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Mittwoch, 28. April 2021

Rezension: Die Bildhauerin von Pia Rosenberger

Titel: Die Bildhauerin
 Autorin: Pia Rosenberger
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 352 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 12.04.2021
ISBN: 978-3-7466-3770-9
 
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Handlung

Paris 1881

Obwohl Camille Claudel erst siebzehn Jahre alt ist, konzentriert sie sich hartnäckig darauf, ihrer Passion nachzugehen: der Bildhauerei. Und da ihr der Besuch des École des Beaux-Arts verweht wird, mietet sie kurzerhand mit einigen Freundinnen ein Atelier. Draufhin beginnt eine aufregende und künstlerische Zeit. Camille widmet sich vollkommen ihren Werken und genießt das Bohème-Leben. Ihr Talent und Können wird schon bald von einigen Personen gewürdigt, unter ihnen befindet sich auch der viel ältere Auguste Rodin. Er nimmt Camille als Schülerin und Mitarbeiterin auf, protegiert sie in der Gesellschaft. Und schließlich wird sie auch seine Geliebte. Doch Camille gibt sich nicht damit zufrieden, nur seine Muse zu sein...

Meinung

Ich mag das Cover wirklich sehr. Es sieht interessant aus, besitzt einen nostalgischen Charakter und ich finde, die Szenerie mutet wie das Motiv einer alten Postkarte an. Der Hintergrund wurde ein wenig verblasst gehalten, man sieht einige Gebäude und ein flanierendes Pärchen. Im Vordergrund steht eine Dame, die durch ihr rotes Kleid auffällt und daher als Blickfang dient. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich bei der Frau um Camille Claudel handeln könnte, zumindest habe ich mir ihre Person stets mit ähnlichen Zügen vorgestellt. Auch die Schriftfarbe des Titels wurde dem Bild angepasst und daher bietet sich am Ende ein stimmiges und ansprechendes Gesamtbild!

Erstmals entdeckt habe ich den Roman bei Vorablesen. Und da reichte mit lediglich der Anblick des Covers um mein Interesse zu wecken. Die Inhaltsangabe klang nicht schlecht und die Leseprobe hat mir ebenfalls gefallen. Und daher habe ich nach einiger Zeit mal wieder mein Glück versucht und einen Leseeindruck zu dem Werk verfasst. Schließlich war die Freude meinerseits natürlich groß, dass ich ein Rezensionsexemplar erhalten habe und daher möchte ich mich auch an dieser Stelle nochmals ganz herzlich beim Verlag und bei Vorablesen dafür bedanken!

Noch bevor ich mit dem Lesen begonnen habe stach mir direkt ein Details ins Auge. Vor dem Beginn vieler Kapitel wurde nicht nur der Handlungsort, sondern auch der Monat und das Jahr der kommenden Seiten angekündigt. Anhand dessen kann man gut verfolgen, über wie viele Jahre sich der Roman erstreckt und welche Entwicklungen die Protagonisten in dieser Zeit durchlaufen. Zudem war diese Info auch insofern hilfreich, dass gerade im ersten Drittel immer wieder Rückblicke stattfinden und man sich ansonsten leicht in der Zeit verlieren könnte.

Die ersten paar Seiten waren mir noch aus der Leseprobe bekannt und sie haben mir auch diesmal wieder tadellos gefallen. Man erhält direkt einige Informationen, um sich von Camille, ihrer Familie, der Allgemeinsituation und dem Stand der Frau in den 1880er Jahren vertraut zu machen. Das ermöglicht einen leichten und guten Start, nachdem ich viel Lust auf die weiteren Seiten hatte. Und lange Zeit hielt mein positiver Eindruck an, auch wenn ich einige Probleme dabei hatte, die Personen als lebendig und sympathisch wahrzunehmen. Ich kam flott mit dem Lesen voran und auch die Zeitsprünge empfand ich anfangs als interessant. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass sie mir irgendwann ein wenig zu viel waren und ich nur noch wissen wollte, wie es mit der erwachsenen Camille weitergeht. Daher fand ich das Buch zwar interessant, aber teils zu ausschweifend und nie mitreißend. Und obwohl ich große Hoffnungen hatte, dass sich dieser Eindruck irgendwann ändert, war dem leider nicht so. Die Zeitsprünge wurden mit der Zeit glücklicherweise immer weniger und tauchten in der letzten Hälfte so gut wie gar nicht mehr auf. Allerdings wurde ich mit den Protagonisten an keiner Stelle warm und ich hatte nie das große Bedürfnis, weiterlesen zu wollen. Was sich darauf ausgewirkt hat, dass ich am Ende vier Tage für das Buch gebraucht habe. Eigentlich wollte ich den Roman innerhalb von zwei Tagen ausgelesen haben...

Ich empfand die Sprache durchweg als nüchtern, aber gut lesbar. Es gibt solide Umschreibungen der Ereignisse und dem Leser wird eine Idee dessen gegeben, wie sich die Autorin bestimmte Räumlichkeiten, aber auch manche Protagonisten vorstellt. Anhand dessen kann man sich davon einen Eindruck machen und diesen gleichzeitig mit eigenen Ideen und Vorstellungen füllen, was sehr angenehm war.

Der Erzähler wirkt auf mich sehr offen und er behält nur wenige Geheimnisse für sich. Dadurch wird die Spannung zwar nicht auf dem höchsten Niveau gehalten, allerdings ist es auch mal eine schöne Abwechslung. Es ergibt sich auf jeden Fall eine recht ruhige Erzählung, die nur äußerst selten von aufregenderen Momenten durchbrochen wird.

Ich finde, dass die Sprache und der Erzähler stets ein wenig distanziert gewirkt haben. Sie gaben ausreichen Informationen, lieferten gute Umschreibungen der Situationen, brachten aber an keiner Stelle Emotionen irgendeiner Art rein. Irgendwie mochte ich diese Art des Erzählens meistens, man konnte sich komplett freue Urteile über die Personen erlauben und oft seine eigene Fantasie nutzen, um sich die Räume, aber auch die Skulpturen vorzustellen. Allerdings ist eine Folge der nüchternen Erzählens, dass für mich die Szenen, aber auch die Figuren nur sehr selten lebendig wurden und die Geschichte sich zwar aufgrund der realen Ereignisse als interessant herausstellte, aber leider nicht überzeugen konnte. Daher war ich nie unglaublich gespannt darauf, was als nächstes passieren wird und ich habe mich beim Lesen leicht ablenken lassen oder war nicht motiviert genug, um es überhaupt erst in die Hand zu nehmen.

Obwohl man deutlich merkt, dass nur wenige Geheimnisse im Folgenden noch aufgelöst werden, befindet sich die Spannung auf einem ordentlichen Niveau. Zumindest für mich, da ich von Camille Claudel noch nie etwas gehört habe und mich ebenfalls noch nie groß mit Auguste Rodin befasst habe. Daher war es interessant zu sehen, wie sich deren Beziehung, aber auch Karrieren entwickeln werden und wie eine mögliche Zukunft aussehen könnte.

Ich mochte es, wie man einen Eindruck des Lebens zur Handlungszeit bekommt. Man kann genaustens beobachten, wie Männer auf Frauen reagieren, die als Bildhauerin arbeiten und sich dadurch ein eigenes Standbein aufbauen wollen oder wie die Familie reagiert, wenn die Tochter nicht heiraten möchte, sondern ihr Leben der Kunst widmen will. Durch allerhand kleiner Details kann man schauen, wie die Unterschiede zwischen den Geschlechtern waren und wie die Menschen eingeschätzt wurden, die einen anderen Lebensweg einschlagen als den, den die Gesellschaft erwartet. Zudem tauchen immer wieder einige Figuren auf, die historisch verbürgt sind, was einen Hauch der ausführlichen Recherchearbeit darstellt.

Allerdings muss ich in diesem Zusammenhang leider bemängeln, dass mir ein Nachwort gefehlt hat. Nicht nur fände ich es interessant, wie die Autorin auf Claudel und deren Beziehung zu Rodin gekommen ist und wie der Entschluss reifte, dass sich daraus eine interessante Romanbiographie entwickeln lässt. Sondern auch, wie es mit den Beiden nach dem Ende des Romans weitergeht, welche Erfolge sie noch feiern konnten, welche weiteren Ereignisse ihr Leben prägten und wann sie gestorben sind, aber auch wie die Nachwirkungen auf die heutige Welt und die Bildhauerei aussehen. Das hätte einen runden Abschluss des Buches ergeben.

An sich ist gerade Camille Claudel eine unglaublich interessante Person. Sie hat einen starken Willen, weiß um ihr Können und ihr Talent und sie schert sich absolut nicht über die Erwartungen der Gesellschaft oder der eigenen Familie. Und daraus hätte ein toller Charakter entstehen können, der mitreißend ist und zeigt, was für eine starke Frau sie eigentlich war und wie sie ihren eigenen Weg geht. Aber obwohl sie so grandiose Merkmale mit sich bringt, hatte ich nur auf den ersten vielleicht fünfzig Seiten einen guten und lebendigen Eindruck von Camille. Danach hat sich dieser gewandelt. Sie wurde mir zu nachgiebig, frisst ihren Kummer teils zu sehr in sich hinein, anstatt etwas anzusprechen und zeigt nur innerhalb der Familie so richtig ihre große Klappe und ihre Stärke. Ansonsten erscheint Camille als unglaublich anstrengender Charakter, der mir zu launisch und kompliziert ist. Sie zeigt immer wieder, dass ihre Kunst an erster Stelle steht und hat dabei kein Problem, jegliche Freunde zu verstoßen, um ihren Weg zu gehen. Dabei ließ sich oft herauslesen, dass Camille sich mit ihrem Können anderen Künstlern gegenüber als überlegen fühlte und sie ließ das diese teilweise auch ziemlich spüren. All das hat es mir erschwert, ihren Charakter zu mögen, auch wenn Quellen zeigen, dass sie genauso gehandelt hat.

Im Grunde sind sich Camille und Auguste Rodin in ihrem Auftreten recht ähnlich. Auch er konnte mich nicht überzeugen, er zeigte nicht wirklich viele Charaktermerkmale, sondern war ziemlich blass gehalten. Man kann ihn nie so recht einschätzen und es war an keiner Stelle vorhersehbar, wie er reagieren wird. Zwar werden einige Macken genannt, aber diese haben nicht dabei geholfen, um den berühmten Bildhauer lebendig werden zu lassen.

Fazit

Ich hatte mich vorab sehr auf das Lesen und die Geschichte von Camille Claudel und Rodin gefreut. Ich war gespannt auf den Roman und die Leseprobe lieferte einen vielversprechenden Start. Doch schon nach kurzer Zeit ist die anfängliche Begeisterung verfolgen, mir waren die Rückblicke in Camilles Vergangenheit zu viel und es hat mich gestört, dass ihr Wesen ein wenig anstrengend und dramatisch war. Auch die anderen Figuren waren mir nicht lebendig genug und all das hat meinen Lesefluss leider gestört.

Zwar waren auch einige Punkte dabei, die ich wirklich nicht schlecht fand (zu weiten Teilen die Sprache, die Spannung, die historischen Hintergründe), aber beim Schreiben der Rezension habe ich leider gemerkt, dass die negativen Aspekte überwiegen und mich die Geschichte gesamt betrachtet nicht richtig fesseln konnte...

Bewertung: 2,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an Vorablesen und den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

Sonntag, 25. April 2021

Rezension: Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume von Rena Rosenthal

Titel: Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume
 Autorin: Rena Rosenthal
 Verlag: Penguin Verlag
Seitenzahl: 688 Seiten
 Preis: 11,00 €
 Erscheinungsdatum: 22.03.2021
ISBN: 978-3-328-10680-7
 
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Handlung

Oldenburg 1891

Schon seit ihrer Kindheit träumt Marleene davon, eine Gärtnerlehre anzutreten. Sie kann sich nichts schöneres vorstellen, als tagtäglich von den schönsten Blumen umgeben zu sein und an der frischen Luft zu arbeiten. Allerdings scheint ihr Traum unmöglich, denn solch eine Lehre ist allein den Männern vorbehalten. Marleene lässt sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen und fasst einen Plan: Sie trennt sich von ihren langen Haaren, besorgt sich Männerkleidung und tritt als Marten auf. Auf diese Weise gelingt es ihr, eine Anstellung in der bekannten Hofgärtnerei zu erhalten. So geht zwar ihr größter Wunsch in Erfüllung, allerdings beginnt nun auch ein heikles Versteckspiel. Stets muss Marleene aufpassen, dass niemand hinter ihr Geheimnis kommt und teilweise fällt es ihr sehr schwer, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Zumal sie nach kurzer Zeit die beiden Söhne des Chefs kennenlernt, deren Charme sie sich nicht so recht entziehen kann...

Meinung

Das Cover ist sehr frühlingshaft und lebendig. Es besticht anhand von auffallenden und frischen Farben, die Szenerie ist ansprechend und weckt bei mir das Interesse, mir den Roman näher anzuschauen.

Zu sehen ist eine Dame, die an einem kleinen Fliederstrauch schnuppert. Sie bewegt sich auf ein einladendes und gemütlich wirkendes Haus zu, rund um den Weg sind allerhand Blumen zu sehen. Diese sind in den schillerndsten Farben abgedruckt und geben dem gesamten Bild viel Ausdruck. Ich finde, dass das Bild an sich wirklich sehr schön und ansprechend erscheint, ich frage mich lediglich, ob die Dame auf dem Bild nicht vielleicht ein wenig zu modern für die Handlungszeit (Ende des 19. Jahrhunderts) gekleidet ist. Wenn dies vielleicht noch ein wenig mehr angepasst worden wäre, fände ich das Cover perfekt!

Auf den Roman aufmerksam geworden bin ich über Instagram. Dort hat es mir zufällig einen Beitrag der Autorin angezeigt und ich musste einfach nachschauen, um was die Geschichte handelt. Und ganz schnell habe ich festgestellt, dass das Buch ganz meinem Lesegeschmack entspricht und ich mich sehr für den Inhalt interessiere. Daher wanderte der Roman auf meine Wunschliste und ich habe mich darüber gefreut, ein Rezensionsexemplar des Werkes zu erhalten. Aus diesem Grund möchte ich mich auch hier nochmals ganz herzlich beim Bloggerportal dafür bedanken!

Als ich mit dem Lesen des Buches begonnen habe, hatte ich nicht erst noch geschaut, was es für einen möglichen Anhang geben könnte. Ich bin einfach in die Geschichte gestartet und im Nachhinein ärgere ich mich ein klein wenig, dass ich nicht erst noch die letzten Seiten durchgeblättert habe. Denn dort findet sich nicht nur ein Personenverzeichnis, anhand dessen man genaustens schauen kann, welches Alter die Figuren haben und wie einige familiäre Banden aussehen, sondern es gibt auch ein Glossar und einige Übersetzungen von Begriffen, die entweder mit Dialekt gesprochen wurden oder aus der Pflanzenwelt stammen. So kann man immer fix nachschauen, was gerade gemeint ist und muss nicht erst das Internet oder ein Nachschlagewerk nutzen.

Ich hatte absolut keine Probleme damit zu verstehen, was im Dialekt gerade ausgedrückt werden soll, oft erschließt sich der Sinn dessen von allein. Und da die Protagonisten einen hohen Wiedererkennungswert hatten, fand ich es auch nicht schlimm, die Personenübersicht erst nach dem Beenden des Romans entdeckt zu haben. Ich finde all diese Details im Anhang auf jeden Fall sehr passend und gut. Es rundet das Werk ab und gibt bei Fragen eine Antwort, ohne das man das Buch aus der Hand legen muss.

Ich empfand den Start in die Geschichte als sehr angenehm und erklärend. Man kann sich anhand des Prologs ein erste Bild der Personen machen, sich in der Zeit zurechtfinden und das bei mir dazu geführt, dass ich von der ersten Seite an sehr flüssig und fix mit dem Lesen vorangekommen bin. Sowohl mit der Schreibweise, als auch mit den Personen, der Handlungszeit und der Gesamtsituation konnte ich mich schnell anfreunden und all das hat zu einem einfachen und lockeren Vorankommen geführt. Ich bin mit dem Lesen des Buches viel schneller vorangekommen als ich gedacht hatte und es war interessant zu sehen, wie sich die Figuren entwickeln und mit welchen Überraschungen die Geschichte noch aufwarten wird.

An einem so flüssigen und problemlosen Lesen hat natürlich auch die Sprache ihren Anteil. Sie war sehr angenehm zu lesen, sie war an keiner Weise zu anspruchsvoll oder hochtrabend. Im Gegenteil, meist war die Schreibweise recht einfach und leicht lesbar, an solchen Stellen, an denen entweder plattdeutsche Begriffe oder botanische Namen eingebunden wurden, erhielt sie einen angenehmen Anspruch. Ich mochte es sehr, dass diese beiden Punkte zwar auftauchten, sich jedoch in einem guten Maß hielten und nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten im Text vorkommen. So erhielt die Geschichte viel Charme und Glaubwürdigkeit, zudem zeigten diese Ausschnitte, dass sich die Autorin mit zahlreichen Aspekten rund um die Themen des Romans befasst hat.Für mich gestaltete sich die Handlung an keiner Stelle als sonderlich stimmungsvoll. Nie sind die Emotionen so stark gewesen, dass sie sich auch nur ansatzweise auf mich übertragen haben und daher habe ich nie so richtig mit den Protagonisten mitleiden können. Das hat dann leider dazu geführt, dass ich sowohl zu den Figuren, als auch zu den Ereignissen Distanz gewahrt habe.

Ich war ein wenig davon überrascht, dass mehrere Personen im Verlauf der Geschichte zu Wort kommen. Nicht nur Marleene, sondern auch ihre Cousine oder die Kinder des Besitzers der Hofgärtnerei erhalten ausreichend Platz, um sich dem Leser zu präsentieren, ihm sein Denken, seine Hoffnungen und auch Gefühle näherzubringen und somit mögliche Sympathien zu erregen. Auf diese Weise erhält man vielfältige Einblicke auf die Geschehnisse, aber auch die Protagonisten. Man kann die Situationen, Aussagen und Handlungen besser nachvollziehen und sich ein eigenes Urteil über allerhand Themen erlauben. Ich mochte die Vielfalt, die dadurch in den Roman gebracht wurde. Es entsteht immer wieder Abwechslung, nie ist man von einer Erzählperspektive gelangweilt und stets wird neuer Schwung in die Geschichte gebracht. Das alles regt natürlich stark dazu an, weiterlesen zu wollen, zudem finde ich, dass es für mögliche Längen erst gar keine Chance gab, zu entstehen.

Mir haben leider ein paar Zeitangaben gefehlt. Lediglich beim Prolog, sowie dem darauffolgenden ersten Kapitel wird davon Gebrauch gemacht, ansonsten gibt es nur sehr vage Aussagen dazu. Das hat ziemlich schnell dazu geführt, dass ich komplett den zeitlichen Überblick verloren habe und schon nach kurzer Zeit nicht genau sagen konnte, wie viele Tage oder Wochen seit dem Beginn der Geschichte vergangen sind. Im Grunde kann man nur anhand des Jahreszeitenwechsels ein wenig schauen, wie weit die Handlung mittlerweile fortgeschritten ist, allerdings war mir dies zu wenig. Mir hätte auch schon lediglich der Handlungsmonat vor dem Beginn neuer Kapitel gereicht, um wenigstens ein wenig informiert zu sein.

Oft besitzt der Roman einen ruhigen Ton, die Ereignisse zeigen meist den Alltag der Personen und man erhält einen guten Eindruck von den Lebensweisen dieser. Anhand der Andeutung von Geheimnissen und natürlich dem großen Versteckspiel von Marleene kommt ein angenehmer Hauch von Spannung in die Geschichte und man kann sich als Leser einige Gedanken dazu machen, wie sich wohl diverse Situationen auflösen werden.

Ich finde, dass meistens auf zu großes Drama verzichtet wird, im Grunde gibt es eine Szene, die ich in diesem Zusammenhang als zu viel empfand. Ansonsten wurden die Ereignisse sehr realistisch und glaubwürdig geschildert, was dazu geführt hat, dass ich mich sehr locker auf die Geschichte einlassen konnte.

Als sehr eindrucksvoll und farbenfroh habe ich das Setting wahrgenommen. Ich konnte mir jeden einzelnen Ort richtig gut vorstellen und hatte daher beim Lesen zahlreiche Bilder vor Augen, die die Geschichte nochmals lebendiger haben werden lassen.

Zudem mochte ich die Vielfalt die bei den einzelnen Handlungsorten genutzt wurde, es gibt sowohl die feine und sehr verlockende Hofgärtnerei, die nicht nur anhand seiner Pflanzenvielfalt, sondern auch mit dem prunkvollen Wohngebäude der Familie Goldbach überzeugen kann. Dazu gibt es aber auch Ausflüge in ärmlichere Gegenden, die ebenso lebendig beschrieben werden und daher die Unterschiede in den Lebensweisen und Einkommen der Bürger zeigen. So werden Kluften in der Bevölkerung erkennbar und ein realistisches Abbild der Gesellschaft wird beschrieben.

Die Anzahl der Protagonisten empfand ich als überschaubar und passend. Im Grunde tauchen fast ausschließlich stets nur dieselben Figuren auf, die man im Verlauf des Romans regelmäßig wiedersieht und bei denen man meistens eine Entwicklung entdecken kann. Ich finde, dass jede Person eine solide und gute Zeichnung erhalten hat, anhand von wenigen Worten wird der Charakter aufgedeckt und man kann sich einen Eindruck verschaffen. Es gibt interessante Entwicklungen, die sowohl ins gute, als auch ins negative führen und die für mich teils überraschend kamen.
Dabei stehen natürlich einige Personen mehr im Vordergrund als andere. Dazu zählen Marleene und ihre Cousine, als auch einige Mitglieder der Familie Goldbach. Sie lernt man noch besser und genauer kennen als die restlichen Figuren und kann sie daher noch genauer einschätzen und sich von ihrem Charakter ein besseres Bild machen. Ich fand es gut, dass auch sie Fehler gemacht haben und man als Leser ihre Entscheidungen kritisch betrachten kann. Nicht alle Aussagen und Taten habe ich als positiv angesehen, was aber dazu beigetragen hat, dass die Personen als menschlich und authentisch auftreten. Ich wurde zwar mit vielen Protagonisten nicht sonderlich warm und habe keinen richtig ins Herz geschlossen. Allerdings war es trotzdem sehr interessant, sie auf ihrem Weg zu verfolgen und zu schauen, was sie noch alles erleben werden und welche Hürden ihnen im Leben noch begegnen.

Ich bin ein wenig unschlüssig, was ich von dem Ende halten soll. Es wurde mir etwas zu rasch herbeigeführt und erscheint mir irgendwie nicht ganz rund und passend. Ich bin damit ehrlich gesagt nicht so ganz zufrieden und finde, dass noch etwas fehlt und diese Geschichte gut noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte.

Gleichzeitig ist es ein Ende, bei dem man gut spekulieren kann, wie es im zweiten Band weitergehen könnte, welche Themen behandelt werden und wie sich die Protagonisten entwickeln werden. Dadurch wird das Interesse an der Fortsetzung angeregt und man möchte natürlich wissen, was das Schicksal für die Figuren noch so parat hält. So geht es mir zumindest, und ich freue mich auch wirklich auf den zweiten Teil, allerdings ist bei mir ein Hauch von Unzufriedenheit vorhanden, wie dieses Buch endet...

Als sehr positiv habe ich im Anhang das äußerst umfangreiche und erklärende Nachwort empfunden. Dieses greift allerhand Themen des Buches auf und gibt dazu einige Erläuterungen. All das zeigt nicht nur, wie viel Recherche hinter dem Werk steckt, sondern auch, wie geschickt es der Autorin gelungen ist, all dies im Roman unterzubringen und dem Leser anschaulich zu vermitteln. Nach dem Lesen des Nachworts habe ich manche Szenen des Buches nochmals Revue passieren lassen und habe diese nun in einem anderen Licht betrachtet. Es bildet definitiv einen passenden Abschluss des ersten Bandes der „Hofgärtnerin“-Saga und regt teilweise auch dazu an, sich über manche Themen noch weiter zu informieren.

Fazit

Insgesamt hatte ich mit dem Roman interessante und schöne Stunden, ich habe das Buch gern in die Hand genommen, um weiter darin zu schmökern und viele Aspekte des Buches haben mir richtig gut gefallen. Diese starken Punkte des Buches (die Schreibweise, die Vielzahl an Settings und Erzählperspektiven, … ) überwiegen letztendlich auch, trotzdem sind mir beim Lesen einige kleine Details aufgefallen, die ich entweder als nicht ganz rund ( die Geschichte mit den Pflanzendiebstählen ) oder nicht ausgereift genug ( das Ende ) empfand.

Somit bildet der erste Band einen interessanten und guten Einstieg in die Reihe „Die Hofgärtnerin“, es gibt nur kleine Punkte bei denen Verbesserungsbedarf herrscht und ich bin definitiv gespannt auf die weiteren Teile!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Mittwoch, 21. April 2021

Rezension: Wiedersehen im Flanagans von Åsa Hellberg

Titel: Wiedersehen im Flanagans
Originaltitel: Kvinnorna på Flanagans (aus dem Schwedischen übersetzt von Nike Karen Müller, Leena Flegler)
 Autorin: Åsa Hellberg
 Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 448 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 29.03.2021
ISBN: 978-3-548-06122-1
 
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Handlung

London, Silvester 1982

Es ist Ende Dezember und der Jahreswechsel steht kurz bevor. Und wo feiert man diesen besser als im berühmten, exquisiten und glamourösen Flanagans? Allerhand illustre Gäste wollen sich die Feier nicht entgehen lassen und beehren die Gastgeberinnen und Besitzerinnen des Hotels, Elinor und Emma, mit ihrer Anwesenheit. Der Schein nach außen wirkt makellos, doch wenn man hinter die Fassade schaut, sieht man genau, wie es brodelt. Die Ehen der beiden Damen sind nahe am Scheitern, Emmas Tochter verringert den Kontakt zu ihrer Mutter immer mehr, Elinors Tochter währenddessen möchte in Schweden studieren. Zudem lauert unter der Oberfläche ein großes Geheimnis, welches nicht nur die Freundschaft der zwei Frauen auf die Probe stellen würde...

Meinung

Das Cover ist farbenfroh und verströmt gute Laune und positive Energie. Es hat einen ähnlichen Aufbau wie das des ersten Bandes, wieder sieht man im unteren Abschnitt ein Gebäude, welches ich mit dem titelgebenden Flanagans-Hotel in Verbindung bringe. Zudem ist ein goldenes Plättchen zu sehen, welches mich an die Zimmernummernschilder in Hotels erinnern. Darauf abgedruckt ist der Titel, was meiner Ansicht nach sehr schick und passend erscheint, immerhin ist das Flanagans ein pracht- und stilvolles Hotel. Auch die Blumen an den Rändern empfinde ich als gelungen und sie sind interessante und frühliche Farbtupfer. Lediglich die Dame mit ihrem grünen Kleid und ihrer ganzen Pose finde ich nicht passend. Sie ist mir zu auffällig, ich finde es schade, dass man so viel von ihrem Gesicht sieht und sie bringt meiner Meinung nach Unruhe in das Bild.

Letztes Jahr hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher ein großes Highlight für mich war. Ich habe die Geschichte sehr gemocht, habe mich unglaublich gut auf das Buch einlassen können und ich bin der Story mit großem Interesse gefolgt. Und weil ich so begeistert war, habe ich mich natürlich sehr auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit den Protagonisten gefreut. Ich habe voller Vorfreude auf den Erscheinungstermin des zweiten Teils gewartet und bin sehr dankbar, diesen als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten zu haben. Daher auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön!

Frohen Mutes und mit viel Enthusiasmus bin ich also in die Geschichte gestartet und habe auf den ersten Seiten bereits eine kleine Ernüchterung erlebt. Eigentlich hatte ich nämlich gedacht, dass ich einen angenehmen und leichten Start in die Handlung haben werde, mir direkt wieder allerhand Details einfallen und ich mich somit wieder problemlos auf die kommenden Ereignisse einlassen kann. Tatsächlich war ich anfangs allerdings ein wenig verwirrt und habe zum besseren Verständnis nochmals Band eins in die Hand genommen und die letzten Seiten gelesen. Dadurch stand mir zwar wieder diese Geschichte vor Augen, allerdings hat es nur wenig dazu beigetragen, um mich auf die Fortsetzung einzulassen zu können. Dieser leicht verwirrte Zustand hat über gut 50 Seien angehalten, ich habe Linda Lansing lange Zeit vermisst und musste mich erst einmal damit anfreunden, dass nun zwei andere, bereits bekannte Damen als Hauptprotagonisten fungieren. Als ich diesen Punkt erreicht habe, bin ich besser mit dem Lesen vorangekommen und konnte mich auch ein Mü besser auf die Ereignisse einlassen.

Obwohl ich anfangs nicht ganz so flüssig mit dem Lesen vorangekommen bin, hatte ich das gesamte Buch doch sehr fix ausgelesen gehabt. Innerhalb von zwei Tagen waren die 448 Seiten fertig gelesen. Man kann also sagen, dass das Buch eine leichte und solide Lektüre bildet, die man super nebenbei lesen kann und bei der man auch ein wenig die Gedanken schweifen lassen kann. Man muss nicht mit größter Sorgfalt lesen und kann sich daher gut während der Lektüre entspannen und vom Alltag ablenken.

Die Sprache war im Grunde so, wie ich sie schon vom ersten Band her kannte. Einfach und flüssig lesbar, mit guten Umschreibungen der Szenen, von Personen und Handlungsorten. Sie gibt Einblicke in verschiedene Lebensweisen und Gedanken, man kann die Gefühle der Protagonisten gut nachvollziehen und sie ist nie zu oberflächlich. Im Gegenteil, an manchen Stellen im Roman ist die Sprache überraschend tiefgreifend und hat einen sehr angenehmen Ernst. Die Sprache war ein großer Punkt, weshalb ich das Buch so fix ausgelesen hatte. Sie war wirklich gut und führt den Leser angenehm durch die Geschichte.

Ich habe das Gefühl, dass im ersten Band der Flanagans-Reihe das Hotel mit seinen Abläufen, aber auch den Mitarbeitern deutlich stärker im Mittelpunkt steht. Diesmal sind die privaten Ereignisse in den Leben von Elinor und Emma mehr im Fokus, was an sich gar nicht so uninteressant war. Ihre Ehen laufen nicht ganz rund, sie haben Geheimnisse und müssen schauen, dass sie ihre Arbeit und ihr Privatleben unter einen Hut bekommen.

Allerdings hat es mich unglaublich gestört, dass häufig die Rede davon war, welche der beiden Damen gern mit welchem Herrn ins Bett hüpfen würde und zu wem sie sich sexuell hingezogen fühlt. Das war mir zu viel, die Anziehung unter den Damen und Herren war für mich das eigentliche Hauptthema des Buches und ich konnte mich damit nicht anfreunden. Schließlich hatte ich durch den ersten Band, aber auch anhand des Klappentextes einen anderen Eindruck und hatte mir eine Geschichte gewünscht und vorgestellt, die sich komplett um das Flanagans mit seinen alltäglichen Arbeitsabläufen, sowie ein angenehmes Maß an Informationen über das Privatleben der Protagonisten dreht. So war es leider nicht und dieser gerade angesprochene Punkt ist daher auch mein großer Kritikpunkt, der mein Interesse an der Geschichte etwas geraubt hat. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, ich wurde ein wenig enttäuscht und finde es richtig schade, dass die Fortsetzung nicht mit dem ersten Band mithalten kann.

Ich finde, dass der Erzähler den Leser sehr gut durch die Geschichte führt. Er gibt eine komplett neutrale Sicht auf die Geschehnisse und man kann sich von diesen, aber auch von den Protagonisten vollkommen frei ein eigenes Bild machen. Man merkt anhand von Andeutungen, aber auch manchen Momenten, in denen eindeutig ungesagte Worte im Raum stehen, dass der Erzähler noch einige Geheimnisse in der Hinterhand hält und diese werden ab und an in die Erzählung eingestreut. Und obwohl dadurch eigentlich eine spannende Handlung gewährleistet sein könnte, habe ich nur sehr selten etwas davon gespürt. Meist ist die Geschichte ein wenig vor sich hingeplätschert, nur in sehr ausgewählten Momenten habe auch ich die Spannung wahrgenommen und daraufhin Vermutungen angestellt, um was es sich bei den angedeuteten Geheimnissen handeln könnte. Daher hat die Handlung auf mich meist einen sehr normalen und ruhigen Unterton, der sich ziemlich konstant durch die Geschichte gezogen hat.

Um noch einmal auf den Erzähler zurückzukommen: Ich finde es meist sehr gelungen, wie er es schafft, die Gefühle und Empfindungen der Personen in die Handlung einzubeziehen. Man kann genaustens nachvollziehen, was die Figuren gerade denken oder fühlen und welchen Personen sie positiv oder negativ gegenüberstehen. Zudem nimmt der Erzähler mehrere Positionen ein, nicht nur aus der Sicht von Eloise oder Emma, sondern auch aus der ihrer Töchter werden die Ereignisse beschrieben und dadurch entsteht eine vielfältige Story. Man lernt eine jede Person gut kennen und kann sich von ihr, aber auch ihrer Familie und ihren Plänen ein Bild machen. Diese Art der Erzählung hat bei mir dazu beigetragen, dass ich die Personen einen Hauch besser verstehen konnte und sie auf mich lebendig und abwechslungsreich wirkten.

Die Handlungsorte wurden mal mehr, mal weniger deutlich beschrieben. Ich habe das Gefühl, dass die Darstellung dessen häufig mit der Stimmung in Verbindung stand. Gerade bei den privaten Wohnungen und Häusern von Eloise und Emma habe ich dies gespürt, diese brachten eine ganz eigene Aura mit sich, die sich natürlich auch auf das Bild ausgewirkt hat, welches ich von den jeweiligen Orten vor Augen hatte.

Am besten und eingängigsten, aber auch am bildhaftesten beschrieben waren für mich jegliche Räume des Flanagans. Diese hatten eine ganz eigene und interessante Ausstrahlung und wirkten exquisit und spannend. Ich mochte die Eleganz und den Stil, der von dem Gebäude mit seinen zahlreichen Zimmern ausgestrahlt wird und habe mir oft gewünscht, das traumhafte Hotel mal mit eigenen Augen zu sehen!

Rein vom Auftreten unterscheidet sich ein jeder Charakter von dem anderen. Dies setzt sich auf der charakterlichen Ebene fort und dadurch entstehen abwechslungsreiche und absolut nicht stereotype Protagonisten, die man als Leser durch die Handlung begleitet. Keiner gleicht dem anderen, jeder kann mit eigenen Merkmalen und Eigenheiten überzeugen und am Ende war ich selbst davon überrascht, wie interessant und vielfältig ich die Personen wahrgenommen habe. Jeder hat verschiedene Facetten von sich gezeigt und obwohl ich die Mehrzahl der Figuren als nicht sehr sympathisch einschätze, war es doch informativ zu sehen, wie sie agieren und welche Entscheidungen sie schlussendlich treffen.

Fazit

Nach dem Lesen des Buches bin ich noch immer unentschlossen, ob die positiven oder negativen Eindrücke überwiegen. Ich kann es auch jetzt noch nicht sagen, daher denke ich, dass sie ein ausgeglichenes Verhältnis besitzen. Ganz viele Punkte haben mir zugesagt, sei es die Sprache, das Setting oder auch die Darstellung der Personen. Allerdings wurde ich in zwei Punkten auch ziemlich enttäuscht: Ich hätte es mir gewünscht, dass das Flanagans deutlicher im Mittelpunkt steht und für mich wären die ständigen Informationen darüber, welche Person gerade von welcher anderen Figuren sexuell angezogen wird, nicht notwendig gewesen. Gerade der letztgenannte Punkt hat meinen Lesefluss immer wieder etwas getrübt und schlussendlich kann die Fortsetzung für mich nicht an den sehr gelungenen Auftakt anschließen. Sehr schade, trotzdem werde ich die Augen nach einer möglichen Fortsetzung offen halten, ich finde, dass die Geschichte, als auch das traumhafte Setting mit dem Flanagans weiterhin viel Potenzial bietet!

Bewertung: 3 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

 

Sonntag, 18. April 2021

Rezension: Josephine Baker und der Tanz des Lebens von Juliana Weinberg

Titel: Josephine Baker und der Tanz des Lebens
 Autorin: Juliana Weinberg
 Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 496 Seiten
 Preis: 11,00 €
 Erscheinungsdatum: 29.03.2021
ISBN: 978-3-548-06498-7
 
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Handlung

New York 1924

Als Tänzerin, wenn auch nur in der hinteren Reihe, geht Josephine Baker nicht nur ihrem Traum nach, auf der Bühne zu stehen und die Menschen zu unterhalten, sondern sie unterstützt damit ihre Familie in finanzieller Hinsicht. Als ihr angeboten wird, in Paris bei der „Revue Nègre“ mitzuwirken, überlegt die junge Frau nicht lange und tritt die Reise über den Ozean an. In Frankreich angekommen erlebt Josephine eine Welt, in der sie aufgrund ihrer Hautfarbe nur wenig Rassismus erlebt und als Folge dessen geht sie in ihrem Beruf vollkommen auf. Schon bald ist ihr Name weit bekannt, sie ist zum gefeierten Star avanciert und unternimmt Touren in verschiedenste Länder. Bald macht sie nicht nur mit ihrer Performance auf der Bühne, sondern auch mit ihrem Privatleben und weiteren beruflichen Projekten von sich reden. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die ihre Auftritte als zu provokativ und obszön verteufeln und so erlebt Josephine Wellen voller Anbetung, aber auch solche voller Missachtung...

Meinung

Das Cover weist im Aufbau einige Ähnlichkeiten zu den anderen Bänden der Reihe auf. Wieder wurde der obere Teil des Covers ein wenig umrahmt, in der selben Farbe wurde auch die Farbe des Titels abgedruckt. In der unteren Hälfte sieht man eine elegante und stilvolle Dame, die eindeutig die Züge von Josephine Baker trägt. Sie befindet sich in einer großen Stadt, im Hintergrund sind einige Wolkenkratzer zu sehen. Irgendwie bin ich versucht zu sagen, dass mit der Stadt New York dargestellt sein könnte. Allerdings bin ich mir nicht vollkommen sicher und möchte mich daher nicht festlegen.

Insgesamt gefällt mir das Cover wirklich gut. Es hat mit der Einfügung der Dame einen Bezug zur Geschichte, erscheint stimmig und interessant. Farblich passt alles hervorragend zusammen und ich finde, es fällt in einer Buchhandlung durchaus aufgrund des schönen Covers auf.

Wie auch schon bei so vielen anderen Büchern ist mir auch diese Neuerscheinung bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen. Von der Autorin hatte ich letztes Jahr bereits eine Romanbiographie über Audrey Hepburn gelesen, die sehr empfehlenswert war. Allein dadurch wurde mein Interesse geweckt, zudem war ich aber auch auf die Darstellung von Josephine Baker gespannt. Ich habe mich bisher noch nie mit ihrer Person beschäftigt, die Inhaltsangabe klang direkt sehr vielversprechend und ich fand die Vorstellung sehr verlockend, mehr über eine Dame zu erfahren, die ich bisher nur sehr oberflächlich kannte. Daher war es mir eine große Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten und ich möchte mich dafür ganz herzlich beim Ullstein Verlag bedanken!

Als sehr hilfreiches Detail erwies sich die Monats- und Jahresangabe vor dem Beginn neuer Kapitel. Daher hat man stets einen Überblick, in welchem Jahr die folgende Handlung stattfindet, kann schauen, wie alt Josephine Baker mittlerweile ist und was im folgenden auf politischer Ebene geschehen könnte. Und aufgrund der Tatsache, dass sich die gesamte Geschichte letztendlich auf rund 51 Jahre erstreckt, war es wirklich wichtig und sinnvoll, diese Information einzubinden!

Der Roman wird zudem in drei Teile gegliedert, die jeweils einen passenden und das Folgende kurz zusammenfassenden Titel erhalten haben. Zudem werden die Jahre vermerkt, in denen die kommenden Ereignisse spielen und es wurde auch ein Zitat eingefügt, welches Josephine Baker irgendwann in ihrem Leben getätigt hat. Dieses gibt einen winzig kleinen Einblick in ihr Denken und es war ein sehr passend eingefügtes Detail, welches ich gern mochte!

Mir fiel der Start in die Geschichte leicht. Bereits nach wenigen Seiten hatte ich mich an die Schreibweise, die Situation und die Personen gewöhnt und konnte der Handlung problemlos und flüssig folgen. Ich mochte die Umschreibungen jeglicher Szenen sehr, viele Momente hatten eine wunderbar bildhafte Darstellung, was stark dazu beigetragen hat, dass ich die ganze Story als sehr realistisch und lebendig eingeschätzt habe.

Auch die Sprache hat mir richtig gut gefallen. Sie ließ sich locker und flüssig lesen, war meist auf einem einfachen und daher sehr angenehmen Niveau. Anhand von zahlreichen Anekdoten aus Josephine Bakers Leben, aber auch historischer Details erhielt die Schreibweise ein wenig Anspruch und sie zeigte auf, wie die berühmte Tänzerin und Sängerin u.a. den Krieg, aber auch Rassismus erlebt hat.

Insgesamt gibt es eine Vielzahl an Settings. Mehrere Kontinente werden bereist und dabei lernt man geografisch und klimatisch vollkommen verschiedene Länder kennen. Sowohl feine Hotels, Schlösser und Gebäude, als auch einfache Häuser in ärmlicheren Gegenden werden beschrieben weshalb man soziale Unterschiede und Kluften gut erkennen kann. Zudem lässt sich auf diese Weise der Aufstieg der Josephine Baker verfolgen, die einen einfachen familiären Hintergrund besitzt und in einer Gegend aufgewachsen ist, die stark von Armut geprägt war und schließlich anhand ihres Talents, aber auch harter Arbeit und Entbehrungen zu Reichtum gekommen ist und sich einen vollkommen anderen Lebensstil leisten konnte.

Man lernt also verschiedene Orte kennen, ein Großteil der Geschichte spielt in Frankreich. Und obwohl die Settings eigentlich auch gut und umfassend beschrieben wurden, war es für mich meist leider schwer, die Ausmaße von Wohnungen, Häusern und Schlössern mit dem umliegenden Besitz, sowie von Lagern während des Krieges vorzustellen. Die Dimensionen dessen erschienen meist einfach riesig und ich hatte Probleme, mir dies vorzustellen. Daher mochte ich es am meisten, wenn die Geschichte in eher kleineren Räumen oder Gebäuden stattgefunden hat, hier fand ich die Beschreibungen sehr angenehm und lebendig und diese Orte konnte ich mir auch besser in meiner Fantasie ausmalen.

Ich mochte es unglaublich gern, wie viele historische Details eingebunden wurden. Nicht nur tauchen öfter mal berühmte Persönlichkeiten auf, die viel Authentizität in die Geschichte bringen, sondern unter anderem wird auch der Krieg stark thematisiert. Über diesen, und Josephine Bakers Einsatz für Frankreich erfährt man einiges. Mir war es ja gar nicht bewusst, dass sie heimlich als Spionin eingesetzt wurde und ich war einmal mehr von ihrem Charakter und ihrem Einsatz für den Frieden überrascht.

Ganz besonders am Herzen lag es der Sängerin und Tänzerin, dass Menschen jeglicher Hautfarben, Herkunftsländer und Religionen zusammenleben. Über Rassismus, Vorurteile und den Hass gegenüber Menschen anderer Hautfarben wird einiges gesagt, man erhält Einblicke, wie die Menschen in den 1920er Jahren damit umgegangen sind, und welche Unterschiede es in Amerika und in Frankreich hinsichtlich der Toleranz und des Fortschritts gibt. All diese Punkte ergeben einen historischen Hintergrund, der sehr interessant ist und der zeigt, wie sich die Menschen in ihrem Denken und Handeln in den letzten 100 Jahren entwickelt haben und wo auch heutzutage noch immer Verbesserungsbedarf besteht.

Was war ich gespannt auf die Darstellung von Josephine Baker! Ich muss ehrlich zugeben, dass ich über die Dame nur wenige Kenntnisse besitze, sie ist mir vor allem aufgrund ihrer Tänze, aber auch ihrer Grimassen und dem typischen Bananenrock bekannt. Ihre Person ist mir bereits in einigen Romanen über den Weg gelaufen, allerdings habe ich mich tatsächlich noch nie näher mit ihrer Figur beschäftigt. Ich hatte irgendwie gedacht, dass sie etwas verrückt und impulsiv ist, einerseits einfach, gleichzeitig aber auch extravagant daherkommt und sie eine geringere Bildung genossen hat. Ich habe Josephine Baker als etwas oberflächlich eingeschätzt und bin davon ausgegangen, dass sie Skandale, aber auch die Aufmerksamkeit liebt. Und es ist verrückt, was für einen anderen Eindruck ich nach dem Lesen von ihrer Person habe. Ja, sie ist impulsiv und es wäre manchmal vielleicht ganz angebracht gewesen, einiges ein wenig mehr zu durchdenken und nicht direkt zu handeln. Aber mit so einem herzensguten, freundlichen und vor allem tierlieben Menschen hatte ich wirklich nicht gerechnet. Sie hatte viele interessante und fortschrittliche Gedankengänge, die deutlich gezeigt haben, dass sie über vieles nachgedacht hat und sich mit verschiedensten Themen auseinandergesetzt hat. Ein wenig schäme ich mich mittlerweile, sie so beurteilt zu haben, obwohl ich mich noch nie über Josephine informiert habe.

Es war sehr faszinierend, wie viele Facetten sie gezeigt hat und wie sie sich über die ganzen Jahre entwickelt hat. Schließlich lernt man Josephine in dem jungen Alter von elf Jahren kennen und begleitet sie daraufhin über gut fünfzig Jahre ihres Lebens. Hier kann man stark beobachten, welche Wandlung ihr Charakter, ihre Erscheinung, ach, ihre ganze Person durchlaufen und wie sich auch ihr Denken verändert hat. Dies kann man genaustens verfolgen und ich war überrascht, wie mir tatsächlich jede Seite und jede Wandlung von Josephine Baker gefallen hat. Immer wieder konnte sie mich mit Aussagen und Handlungen überraschen und jede Phase ihrer Entwicklung und Reifung konnte überzeugen. Die Autorin hat einen besonderen und interessanten, manchmal sympathischen, vor allem aber herzlichen Menschen gezeigt, den ich nur zu gern mal persönlich auf der Bühne erlebt hätte. 
Auch die Darstellung der anderen Charaktere empfand ich als sehr gelungen. Sie traten ebenfalls lebendig und realistisch auf, ihre Handlungen waren gut nachvollziehbar und es gibt eine angenehme, aber keineswegs überfordernde Vielfalt. Auch bei ihnen ist ein Entwicklungsprozess zu erkennen, der die Personen reifer und durchdachter hat werden lassen. 
Eine jede Person hat Merkmale erhalten, die sie ausmacht, ein jeder hatte einen hohen Wiedererkennungswert und hat sich von den anderen Figuren abgehoben. Einzig bei den Kindern, die Josephine im Lauf ihres Lebens adoptiert hat, habe ich ein wenig den Überblick mit ihren Namen, aber auch den Herkunftsorten verloren. Manche Namen hatten für mich einen ziemlich ähnlichen Klang und ich musste aufpassen, um niemanden durcheinanderzubringen.

Fazit

Ich war richtig gespannt auf Josephine Baker und wurde schnell von ihrem Wesen in Bann gezogen. Sie ist mir nur selten unglaublich sympathisch gewesen, allerdings habe ich viel Respekt vor ihr und ihrem Werdegang, sowie ihren Überzeugungen. Ich hätte wahrlich nicht gedacht, dass ihr Charakter so vielschichtig ist und für welche Überzeugungen sie sich eingesetzt hat. Ich habe mittlerweile ein komplett anderes Bild von ihr vor Augen und bin unglaublich froh, das Buch gelesen zu haben!

Insgesamt wurde ich gut unterhalten, konnte einiges dazulernen und ich bin der Geschichte mit großem Interesse gefolgt. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich zu benennen: einmal waren mir die Dimensionen des Settings oft zu groß, zum anderen hat mir noch ein Punkt gefehlt, der das Buch herausragend macht. Ich kann nicht sagen, was mir gefehlt hat, aber so war das Buch eine tolle Lektüre, aber nur fast perfekt.

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 

Weitere Rezensionen der Reihe "Ikonen ihrer Zeit":


 

Montag, 12. April 2021

Rezension: Der Kaffeegarten - Salz im Wind von Anke Petersen

Titel: Der Kaffeegarten - Salz im Wind
 Autorin: Anke Petersen
 Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 496 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.04.2021
ISBN: 978-3-426-52658-3
 
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Handlung

Sylt 1914

Elin und Matei sind Waisen, aber trotzdem voller Liebe und Aufmerksamkeit aufgewachsen. Sie haben ein neues Zuhause beim Kapitäns-Ehepaar Hansen in Keitum gefunden, wo sie zu jungen Damen herangewachsen sind. Diese Idylle ändert sich schnell, als Paul Hansen überraschend stirbt und sich herausstellt, dass sein Vermögen arg zusammengeschrumpft ist.Um ein Auskommen zu finden entscheiden die Schwestern zusammen mit ihrer Ziehmutter Anna, dass sie Zimmer an Künstler vermieten wollen. Und schließlich kommt noch eine Idee auf, von der schnell alle begeistert sind: Ein Kaffeegarten soll eröffnet werden. Schon nach kurzer Zeit können sich die Damen über zahlreiche Gäste freuen und auch das Haus wirkt durch die Gäste wieder belebter, fröhlicher. Doch gerade, als alles rund läuft und es für die Hansens immer mehr Lichtblicke gibt, beginnt sich der Erste Weltkrieg anzukündigen...

Meinung

Ich mag das Cover unglaublich gern. Es ist absolut stimmig und passend, eine wunderschöne Szenerie wurde dargestellt und anhand der gemütlichen Farben wirkt das Bild sehr einladend und idyllisch.

Es wird eine Szene gezeigt, die wahrscheinlich auf Sylt verortet wird. Man sieht sowohl das Meer, als auch einen Strandabschnitt, sowie einen niedlichen Weg, der sich über die Dünen zieht und an dem viele leicht rosa angehauchte Pflanzen wachsen. Die Mitte des Bildes nehmen zwei Damen ein, wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen um Matei und Elin. Sie sieht man lediglich von hinten, aber sie gliedern sich gut in das Bild ein. Der Titel, sowie der Untertitel wurde in Farben gehalten, die bereits im Cover vorkommen, nämlich bei den Röcken der beiden Damen. Auf diese Weise passen die ganzen Details, aber auch die Farben perfekt zusammen und ich empfinde das Gesamtbild einfach traumhaft und wunderschön!

Von Anke Petersen kenne ich bereits ihre Hotel Inselblick-Reihe, aber auch andere Werke unter anderen Pseudonymen habe ich von ihr bereits gelesen. Und bisher konnte sie mich mit jedem Buch überzeugen und ich hatte durchweg schöne und interessante Stunden mit der Lektüre. Als ich nun in der Verlagsvorschau die Ankündigung für ihr neues Werk erblickt habe, war ich sehr gespannt darauf und auch die Inhaltsangabe konnte mich direkt überzeugen. Daher wanderte der Titel schnurstracks auf meine Wunschliste und ich bin sehr glücklich gewesen, den Roman vom Droemer Knaur Verlag als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Dafür auch an dieser Stelle nochmals mein herzliches Dankeschön!

Noch bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, ist mir direkt ein sehr schönes und hilfreiches Detail ins Auge gesprungen. Vor dem Beginn von neuen Kapiteln wurde stets der Handlungsort (allesamt Orte auf Sylt), sowie das Datum der folgenden Seiten genannt. Auf diese Weise kann man genaustens verfolgen, wo die Geschichte gerade spielt und welche Entfernungen teils zurückgelegt werden. Außerdem besitzt man immer einen zeitlichen Überblick, kann genaustens schauen, wie viel Zeit seit dem Beginn des Buches vergangen ist und wie sich die Charaktere über die Jahre entwickeln. Zudem kann man darüber nachdenken, was für geschichtliche Ereignisse im Folgenden auf die Insel und ihre Bewohner zukommen könnten.

Kurz gefasst ist die Zeitangabe, aber auch die Nennung des Handlungsortes ein sehr hilfreiches Detail, gerade zeitlich hätte ich wahrscheinlich schnell den Überblick verloren. Immerhin erstreckt sich die gesamte Geschichte auf rund fünf Jahre, in denen nicht nur in der Welt, sondern auch im Privatleben der Figuren einiges passiert und man verschiedenste Dinge mit ihnen zusammen durchlebt.

Ich hatte einen wirklich sehr angenehmen und leichten Start in die Geschichte. Auf wenigen Seiten direkt am Anfang wird die gesamte Ausgangssituation dargelegt und man erhält einen ersten Blick auf Matei und Elin. Von den beiden Damen, die man durch die Geschichte begleitet, kann man sich einen ersten Eindruck machen und sie schon mal grob einschätzen, bevor man noch tiefere Einblicke in ihre Charaktere erhält. Und ebenfalls auf den ersten Seiten bekommt man als Leser bereits ganz wunderbare und zum Träumen einladende Bilder des Settings übermittelt, welches ich sehr sehr gern mochte.

Diesen flüssigen und durchweg gelungenen Start in den Roman verdanke ich zu weiten Teilen auch der Schreibweise. Diese war äußerst angenehm, sie gibt gute und lebhafte Umschreibungen der Situationen, der Figuren und des Settings. Man kann Stimmungen, sowie Gedankengänge der Protagonisten gut nachvollziehen und erhält dadurch eine nette Nähe zu ihnen. Teilweise, besonders bei den Szenen im Herrenhaus, sowie in dem angrenzenden Garten, hatte ich lebendige Bilder vor Augen. Ich konnte mir diese Momente besonders gut und farbenreich vorstellen, sie hatten eine ganz besonders ansprechende und ruhige Aura, die äußerst angenehm und stimmig war.

Ich finde, dass die Spannung meist nur sehr unterschwellig zu spüren ist. Ja, sie ist vorhanden, aber meistens wird die Geschichte ziemlich ruhig und beschaulich beschrieben. Man hechtet nicht von einer aufregenden Szene zur nächsten, oft werden normale Tage mit ganz normalen Tätigkeiten, aber auch Sorgen, Freuden und Gedanken beschrieben. Dieser bodenständige Unterton hat mir gut gefallen, man kann sich beim Lesen gut fallenlassen und ich hatte absolut keine Probleme der Handlung zu folgen. Es wird eine übersichtliche Menge an Drama eingebunden, welches aber irgendwie natürlich und nicht zu üppig daherkommt. Im Gegenteil: gerade dadurch werden die Schicksale lebendig und sie erscheinen realitätsnah. Und daher kam bei mir auch an keiner Stelle Langeweile auf, es waren keine Längen vorhanden und ich habe das Buch sehr gern in die Hand genommen habe, um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen.

Tatsächlich habe ich mir während des Lesens absolut keine Gedanken gemacht, wie der Fortgang der Handlung aussehen könnte. Ich habe mich einfach treiben lassen, war gespannt darauf, was noch alles geschehen wird, habe es allerdings komplett unterlassen, eigene Vermutungen anzustellen.

Ebenfalls sehr angenehm empfand ich das Auftauchen von Stimmungen und Emotionen. Die Figuren durchlaufen in dieser Hinsicht einiges und erleben sowohl Momente reinen Glücks, als auch welcher großer Traurigkeit. Alles kam sehr natürlich und echt daher, die Protagonisten haben glaubhaft ihre Gefühle gezeigt. Und oft ist es ihnen auch gelungen, dass man als Leser mit ihnen mitfühlt, weshalb teilweise eine zarte Bindung zu den Personen entsteht.

Vor allem im Hinblick auf den Ersten Weltkrieg und seinen Verlauf werden historische Details eingebunden. Diese betreffen häufig Sylt, hier wird deutlich gezeigt, mit welchen Problemen und Ängsten die Bevölkerung zu kämpfen hatte. Sei es der Mangel an einigen Nahrungsmitteln, die Angst vor Angriffen oder das plötzliche Ausbleiben von Feriengästen, was für viele Bewohner die Überlebensgrundlage gebildet hat. Allerhand Themen werden angeschnitten und anschaulich dargelegt, sodass man sich einen Eindruck verschaffen kann, wie die Insulaner den Krieg erlebt haben.

Aber auch über manche Fortschritt im Kriegsgeschehen, Siege und Niederlagen werden wenige Details eingebunden, sodass man über den Kriegsverlauf immer gut informiert ist. Zudem ist es anhand der Zeitangabe vor neuen Kapiteln immer möglich, selbst darüber nachzudenken, inwieweit der Krieg mittlerweile fortgeschritten ist oder wie lange er noch dauern wird.

Als absolut traumhaft, wundervoll beschrieben und meist sehr einladend hat sich das Setting gestaltet. Es gibt detailreiche und farbenfrohe Beschreibungen der Landschaft, aber auch der Gebäude. Ich habe es sehr genossen, mir jeden einzelnen Handlungsort vorzustellen und mit den Figuren über die Insel zu stromern.

Außerdem finde ich es erwähnenswert, dass manche Orte stark im Zusammenhang mit bestimmten Stimmungen stehen. Diese bleiben teils durchweg gleich, teils verändern sie sich im Verlauf des Romans allerdings auch und damit erhalten manche Gebäude plötzlich eine ganz neue Aura, die sowohl negativer, als auch positiver Natur sein kann.

Auch bei den Protagonisten habe ich nichts zu meckern. Sie treten in einer recht überschaubaren Anzahl auf, haben Eigenheiten und herausragende Merkmale erhalten und sind in keiner Weise stereotyp. Egal ob ihm Spitznamen, ein wenig Dialekt oder hervorstechende Charakterzüge verliehen wurden: Ein jeder schafft es, sich aus der Masse hervorzuheben und mit seinen Taten, oft auch mit seinen Aussagen zu glänzen. Es entstehen richtige Typen, die die Handlung an den richtigen Stellen aufzulockern wissen, ihr aber auch den passenden Ernst verleihen.

Fazit

Ich hatte mit dem Buch sehr entspannte, unterhaltsame und schöne Stunden und mir ist es sehr leicht gefallen, mich auf die Geschichte einzulassen. Mir fällt absolut kein Punkt ein, der mir beim Lesen missfallen ist oder den ich als nicht rund und stimmig empfand. Es liegt eine schlüssige und solide Geschichte vor, die vor allem durch ihre stimmungsvolle Schreibweise und das unglaubliche Setting überzeugen kann. Als I-Tüpfelchen gibt es noch einige historische Details, sowie einen angenehm ruhigen Ton, der mit gezielten aufregenderen Szenen zu überzeugen weiß. Das alles lässt eine wunderbare und feine Geschichte entstehen, die mir sehr gut gefallen hat und auf deren Fortsetzung ich mich riesig freue!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

Donnerstag, 8. April 2021

Lesemonat März 2020

Hallöchen und Willkommen zu einem neuen Lesemonat!

Unglaublich, aber es ist tatsächlich schon wieder ein weiterer Monat vorbei. Und daher möchte ich euch gern nochmal zusammenfassen, wie mein buchiger März aussah. Ich habe gesamt sieben Bücher gelesen, wobei der Monat von Romanen bestimmt war, die im oder über ein Hotel handeln. Davon sind es vier Stück geworden, was mehr als die Hälfte ausmacht und jedes einzelne hatte seinen eigenen Reiz und war sehr unterhaltsam! Jedes einzelne Buch hat mir sehr gut gefallen, es gab für mich keine Enttäuschung, sondern ich bin sehr zufrieden mit den gelesenen Werken. Jedes einzelne behandelt unterschiedliche, abwechslungsreiche und interessante Themen und Persönlichkeiten, sodass letztendlich ein feiner Mix entsteht. Alle sieben Bücher waren Rezensionsexemplare und wurden mir freundlicherweise von den jeweiligen Verlagen zur Verfügung gestellt, was mich sehr glücklich gemacht hat! Insgesamt komme ich auf 3392 gelesene Seiten, was einen Tagesdurchschnitt von 109 Seiten pro Tag ergibt. Ich bin darüber doch ziemlich positiv überrascht darüber, irgendwie hatte ich mit einer geringeren Zahl gerechnet. 


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 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)

  (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)


 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)
 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)

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MarySophie

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