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Sonntag, 10. Januar 2021

Rezension: Gut Greifenau - Silberstreif von Hanna Caspian

Titel: Gut Greifenau - Silberstreif
 Autorin: Hanna Caspian
 Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 544 Seiten
 Preis: 9,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.12.2020
ISBN: 978-3-426-52545-6
 
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Handlung

1923

Die Weltwirtschaftskrise hält Deutschland in ihren Klauen. Die Bevölkerung ist verzweifelt, viele wissen nicht, wie sie Nahrung kaufen können, weil das Geld stündlich seinen Wert verliert. Teilweise werden Existenzen vernichtet, andere jedoch können mit der Hyperinflation Gewinn machen und sich bereichern. Auch die Bewohner des Gut Greifenau sind von der Inflation betroffen, gleichzeitig kommt diese für Konstantin genau recht: er kann das Familiengut retten und es bleibt im Beisitz derer von Auwitz-Aarhayn. Und die Geburt seiner kleinen Tochter scheint dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Doch so ganz traut Rebecca, Konstantins Gemahlin, noch immer nicht Nikolaus, einem Bruder Konstantins. Und auch die Bediensteten des Guts haben mit allerlei Problemen und Sorgen zu kämpfen...

Meinung

Beim Cover sind wieder einige Ähnlichkeiten zu den anderen Bänden der Reihe erkennbar. Im Hintergrund befindet sich wieder ein Haus, welches edel und einladend wirkt. Es strahlt eindeutig etwas würdevolles aus und lässt sich in einigen Punkten mit dem titelgebenden Gut Greifenau vergleichen. Der Himmel ist auch diesmal in einem dunklen Grau-Ton gestaltet, was der gesamten Szenerie einen leicht düsteren Hauch gibt und ein wenig auf die kommenden Zeiten mit den politischen Entwicklungen hindeuten könnte.

Die Dame am rechten Rand ist der Mode entsprechend geschminkt, frisiert und gekleidet, zudem findet sich in ihrem silbernen Kleid die passende Farbe des Untertitels – Silber – wieder. Und in genau diesem Farbton wurde auch der Titel abgedruckt, je nachdem, in welches Licht man das Buch hält, zeigen sich verschiedene silberne Nuancen. Insgesamt gehört das Cover nicht zu meinen Favoriten der Reihe, irgendwie mag ich es aber dennoch und finde es ansprechend.

Nachdem ich den vierten Band gelesen habe, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und hatte auf den Erscheinungstermin hin gefiebert. Es waren noch einige ungeklärte Fragen und mich haben die Schicksale der Protagonisten einfach nicht losgelassen. Daher habe ich mich nicht nur auf den Moment gefreut, an dem ich das Buch endlich in den Händen halten kann, sondern auch darauf, es endlich zu lesen und wieder in die spannende Welt Greifenaus einzutauchen. An dieser Stelle noch ein Wort des Dankes an den Droemer Knaur Verlag, der mir den Roman freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!

Auch dieses Mal gibt es vor dem Start in die Geschichte umfangreiches Zusatzmaterial, welches ich immer sehr begrüße. Es wurden Karten von Westpreußen und Pommern abgedruckt, anhand derer man verorten kann, wo sich das fiktive Gut, aber auch der Ort Greifenau befindet. Auf einer weiteren Abbildung gibt es einen Eindruck dessen, wie der Aufbau des Gutes mit den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ist. Außerdem gibt es noch eine Darstellung des Dorfes Greifenau, wo die wichtigsten Gebäude benannt wurden. Anhand dieser Abbildungen erhält man nicht nur konkrete Angaben, wo sich Gebäude befinden und welche Wege die Protagonisten zurücklegen, sondern man kann die Orte auch lokalisieren und irgendwie erhalten die fiktiven Handlungsorte dadurch mehr Lebendigkeit.

Darauf folgt noch eine umfangreiche und genaue Personenübersicht all der häufiger auftretenden Figuren, die ich mir vor dem Beginn der Geschichte sehr genau angeschaut habe. Allein dadurch kamen direkt wieder Erinnerungen hervor und ich glaube, auch deswegen hatte ich einen guten Start in die Geschichte.

Von der ersten Seite an hat mich die Handlung direkt wieder in ihren Bann gezogen und ich hatte absolut keine Startschwierigkeiten. Klar kamen mir nicht sofort wieder alle Geschehnisse aus den anderen Bänden in den Sinn, aber für mich war der Beginn recht ruhig und langsam, man bekommt als Leser die Möglichkeit, Erinnerungen wieder hervorzukramen und anhand kleiner Bemerkungen über die Geschehnisse aus bisherigen Teilen gestaltete sich dies bei mir problemlos. Es fiel mir sehr leicht, mich auf die Handlung einzulassen und irgendwann bin ich an dem Punkt angekommen gewesen, an dem ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte und letztendlich habe ich für die knapp 550 Seiten ungefähr dreieinhalb Tage gebraucht.

Nicht nur die sehr spannende und mitreißende Handlung, sondern auch die wunderbare Schreibweise hat viel dazu beigetragen, dass ich so stark in die Geschichte eintauchen konnte. Sie nimmt den Leser von der ersten Seite an an die Hand und geleitet ihn angenehm und bildreich durch das Buch. An keiner Stelle hatte ich Verständnisprobleme, sowohl die Personen, als auch die Handlungsorte und allgemein die ganzen Situationen konnte ich mir sehr fein und detailreich vorstellen. Das alles hat dazu geführt, dass ich meine Umgebung beim Lesen vollkommen ausblenden und ich mich sehr gut in die Handlung einfühlen konnte.

Ich finde, dass die Sprache eigentlich einfach ist, wobei ab und an ein paar Fachbegriffe auftauchen. Ganz besonderen Anspruch erhält sie anhand der zahlreichen historischen Informationen und Details, die immer wieder auftauchen und teilweise Angelegenheiten ansprechen, von denen ich zuvor entweder noch nie gehört hatte oder die ich mir nicht so recht vorstellen konnte. Im Roman werden sie lebhaft und anschaulich dargestellt und sind dadurch eingängig, ich hatte das Gefühl, die Informationen besser aufnehmen und verarbeiten zu können als sonst.
Und auch anhand der Lebensweise der Figuren gibt es starke Einblicke in die Handlungszeit. Verschiedene Ziele und Wünsche werden verkörpert und man beobachtet und verfolgt die Protagonisten mit jeweils eigenen Lebensarten. Dabei bekommt man sowohl Details über die gehobenere Gesellschaft, als auch über die Bediensteten und auf diese Weise entsteht ein großes und rundes Abbild der Gesellschaft.

Auch diesmal gibt es wieder am Start neuer Kapitel die Information, an welchem Tag die folgende Handlung stattfindet. Und wie auch bei den anderen vier Bänden bin ich auch diesmal wieder froh, dass diese Information genannt wurde. So kann man nicht nur schauen, wie sich die Politik verändert und man weiß ungefähr, was im Folgenden in diesem Zusammenhang geschehen könnte, sondern auch eine Entwicklung der Protagonisten ist einfacherer zu verfolgen.

Außerdem gibt es auch diesmal wieder einige Zeitsprünge, sodass am Ende fünf Jahre im Buch behandelt werden und ohne diese zeitliche Angabe wäre ich doch ziemlich verloren gewesen. Ich fand es gut, dass gezielt einige Zeit übersprungen wird und nicht jedes Ereignis und jeder Tag genaustens beschrieben werden. So entstehen keine Längen und teilweise bekommen die Kapitel einen kurzweiligen Charakter, für mich wurde es an keiner Stelle langweilig.

Wie auch in den vorherigen Bänden gibt es auch diesmal wieder einen allwissenden Erzähler, der verschiedene Perspektiven einnimmt und daher mehrere Figuren zu Wort kommen lässt. Dadurch gibt es immer ein angenehmes Maß an Abwechslung und es entsteht meinerseits nie Langeweile. Zudem enden viele der Kapitel mit kleinen Fragen meinerseits, was natürlich auch der Spannung zugute kommt.

Ich empfand es als besonders interessant, dass Menschen mit unterschiedlichen sozialen Schichten Platz bekommen und ein wenig über ihr Leben, ihren Alltag und ihre Ambitionen berichten können. So zeigt sich ein breites Bild der Gesellschaft und anhand der anderen Bücher der Reihe kann man gut verfolgen, wie sich die früher starren Regeln ändern und teilweise die Grenzen verschwimmen, die Angestellten mehr Rechte bekommen und nicht mehr so unter dem Knüppel ihrer Herrschaft stehen.

Sehr faszinierend empfand ich die Spannung. Sie war wirklich durchweg auf einem starken Niveau und oft gibt es schon nach einem Kapitel einen kleinen Cliffhanger, der stark dazu verführt immer weiterlesen zu wollen. Immer wieder gibt es Hinweise, wie es weitergehen könnte, die den Leser allerdings teils auf falsche Fährten führen. So habe ich mir oft Gedanken darüber gemacht, wie die Geschichte weitergehen könnte und was im Folgenden vielleicht geschehen wird. Oft wurde ich überrascht und meine Vermutungen gingen ins Leere, selten hatte ich Recht damit. So wird gewährleistet, dass die Handlung immer wieder mit Neuem und unvorhersehbaren Wandlungen aufwarten kann, was der Spannung nur zugute kommen kann. Und trotzdem gab es zur Abwechslung immer wieder Kapitel, die einen ruhigeren Unterton hatten und die eine entspannende Wirkung hatten. So wurde stets ein gutes Maß gehalten und die Geschichte gestaltet sich als abwechslungsreich.

Ein wenig fies finde ich den Cliffhanger am Ende. Dieser lässt so viel Platz für Spekulationen und die Zeit bis Anfang August, wenn die Fortsetzung und der finale Band erscheint, wirkt gerade unendlich lang. Ich habe so viele Fragen und fiebere dem Erscheinungstermin sehr entgegen!

Die Hauptanzahl der Handlungsorte sind bereits bekannt, wenn ich mich nicht täusche, kommen vielleicht ein-zwei neue Häuser hinzu, die eine größere Bedeutung haben. Meinem Gefühl nach finden die meisten Szenen in dem altbekannten und idyllischen Greifenau statt, wobei das Gut den Haupthandlungsort darstellt. Dazu gibt es noch einige Kapitel, die in Berlin und Potsdam spielen, im Grunde war es das auch schon.

Am besten gefallen hat mir eindeutig das Gut Greifenau. Dieses Gebäude ist am vertrautesten, es taucht seit dem ersten Band am häufigsten auf und anhand der Karten am Anfang kann ich mir die Lage des Gutes, aber auch der einzelnen Gebäude am besten vorstellen. Hier wirkt die Handlung für mich meist am Lebendigsten und ich mag es sehr, wie das Zusammenspiel der Herrschaft und der Bediensteten beschrieben wird.

Die meisten der Protagonisten sind alte Bekannte, die bereits in den vorherigen vier Bänden aufgetaucht sind und auch diesmal wieder eine Rolle spielen. Nur wenige neue Figuren tauchen auf und diese sind meist für die weitere Handlung nicht von größter Bedeutung, sie spielen eher eine untergeordnetere Rolle und treten deutlich seltener auf.

Alle haben jedoch eines gemeinsam: Ihnen wurden lebhafte und einzigartige Wesen verliehen, die sie besonders machen und keine Figur gleicht der anderen. Es sind Entwicklungen und Veränderungen zu sehen, die Charaktere stärken sich immer mehr sie verfolgen ihre Ziele. Dabei werden auch sie von Schicksalsschlägen getroffen und haben mit Hürden zu kämpfen, was sie authentisch und glaubhaft macht.

Fazit

Nach diesem unglaublichen Cliffhanger kann ich den Erscheinungstermin des sechsten Bandes kaum erwarten. Und bis dahin ist noch leidlich viel Zeit, um mir Gedanken über einen möglichen Fortgang der Geschichte zu machen, ich hoffe auf ein grandioses Ende!

Alle kleinen Kritikpunkte, die ich in meiner Rezension zu Band vier noch genannt hatte, fallen diesmal komplett weg, ich habe absolut nichts zu meckern. Für meinen Geschmack hat alles gepasst , angefangen von der Schreibweise, über die Protagonisten, die Handlungsorte oder die historischen Fakten. Ein durch und durch rundes und stimmiges Buch, bei dem der Lesespaß leider viel zu schnell vorbei war.

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinungen zu den anderen Bänden der Reihe:
 
 
 
 
 

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