Titel: Die Frauen von Richmond Castle
Originaltitel: Darling Blue ( aus dem Englischen von Elfriede Peschel )
Autorin: Tracy Rees
Verlag: Ullstein Buchverlage
Seitenzahl: 528 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 31.01.2020
ISBN:
978-3-548-06083-5
Handlung:
England, 1920er Jahre
Auf den ersten Blick erscheint die
Familie Camberwell wie eine Vorzeigefamilie. Es herrscht ein
harmonischer Umgang untereinander, man sorgt sich umeinander und sie
sind in der Gesellschaft sehr beliebt. Als die jüngere Tochter Blue
zufällig auf Delphine trifft, zögert sie nicht lange und nimmt die
junge Frau unter ihre Fittiche. Blue hat großes Mitleid mit ihr,
Delphine ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann und die
ganze Familie Camberwell hilft, um Delphine zu schützen und sich
erst mal zu verstecken.
Ganz langsam findet in der Familie
Camberwell ein Geheimnis den Weg ans Tageslicht, welches alles
durcheinander bringt. Kann die Familie mit dem Geheimnis umgehen und
wird Delphine irgendwann wieder ohne Angst vor ihrem brutalen Ehemann
leben können?
Meinung:
Anfangs hatte ich das Cover kritischer betrachtet, es ist nett gestaltet, erscheint mir aber etwas zu bunt und farbenfroh. Jede Farbe sticht stark hervor, wodurch etwas Unruhe entsteht. Ich bin immer noch nicht vollkommen begeistert davon, muss aber sagen, dass das Cover gut zur Geschichte passt. Die Autorin hat viele Szenen gestaltet, in denen herrliche Farben beschrieben werden und gerade Richmond Castle wurde ansprechend und farbenfroh dargestellt. So passt diese Verbindung gut und ich sehe das Cover mit etwas anderen Augen.
Von Tracy Rees habe ich bereits zwei
Bücher gelesen, die mir beide richtig gut gefallen haben. Bei diesem
neuen Buch war ich lange unsicher, was ich von der Inhaltsangabe
halten soll, ob sie mich interessiert oder eher nicht. Mir hat ein
Detail gefehlt, welches ausschlaggebend für eine Entscheidung ist.
Deshalb habe ich auch hier wieder der Leseprobe eine Chance gegeben,
die mich überzeugen konnte. So war ich sehr glücklich, das Buch von
Vorablesen zu erhalten und lesen zu dürfen.
Mir hat der Einstieg in den Roman sehr
gut gefallen. Es wird zum einen die Chance gegeben, die Charaktere
kennenzulernen, gleichzeitig kommt die Autorin recht schnell zum
Punkt und bringt Spannung in die Handlung. Diese Mischung war
interessant und bot einen guten Start in den Roman.
Die Autorin nutzt einen humorvollen und somit kurzweiligen Erzählstil, der sich leicht und flott lesen lässt. In der Handlung sind keine Längen entstanden und außerdem besticht das Buch durch zahlreiche, ausführliche Beschreibungen von wunderschönen Gegenden, allen voran von Richmond Castle. Als Leser kann man viele Orte in jeder Jahreszeit sehen und sich so ein ziemlich genaues Bild von dem Setting machen.
Die Autorin nutzt einen humorvollen und somit kurzweiligen Erzählstil, der sich leicht und flott lesen lässt. In der Handlung sind keine Längen entstanden und außerdem besticht das Buch durch zahlreiche, ausführliche Beschreibungen von wunderschönen Gegenden, allen voran von Richmond Castle. Als Leser kann man viele Orte in jeder Jahreszeit sehen und sich so ein ziemlich genaues Bild von dem Setting machen.
Insgesamt hat mir das Setting richtig
gut gefallen. Als Haupthandlungsort dient Richmond Castle, welches
einfach herrlich ist. Nicht nur das Wohnhaus der Familie Camberwell
wirkt äußerst einladend und gemütlich, sondern der ganze Stadtteil
erscheint idyllisch und lebendig. Immer wieder wurden neue Ecken
beschrieben und oft schien es, als würde man mit den Protagonisten
durch das Viertel laufen und die Gebäude mit eigenen Augen sehen.
Dazu gibt es noch wenige andere
Handlungsorte, u.a. das Gebäude, in dem die Gazette ihren Sitz hat
oder Häuser von Freunden der Camberwells. Auf diesen Gebäuden liegt
nicht so stark der Fokus, sie sind auch eher Nebenhandlungsorte und
werden nicht mit so strahlenden Farben und Attributen beschrieben. So
zeigt sich, dass das Hauptaugenmerk auf Richmond Castle liegt,
welches sehr gelungen dargestellt wurde.
Der Handlungszeitraum des Buches
erstreckt sich genau ein Jahr. Die Handlung beginnt mit Blues
Geburtstag im Sommer und endet genau mit dem Tag, wodurch eine
Einheit der Zeit entsteht. Mit dem Beginn einer neuen Jahreszeit
beginnt auch immer gleichzeitig ein neuer Teil des Romans. Somit
untergliedert sich das Buch in fünf Teile, die jeweils noch in
Kapitel unterteilt wurden.
Es gibt drei Sichtweisen, nämlich die
von Blue und von Delphine, als auch die von Midge, Blues Stiefmutter.
So gibt es immer wieder Abwechslung, alle drei Perspektiven hatten
unterschiedliche Sichtweisen und Schwerpunkte. Ich fand auch, durch
diese Erzählsituation konnte man alle Charaktere durch andere Augen
sehen, vielleicht waren sie mir auch deshalb so sympathisch und
angenehm.
Ab und an gibt es Erwähnungen von
historischen Bezügen, vor allem durch die Mode, aber auch durch die
Gesellschaft werden viele Details wiedergegeben. Insgesamt finde ich,
dass die Gesellschaft, in der die Camberwells verkehren sehr
authentisch geschildert wurde. Es gab viel Müßiggang und dazu stand
natürlich die beschriebene Arbeitswelt in der Gazette im starken
Gegensatz.
Mit vielen Charakteren war ich
zufrieden, sie waren herrlich lebendig dargestellt. Doch es gibt auch
das Problem, dass die Welt entweder Schwarz oder Weiß war. Ein
unsympathischer Protagonist hatte nur schlechte Seiten, die
freundlichen waren durchweg freundlich. Sie hatten keinen negativen
Wesenszug, der ihren Charakter besonders gemacht hätte. So gab es
stellenweise ein großes Zusammentreffen von perfekten Menschen, was
etwas langweilig und definitiv zu übertrieben war.
Was mir sehr gut gefallen hat war der
gezeigte Zusammenhalt in der Familie. Das war wirklich beispiellos,
alle haben sich gegenseitig unterstützt und waren füreinander da.
Probleme wurden gemeinsam besprochen und gemeinsam wurde sich um eine
Lösung bemüht.
Ich fand es schade, dass nicht ein
größeres Augenmerkt auf Delphine lag. Ihre Geschichte war die am
wahrscheinlich interessanteste und von ihr erfährt man leider am
wenigsten. Es wäre hier durchaus Potenzial dagewesen, um vielleicht
kleine Rückblicke in die Vergangenheit zu geben und Delphine so mehr
in den Vordergrund zu bringen. Auf jeden Fall hatte Delphine die
beste und sichtbarste Entwicklung, ich würde sagen, dass sie
definitiv mein Lieblingscharakter war.
Bei Blue war ich ziemlich
zwiegespalten. Einerseits mochte ich ihr Auftreten ganz gerne, sie
ist fortschrittlich, will arbeiten und sich nicht nur auf die faule
Haut legen. Ich fand es toll, dass sie zwischenzeitlich einen Beruf
hatte und sich in dieser Angelegenheit nicht beeinflussen lassen hat.
Doch ich dachte von ihr, dass sie
schlagfertiger ist und sich vieles nicht so gefallen lässt. Manchmal
ist Blue um kein Wort verlegen, zu wichtigen Themen fällt es ihr
schwer, sich zu äußern. Dieses Hin und Her war etwas nervig und
hätte gekürzt werden können.
In meiner Bewertung ziehe ich
anderthalb Punkte ab. Im Grunde habe ich mich gut unterhalten gefühlt
und an sich war die Geschichte auch stimmig. Mir war lediglich das
erste Zusammentreffen von Blue mit Delphine etwas zu konstruiert und
ich fand es auch merkwürdig, dass die Fremde sofort bei den
Camberwells eingezogen ist. Niemand hatte etwas dagegen oder
Befürchtungen, dass sie sich in Delphine täuschen und sie gar nicht
das arme Mädchen ist, sondern eine Diebin oder ähnliches. Diese
Situationen habe ich stark hinterfragt und fand sie nicht sonderlich
gut dargestellt. Mir ging die Familie Camberwell etwas zu blauäugig
an die Sache heran.
Auch die Situation mit Elf fand ich
merkwürdig. Er war mit Blues Mutter bekannt, hat ein Häuschen auf
dem Grundstück eingerichtet bekommen, es wird aber nicht erwähnt,
in welchem Zusammenhang er mit Audra steht. Hier hatte ich irgendwas
erwartet.
Ich stand auch etwas im Zwiespalt, wie
schnell Blues Vater sich mit dem Geheimnis arrangiert hat und der
Person wieder vertraut und mit ihr weiterleben will. Ich konnte mich
mit dem Gedanken absolut nicht anfreunden, mir wäre es ein zu großer
Vertrauensbruch gewesen, den ich auch für ziemlich unverzeihlich
halte...
Zudem ist der Klappentext etwas
irreführend. Delphine bringt das Geheimnis gar nicht ans Tageslicht,
sie ist in dieser Hinsicht komplett unschuldig und kann nichts für
das ganze Geraffel. Außerdem wird dadurch auch nicht die
Freundschaft von Blue und Delphine gefährdet, ich würde fast
denken, dass sie eher gestärkt wird und in diesem Zusammenhang gar
nicht wichtig ist.
Fazit:
Vollkommen überzeugen konnte mich die
Geschichte leider nicht. Dafür sind mir leider doch ein paar
Kritikpunkte aufgefallen, die mein Lesevergnügen etwas getrübt
haben.
Richtig gut gefallen hat mir nicht nur
die Schreibweise mit herrlichen Beschreibungen von Gegenden und
Gärten, sondern auch der historische Bezug. Das wurde mühelos in
die eigentliche Handlung eingeflochten und hat dem Buch viel Charme
gegeben. Auch einige Charaktere waren einfach nur herzlich und
sympathisch, man würde sich fast wünschen, sie persönlich
kennenzulernen.
Doch dann gibt es auch andere, die
durchweg negativ beschrieben wurden und eindeutig nur als Sündenbock
dienen. Und auch das große Geheimnis taucht erst ziemlich im letzten
Drittel auf, der Klappentext vermittelt einen anderen Eindruck davon.
Im Grunde ist das Buch wirklich nicht
schlecht, Kleinigkeiten haben gestört, welche ich alle in meiner
Rezension benannt habe.
Bewertung: 3,5 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Diese Bücher der Autorin habe ich auch rezensiert:
Die Reise der Amy Snow
Die Sonnenschwestern
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Diese Bücher der Autorin habe ich auch rezensiert:
Die Reise der Amy Snow
Die Sonnenschwestern