Titel: Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben
Autorin: Marie Lacrosse
Verlag: Goldmann Verlag
Seitenanzahl: 704 Seiten
Preis: 13,00 €
Erscheinungsdatum:15.04.2019
ISBN:
978-3-442-20555-4
Handlung:
Weißenburg im Elsass 1871
Nach der fürchterlichen Enthüllung
von Franz' Vater sieht Irene nur einen Ausweg. Die schwangere junge
Frau verlässt ihren Verlobten heimlich und bringt ihren Sohn in
einer anderen Stadt zur Welt. Dort verdingt sich die Frau in einer
Textilfabrik, wo sie tagtäglich hart schuften muss. Und das für
einen geringen Lohn, der kaum zum überleben ausreicht. Gegen diese
Umstände rebelliert der Arbeiterführer Josef und Irene ist von
seinen Ansichten begeistert. Schon bald wünscht sich Josef mehr als
nur eine freundschaftliche Beziehung. Doch ist Irene dazu bereit,
ihren geliebten Franz für immer aufzugeben?
Gleichzeitig macht sich Franz große
Gedanken um seine Geliebte und versucht, sie zu finden. Außerdem
steht er vor seinem 21. Geburtstag und damit vor dem festgelegten
Alter, nachdem er über das Vermögen seines Großvaters bestimmen
kann. Doch dafür muss er die französische Staatsbürgerschaft
beibehalten, was seinem Vater nicht sonderlich in den Sinn passt.
Franz sieht eine Zukunft vor sich, in der er auf jeden achten muss
und muss einige Wortgefechte überstehen, um eine führende Rolle im
Weinbetrieb zu erhalten.
Meinung:
Das Cover finde ich recht hübsch, es ist definitiv schön gestaltet und gibt durch die Weinreben, das Gutshaus und die Landschaft im Hintergrund Details des Inhalts wieder. Ich finde es etwas schade, dass die Schriftfarben so unterschiedlich sind, von einem satten Rot des Titels hin zu einem hellblauen Autorennamen, der Untertitel wiederum in schwarz. Der Verlag wurde unten in weiß abgebildet. Das ist mir doch etwas zu viel, eine Beschränkung auf zwei Farben hätte ich besser gefunden.
Es liegt eine Klappbroschur vor, das
Cover ähnelt dem ersten Teil und es wirkt ziemlich harmonisch. Mich
stört leider die Griffigkeit des Buches etwas, es liegt nicht glatt
in der Hand sondern die Broschur wurde aus einem besonderen Material
hergestellt. Ich kann leider nicht genau benennen, wie das Material
heißt, ich finde es nicht ganz so bezaubernd und angenehm.
Direkt beim
ersten Aufschlagen findet der Leser Ausschnitte aus Werken vor, die
man zuerst nicht ganz einordnen kann, deren tieferer Sinn sich erst
bei dem Lesen ergibt. Darin wird die Lage der Arbeiter beschrieben
und ich hatte diese zwischenzeitlich vergessen. Erst als ich den
Roman beendet hatte, habe ich wieder daran gedacht und in
Zusammenhang mit den Nachwort und natürlich der Handlung finde ich
dies ein schönes Extra, welches die wirkliche Arbeitssituation
nochmals gut zusammenfasst.
Direkt darauf
folgt ein Personenverzeichnis mit Details und Familienverhältnissen.
Hier gibt es eine Unterteilung in verschiedene Kategorien, historisch
belegte Persönlichkeiten wurden besonders markiert. Bevor ich mit
dem Lesen begonnen hatte, habe ich mir die Aufstellung einmal
durchgelesen, sofort waren mir die Namen wieder bekannt und mir sind
Zusammenhänge wieder eingefallen. Ich fand es sehr hilfreich, dass
die Namen so ausführlich abgedruckt wurden. Es tritt eine Vielzahl
an Charakteren auf und ab und an kann man doch ein bisschen
durcheinander kommen.
Ich kann mich
noch daran erinnern, dass im ersten Teil eine Karte gab, die mir
stark dabei geholfen hat, die Orte zu lokalisieren. Hier war dies
leider nicht vorhanden und ich habe mir als Gedankenstütze und zum
besseren Verständnis den Auftaktroman wieder rausgesucht, um diese
Karten zu nutzen. Ich finde es richtig schade, dass die Karten nicht
auch in dieser Ausgabe gedruckt wurden.
Ich muss sagen,
dass mir der Einstieg in den Roman recht schwer fiel. Ich habe mich
richtig auf das Lesen gefreut, nachdem ich den ersten Teil richtig
gut fand. Doch es lag zu viel Zeit zwischen den Teilen und ich hatte
nicht mehr alle Details und Geschehnisse im Kopf. Dadurch war es für
mich wie ein Sprung ins kalte Wasser und ich musste mich an alles
gewöhnen und in meinem Gedächtnis kramen. Bei diesem Buch ist es
wirklich absolute Pflicht, den ersten Teil zu kennen und gelesen zu
haben, um der Handlung folgen zu können. Natürlich hat das ab und
an den Lesefluss gestört.
Alle
Geschehnisse werden von einem allwissenden Erzähler preisgegeben,
der zu jedem Thema Hintergründe weiß, aber nicht immer sein Wissen
komplett preisgibt. Doch gerade die Andeutungen, dass es noch weitere
Geheimnisse gibt und diese sehr wahrscheinlich im weiteren Verlauf
gelüftet werden, hat mir richtig gut gefallen. So blieb die Spannung
durchweg hoch und ich habe mit Freude weitergelesen.
Die Schreibweise
war angenehm, einfach gehalten, aber auch mit Gebrauch vieler
Fachbegriffe. Teilweise fand ich Vorgänge, gerade die der
Weinherstellung, doch etwas kompliziert beschrieben, für mich als
Laien war es schwer, diese nachzuvollziehen. Besonders ansprechend
und berührend geschrieben waren die Vorgänge in den verschiedenen
Fabriken, da wirkte alles sehr lebendig und ich habe unglaublichen
Respekt vor den Menschen von damals, die Tag und Nacht gefühlt nur
gearbeitet haben.
Doch gerade auch
bei solchen Stellen wie gerade eben genannt, wird deutlich, dass die
Autorin viel Zeit in eine ausführliche und genaue Recherche gesteckt
hat, um alles aussagekräftig und direkt zu beschreiben. In die
Handlung eingebunden wurden einige Ereignisse, die sich tatsächlich
so zugetragen haben und dem Roman dadurch viel Authentizität
verliehen haben. Im Nachwort wird dann genau
zwischen Wahrheit und Fiktion unterschieden, außerdem gibt es
Hinweise auf genutzte Literatur.
Trotz
der guten Recherche waren die historischen Ereignisse manchmal etwas
zu kompliziert oder knapp beschrieben, ich hätte mir mehr Details
gewünscht oder das die Taten langsamer erzählt wurden. Manchmal
waren doch einige Details auf sehr wenige Seiten gequetscht, was mir
zu hektisch geschrieben war.
Viele
Protagonisten waren mir noch aus dem ersten Teil bekannt und durch
ihr Auftreten wurden bei mir sofort wieder Erinnerungen geweckt. Sie
haben ihre Charakterzüge behalten und sind sich treu geblieben. Ich
fand es diesmal interessant zu betrachten, wie sich gerade Franz,
aber auch Mathilde entwickelt und verändert. Das wurde immer
deutlicher und ich fand diese Entwicklung richtig gut. Aus den
Geschwistern wurden richtige Erwachsene, die ihre jugendlichen Züge
so gut wie abgelegt haben und die aus Erlebnissen stärker geworden
sind.
Fazit:
Ein guter zweiter Teil, den ich trotz
der knapp 700 Seiten innerhalb von fünf Tagen verschlungen habe.
Allgemein fand ich die Handlung richtig spannend und fand die
erzählerischen Sprünge zwischen den Orten und damit auch den
Personen sehr gut. So kam immer wieder Abwechslung und natürlich
auch Spannung in die Handlung. Doch es gab auch kleine Kritikpunkte,
u.a. manche Beschreibungen der Weinherstellung oder die Wiedergabe
von historischen Ereignissen. Trotz allem bin ich nach der Leseprobe
für den dritten Teil unglaublich gespannt, wie alles weitergehen
wird und welche Geheimnisse noch gelüftet werden.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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