daher spekulieren, was
die Figuren im weiteren Leben erwarten könnte. Gleichzeitig ist es
aber auch so, dass manches doch sehr offen gestaltet wird, wo ich mir
aber mehr Informationen gewünscht hätte. So habe ich ein wenig den
Eindruck, dass ein vierter Band durchaus möglich wäre und die
Handlung könnte problemlos wieder einsetzen. Und genau das macht
mich nachdenklich und ich weiß gerade nicht, ob ich mit der Reihe
schon komplett abschließen kann oder ich mir noch Hoffnungen auf
einen vierten Teil machen sollte...
Im
Mittelpunkt der Geschichte stehen wieder Helga, Annabel, Luise und
Marie. Aus ihren Sichtweisen werden die Kapitel gestaltet, man
erfährt von jeder Dame etwas aus ihrem Leben und was sie privat,
aber auch im öffentlichen bewegt. Mir hat es gut gefallen, dass so
ausführlich auf ihre Gedanken und Gefühle eingegangen wird und man
dadurch einen guten Eindruck erhält, wie sie sich eigentlich fühlen
und wie sie sich nach außen hin präsentieren. Das war interessant
zu beobachten, zudem hatte ich dadurch das Gefühl, dass mir die
Damen sehr vertraut erscheinen und sie insgesamt sehr lebendig und
realistisch auftreten. Außerdem hat es mir gut gefallen, wie man
sich dadurch von den vier Frauen ein umfassenderes Bild machen
konnte. Man sieht sie und ihre Aussagen und Taten immer wieder in
einem neuen Licht und das macht es möglich, dass ich sie genau
beobachtet und ihre Handlungen dementsprechend auch bewertet habe.
Indirekt
bauen die vier Erzählperspektiven aufeinander auf, ab und an gibt es
kleine Überschneidungen und man erhält Einblicke in verschiedene
Lebensweisen. Das macht für mich einen großen Reiz des Buches aus,
weil man sich zu jeglichen Momenten und Problemen einen Eindruck
verschaffen kann und man einen so genauen Überblick über die
gesamte Handlung erhält. Man kann zudem im Verlauf der Reihe
verfolgen, wie sich die Gesellschaft entwickelt, wie sich das Konsum-
und Einkaufsverhalten von Menschen ändert und was dadurch teilweise
für Veränderungen im Stadtbild, aber auch im privaten Leben
auftauchen. Das war interessant zu beobachten und zeigt deutlich, wie
sehr sich im Verlauf der Jahre der Lebensstandard geändert hat.
Häufig
bin ich vorsichtig, was Romane angeht, die nach dem Zweiten Weltkrieg
spielen. Ich finde die Geschichte danach leider nicht so interessant
und kann mich dafür nur schwer begeistern. Da mir die Reihe bisher
aber so hervorragend gefallen hat, habe ich hier gern eine Ausnahme
gemacht. Und irgendwie finde ich die behandelte Zeit einerseits gut
beschrieben, gleichzeitig aber auch nicht so unheimlich interessant,
wie ich es mir gewünscht hätte. Ich weiß selbst nicht so genau,
woran das liegt. Es gibt gute Schilderungen von politischen
Ereignissen, man kann deutlich herauslesen, was die Bevölkerung
beschäftigt und welche Fortschritte es in der Welt, egal ob im
medizinischen oder technischen Bereich gibt. All dies wurde tadellos
in die Handlung eingebunden und somit ist eigentlich auch der Punkt
gegeben, dass die Zeit zwischen 1972 und 1973 lebendig erscheint. Und
trotzdem bin ich irgendwie der Meinung, dass solche Momente, die von
Bedeutung sind und den Geist der beschriebenen Zeit wiedergeben nicht
so wirklich auf mich übergesprungen sind. Wenn ich diesen Aspekt mit
den vorherigen Büchern vergleiche, war die Handlungszeit deutlich
farbiger und lebhafter beschrieben, was mir diesmal leider ein wenig
fehlt.
Nur
sehr selten war es mir möglich, dass ich mit den Figuren
mitgefiebert habe. Oft waren keine Emotionen vorhanden, die sich auf
mich übertragen haben. Aus diesem Grund habe ich diesmal auch keine
so starke Bindung zu den Damen aufbauen können, wie es in den
vorherigen Bänden der Fall war. Und genau das empfand ich als so
schade, weil im Verlauf der Handlung doch einiges geschieht, was viel
Platz für starke Stimmungen zulässt, egal, ob diese Ereignisse
positiver oder negativer Natur sind. Nur an wenigen Textstellen
empfand ich, dass die Szene eine tolle Atmosphäre umfasst, die sich
auch auf mich überträgt und die dazu führt, dass ich mich dem
Buch, aber vor allen den Figuren näher fühle.
Mir
hat das Setting wieder gut gefallen. Der Hauptteil der Geschichte
spielt in bereits bekannten Orten und Gebäuden, allerdings
unternehmen die Frauen diesmal auch Reisen, u.a. nach Paris. Dadurch
kommt neuer Schwung in die Darstellung der Handlungsorte, wenngleich
ich finde, dass jene Szenen, die in der Gegend des Starnberger Sees
spielen besonders gut gelungen sind. Hier wirkt die Umgebung einfach
deutlich farbiger, lebendiger und verlockender als Paris und ich
finde, dass die Szenen viel bodenständiger und natürlicher wirken.
Vielleicht liegt das ja auch daran, dass jene Abschnitte in Paris
viel hektischer wirken als die in Starnberg, wo eine deutlich
ruhigere Grundstimmung herrscht. Ich weiß es nicht, kann aber sagen,
dass ich es irgendwie mag, dass die Wunderfrauen diesmal auch ein
wenig reisen, sie dem Leser andere Orte präsentieren und dadurch
neuer Schwung in die Geschichte kommt.
Ganz
klar im Fokus stehen die vier Damen. Sie sind der Dreh- und
Angelpunkt der Handlung und ihre Darstellungen fallen am
ausführlichsten aus, sie lernt man am besten kennen und aus ihrer
Sicht erleben wir die Geschichte mit. Dabei ist es möglich, von
ihnen die Gefühle und Gedanken zu erfahren und mitzuerleben, wie sie
sich entwickeln, welche Ziele sie sich in ihrem Leben setzen und
welche sie erreichen. Anhand dessen wirken die Damen lebendig und
sympathisch, man erkennt teils ähnliche Charakterzüge zur eigenen
Person wieder und ich mag es, wie unterschiedlich die Frauen sich im
Grunde sind. Das führt dazu, dass ich mit der Darstellung von ihnen
zufrieden bin, ich finde, dass sie sich in eine interessante und
spannende Richtung entwickeln, sie treten bodenständig auf und ich
mag es, wie sehr sie sich im Verlauf der Geschichte öffnen.
Man
merkt beim Lesen deutlich, dass die restlichen Figuren wie Ehemänner,
Kinder, Arbeitskollegen oder andere eine weniger ausführliche
Charakterzeichnung erhalten haben. Sie werden zwar gut beschrieben,
allerdings wird bei ihnen nicht so sehr in die Tiefe gegangen und man
lernt nichts über ihren Gedanken und Gefühle. Dadurch merkt man
deutlich, dass sie nicht im Mittelpunkt der Handlung stehen, trotzdem
ist aber auch bei den Nebenprotagonisten eine Entwicklung zu sehen
und man kann ihnen Sympathien oder Abneigungen zuteilen.
Fazit
Irgendwie bin ich ein
wenig wehmütig, dass die Reihe nun ausgelesen ist und mich macht es
wirklich traurig, dass ich den letzten Band als nicht so perfekt
empfinde, wie die anderen zwei Teile. Ich denke mal, dass meine
Erwartungen diesmal einfach so hoch waren, dass ich dadurch nicht
vollkommen begeistert von der Geschichte bin, sondern es ein paar
Punkte gibt, die mich nicht so recht überzeugt haben.
Gesamt betrachtet hat mir
die Reihe jedoch viel Freude und schöne Lesestunden bereitet, ich
habe mich sehr auf jeden einzelnen Teil gefreut und bin froh, dass
ich so schöne Lesestunden damit hatte. Die Geschichten beinhalten
nicht nur viel Unterhaltung, sondern auch Gefühle, interessante
Schicksale, tolle Charaktere, ein feines Setting und eine sehr
angenehme Sprache. Insgesamt kann ich euch die Wunderfrauen definitiv
weiterempfehlen und ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge
behalten, damit ich kein neues Werk verpasse!