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Freitag, 28. Mai 2021

Rezension: Der Schönheitssalon - Das Erbe der Schwestern von Nora Elias

Titel: Der Schönheitssalon - Das Erbe der Schwestern
 Autorin: Nora Elias
 Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 480 Seiten
 Preis: 10,00 €
 Erscheinungsdatum: 19.04.2021
ISBN: 978-3-442-49125-4
 
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Handlung

Berlin 1925

Helena Rosenberg wächst in einer einfachen und ländlichen Gegend auf und kennt die Großstadt bisher nur vom Hören. Bis sie erfährt, dass ihr unbekannter Vater sie als Erbin eingesetzt und sie in Berlin eine Halbschwester hat. Kurzerhand macht sich Helena auf den Weg, sie möchte nicht nur Charlotte kennenlernen, sondern auch schauen, wie ihr Vater gelebt hat. Allerdings erwartet sie eine Schwester, die nicht sehr begeistert über das Kennenlernen ist und eine hochverschuldete Apotheke. Schnell jedoch findet Helena einen möglichen Weg, um die Schulden zurückzuzahlen: sie stellt eigene Kosmetik her und verkauft sie in der Apotheke. Und auch das aufregende Nachtleben bietet für Helena und Charlotte einige Möglichkeiten...

Meinung

Das Cover finde ich einerseits gut, andererseits besitzt es nur wenige Alleinstellungsmerkmale. Dazu zählen für mich vor allem die hübschen Verzierungen an den Seiten, diese glänzen je nachdem, wie man das Buch hält und geben dem Bild einen schicken Rahmen. Ich mag auch das Treppenhaus im Hintergrund, das Geländer ist äußerst ansprechend gestaltet und wirkt auf mich sehr edel. Lediglich die Dame im Vordergrund empfinde ich als zu viel. Sie ist zwar schick und gut gekleidet, aber ich kann mich mit ihrem Auftritt nicht anfreunden. So habe ich gesamt einen guten Eindruck, finde aber nicht, dass das Gesamtbild etwas besonderes ist.

Dieser Roman ist der mittlerweile fünfte, den ich von Nora Elias gelesen habe. Und immer wieder zeigt die Autorin eine solide Leistung, sie schafft interessante Charaktere und spannende Geschichten. Das war für mich auch ein Grund, weshalb ich den Roman unbedingt lesen wollte. Ihre Bücher enttäuschen mich nie und darauf habe ich auch bei ihrem neuesten Werk gesetzt.

Dieser ist mir bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen und die Inhaltsangabe klang direkt so gut, dass ich mir den Roman nicht entgehen lassen wollte. Er landete direkt auf meiner Wunschliste und es hat mich sehr glücklich gemacht, das Buch letztendlich als Rezensionsexemplar zu erhalten. Dafür möchte ich mich ganz herzlich beim Bloggerportal bedanken!

Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, man kann sagen, dass jeder Teil einen Abschnitt im gemeinsamen Leben der Schwestern umfasst. Sie lernen sich im ersten Teil kennen und daraufhin lässt sich gut verfolgen, wie sie sich gegenseitig einschätzen, welche Vorurteile sie gegeneinander haben und wie Annäherungen, aber auch Distanzierungen aussehen.

Die Teile sind nicht in typische Kapitel gegliedert, sondern werden anhand von Monats- und Jahresangaben unterteilt. Das ist eine geschickte und sehr hilfreiche Lösung, so hat man immer im Blick, über wie viele Jahre sich die Handlung erstreckt und man kann schauen, wie viel Zeit seit dem Beginn des Buches vergangen ist. Zudem erhält die Geschichte so einen Rahmen, man kann einen genauen Anfangs- und Endpunkt nennen und schauen, wie viele Jahre die Protagonisten im Verlauf des Romans altern. Daher bin ich ein großer Fan von den genauen Zeitangaben gewesen und habe mich sehr gefreut, dass diese so gut und zahlreich eingesetzt wurden!

Ich war ein wenig überrascht davon, dass es eingangs nicht erst noch wenige Seiten mit Erklärungen oder Hintergrundinformationen gibt. Vielmehr gibt es einen direkten Start in die Handlung, es gibt kein Geplänkel, sondern es wird kurz und bündig genannt, was für den Einstieg wichtig ist und zusätzliche Informationen erhält man dann im Laufe der Geschichte. Ich mochte das ganz gern, es hat zu der Handlung und zu der allgemeinen Situation gepasst und es gab im Folgenden noch genügend Gelegenheiten, um sich ein besseres Bild von den Personen zu machen und noch mehr über die Vergangenheit zu erfahren.

Die Sprache ließ sich durchweg gut und flüssig lesen. Nur selten wurden Fachbegriffe eingebunden, wodurch der Schreibstil sich als recht einfach, aber trotzdem einnehmend gestaltet. Ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen und ich konnte mir zahlreiche Szenen gut vorstellen. Mit direkten, knappen und bildreichen Worten wurden die Situationen lebendig dargestellt und ich konnte mich problemlos auf die Ereignisse einlassen und mich auf die Handlung konzentrieren.Historische Hintergründe werden nur sehr sehr selten eingebunden. Vor allem im Zusammenhang mit der Arbeit und dem Vermögen einer Frau im Falle einer Hochzeit werden einige Details genannt. Ansonsten erfährt man recht wenig davon, was in der Welt und der Politik vor sich geht, was mich ein wenig verwundert, was ich aber auch mag. Es steht eindeutig die Geschichte der beiden Schwestern im Mittelpunkt und die Autorin hat sich komplett darauf konzentriert.

Im Roman gibt es drei Erzählperspektiven. Am häufigsten werden die von Helena und Charlotte genutzt, dazu gibt es noch eine weitere, die allerdings eine deutlich untergeordnetere Rolle spielt. Auf diese Weise kann man sich von den Protagonisten, aber auch den einzelnen Situationen ein solides und umfangreiches Bild machen, die Geschichte wird direkt vielfältiger und dadurch interessanter. Zudem erhält man Einblicke in verschiedene Gedankenwelten und kann schauen, was die Protagonisten gerade fühlen. Allein dadurch entstand eine authentische, abwechslungsreiche und lebendige Erzählweise, die gut unterhalten hat und die dem Buch Tiefe verleiht.

An keiner Stelle kam für mich Stimmung auf. Weder in einem positiven, noch in einem negativen Zusammenhang. Für mich wird die Handlung zwar lebendig, aber auch distanziert beschrieben, wodurch ich zwar nicht mit den Figuren mitfiebern konnte, sie aber trotzdem ein wenig ins Herz geschlossen habe. Mich hat die fehlende Stimmung nur selten gestört, häufig empfand ich die Abwesenheit sogar passend. Denn für mich sind die allen voran Helena und Charlotte zwar lebendige, authentische und teilweise auch sympathische Charaktere, allerdings treten sie häufig recht kühl und nicht sehr herzlich auf. Daher wären große Gefühle komplett fehl am Platze gewesen!

Es gibt beim Setting einige Orte, die deutlicher im Mittelpunkt stehen. Dazu zählt vor allem die gemeinsame Apotheke, sowie die Wohnung der Schwestern und das Haus von der Person, die als dritte Perspektive dient. Diese Örtlichkeiten sind mit bildhaft umschreibenden Worten ausgestattet, sodass ich mir die Orte auf Anhieb vorstellen konnte. Ich mochte es dabei sehr, wie unterschiedlich die Beschreibungen ausgefallen sind. Man lernte als Leser sowohl sehr feine und noble Orte und Gebäude kennen, als auch eher einfache Gegenden, die schlichter daherkommen. So entsteht eine lebhafte Vielfalt, die sehr passend für Berlin ist und einen Hauch des Lebensgefühls in den 1920er aufzeigt.

Insgesamt erstreckt sich die Geschichte über knapp zweieinhalb Jahre. In dieser Zeit lernt man mit Helena nicht nur Berlin kennen, sondern auch Charlotte, diverse andere Protagonisten, sowie die Zeit der 1920er Jahre. In der Handlungszeit passiert einiges, wobei es immer wieder Abschnitte gibt, die ruhiger sind und solche, in denen ein wenig Spannung aufkommt. Dadurch entsteht ein netter Wechsel, der sehr natürlich wirkt und gut zum Erzähltempo gepasst hat.

Ich finde es sinnvoll, dass immer mal ein wenig Zeit übersprungen wird. So bleibt die Handlung knackig und für meinen Geschmack gab es auch keine Längen. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck, dass ich etwas verpasst habe und ich mochte es, dass man im Grunde nur bei jenen Szenen dabei ist, die für den weiteren Fortgang der Geschichte wichtig sind.

Es gibt recht wenige Personen, die immer wieder auftreten. Im Grunde handelt es sich dabei um eine kleine Gruppe an Figuren, die man besonders gut kennenlernt, dazu gibt es nur noch einige Nebencharaktere. Eines haben jedoch alle gemeinsam: Ihnen wurden Merkmale und Eigenheiten verliehen, die sie einzigartig machen und dabei helfen, dass ein jeder aus der Masse heraussticht. Nicht alle empfand ich direkt als sympathisch, manche wurden es erst mit der Zeit, andere hingegen habe ich am Ende negativer betrachtet als noch am Anfang.

Und obwohl ich das Gefühl habe, dass alle Protagonisten gleich behandelt wurden, stechen doch zwei hervor: Helena und Charlotte. Mit ihnen verbringt man die meiste Zeit und sie begleitet man auf ihrem Weg. Beide zeigen verschiedene Facetten von sich und man kann gut schauen, wie sie sich im Verlauf der zwei Jahre entwickeln und reifer werden, teils ihre Träume loslassen oder verwirklichen und wie sie damit umgehen, dass sie plötzlich zusammenleben. Ich finde, dass man dadurch einen guten Draht zu den zwei Damen findet und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihnen im zweiten Band!Zudem fand ich es interessant, wie ich besonders einer Figur auch nach dem Ende des Buches noch immer nicht über den Weg traue. Ich kann diese Person einfach nicht recht einschätzen, sie zeigt sich mal von ihrer freundlichen Seite, wo ich ihn sehr gern mag, allerdings kommen dann manchmal Kommentare, bei denen ich wieder an seinem Charakter zweifel. Daher bin ich gespannt darauf, wie dieser Protagonist im zweiten Band dargestellt wird und wie es mit ihm weitergeht!

Fazit

Und wieder hat Nora Elias ein Werk verfasst, mit dem sie mich überzeugen konnte. Ich hatte das Buch innerhalb von knapp drei Tagen ausgelesen und hatte danach große Lust darauf, direkt die Fortsetzung zu lesen, die noch dieses Jahr erscheinen wird. Zu sehr war ich von den Ereignissen und den Personen gefangen und ich wollte einfach unbedingt wissen, wie es weitergehen wird! Und ich glaube, allein das sagt aus um zu merken, dass ich mit dem Roman wirklich schöne Stunden hatte. Es hat für mich fast alles gepasst, nur ein-zwei Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, die nicht ganz rund waren, ansonsten bin ich durch und durch begeistert!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Diese Romane der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:

Villa Conrad - Das Schicksal einer Familie
 
 

 

Montag, 24. Mai 2021

Rezension: Die Senfblütensaga - Zeit für Träume von Clara Langenbach

Titel: Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
 Autorin: Clara Langenbach
 Verlag: Fischer Taschenbuch
Seitenzahl: 528 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 28.04.2021
ISBN: 978-3-596-70083-7
 
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Handlung

Metz, Elsass-Lothringen 1908

Schon früh hat Emma gemerkt, dass ihr ein Dasein als Ehefrau und Mutter nicht ausreichen wird. Sie möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, sich stetig weiterbilden und in Straßburg studieren. Allerdings wird ihr genau das von den Eltern verboten, stattdessen soll sie mit dem Sohn des Fuhrunternehmers Seidel anbändeln. Emma und Carl sind sich auch direkt sympathisch, sie befürworten die Ziele des jeweils anderen und ermutigen sich gegenseitig dazu, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Carl träumt schon seit Jahren von einer eigenen Senffabrik und mithilfe von Emma möchte er diesen Schritt wagen. Obwohl er weiß, dass dieser weitreichende Folgen haben wird. Streitereien, beendete Freundschaften und verletzte Gefühle stehen nun an der Tagesordnung....

Meinung

Beim Cover gefallen mir ganz besonders die Farben. Sie sind unglaublich gut aufeinander abgestimmt und lassen daher ein interessantes und ansprechendes Bild entstehen. Zudem mag ich den Bezug zu dem Roman, es tauchen Senfblüten auf, und auch die typische Farbe des Senfs wurde mehrmals aufgegriffen.

Im Hintergrund sind einige Häuser, sowie ein Fluss zu entdecken. Hier liegt der Anschein nahe, dass es sich um einen Ausschnitt des Stadtbild von Metz handeln könnte. Im Vordergrund steht eine junge Dame, für mich hat es den Anschein, als würde sie nach etwas Ausschau halten. Ich finde es gut, dass man nicht direkt ihr Gesicht sieht, sondern sie im Profil abgebildet wurde, wobei ich sogar finde, dass es ausreichend gewesen wäre, sie komplett von hinten zu zeigen, um ihr Aussehen noch mysteriöser zu gestalten. Aber trotzdem empfinde ich das Gesamtbild als sehr ansprechend und gut abgestimmt, es hat eine Aura, die mich anspricht.

Bereits in der Verlagsvorschau ist mir das Buch aufgefallen und als ich mir nach einiger Zeit die Inhaltsangabe wiederholt durchgelesen habe, war mein Interesse an dem Werk immer noch vorhanden. Ich fand besonders den Namen der Reihe, die Senfblütensaga, sehr interessant. Schließlich ist der Senf ein Thema, welches mir in Büchern noch nie wirklich über den Weg gelaufen ist und ich war gespannt darauf, wie darauf eingegangen wird und was man alles über den Senf, sowie seine Herstellung lernen kann. Mein erster Eindruck vom Klappentext war also durchweg positiv und daher war meine Freude, den Roman als Rezensionsexemplar zu erhalten natürlich besonders groß. Dafür möchte ich mich beim Fischer Verlag ganz herzlich bedanken!

Ebenfalls sehr ansprechend wurden die Umschlaginnenseiten gestaltet. Hier gibt es wiederkehrende Motive mit der Dame, sowie den Senfblüten vom Cover. Außerdem werden vier Protagonisten mit einigen Worten vorgestellt. Man kann sich daher von ihrem Wesen einen ersten Eindruck verschaffen und schauen, welche Ziele sie haben. Ich hatte daraufhin bereits erste Vermutungen über die Beziehungen zueinander angestellt, die allerdings fast komplett falsch waren, was schon darauf hindeutet, dass es für mich immer wieder überraschende Aspekte gab.

Ein Detail ist mir direkt ins Auge gefallen. Vor dem Start neuer Kapitel wird nicht nur der Ort der folgenden Handlung genannt, sondern auch das Jahr. Somit kann man gut verfolgen, wie viel Zeit im Verlauf der Geschichte vergehen und welche Städte im Leben der Figuren von Bedeutung sind ( diese beschränken sich auf ein Minimum ). So ist es dem Leser möglich, einige Entfernungen nachzuvollziehen und man kann schauen, wie sich die Figuren im Laufe der Zeit entwickeln. Zudem empfand ich die Angabe der Zeit auch insofern wichtig, da auf den 528 Seiten ganze fünf Jahre vergehen und man schnell den Überblick hätte verlieren können. So war man in dieser Hinsicht stets gut informiert, vielleicht wäre es noch schön, einen Monat mit anzugeben, sodass man noch genauer schauen kann, wo im Jahr sich die Handlung gerade befindet.

Ich hatte einen angenehmen und ruhigen Start in den Roman, was vielleicht auch daran liegt, dass man sich von den Figuren bereits ein erstes Bild machen konnte. Zudem sind die ersten Seiten ein wenig erklärend, man erfährt einige familiäre Hintergründe, was dazu führt, dass ich mich schnell und problemlos in der Geschichte zurechtgefunden habe.

Auch die Sprache hat mir von der ersten Seite an gut gefallen. Sie ist an vielen Stellen erklärend, häufig bildhaft und führt den Leser angenehm durch die Geschichte. Für mich hat sich die Schreibweise gut und flüssig lesen lassen, nur sehr selten werden Fachbegriffe genutzt, die man aber im Zusammenhang trotzdem gut zuordnen kann. Definitiv hat die Sprache ihren Anteil daran, dass ich so flüssig und locker durch die Handlung gekommen bin und die folgenden Seiten mit großem Interesse gelesen habe. Zumal sich die Geschichte häufig in eine vollkommen andere Richtung entwickelt, als ich es mir vorgestellt habe.

Vor allem im Zusammenhang mit dem familiären Leben und den Rechten der Damen werden historische Hintergründe genannt. Man kann ziemlich gut schauen, wie das alltägliche Leben der Personen aussah, mit welchen Sorgen und Problemen sie zu kämpfen hatten und inwiefern die Frauen über ihr Leben bestimmen konnten. Dieser sehr lebendige und genaue Einblick hat mir wirklich gut gefallen, es wirkte authentisch und man erhält einen Eindruck des Lebensgefühls.

Allerdings hatte ich damit gerechnet, dass der Senf eine größere Rolle spielen wird. Immerhin befindet sich dieses Wort bereits im Titel der Saga und auch im Klappentext ist von einer Senffabrik die Rede. Daher bin ich davon ausgegangen, dass man mehr Informationen über die Herstellung dessen erhält und mehr auf dieses Thema eingegangen wird. So war lediglich häufig von Senfkörnern oder -blüten die Rede was mir ein wenig zu oberflächlich war. Ich würde mir für die Fortsetzung wünschen, dass es nähere Informationen über dieses Thema gibt und man noch besser nachvollziehen kann, wie der Herstellungsprozess aussieht.

Ich hatte bereits erwähnt, dass fünf Jahre im Verlauf der Handlung vergehen. In diesen geschieht so einiges, trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass es zu viele Ereignisse gibt. Es wurde ein sehr passendes Maß an spannungsvollen und ruhigen Momenten gefunden, was das Lesen sehr angenehm macht. Auf jeden Fall kann man in den fünf Jahren gut beobachten, wie die Figuren auf verschiedenste Probleme reagieren und wie sie dadurch stärker und reifer werden. Ihre Wesen entwickeln sich in interessante Richtungen und daher lässt sich nie genau vorhersagen, wie sie auf Aussagen oder Handlungen reagieren werden.

Aus drei Perspektiven werden die Ereignisse beschrieben. Die größte Rolle nimmt dabei eindeutig Emma ein, ihren Charakter lernt man am besten kennen und mit ihr verbringt man die meiste Zeit. Außerdem gibt es noch die Sichtweisen von Carl und Antoine, die deutlich rarer gesät, woher sich ableiten lässt, dass sie eine untergeordnete Rolle spielen. Immer wieder gibt es Verbindungen und Überschneidungen der drei Perspektiven, regelmäßig treffen sich die Figuren, wodurch man sieht, dass sich eindeutig ein roter Faden durch die Geschichte zieht.

Anhand der dreigeteilten Erzählung kann man so gut wie alle anderen Figuren aus drei Blickwinkeln erleben, man kann schauen, wie sie sich gebärden und auch entwickeln. Es entsteht eine gute und sinnvolle Abwechslung, denn auf diese Weise treten keine Längen auf und man hat das Gefühl, dass man lediglich die wichtigen Situationen miterlebt und die Handlung trotz der Anzahl der Seiten recht knackig bleibt.

Mit dem Setting war ich sehr zufrieden. Lediglich einen Ort ( eine Fabrik ) konnte ich mir nicht so recht vorstellen, hier haben mir ein paar Beschreibungen und kleine herausragende Details gefehlt. Alle anderen Örtlichkeiten waren äußerst lebhaft und farbenfroh dargestellt, sodass ich schnell ein Bild davon vor Augen hatte. Dabei mochte ich unter anderem die Vielfalt sehr gern. Sowohl eine recht einfache Wohnung, als auch eine Buchhandlung, schicke Palais oder ein Weingut spielen eine Rolle. Dadurch erhält man einen kleinen Einblick in die normale und bessergestellte Gesellschaft und kann schauen, wie deren Lebenswandel aussah und wie diese gelebt haben. Ich denke, es wäre noch ganz nett gewesen, wenn eine Person aufgetaucht wäre, die aus der Arbeiterklasse stammt. Einfach um zu sehen, wie gut es Emma und ihre Familie eigentlich haben, auch wenn diese bereits darauf achten müssen, für was sie ihr Geld ausgeben und ob sie eine Ausgabe nicht vermeiden könnten.

Für mich ist das Setting stark mit der Stimmung verbunden gewesen. Je mehr einige Figuren ihr wahres Gesicht gezeigt haben, desto mehr hat sich für mich die Aura von den Handlungsorten geändert. Dies ist mir sowohl in Emmas Elternhaus, als auch in dem Palais der Familie Seidel aufgefallen. Hier kann man besonders deutlich fühlen, wie diese beiden Orte sich immer kühler und trister angefühlt haben und wie diese Wandlung vonstatten gegangen ist.

Im Roman tauchen verschiedenste Charaktere auf. Menschen mit unterschiedlichen Ambitionen, mit eigenen Zielen, auch wenn diese von der Familie nicht gern gesehen werden. Es treten Personen auf, die man anfangs komplett anders einschätzt und die erst mit der Zeit ihr wahres Gesicht zeigen. Und auch solche, in denen ich mich charakterlich stark getäuscht habe. Dadurch entsteht Vielfalt und Abwechslung, was zu einer interessanten Geschichte beiträgt.

Zudem mochte ich es sehr, wie viele unterschiedliche Facetten die Figuren von sich gezeigt haben. Sie haben sich nicht davor gescheut, ihre Gefühle offen zu zeigen und haben an den notwendigen Stellen auch mal auf den Tisch gehauen und ihre Meinung gezeigt. Das hat dazu geführt, dass ich ganz viele Personen als sehr spannend empfand und mit viel Interesse verfolgt habe, was das Schicksal noch für sie bereithält. Und ganz viele Protagonisten waren mir auch sympathisch und ich mochte ihre starken Wesen, mit denen sie aufgetreten sind. Lediglich das Verhalten zweier Personen habe ich ein wenig hinterfragt, allerdings werde ich zu einer Figur leider nichts sagen können, ohne dem Inhalt vorzugreifen... Bei der zweiten Person, mit der ich nicht immer ganz glücklich war handelt es sich um Emma. Sie hat im Grunde einen schön ausgearbeiteten Charakter und oft mochte ich sie. Allerdings war sie mir ein wenig zu besserwisserisch, sie hat sich überall reingehangen und ihre Meinung verkündet. Ein wenig mehr Zurückhaltung hätte ich ganz gut gefunden und das hätte mir Emma definitiv sympathischer erscheinen lassen!

Fazit

Für mich bildet der erste Band der Senfblütensaga einen spannenden und guten Start in die Reihe, auch wen ich ihn als nicht perfekt empfinde. Dafür war ich mit Emma als Hauptprotagonistin nicht ganz zufrieden und ich hätte mir mehr Informationen über den Senf und seine Herstellung gewünscht. Ansonsten wurde ich sehr gut unterhalten, es liegt eine angenehme und flüssig lesbare Schreibweise vor und man erhält allerhand Informationen über das Leben zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Für mich ist die Darstellung des Settings, verbunden mit den Stimmungen mein Highlight des Buches, ich hoffe, dass diese zwei Punkte in der Fortsetzung wieder so stark miteinander hergehen. Ich freue mich definitiv auf den Fortgang der Saga!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Fischer Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Donnerstag, 20. Mai 2021

Rezension: Große Elbstraße 7 - Liebe in dunkler Zeit von Wolf Serno

Titel: Große Elbstraße 7
 Autor: Wolf Serno
 Verlag: Rütten & Loening Berlin
Seitenzahl: 552  Seiten
 Preis: 18,00 €
 Erscheinungsdatum: 12.04.2021
ISBN: 978-3-352-00926-6
 
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Handlung

Jahrelang hat Benno zur Haiden in New York gelebt, nun befindet er sich zusammen mit seiner Tochter auf dem Weg zurück nach Deutschland. Und die Beiden kommen gerade zur rechten Zeit. Seine Schwester Vicki ist gesundheitlich angeschlagen, sie hat ihre Arbeit aufgrund einer Krankheit aufgeben müssen. Zudem fällt es ihr immer schwerer, das Haus an der Großen Elbstraße zu erhalten. Über die Rückkehr ihres Bruders ist Vicki sehr glücklich und sie sieht endlich wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Nicht nur tut ihr die Gesellschaft gut, sondern zu dritt schmieden sie erste Pläne, das Haus zu renovieren. Und um all dies in die Tat umzusetzen, engagieren sie einen Architekten. Allerdings gibt dieser anfangs nicht seine richtige Identität an, denn Aron ist Jude und die Nazis erlangen immer mehr Macht...

Meinung

Das Cover mag ich größtenteils recht gern. Es wurden interessante und gut zusammenpassende Farben gewählt, die ein harmonisches Bild ergeben. Im Hintergrund sieht man ein richtig schönes Häuschen, im Vordergrund befindet sich eine Dame, sie scheint auf den Leser zuzugehen. Allerdings empfinde ich ihre Mimik, ihren Gesichtsausdruck zu künstlich, sie wirkt sehr maskenhaft. Daher hätte ich es angenehmer gefunden, wenn sie von hinten zu sehen gewesen wäre, meiner Meinung nach ist ihre Anwesenheit auf dem Cover eh nicht so bedeutend. Lediglich das Haus im Hintergrund, sowie der auffallende Titel hätten sicherlich auch ein harmonisches und schönes Bild ergeben.

Im August 2019 hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen und empfand diesen als stimmig und in sich geschlossen. Als ich in der Verlagsvorschau die Ankündigung zu der Fortsetzung gesehen hatte war ich dementsprechend sehr überrascht, habe mich gleichzeitig aber auch gefreut. Ich habe den ersten Teil in guter Erinnerung, die Inhaltsangabe klang überzeugend, auf den ersten Blick hat alles gepasst. Ich wollte mir die Fortsetzung auf keinen Fall entgehen lassen und ich bin sehr glücklich, dass ich den Roman als Rezensionsexemplar erhalten habe. Dafür möchte ich mich beim Aufbau Verlag nochmals herzlich bedanken!

Am Ende des Buches gibt es eine Auflistung mit den wichtigsten handelnden Personen. Ich hätte es als besser empfunden, wenn dies vor dem Start der Handlung abgedruckt worden wäre. So könnte man sich vor dem Lesen bereits einen Überblick verschaffen und schauen, wie die Figuren familiär und freundschaftlich verbunden sind. Ich hatte diese Übersicht leider erst nach dem Beenden des Buches entdeckt, als ich mir das Nachwort und den Dank angeschaut habe. Daher hatte sie für mich keinen Nutzen mehr und ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht vor dem Beginnen des Romans mal nachgeschaut habe, ob es einen Anhang gibt.

Ich hatte schon damit gerechnet, dass ich allerhand Details aus dem ersten Band vergessen habe und mit jeder Seite hat sich diese Vermutung bestätigt. Allerdings war das gar nicht so wild, die Handlung setzt einige Jahre nach dem Ende des ersten Teils ein, weshalb man das Buch prinzipiell auch gut ohne Vorwissen und die Hintergründe aus Band eins lesen kann. Nur selten gibt es Anmerkungen dazu, bei vielen Punkten werden die Informationen einfach gegeben, sodass man sich eigentlich ganz gut in dem Buch zurechtfindet.

Die Schreibweise war ein wenig schwierig. Sie war wirklich gut und flüssig lesbar, ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen. Allerdings war sie gleichzeitig auch etwas gestelzt und zu einfach. Mir werden zu viele Vorgänge zu detailliert beschrieben, die Dialoge wirken häufig nicht sehr lebendig und zu langatmig. Die Protagonisten sprechen teils miteinander, als würden sie ständig mit einem Kind reden, obwohl ein erwachsener Gesprächspartner gegenübersteht. Das hat zwar nicht direkt meinen Lesefluss getrübt, allerdings hat es mich ganz schön gestört und immer wieder bin ich über Sätze gestolpert, die ich als zu viel empfand. Manches hätte leicht gekürzt werden können, um der Geschichte einen kleineren Rahmen zu geben.

Es gibt mehrere Erzählperspektiven, wobei meistens Florence oder ihr Vater Benno ihre Sicht der Dinge geben. So entsteht ein wenig Abwechslung, was gut zu der turbulenten Zeit passt. Man kann schauen, wie die Personen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beurteilt werden und sich von ihnen ein ausführliches Bild machen.

Für mich war an keiner Stelle im Buch ein Hauch von Stimmung spürbar. Jegliche Situationen habe ich mit Distanz und ohne jegliche Emotionen betrachtet, mir war es einfach nicht möglich, zu vielen Figuren einen Zugang zu finden, zudem finde ich, dass die Handlung auch recht nüchtern und steif beschrieben wurde. Die Protagonisten neigen nicht wirklich zu Gefühlsausbrüchen, es gibt keine Szenen, die auch nur ansatzweise berührend sind. Und daher lässt mich die Stimmung ein wenig zwiegespalten zurück, einerseits mag ich den nüchternen Erzählstil, gleichzeitig war es mir zu distanziert. Vielleicht ist es mir nämlich deshalb so schwer gefallen, zu den Hauptpersonen eine Bindung aufzubauen.

Es werden vor allem anhand der Lebensweise der Personen und wie der Krieg sie beeinflusst, historische Hintergründe vermittelt. Man kann sehen, was unerwünscht war, für welche Aktionen die Figuren mit möglichen Strafen rechnen mussten und wie die Versorgungslage aussah. Darüber kann man sich am Ende ein gutes und solides Bild machen, hier zeigt sich, dass der Autor weiß, wovon er schreibt und seine Aussagen wirken realitätsnah.

Dazu steht noch der medizinische Aspekt im Vordergrund. Florence ist Ärztin, möchte in Deutschland ihrem Beruf und gleichzeitig auch ihren Forschungen nachgehen. Hier erfährt man allerhand über ihre Überlegungen, mögliche Erfolge und Niederlagen. Ich fand es daher schade, dass dieser Punkt mit zunehmender Handlung immer mehr in den Hintergrund rutscht, er irgendwann gar nicht mehr vorkommt.

Die Spannung im Roman ist ein schwieriges Thema. Weshalb? Sie kommt gar nicht vor. Nie. An keiner Stelle nimmt die Handlung Fahrt auf, es spitzen sich Situationen nie so zu, dass man daraufhin unbedingt wissen möchte, wie es weitergehen könnte. Ich denke, dass dieser Punkt stark mit der distanzierten Erzählweise, aber auch der Tatsache, dass ich einfach keinen Zugang zu vielen Personen gefunden habe, einhergeht.

Szenen, in denen ein wenig Spannung entstehen könnte, sind mir zu locker beschrieben, ihnen fehlt ein gewisser Ernst, der teilweise sehr angebracht gewesen wäre. Häufig sind die Protagonisten zu leichtfertig und trotzdem gehen kritische Situationen am Ende immer gut aus. Das ist auf Dauer zu eintönig und daran leidet schließlich auch die Glaubwürdigkeit.

Ich mochte die Beschreibungen des Settings gern. Sie sind eindrücklich und mit klaren Worten umzeichnet, haben Besonderheiten erhalten und wirken realistisch. Zu jedem Gebäude hatte ich Bilder vor Augen und konnte mir dieses auch ziemlich farbenfroh vorstellen. Zumindest am Anfang, bevor der Zweite Weltkrieg beginnt. Den je weiter dieser fortschreitet und je mehr die Stadtbilder davon geprägt sind, desto trister und grauer erscheinen die Handlungsorte. Das empfand ich als ziemlich passend, schließlich werden dunkle Zeiten beschrieben, die die Figuren miterlebt haben.

Mich lassen die Protagonisten zwiegespalten zurück. Einen Teil von ihnen mochte ich ganz gern, die Personen allerdings, die ganz klar im Fokus stehen, fand ich ein wenig schwierig. Für mich standen Florence, Benno und Vicki ganz klar im Vordergrund und das finde ich ein wenig schade. Sie sind weder sonderlich sympathisch, noch authentisch aufgetreten. Im Gegenteil, sie wirkten steif und ziemlich blass, ihre Handlungen und Aussagen waren mir nicht lebendig genug. Die drei Personen zeigten sich nicht vielseitig genug, sie gaben nur eine Facette von sich preis und waren daher nicht sonderlich abwechslungsreich. Auf Dauer wurde mir all das zu eintönig und es hat verhindert, dass ich auch nur ansatzweise einen Draht zu den Figuren gefunden habe.

Deutlich sympathischer, wenn auch nicht perfekt, empfand ich stattdessen die Truppe vom Kiez. Dies Personen waren richtige Typen, die einzigartig sind und mir am Ende mehr im Gedächtnis bleiben werden als die drei zuvor genannten Protagonisten. Ich mochte ihr Auftreten, ihre kleinen Weisheiten und hätte mir gewünscht, dass sie mehr im Mittelpunkt der Geschichte stehen würden.

Fazit

Also so richtig gut fand ich den Roman leider nicht. Immer wieder gab es Punkte, die mir einfach nicht zugesagt haben. Und daher bin ich leider ziemlich enttäuscht von der Fortsetzung. Es war eine ganz nette Lektüre, die aber einfach nicht mitreißend, spektakulär, abwechslungsreich oder unglaublich interessant war. Meist ist die Handlung vor sich hingeplätschert und es gab keinen einzigen Punkt, an dem die Spannung ein gutes und einnehmendes Niveau hatte. Die Personen betrachte ich zum Teil ebenfalls kritisch, genau wie die Stimmung und sogar die Schreibweise empfand ich als nicht richtig ausgereift. Meine Erwartungen sind leider auf der Strecke geblieben, ich bin von dem Buch nicht sonderlich überzeugt und es wird mir nicht lange im Gedächtnis bleiben...

Bewertung: 2 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:


Samstag, 15. Mai 2021

Rezension: Die Mutige von Stephanie Marie Thornton

Titel: Die Mutige
Originaltitel: And They Called It Camelot ( aus dem Amerikanischen von Christine Strüh und Anna Julia Strüh )
 Autorin: Stephanie Marie Thornton
 Verlag: Rütten & Loening Berlin
Seitenzahl: 565 Seiten
 Preis: 18,00 €
 Erscheinungsdatum: 12.04.2021
ISBN: 978-3-352-00955-6
 
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Handlung

Jacqueline Bouvier ist mit einem vielversprechenden jungen Herrn verlobt, allerdings ist sie sich über die Verbindung nicht komplett sicher. Kurzerhand löst sie die Verlobung und trifft kurze Zeit später den Mann, der ihre große Liebe sein wird: John F. Kennedy. Schon bald gehören dem Paar in ganz Amerika die Sympathien, wovon auch Kennedys Karriere profitiert. Und zahlreiche Frauen wünschen sich Jackies Eleganz, ihre Stilsicherheit, aber auch ihr Charisma. Sie steht komplett hinter ihrem Mann und unterstützt ihn in jeglichen Lebenslagen. Sie gelten als Bilderbuchehepaar, doch hinter den Mauern kriselt es. Trotzdem wollen beide ihre Ehe nicht aufgeben, sie kämpfen für ihre Liebe. Bis zu jenem Tag in Dallas, der Jackies ganze Welt auf den Kopf stellen wird...

Meinung

Ich finde das Cover etwas kühl, aber sehr schick. Vorherrschend ist die weiße Farbe, welche einen etwas sterilen Eindruck erweckt, dadurch aber den Titel, als auch die Dame hervorstechen lässt. Diese soll in ihrer Kleidung, aber auch dem Auftreten eindeutig Jackie Kennedy darstellen, was ich als sehr gelungen empfinde. Im Hintergrund sieht man noch in grauer Farbe einige Gebäude, ich tippe mal darauf, dass damit New York dargestellt werden soll. Insgesamt entsteht zwar ein einfaches und minimalistisches Bild, was ich aber trotzdem als ansprechend und gelungen empfinde.

Mir ist das Buch bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, Romanbiographien finde ich immer interessant und Jacke Kennedy ist eine Persönlichkeit, die mir bisher noch nicht sehr bekannt war. Zwar ist sie mir in der Geschichte, aber auch in Romanen bereits begegnet, allerdings beschränkt sich mein Wissen über sie auf das Nötigste. Und daher war ich gespannt auf die Frau, ihr Schaffen und ihren Lebensweg an der Seite von JFK, aber auch auf ihre Herkunft und ihr Leben nach dem Tod des Ehemannes. Freundlicherweise wurde mir das Buch vom Aufbau Verlag zur Verfügung gestellt, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte! Ich hatte mich sehr auf das Lesen gefreut und nicht damit gerechnet, dass ich letztendlich so begeistert von dem Buch und Jackie Kennedy sein werde!

Vor dem Beginn zahlreicher Kapitel gibt es eine Monats- und Jahresangabe, weshalb man nicht nur genau verfolgen kann, wann die Handlung einsetzt und über wie viele Jahre sie sich erstreckt, sondern auch, wie alt Jackie ist und was zu der Zeit allgemein in der Weltpolitik geschieht. Ich empfand dieses Detail sehr hilfreich und passend, ansonsten hätte man beim Lesen leicht den Überblick verlieren können und wäre zeitlich verloren gewesen.

Insgesamt wird der Roman in vier Teile gegliedert. Man könnte sagen, dass jeder Teil ungefähr einen Lebensabschnitt von Jackie Kennedy umfasst. Man lernt sie kennen, noch bevor sie ihren künftigen Ehemann getroffen hat, kann sich von ihrer Herkunft und ihrer Karriere ein Bild machen und schauen, wie sich Jackie über die Jahre entwickelt, welche Ziele sie ins Auge fasst und wie sie mit Schicksalsschlägen umgeht. Es wird also eine interessante und abwechslungsreiche Lebensgeschichte erzählt, die einfach mitreißend ist.

Drei der vier Anfänge von neuen Teilen werden mit einem Text begonnen, der kursiv abgedruckt wurde. Hier wird der Beginn und Fortgang jenes denkwürdigen Tages in Dallas beschrieben, man merkt daher schon am Anfang deutlich, dass stetig auf diesen Tag hingearbeitet wird und er einen möglichen Höhepunkt der Handlung darstellen könnte. Dies regt natürlich direkt dazu an, dass man weiterlesen möchte und mehr über diesen Tag, die Folgen für Jackie und ihr Leben erfahren will.

Ich hatte einen äußerst angenehmen Start in die Geschichte. Die Sprache, die Personen, das Setting, alles wird von Anfang an sehr bildreich und ansprechend beschrieben, sodass man einfach wissen möchte, wie die Handlung weitergeht. Und genau das zieht sich durch die gesamte Geschichte. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und anhand vieler Anekdoten erscheinen die Personen sehr lebendig und man kann verstehen, weshalb diese auf die Gesellschaft so charmant gewirkt haben.

Durchweg ließ sich das Buch sehr flüssig und gut lesen. Meist ist die Sprache ziemlich einfach, nur wenige Fachbegriffe werden genutzt und diese wurden in solch einen Zusammenhang gesetzt, dass man stets den Sinn und die Bedeutung dessen versteht. Vor allem anhand der Einbindung zahlreicher Details aus dem Leben der Protagonisten erhält die ganze Handlung Anspruch. Man kann aus zahlreichen Szenen deutlich herauslesen, wie viel Recherche hinter dem Werk steckt, um nicht nur den Menschen ein würdiges Denkmal zu setzen, sondern auch, um so viel Wissen wie möglich an den Leser zu vermitteln. Das ist wirklich ganz hervorragend gelungen, im Laufe des Lesens hat das Bild, welches ich von den Personen vor Augen hatte, immer mehr Form angenommen und ich bin von jedem einzelnen fasziniert. Sie haben so interessante und ausdrucksstarke Wesen erhalten, dass man die Figuren einfach persönlich kennenlernen möchte.

Jackie Kennedy fungiert als Ich-Erzählerin. Aus ihrer Perspektive werden durchweg alle Szenen dargestellt, weshalb man sich ihrer Person besonders nahe und verbunden fühlt. Aus ihren Augen verfolgt man jegliche Geschehnisse und man kann sich von den anderen Protagonisten einen Eindruck verschaffen. Dadurch wird zwar das Bild, welches man von den Figuren erhält, ein wenig von Jackies Urteil beeinflusst, allerdings hat mich das wenig gestört. Ich finde, dass sie ein sehr gutes Urteilsvermögen besitzt und ihre Beurteilungen von den anderen Personen erscheinen sehr treffend und zuverlässig.

Zudem werden viele Emotionen und Gedanken eingebunden, man kann stets gut nachvollziehen, weshalb Jackie auf diese Weise fühlt, worüber sie sich teilweise den Kopf zerbricht. Sie erscheint dadurch sehr menschlich, weshalb es mir leicht gefallen ist, ihren Charakter zu mögen. Man kommt ihrer Person sehr nahe und mir fiel es leicht, eine Bindung zu ihrem Wesen aufzubauen. Das alles hat dazu geführt, dass ich Jackie mit zunehmender Handlung immer mehr ins Herz geschlossen habe und mich nach dem Beenden des Buches noch weiter über sie informiert habe und allerhand Artikel im Netz über die Kennedy-Familie gelesen habe.

Ganz besonders amüsant, aber auch faszinierend empfand ich das Auftreten des gesamten Kennedy-Clans. Sie sind richtige Typen, die genau wissen, was sie wollen und wie sie ihre Ziele erreichen können. Obwohl ich nicht jede Entscheidung und jede Aussage gut fand und sie für manches kritisiert habe, zeigten sie glücklicherweise häufiger ihre freundlichen Seiten und die Faszination der Menschen für diese Familie ist sehr gut nachvollziehbar. Mit zunehmender Handlung kristallisierte sich immer deutlicher heraus, weshalb Jackie, aber auch ein großer Teil der Bevölkerung sich dem Charme der Kennedys nicht entziehen konnten.

Von der Stimmung bin ich hin und weg. Sie wurde sehr dosiert in die Geschichte eingebracht und hat genau an den richtigen Stellen ihre volle Wirkung entfaltet. Ich habe so gut mit den Personen mitfühlen können, es wirkte teils, als würde ich sie tatsächlich kennen. Und an manchen Stellen war ich zu Tränen gerührt und musste beim Lesen mehrmals innehalten, um mich kurz wieder zu beruhigen oder um die Worte wirken zu lassen. Ich würde sogar sagen, neben den Charakteren und deren Darstellung ist die Stimmung das große Highlight für mich.

Vor allem in der Zeit, als John F. Kennedy der 35. Präsident der Vereinigen Staaten war, werden zahlreiche historische Informationen über die Politik und das Weltgeschehen eingebunden. Man erfährt, mit welchen Problemen sich Kennedy in dieser Zeit auseinandergesetzt hat, welche Auswirkungen dies auf seine Familie, seine Regierung und das gesamte Land hat. Und man kann gut schauen, wie aufopferungsvoll er sich mit seinem Job auseinandergesetzt hat.

Jegliche Informationen über die Politik und die Geschehnisse in der Welt werden eindrucksvoll und gut verständlich in die Handlung eingebunden, man kann sie beim Lesen locker verarbeiten und in einen korrekten Zusammenhang bringen. Zudem mochte ich es, wie ein angenehmes Maß gefunden wurde, an keiner Stelle kamen die historischen Informationen zu üppig oder zu mager im Roman vor.

Über 25 Jahre begleiten wir Leser Jackie Kennedy auf ihrem Weg. Eine aufregende und spannende Zeit, sie lernt John F. Kennedy kennen, heiratet, man begleitet sie auf ihrem gemeinsamen Weg und während ihrer Zeit im Weißen Haus. Mit 34 Jahren wird Jackie Witwe, sie muss ihr Leben neu aufbauen und anschließend schauen, was sie noch alles erreichen möchte, wie ihre Zukunft aussehen wird. All diese Abschnitte aus ihrem Leben spielen im Buch eine Rolle und man lernt die gebürtige Jacqueline Bouvier immer wieder neu erkennen. An jeder Hürde wächst sie, wird reifer, erwachsener. Ihr Charakter wandelt sich ständig und wird noch stärker und sympathischer. Ich mag es, wie viele Jahre ihres Lebens im Roman verarbeitet werden, so steht die Handlung nie still, immer warten die nächsten Ereignisse auf den Leser. Ich finde, so haben Längen erst gar keine Chance und die Geschichte bleibt irgendwie knackig und abwechslungsreich.

Im Verlauf des Romans lernt man verschiedenste Settings kennen. Sowohl die Wohnhäuser der Familie Kennedy, als auch Urlaubsorte werden bereist und ein Highlight war natürlich das Weiße Haus in Washington. Ein jeder Raum wurde lebendig, viele Handlungsorte konnte ich mir richtig gut vorstellen und hatte davon Bilder vor Augen. Ich bin damit vollkommen zufrieden, besonders da man merkte, dass die Protagonisten den einzelnen Räumen erst Leben eingehaucht haben.

Immer wieder ist ein Hauch von Spannung durchgeblitzt, der mal stärker, mal schwächer spürbar war. Ich hatte mir schon gedacht, dass die Ereignisse in Dallas 1963 ein Höhepunkt der Spannung sein könnten, da mir nicht bewusst war, was danach in der Geschichte geschehen ist, wer danach Präsident wurde und was das für die Weltpolitik sowie das Privatleben von Jackie und ihrer Familie bedeutet hat. Und genau so war es auch, jener denkwürdige Tag stellte einen Wendepunkt dar, allerdings war die Spannung danach immer noch in einem guten Maß vorhanden und es blieb weiterhin interessant.

Mir hat tatsächlich die Darstellung jeder einzelnen Figur richtig gut gefallen. Sie zeigen sich von verschiedenen Facetten, sie treten lebendig und menschlich auf. Ihnen wurden Attribute verliehen, die sie besonders machen und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Zudem treten die Personen teilweise mit einem sehr angenehmen und guten Humor auf, der mich zum schmunzeln gebracht hat. Einem jeden Protagonisten wurde ein einzigartiger Charakter verliehen, der sie meisten sympathisch, auf jeden Fall aber authentisch und interessant auftreten lässt!

Fazit

Ich bin komplett begeistert! Die Geschichte war absolut mitreißend, ich habe jede einzelne Seite genossen und ich habe mir während des Lesens immer wieder gewünscht, dass das Lesevergnügen nicht aufhört. Einfach alles hat gestimmt, es liegt ein komplett runder, stimmiger und feiner Roman vor, den ich sehr empfehlen kann. Meine absoluten Highlights beim Lesen war auf jeden Fall die Darstellung des Kennedy-Clans mit ihrem Charme, der einfach mitreißend war. Zudem möchte ich die Stimmung hervorheben, die mich umgehauen hat. Ich konnte mich auf emotionaler Ebene vollkommen auf das Buch einlassen und habe auch die eine oder andere Träne vergossen... Ein absolutes Highlight, mit dem ich in den Mai gestartet bin!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

Dienstag, 11. Mai 2021

Lesemonat April 2021

Hallöchen und Willkommen zu einem neuen Lesemonat!

 Ein weiterer interessanter und leseintensiver Monat ist vorbei. Ich habe acht Bücher gelesen, von denen mir sechs Werke sehr gut gefallen haben. Ein großes Highlight kann ich benennen und zwar "Lady Churchill". Ich habe jede Seite des Romans genossen und hatte wunderbare, spannende und äußerst interessante Stunden damit. Leider konnte mich die Fortsetzung des Flanagans, sowie der Roman von Pia Rosenberger nicht ganz überzeugen, bei beiden Büchern hatte ich andere Erwartungen und wurde ein wenig enttäuscht.

Sieben der gelesenen Werke habe ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten, eines hatte ich mir letztes Jahr auf einen Gutschein geholt. Es ist letztendlich eine abwechslungsreiche Mischung entstanden, es waren sowohl Romanbiographien vertreten, als auch einige historische Romane, sowie ein Liebesroman. Manche Bücher waren seitenstärker als andere, das dünnste hatte 336 Seiten und war innerhalb eines Tages ausgelesen, das seitenreichste Buch war eindeutig der zweite Band der Kaffeehaus-Saga mit unglaublichen 752 Seiten (für die ich sechs Tage benötigt habe). Somit komme ich am Ende des Monats auf 4016 gelesene Seiten, was einen Tagesdurchschnitt von rund 134 Seiten pro Tag ergibt.


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 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)

  (3/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (4/⭐⭐⭐⭐⭐)

Die Bildhauerin von Pia Rosenberger
 (2,5/⭐⭐⭐⭐⭐) 

 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)
 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐) 
 
Das Kaffeehaus - Falscher Glanz von Marie Lacrosse
 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)
 
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MarySophie

 Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Freitag, 7. Mai 2021

Rezension: Das Kaffeehaus - Falscher Glanz von Marie Lacrosse

Titel: Das Kaffeehaus - Falscher Glanz
 Autorin: Marie Lacrosse
 Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 752 Seiten
 Preis: 15,00 €
 Erscheinungsdatum: 13.04.2021
ISBN: 978-3-442-20598-1
 
https://assets.thalia.media/img/artikel/1961445601e2a8e0d7a6b5f11aecacb0f5758e13-00-00.jpeg

Handlung

Kurz nach den erschütternden Ereignissen in Mayerling tritt Sophie von Werdenfels ihre Stellung als Hofdame im Dienste der Kaiserin Sisi an. Sie steht der Einberufung kritisch entgegen und ihre Befürchtungen bewahrheiten sich. Sophie hat es schwer, am Hofe anzukommen und von den anderen Damen akzeptiert zu werden. Besonders die Gräfin Marie Festetics sieht in ihr eine mögliche Rivalin um die Gunst der Kaiserin. So lassen kleine Spitzen, aber auch Intrigen nicht lange auf sich warten. Und je mehr Sophie von dem Leben am Hofe, welches nach außen hin als glamourös und beneidenswert gilt, insgeheim jedoch zutiefst bigott ist, mitbekommt desto mehr wünscht sie sich zurück in das Kaffeehaus ihres Onkels...

Meinung

Wenn man das Cover betrachtet, fallen sofort einige Ähnlichkeiten zu dem des ersten Bandes auf. Wieder sieht man eine Dame, schick und edel gekleidet in ihrem rosafarbenen Kleid. Diese Farbe wird nicht nur anhand der Blüten auf dem Hut, sondern auch mit dem Namen der Autorin nochmals aufgegriffen. Die Frau besitzt eine besonders Haltung und spontan würde ich sie einer gehobeneren Schicht zuordnen. Allerdings stört es mich diesmal ein wenig, wie stark man ihr Gesicht sieht, mir hätte eine Darstellung aus dem Profil besser gefallen.

Es entsteht auf den ersten Blick der Eindruck, die Frau würde auf einer Straße vor einem einladenden und schicken Café stehen. Allerdings bemerkt man bei einem genaueren Hinsehen sofort, dass der Hintergrund gezeichnet wurde, was dem Cover noch mehr Nostalgie verleiht. 
Farblich entsteht ein rundes Bild anhand der gewählten Hauptfarben, die sich in allerhand Details wiederfinden. So liegt am Ende ein stimmiges und ansprechendes Cover vor, welches ich gern mag!

Ebenfalls sehr ansprechend gestaltet wurden die Buchinnenseiten. Diese beherbergen ein Rezept für eine exquisite und im Roman häufig erwähnte Torte. Anhand einer kleinen Abbildung kann man sich davon ein Bild machen und insgeheim hatte ich beim Lesen den Wunsch, selbst mal ein Stück davon zu probieren!

Auf den hinteren Umschlaginnenseiten wurden die drei Teile der Kaffeehaus-Saga nebeneinander abgedruckt, wodurch sich Ähnlichkeiten bei der Gestaltung der Cover erkennen lassen. Zudem wird erwähnt, wann Band drei erscheint, was die Vorfreude auf diesen nochmals erhöht! 

Ich habe in den letzten Jahren einige Bücher von Marie Lacrosse gelesen und bisher war ich von jedem einzelnen sehr angetan und begeistert. Immer wieder schafft sie es, geschichtliche Fakten, die Lebensweisen der Personen zur Handlungszeit und eine interessante Geschichte in einem Buch zu vereinen, was stets ein Lesegenuss ist. Und auch der erste Band ihrer Kaffeehaus-Saga konnte mich vollends überzeugen, weshalb ich sehr gespannt darauf war, wie die Reihe weitergeht, was noch am königlichen Hofe passieren wird, welche Rolle Sisi und ihre Familie spielen werden und was mit Sophie und Richard geschehen wird. Je näher der Erscheinungstermin in Sicht kam, desto größer wurde meine Vorfreude und ich war sehr glücklich darüber, vom Bloggerportal ein Rezensionsexemplar zu erhalten. Dafür möchte ich mich nochmals herzlich bedanken, es war wieder sehr spannend in die Welt einzutauchen und die rund 750 Seiten waren gefühlt im Nu ausgelesen...

Es gibt noch vor dem Start der Geschichte ein umfangreiches Zusatzmaterial, was ich sehr gern mochte und mir vor dem Lesen ausführlich angeschaut habe. Drei Zitate wurden eingangs abgedruckt, die einen Bezug zur Geschichte haben und daher sehr passend gewählt wurden.

Als nächstes folgen drei Karten, auf denen die Grenzen der einzelnen Länder zur Handlungszeit, den 1880er und 1890er Jahren, abgedruckt wurden und man sich daher einen Eindruck verschaffen kann, welche Gebiete früher zu welchem Reich oder Land gehört haben. Zudem kann man auf diese Weise Reisewege nachvollziehen und schauen, wohin Kaiserin Elisabeth mit ihrem Gefolge unterwegs war und welche Wege die Truppe dabei zurückgelegt hat. 
Weiterhin gibt es noch eine Karte, in dem ein Ausschnitt des historischen Wiens aus dem Jahr 1889 abgedruckt wurde. Hier sind die wichtigsten Handlungsorte eingezeichnet und man kann ebenfalls schauen, wie die Entfernungen zwischen den Häusern aussehen und welche Wege die Protagonisten zurückgelegt haben. Nicht nur vor dem Lesen, sondern auch währenddessen habe ich häufig die Karte aufgeschlagen und geschaut, welche Wege die Personen wohl genommen haben könnten und wie nah manche Orte beieinanderliegen. Daher empfand ich es als sehr hilfreich, dass es so viel Kartenmaterial gibt und man ein Gefühl dessen bekommt, wie Europa mal aufgeteilt war und wo die wichtigsten Orte der Geschichte innerhalb Wiens liegen.

Ebenfalls noch vor dem Beginn der Geschichte wurde ein sehr umfangreiches und genaues Personenverzeichnis abgedruckt. Dieses stellt die Personen vor, man kann schauen, welche fiktiv und welche Figuren historisch verbürgt sind. Und dabei wird auf einen Blick deutlich, dass es ein recht ausgeglichenes Verhältnis dessen gibt, es treten viele Persönlichkeiten auf, die tatsächlich gelebt haben, aber auch solche, die erdacht sind. Es gibt zwischen den beiden Gruppen ein lebendiges und dynamisches Zusammenspiel, alle wurden mit ausdrucksstarken und authentischen Wesen ausgestattet und häufig entstand bei mir der Eindruck, dass alle Figuren tatsächlich gelebt haben könnten. Zwischen den fiktiven und realen Personen gibt es keine Unterschiede, was ich sehr mochte. Sie haben eigene Züge und kleine Macken erhalten, was sie einzigartig macht und was für die Geschichte wichtig war.

Bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, hatte ich mir das Personenverzeichnis ausführlich angeschaut, manche Namen haben sofort wieder einige Erinnerungen hervorgerufen, andere waren neu und mit ihnen konnte ich noch nichts anfangen. Und obwohl ich gedacht hatte, dadurch für den weiteren Fortgang der Geschichte gewappnet zu sein, musste ich doch ab und an nochmals nachschauen, welchen Rang eine Person einnimmt oder wie verwandtschaftliche Beziehungen aussehen. Daher war ich wirklich sehr dankbar für das Verzeichnis!

Allein anhand des zusätzlichen Materials am Anfang erhält man einen positiven ersten Eindruck und dieser setzt sich auch mit dem Start der Geschichte fort. Die Handlung setzt kurz nach dem Ende des ersten Bandes ein und mir sind auf den ersten Seiten direkt wieder einige Details aus dem ersten Band eingefallen. Dies führt nicht nur zu einem überraschend leichten und angenehmen Start in die Geschichte, sondern ich wurde auch direkt wieder in ihren Bann gezogen. Direkt ging die Story interessant und spannend weiter, ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergehen wird und daher entwickelte sich der Roman schnell zu einem Pageturner.

Die Schreibweise ist ein Träumchen. Von der ersten Seite an nimmt sie den Leser an die Hand und führt ihn problemlos und flüssig durch die Geschichte. Die Szenen werden häufig sehr lebendig beschrieben, oft fühlte es sich für mich an, als würde ich mit im Raum stehen und die Atmosphäre einsaugen. Es werden viele Stimmungen vermittelt, die für mich nur selten mit den Protagonisten verbunden. Vielmehr finde ich, dass das Setting und die Stimmung Hand in Hand gehen und ein lebhaftes Zusammenspiel ergeben.Öfters werden einige Begriffe genutzt, die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr ganz so üblich sind. Diese tragen viel zur Authentizität bei und lassen ein noch stärkeres Bild der Vergangenheit entstehen. Und für den Fall, dass einem manche Worte unbekannt sind, wurde auch vorgesorgt. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, wo zahlreiche Begriffe definiert werden und man den Sinn von Wörtern erfahren kann. Sehr praktisch, so muss man das Buch nicht einmal aus der Hand legen, sondern kann direkt darin nachschlagen und sich über bestimmte Begriffe zu informieren.

Es gibt zwei nennenswerte Perspektiven, zwischen denen die Kapitel hin- und herwechseln. Sophie und Richard sind fast durchweg die Erzähler, die Beiden begleitet man auf verschiedenen Wegen und lernt dadurch das Leben zur Handlungszeit kennen. Es war interessant, die Welt aus ihren Augen zu sehen und mitzuerleben, welche Normen damals galten und wie die Gesellschaft agiert hat. Und anhand der Erzählperspektiven ist es auch möglich, Sophie und Richard aus einem anderen Winkel kennenzulernen und einen weiteren Eindruck von ihrem Charakter zu haben (auch wenn dieser ein wenig voreingenommen ist aufgrund der romantischen Gefühle, die die Beiden füreinander hegen...).

Ich finde, dass sich die Spannung lange auf einem konstanten Niveau befunden hat. Es gab nur leichte Schwankungen, meist verlief sie ziemlich geradlinig und daher solide. Man merkt deutlich, dass noch einige ungesagte Dinge im Raum stehen, von denen man natürlich erwartet, dass sie noch innerhalb der Geschichte beantwortet werden. Nie war das Drama zu groß oder unnütz, wenn es mal vorkam passte es hervorragend zur Szene und unterstrich den Ernst der Situation.

Allerdings finde ich die Spannung am Ende etwas schwach. Als schließlich der Moment eintritt, auf den die ganze Zeit hingearbeitet wurde wurde mir die Handlung ein wenig zu hektisch und die Spannung hat deutlich nachgelassen. Zumindest bis zu den letzten ungefähr zwei Seiten, daraufhin ist vieles wieder offen und man kann sich bereits einige Gedanken über den weiteren Fortgang der Geschichte machen, bevor schließlich der finale Band erscheint und man darüber aufgeklärt wird. 
Für meinen Geschmack wurden die letzten rund einhundert Seiten zu hektisch beschrieben wären und manchmal hätte ich es mir gewünscht, dass es zu manchen Sachverhalten noch mehr Erklärungen gegeben hätte. Zumal hier teilweise viele Informationen auf einem Haufen waren und ein wenig mehr Platz, um diese auf Anhieb zu verstehen, sehr praktisch gewesen wäre. 
 
Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich finde, dass die Stimmung vor allem in Verbindung mit den Handlungsorten auftreten. Dies ist auch nicht immer der Fall, wenn es allerdings so war, habe ich die Atmosphäre noch stärker und gelungener wahrgenommen, was ich sehr mochte. Zumal diese nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten vorkam und sie die Bedeutung mancher Szenen nochmals gut unterstrichen hat.
 Nur selten habe ich in Bezug auf die Protagonisten etwas von der Stimmung wahrgenommen. Höchstens, wenn sich die Personen eindeutig nicht wohlgefühlt haben oder sie einem kühlen und unsympathischen Charakter gegenüberstanden, hatte ich ebenfalls etwas davon gespürt und konnte das Empfinden der Figuren nachvollziehen.

Ich muss ja ehrlich sagen, dass mein großes Highlight des Romans der Einblick in das Leben am österreichischen Hofe war. Meine Kenntnisse darüber sind sehr dürftig und daher war ich sehr gespannt, wie sich Sophie am Hofe fühlen wird, welche Episoden sie miterlebt, wie die prachtvollen Bauten beschrieben werden und welchen Eindruck man von der kaiserlichen Familie erhält. Und davon bin ich absolut begeistert. Ich mochte es, wie natürlich die Einblicke wirkten, wie man die Personen kennenlernt und wie man all die schönen, aber auch merkwürdigen Momente miterlebt und dadurch einen hautnahen Einblick in dieses Leben erhält. Nicht nur die positiven Seiten werden hervorgehoben, sondern auch allerhand Problemchen und Rivalitäten, die mit einer Rolle als Hofdame einhergehen. Dies zeigt eindrucksvoll, wie das Leben am Kaiserhof ungeschönt aussah und wie schwierig sich dieses gestalten konnte.

Jegliche historische Details wurden schlüssig und gut erklärt. Ich konnte auf Anhieb die beschriebenen Fakten verarbeiten und sie in einen passenden Kontext bringen. Zudem mochte ich es sehr, dass nicht jedes Kapitel voller Informationen ist, sondern es auch immer wieder Abschnitte gibt, die einen Ruhepol bilden.Anhand ganz vieler Beschreibungen merkt man einfach, wie gut sich Marie Lacrosse in der beschriebenen Welt auskennt. Jede Aussage und jede Handlung passt perfekt und man erhält einen lebendigen Eindruck dessen, wie die kaiserliche Familie wahrgenommen wurde, was sie für kleine Geheimnisse hatten und wie das Leben am Hofe war. Dadurch entsteht eine stimmige Handlung, die mich schnell in ihren Bann gezogen hat.Zudem gibt es am Ende noch ein ausführliches und interessantes Nachwort. Hier werden nochmals einige Informationen vermittelt, man kann schauen, wie die Autorin manche Quellen interpretiert hat und wo sie ein wenig mit den Daten geschummelt hat, um sie in den für den Roman richtigen Kontext zu bringen. Daher waren diese letzten Seiten nochmals sehr informativ und wichtig, so konnte ich gut mit dem Roman abschließen.

Die Handlungsorte waren diesmal äußerst interessant und abwechslungsreich. Man lernt ganz viele mal mehr, mal weniger prachtvolle Orte am Wiener Hofe kennen, dazu gibt es auch wieder das wunderbare Café Prinzess und einige sehr schicke und staatliche Häuser innerhalb der Stadt, wo angesehene Bürger der Gesellschaft leben. Diese Beschreibungen waren meist traumhaft und sehr lebhaft, ich konnte mir die einzelnen Zimmer, Gänge und Höfe richtig gut vorstellen und mochte es daher sehr, mit den Personen durch die Gegenden zu schlendern! Jedes einzelne Setting hat eine ganz besondere Zeichnung erhalten, die ich sehr mochte und die jeden Ort äußerst interessant erscheinen lässt!

Ich hatte eingangs schon erwähnt, dass es ein Zusammentreffen von fiktiven und realen Figuren gibt. Dieses ist tadellos gelungen, wenn ich das Personenverzeichnis nicht hätte, wäre es mir bei einigen Figuren unmöglich zu sagen, ob sie ein historisches Vorbild haben. Ich mochte die eindrucksvollen und starken Zeichnungen, die jeder Charakter erhalten hat, sie besitzen einen gelungenen Wiedererkennungswert, sie zeigen gesellschaftliche Normen und ergeben gesamt eine bunte und spannende Mischung!

Lediglich mit einer Person habe ich ein paar Probleme und das ist Richard. Ich finde sein Auftreten teilweise etwas schwierig, er ist für mich nicht mehr der sympathische Kerl aus dem ersten Band, sondern viele seiner Aussagen und Handlungen habe ich kritisch betrachtet. Vielleicht kommt es auch daher, dass man ihn nur selten in einer gelösten Stimmung erlebt, häufig ist er entweder beruflich unterwegs oder er befindet sich in Gesellschaft von Personen, denen er nicht sehr positiv zugeneigt ist. Auf jeden Fall hatte ich diesmal große Schwierigkeiten, den Richard wiederzuerkennen, den ich im ersten Band recht gern mochte...Ich habe bereits ein paar Rezensionen gelesen und in diesem Punkt stimme ich einigen anderen Lesern vollkommen zu: ich würde mir kein Happy End zwischen Sophie und Richard. Wenn die Beiden zusammen sind, mag ich die Dynamiken zwischen ihnen nicht, sie passen für meinen Geschmack nicht zusammen, ich empfinde Sophie deutlich sympathischer als Richard und ich mag es einfach nicht, wenn sie in Szenen aufeinandertreffen. Beide sind interessante Individuen, die einzeln in Ordnung sind, aber nicht zusammen funktionieren. Daher wird es spannend, wie die Autorin diesen Punkt sieht und welches Ende sie für die Beiden parat hält.

Fazit

Vom ersten Band war ich komplett und hundertprozentig begeistert. Diesmal hatte ich zwar auch wieder schöne, spannende und interessante Stunden mit dem Roman, allerdings habe ich auch kleine Punkte, die ich als nicht ganz ausgereift empfand. Dazu zählen die leicht verpuffte Spannung nach dem großen Knall, sowie die etwas hektischen letzten einhundert Seiten und die Charakterzeichnung Richards, die mich diesmal nicht vollkommen überzeugen konnte. Und daher habe ich mich entschlossen, für diese zwei Aspekte einen halben Stern abzuziehen. Den die restliche Handlung und jegliche andere Punkte, die ich in meiner Rezension nenne, empfand ich als unglaublich stark. Angefangen bei den zahlreichen guten Einblicken in den Alltag einer Hofdame, sowie das Leben am Hofe, den tollen Beschreibungen der Handlungsorte bis hin zu der interessanten Darstellung der kaiserlichen Familie. All das, aber auch noch viel mehr konnte mich überzeugen und insgesamt habe ich daher einen überwiegend positiven Eindruck von dem Roman. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das große Finale und werde bis dahin noch einige Vermutungen anstellen, wie die Reihe wohl enden wird!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre