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Sonntag, 30. Januar 2022

Rezension: Die Frauen vom Jungfernstieg - Irmas Geheimnis von Lena Johannson

Titel: Die Frauen vom Jungfernstieg - Irmas Geheimnis
 Autorin: Lena Johannson
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 427 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 06.12.2021
ISBN: 978-3-7466-3706-8
 
 

Handlung

Hamburg 1907

Oscar und Gerda sind glücklich. Sie fühlen sich in Hamburg heimisch, freuen sich auf ihre neue Villa an der Alster, sie bereisen die Welt und können sich auf ihre Freunde und Mitarbeiter verlassen. Das Unternehmen floriert und bald schon wird die Nivea-Creme auf den Markt gebracht, in der große Erwartungen stecken. Toni unterdessen ist in ihrer Ehe unheimlich glücklich und zufrieden, auch ihre Arbeit erfüllt sie und bereitet ihr Freude.Irma hat manchmal noch immer ein wenig mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen, jedoch kann sie diese häufig vertreiben. Bis sie in einen Skandal verwickelt wird, der nicht nur das Ansehen von Irma und ihrer Familie beeinflusst. Auch die Freundschaft zwischen Gerda, Toni und Irma wird auf die Probe gestellt...

Meinung

Das Cover orientiert sich stark an denen der ersten zwei Teile. Die Gestaltung fällt recht ähnlich aus, wieder ist im unteren Teil eine Dame zu sehen, im Hintergrund ein Ausschnitt von Hamburg und die obere Hälfte wird von dem Titel, sowie dem Namen der Autorin beherrscht. Ich finde, dass die Farben dieses Mal etwas stärker und dunkler sind, vielleicht entsteht dieser Eindruck aber auch durch das grün-blaue Gewand der Dame. Sie versteckt durch ihre Hutkrempe ein wenig ihr Gesicht, was ich gut finde. So wirkt sie geheimnisvoller, was sich gut mit dem Untertitel in Verbindung bringen lässt.

Im Hintergrund befindet sich eine Stadtansicht. Es wird Hamburg dargestellt, es sind sowohl ein Fluss, die Elbe, als auch einige Häuser zu sehen und ich mag den gemalten Charakter, den dieser Teil des Covers besitzt, sehr gern!Im oberen Teil zeigt sich wie gehabt der Himmel, umrandet von ein paar Blättern, die den Namen der Autorin, als auch den Titel umrahmen. Sie geben dem Gesamtbild Kontur und es ergibt sich ein stimmiges und farblich hervorragend abgerundetes Cover.

Lena Johannson ist für mich mittlerweile zu einer Autorin geworden, der ich komplett vertraue. Ihre Werke haben einen wunderbar ruhigen Unterton, es werden lebendige Geschichten, die sehr authentisch wirken, erzählt und es macht einfach Spaß, in diese Welten einzutauchen. Daher habe ich mich sehr auf ihren neuesten Roman gefreut, von dem ich natürlich stark gehofft habe, dass er einen tollen Abschluss der Jungfernstieg-Saga darstellt. Aus diesem Grund war es mir eine große Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, wofür ich mich ganz herzlich beim Aufbau Verlag bedanken möchte!

Am Ende des Buches wurde wieder ein Glossar eingefügt, wo einige Begriffe kurz erläutert sind, die entweder dem Hamburger Dialekt entstammen oder die heutzutage nicht mehr ganz so häufig genutzt werden. So hat man auf einen Blick die Übersicht, was die Worte bedeuten und man muss dafür nicht erst den Roman aus der Hand legen.

Außerdem gibt es als Abschluss der Geschichte, aber auch der Saga noch ein Nachwort, in dem einige Punkte nochmals aufgegriffen und näher erläutert werden. Ich finde, dass der Roman dadurch einen runden Schluss erhält, bei mir sind keine offenen Fragen vorhanden und ich konnte gut mit der Handlung abschließen.

Die Figuren, als auch die groben Geschehnisse der ersten beiden Teile sind mir noch gut in Erinnerung geblieben. So lang ist es ja auch noch gar nicht her, dass ich diese zwei Bände gelesen habe und dementsprechend viele Informationen sind mir im Gedächtnis geblieben. Aus diesem Grund hatte ich auch einen so angenehmen und guten Start in die Geschichte. Ich finde, dass ein runder und flüssiger Einstieg geboten wird, der den Leser langsam wieder in die Welt des Hamburgs zum Anfang des 20. Jahrhunderts entführt und es wird ein schönes Wiedersehen mit den wohlbekannten Charakteren ermöglicht. Man erfährt ein bisschen was darüber, was bei ihnen im Leben gerade so passiert und was sie beschäftigt, die Handlung startet recht gemächlich, was mir sehr gut gefallen hat.

Direkt von der ersten Seite an bin ich gut und flüssig mit dem Lesen vorangekommen. Die Sprache ist sehr angenehm, sie gibt gute Eindrücke jeglicher Situationen und umschreibt eine interessante Handlung, die sich auf einem recht ruhigen Niveau befindet, bei der es nur wenig Drama gibt und die durchweg lebendig und realistisch wirkt. Insgesamt spricht die Geschichte verschiedene Themen an, die die Bevölkerung zur Handlungszeit beschäftigt haben könnten und vor allem über die Firma Beiersdorf, ihre Entwicklung und über neue Forschungsergebnisse / Produkte gibt es allerhand Informationen.

Ich finde, dass die Sprache recht einfach gehalten ist, sie ist durchweg auf einem leicht verständlichen Niveau und ist nicht zu ausgreifend gestaltet. Durch den eingebunden Dialekt, als auch durch historische Hintergründe erhält sie Anspruch und ist daher nicht zu einfach, aber auch nicht zu hochtrabend gestaltet.

Ich finde irgendwie, dass die Firma Beiersdorf, als auch die betrieblichen Vorgänge diesmal eine nicht so große Rolle spielen. Klar, gibt es dazu immer noch viele Erwähnungen und Informationen, allerdings stehen die drei Damen mit ihren Erlebnissen mehr im Vordergrund. Und im Grunde finde ich dies auch in Ordnung, die Geschichte gestaltet sich ja trotzdem als interessant. Trotzdem habe ich gemerkt, dass mir in dieser Hinsicht etwas gefehlt hat, ich mir einfach noch ein bisschen was über interne Vorgänge, Forschungen oder Marketingstrategien gewünscht hätte. Den genau das hatten die beiden ersten Teile und das hatte mir richtig gut gefallen.

Vor dem Start neuer Kapitel gibt es einen Vermerk, in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse spielen, weshalb man einen guten Überblick über die Handlungszeit des Buches erhält. Insgesamt erstreckt sich diese auf vier Jahre, der Epilog wagt dann noch einen kleinen Blick in die Zukunft und spielt noch ein paar Jahre später. Ohne diese Angaben wäre es definitiv leicht gewesen, zeitlich ein bisschen den Überblick zu verlieren, weshalb ich wirklich froh bin, dass es eine regelmäßige Erwähnung dessen gibt.

Ebenfalls vor dem Beginn neuer Kapitel wird angegeben, aus welcher der drei Sichtweisen die folgenden Ereignisse geschildert werden. Dies kennt man bereits aus den ersten zwei Teilen, auch diesmal gibt es wieder mehrere Erzählperspektiven. Zu Wort kommen die drei Damen Irma, Gerda und Toni, sie haben alle den Raum erhalten, um einiges aus ihrer Sichtweise zu erzählen. Man merkt, dass diesmal Irma ein wenig mehr im Mittelpunkt steht, ich finde, dass sich die Handlung ein bisschen mehr um ihre Person dreht, was sehr interessant ist. Sie hat für mich den komplexesten Charakter von den drei Damen erhalten und es ist sehr interessant, mehr über ihr Denken zu erfahren.Aufgrund der drei Perspektiven ist es möglich, die Handlung aus mehreren Blickwinkeln betrachten zu können. Man erfährt, was die Damen, aber auch die Bevölkerung beschäftigt und man hat die Möglichkeit, die Figuren aus verschiedenen Sichtweisen zu betrachten. Das hat dazu geführt, dass sich Handlungen sehr gut bewerten lassen und man einfach einen großen und runden Einblick in die Geschichte erhält.Zudem wird die Erzählung dadurch nie langweilig, es kommt immer neuer Schwung hinein und besonders der Aspekt, dass es Einblicke in verschiedene Lebensweisen gibt, hat mich überzeugt. Dies hat sich wieder besonders bei Toni gezeigt, die ein bürgerlicheres Leben als Irma oder Gerda führt und die daher ganz andere Sorgen und Probleme hat. Das war wirklich interessant und es lassen sich daher ein paar Unterschiede in der Gesellschaft erkennen.

Bis auf wenige Seiten, in denen die Personen ein paar Ausflüge / Urlaube machen, spielt der Großteil der Handlung in Hamburg. Man lernt verschiedene Ecken der Stadt aus den Augen der Figuren kennen und man kann ein Stück weit mitverfolgen, wie sich die Stadt entwickelt und was es für Veränderungen gibt. Zudem besucht man im Verlauf der Geschichte die Häuser und Wohnungen einiger Personen und es lässt sich verfolgen, wie unterschiedlich die Bevölkerung gelebt hat. Es werden auch in dieser Hinsicht gesellschaftliche Unterschiede deutlich.

Immer wieder werden ein paar historische Hintergründe in die Geschichte eingebunden. Vor allem Informationen über die Firma Beiersdorf und das Ehepaar Troplowitz gehören dazu, aber auch im Hinblick auf Entwicklungen der Stadt oder auf politischer Ebene werden oft ein paar Fakten eingebunden. Das zeigt, dass die Autorin genau weiß, wovon sie schreibt und sie sich ausführlich informiert hat. Jede Information hatte Hand und Fuß, wurde in einem passenden Zusammenhang vermittelt und gibt ein kleines Abbild der Handlungszeit wieder.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen wieder die drei Damen, nach denen die Untertitel benannt wurden. Über ihre Personen erfährt man im Verlauf der Geschichte am meisten. Nicht nur, weil man sie aus verschiedenen Sichtweisen betrachten kann, sondern auch weil man einiges über ihre Gedanken und Hoffnungen, Wünsche und Gefühle erfährt. Dazu stehen noch ihre jeweiligen Ehemänner ein wenig mehr im Fokus, die restlichen Figuren nehmen eher eine untergeordnetere Rolle ein.

Ich finde, dass die Darstellungen an sich durchweg gut gelungen sind. Ein jeder Charakter hat eigene Attribute erhalten, sie treten einzigartig und durchdacht auf. Sie zeichnen sich durch kleine Angewohnheiten wie den Dialekt oder Macken aus, die sie sehr lebendig werden lassen. Allerdings hat es mich ein wenig gestört, dass die drei Damen, aber auch ihre Männer im Gegensatz zu den vorherigen Teilen kaum gealtert zu sein scheinen. Zwar gibt es Erwähnungen, dass sie alle mittlerweile ein paar Jährchen gealtert sind und Freundschaften schon länger bestehen, aber in ihrer Darstellung kommt dies nicht so richtig heraus. Irgendwie hat mir in dieser Hinsicht etwas gefehlt, vielleicht teilweise ein wenig mehr Reife, Ruhe oder auch Weisheit...

Fazit

Vor ungefähr einem Jahr habe ich den ersten Teil der „Frauen vom Jungfernstieg“ - Saga gelesen. Und nun liegt auch der finale Band vor mir und eine weitere, wirklich gute Reihe hat einen schönen Abschluss gefunden. Es gibt so zwei – drei Punkte, die für mich nicht ganz rund und ausgereift sind, ansonsten ist es eine schöne Lektüre, die es geschafft hat, mich abzulenken und zu entspannen.

Es ist noch ein wenig ein merkwürdiger Gedanke, dass kein neuer Teil erscheinen wird, auf jeden Fall freue ich mich schon jetzt auf neue Werke der Autorin. Bisher hat sie es immer sehr gut geschafft, mich zu unterhalten und die Historie geschickt mit der Fiktion zu verbinden und genau das würde ich mir auch bei folgenden Projekten wieder wünschen.  

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinung zu den anderen Teilen der Jungfernstieg - Saga:
 
 
 
 Diese Romane der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:

 

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