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Sonntag, 25. Oktober 2020

Rezension: Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre von Marie Lacrosse

Titel: Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
Autorin: Marie Lacrosse
Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 736 Seiten
Preis: 15,00 €
Erscheinungsdatum: 28.09.2020
ISBN: 978-3-442-20597-4
 
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Handlung

Wien in den 1880er-Jahren

So oft es Sophie von Werdenfels möglich ist, besucht sie ihren Onkel in seinem einladenden und gemütlichen Kaffeehaus. Die junge Dame schwärmt nicht nur von den zahlreichen Leckereien, die ihr Onkel Stephan anbietet, sondern hat auch selbst immer wieder neue Ideen für Kreationen. Und dort fühlt sich Sophie deutlich wohler als in ihrem Elternhaus, wo der Stiefvater mit strenger Hand über die Familie wacht und auf Regeln und Normen großen Wert legt. Bisher spielt die Liebe oder gar eine mögliche Ehe noch keine Rolle für Sophie, doch das ändert sich schlagartig, als sie Richard von Löwenstein, einen guten Freund des Kronprinzen Rudolfs, kennenlernt. Und bald vereint die Beiden auch die Sorge um ihre Freunde, allen voran um Mary, die beste Freundin von Sophie. Diese schwärmt stark für den Kronprinzen und ist überglücklich, als dieser mit ihr eine Affäre beginnt. Richard und Sophie betrachten dies kritisch und ahnen nicht, dass die Liebelei das Kaiserreich stark erschüttern wird...

Meinung

Auf dem Cover gibt es einiges zu entdecken und ich mag es sehr, wie diverse Details der Handlung eingebunden wurden. Die junge Dame erinnert mich direkt an Sophie, zudem finde ich es interessant, dass man anhand ihrer Person einen Eindruck von der gängigen Mode bekommt, die auf den ersten Blick sehr vielversprechend erscheint! Tatsächlich stört es mich diesmal auch nicht, dass man als Betrachter so offen ihr Gesicht sieht, es passt irgendwie und mir scheint es, als würde die Dame aufmerksam eine Szene beobachten.

Im Hintergrund sieht man ein schickes und einladendes kleines Café, welches verlockend wirkt und definitiv auf das Kaffeehaus von Sophies Onkel anspielt. Und auch die Schrift des Titels passt perfekt zu diesem Thema, sie ist in verschiedenen Braun-Tönen abgebildet, die natürlich direkt an Kaffee erinnert.Insgesamt ein stilvolles und rundes Cover, welches mir gut gefällt. Es ist auffallend und edel, das Buch liegt gut in der Hand und verspricht bereits eine große und spannende Geschichte!

Von Marie Lacrosse habe ich bereits ein paar Bücher gelesen, u.a. auch die Weingut-Trilogie, welche sehr empfehlenswert ist! Für mich stehen ihre Werke für perfekte und ausführliche Recherche, lebendige Protagonisten und authentische Szenen. Als ich die Ankündigung zu der neuen großen Saga gesehen habe, war ich vom ersten Moment an davon begeistert und habe mich direkt darauf gefreut. Und je näher der Erscheinungstermin gerückt ist, desto mehr habe ich davon gelesen und mein Interesse für den Roman ist immer gewachsen.
Freundlicherweise wurde mir das Buch vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich auch an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken möchte! Und ich war tatsächlich überrascht, wie viele Seiten der Roman beherbergt, das hatte ich wirklich nicht auf den Schirm und ich habe mich auf viele schöne Lesestunden damit gefreut!

Noch vor dem Lesen fallen direkt einige Details ins Auge, die viele Hintergrundinformationen bieten. Zuerst gibt es eine wunderbare und passende Gestaltung der Buchinnenseiten, es wird ein Rezept vorgestellt, dass im Roman immer wieder Erwähnung findet und bei der Wiener Gesellschaft sehr beliebt ist. Zudem sind auch noch die anderen beiden Teile zu sehen, die Vorfreude auf die Fortsetzungen wird also auch direkt angeregt!

Weiterhin wurden noch vor dem Beginn der Handlung drei Karten abgedruckt, anhand derer man nicht nur einen Eindruck von den Grenzen in den 1880er-Jahren bekommt, sondern es gibt auch einen Stadtplan von Wien, wo viele Handlungsorte eingetragen wurden. Anhand derer kann man Wege nachverfolgen und sich einen genaueren Eindruck dessen machen, in welcher Himmelsrichtung und Ecke man sich gerade befindet. Ich hatte diese Karte schon eingangs ausführlich studiert und sie auch während des Lesens immer mal wieder betrachtet, ich mochte es sehr, wie man mit den Protagonisten durch die Stadt schlendert und wie man immer schauen kann, welche Straßen sie gerade nehmen könnten. Also ein sehr passendes und hilfreiches Detail, welches ich sehr gerne mag!

Danach folgt ein umfangreiches Personenverzeichnis, in dem die Protagonisten nicht nur vorgestellt werden, sondern man kann auch auf einen Blick erkennen, wie viele historisch belegte Menschen auftreten. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie hervorragend es der Autorin gelungen ist, ein stimmiges und dynamisches Zusammenspiel von fiktiven und realen Figuren zu erarbeiten. Ein jeder wurde gleich behandelt, hat ein eigenes und ausdrucksstarkes Wesen erhalten und wirkte einzigartig. Kein einziger kommt als stereotyp daher, viele zeigen mehrere Gesichter und häufig, gerade bei den jüngeren Figuren, erlebt man eine interessante Wandlung mit.

Ich muss aber gestehen, dass ich mir im Personenverzeichnis erst einmal nur wenige Namen angeschaut habe, sonst wäre ich an der Fülle verzweifelt und hätte viele Namen nicht auseinanderhalten können. So habe ich die Auflistung immer nur dann genutzt, wenn ich eine kleine Hilfe brauchte und bin auf diese Weise ohne Probleme durch die Geschichte gekommen. Kurz gesagt: Das Personenverzeichnis war wirklich angebracht, mir hat es viele Male geholfen und ich bin sehr froh, dass es mit abgedruckt wurde!

Und nun beginnt auch die Handlung, welche mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen hatte. Ich empfand die Geschichte als sehr spannend und unterhaltsam, zugleich mochte ich es sehr, wie viele Fakten und Persönlichkeiten aufgetreten sind. Immer wieder wird man als Leser mit neuen Wendungen überrascht, für mich waren folgende Ereignisse nur sehr selten vorhersehbar und manche Aspekte zogen sich wie ein roter Faden durch den Roman.

Es gibt eine ganz wundervolle und locker lesbare Schreibweise, die ansprechend ist,sich flüssig lesen lässt und nicht zu einfach ist. Immer wieder werden historische Begriffe genutzt, die eine angenehme Authentizität vermitteln und einen Eindruck von der damaligen Sprache vermitteln. Falls dem Leser diese unbekannt sind, gibt es am Ende des Buches ein Glossar, in dem zahlreiche Wörter kurz erklärt werden und man so den Sinn vermittelt bekommt.Viele Szenen konnte ich mir richtig gut vorstellen, es herrscht oft eine bildhafte Sprache vor, die stark mit Stimmungen verbunden ist. Je nachdem, wie die Stimmung an einem jeweiligen Ort oder in einer Situation ist, desto bunter oder gedeckter, schemenhafter oder hervorstechender, war die Schreibweise ausgerichtet und hat den ersten Eindruck häufig noch einmal verstärkt.

Nach und nach merkt man, wie sich die Spannung immer weiter verstärkt und mit zunehmender Handlung kann man auch erst erahnen, später ziemlich bestimmt sagen, welches Drama den Höhepunkt der Geschichte darstellt. Ich mag es sehr, wie man dies genau verfolgen kann und wie es teilweise so scheint, als könnte die Tragödie doch noch abgewendet werden. Durch den stetigen Spannungsanstieg wollte ich das Buch noch weniger aus der Hand legen und u.a. zählt dieser Punkt auch zu den Gründen, weshalb ich die gut 730 Seiten innerhalb von knapp vier Tagen ausgelesen hatte.

Und mir hat es auch richtig gut gefallen, wie die Spannung selbst dann nicht weg war, als das Ereignis eingetreten ist, mit dem ich dann schon einige Zeit gerechnet hatte. Auch hier gestaltet sich die Handlung immer noch als sehr interessant und reizvoll, schließlich gibt es Folgen, von denen man nochmals überrascht wird. Zumindest, wenn man sich in der österreichischen Kaiserfamilie nicht so gut auskennt, was bei mir der Fall ist. Mir sind zwar einige Namen und Eigenarten bestimmter Personen bekannt, doch ansonsten konnte ich mein Wissen stark erweitern und bin auf die weitere Darstellung in den Fortsetzungen sehr gespannt!

Nicht in jeder Szene gibt es eine Stimmung, die an den Leser übermittelt wird, dies findet nur während ausgewählten und meist wichtigen Kapiteln und Abschnitten statt. Mir hat dies so vollkommen ausgereicht, die Stimmungen waren nicht zu knapp, aber auch nicht zu großzügig bemessen und haben viele Szenen noch einmal ansprechender und interessanter gemacht. Ich finde auch, je mehr die Handlung auf ihren Höhepunkt zusteuert, desto mehr verstärken sich die Emotionen, die teils an den Leser übermittelt werden.

Man kann wunderbar mit den Protagonisten mitleiden und sich mitfreuen, häufig habe ich auch eine Verzweiflung gespürt, die teils von den Situationen und Protagonisten ausgestrahlt wurde. Es gibt also verschiedene Emotionen, die vermittelt werden und dies trägt dazu bei, dass der Roman noch ansprechender wirkt und ich ihn noch weniger aus der Hand legen wollte.

Bei den Romanen von Marie Lacrosse kann man sich wirklich immer auf eine ganz wunderbare und ausführliche Recherchearbeit verlassen. Und genau das hat sie auch bei diesem Buch wieder gezeigt, man merkt an unglaublich vielen Textstellen, wie gut sie sich mit Quellen auseinandergesetzt hat, um am Ende eine runde Geschichte niederzuschreiben. Man merkt mit zunehmender Handlung, wie alle Rädchen nach und nach ineinandergreifen und sich die Erzählstränge immer mehr verbinden.

Von der österreichischen Kaiserfamilie sind mir zwar die Namen bekannt und ich habe sicherlich auch irgendwann in meinem Leben die berühmten Sissi-Verfilmungen gesehen. Doch ich muss ehrlich zugeben, dass danach auch schon mein Wissen aufhört. Dementsprechend war vieles, was ich in dem Roman gelesen habe für mich vollkommen neu und es prasselten viele Informationen auf mich ein. Trotzdem hatte ich an keiner Stelle im Roman Probleme, das gerade Gelesene zu verarbeiten und mich auch später noch daran zu erinnern. Alles war schlüssig und eingängig erklärt und das Buch eignet sich auch perfekt für Menschen, die sich mehr Unterhaltung als Fakten wünschen. Es wurde ein gelungenes Maß an Fakten und fiktiven Ereignissen gefunden, sodass verschiedene Leser von dem Buch angesprochen werden!Am Ende des Romans gibt es ein ausführliches und erklärendes Nachwort, in dem einige Punkte nochmals aufgegriffen und näher darauf eingegangen wird. Zudem verliert die Autorin noch ein paar Worte über die Recherche und die vorhandenen Quellen, sowie Punkte, in denen sich Geschichtsforscher nicht ganz einig sind und weshalb sie die Variante gewählt hat, die im Buch abgedruckt ist. Durch das Lesen des Nachworts habe ich die Geschichte noch einmal Revue passieren lassen und habe viele Punkte noch besser verstehen können. Finde ich richtig gut, dass es eingebunden wurde und so ausführlich ausfällt.

Es gibt verschiedene Handlungsorte, es gibt viele Szenen in traumhaften Palais und Räumen, aber auch in einfacheren Zimmern oder in der Natur. Auf diese Weise wird es nie langweilig und mir hat es immer wieder Spaß gemacht, mir gerade die herrschaftlichen oder repräsentativen Räume vorzustellen. Diese werden stark gezeichnet und ich hatte direkt ein Bild vor Augen und einen Eindruck davon, wie die Einrichtung aussehen könnte und mir ist es auch nicht schwer gefallen, mir vorzustellen, wie die Protagonisten dort agieren und leben.

Oft sind die Settings mit Stimmungen vereint, wenn die Stimmung bedrückter ist, erscheint auch der jeweilige Handlungsort gleich viel dunkler und kälter. Dies habe ich immer besonders im Zusammenhang mit einigen Personen wahrgenommen, u.a. bei Sophias Stiefvater oder dem Kronprinzen Rudolf. Und natürlich wirkten die Orte gleich viel freundlicher, wenn man merkte, das positive Szenen beschrieben werden oder es freudige Nachrichten gibt.

Bei den Protagonisten gibt es ein sehr gelungenes Zusammenspiel zwischen realen und fiktiven Personen. Sie haben alle dieselbe starke und ausdrucksvolle Zeichnung erhalten, keiner tanzt aus der Reihe, egal, wie häufig oder selten er auftritt. Kein Wesen wurde stereotyp gehalten und ein jeder sticht aus der Menge an Protagonisten durch Charaktereigenschaften und Züge heraus. Es gibt also eine bunte Mischung, die mir sehr gut gefallen hat. Und mir hat auch gefallen, wie viele Menschen mit unterschiedlichen Ambitionen und Zielen auftreten. Viele entstammen aus verschiedenen sozialen Schichten und symbolisieren die vielfältige Bevölkerung.

Fazit

Ich habe schon einige Romane von Marie Lacrosse gelesen und bisher hat mir jedes richtig gut gefallen. Doch ich weiß nicht genau, was sie hier anders gemacht hat. Irgendwie spielt es nochmal auf einem andere, besseren und höheren Level und ich kann frohen Herzens sagen, dass mir dieser Roman von ihr bisher am besten gefallen hat. Einfach alles hat gestimmt. Es gibt ein gelungenes und perfekt harmonierendes Zusammenspiel von fiktiven und historischen Persönlichkeiten, die Geschichte ist spannend, immer wieder werden historische Fakten eingestreut, die stets in einem sehr angenehmen Maße vorkommen. Die Sprache ist toll und lädt dazu ein, den Roman nicht aus der Hand legen zu wollen. Ich bin vollkommen zufrieden, habe nichts zu meckern und spreche eine große Leseempfehlung aus! Nach dem Nachwort und dem Einblick in Band zwei, den es am Ende des Buches gibt, freue ich mich nun schon riesig auf die Fortsetzungen!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Diese Reihe der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:
 
 

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Rezension: Das Fest der kleinen Wunder von Ulrike Renk

Titel: Das Fest der kleinen Wunder
 Autorin: Ulrike Renk
 Verlag: Rütten und Loening Berlin
Seitenzahl: 240 Seiten
Preis: 12,00 €
Erscheinungsdatum: 14.09.2018
 ISBN: 978-3-352-00915-0 

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Handlung

 
Ostpreußen, Winter 1925
 Für Frederike steht der letzte Winter auf Gut Fennhusen bevor, im nächsten Jahr beginnt sie die höhere Töchterschule und muss dafür in eine andere Stadt ziehen. Umso mehr genießt sie die bevorstehende Herbst- und Winterzeit und saugt jeden einzelnen Moment in sich auf: die Ausritte mit ihrem Pferd, den ersten Schnee, die große Jagd und die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest. Es könnte alles perfekt sein, wäre da nicht ein kleiner Wermutstropfen: Caramell, ihr Lieblingspferd möchte sich nicht mehr reiten lassen und scheint immer aggressiver auf Menschen zu reagieren. Als der Besitzer eines benachbarten Gutes auftaucht und die Stute kaufen will, überlegt ihr Stiefvater ernsthaft, auf den Deal einzugehen. Frederike hofft auf ein Weihnachtswunder...

Meinung

Ich finde das Cover in Ordnung, vor allem passt es zu perfekt zu der Handlung. Im Vordergrund ist eine Dame zu sehen, die sehr schick und der Mode um 1925 entsprechend gekleidet ist. Ihre Haltung und die Kleidung wirken sehr fein und edel, man kann sich bei ihrem Anblick schon ein wenig denken, dass sie aus einer wohlhabenderen Familie kommt. An ihr habe ich mich bei der Darstellung Frederikes orientiert. Mich stört ein wenig, dass sie dem Betrachter ihr Gesicht so offen zuwendet, davon bin ich nur ganz selten ein Freund, hier mag ich es leider nicht.

Im Hintergrund gibt es eine weite Landschaft, die voller Schnee ist und einem wahren Winterparadies entspricht. Dazu sind zwei Pferde zu sehen, hier wird eindeutig auf die Geschichte Bezug genommen. Am oberen Rand ist noch ein Mistelzweig zu sehen, dieser füllt den Platz dort perfekt aus und passt sehr gut zu der weihnachtlichen Handlung. Insgesamt ein nettes und schön anzusehendes Bild, welches mir, bis auf die Darstellung der Dame, mit ihrem so sichtbaren Gesicht, gut gefällt.

Im September hatte ich ja schon einmal einen winterlichen Roman aus dem Aufbau Verlag vorgestellt, welcher mich Anfang des Jahres ganz überraschend erreicht hat. In dem Paket war außerdem dieser kleine Weihnachtsroman von Ulrike Renk und ich hatte bereits auf Instagram gepostet, dass ich mir fest vorgenommen habe, auch diesen noch vor Weihnachten zu lesen. Und jetzt war es Zeit dazu, ich hatte sehr viel Lust auf die Geschichte und war auf einen ersten Eindruck der Charaktere gespannt, die auch in der Ostpreußen-Saga vorkommen, eine Reihe, die ich mir letztens erst gekauft habe.

Vor dem Beginn der Handlung gibt es eine Auflistung der handelnden Personen. Das ist ja eh etwas, was ich immer richtig gerne mag und hier fand ich es wirklich angebracht. Nicht mal unbedingt wegen den Namen, sondern eher wegen den zahlreichen Dienstboten, die auf Fennhusen angestellt sind. Den anhand eines schnellen Blickes in das Personenverzeichnis hat man wieder sofort im Gedächtnis, welche Person welche Rolle einnimmt und für was sie auf dem Gut verantwortlich sind. Und weil ich es immer mag, wenn die Dienstboten oft auftreten und man dadurch das Zusammenleben mit der Herrschaft nachvollziehen kann, war ich umso gespannter auf die Geschichte.

Im Grunde wurde der Roman recht kurzweilig gehalten. Die Kapitel erzählen jeweils einzelne Episoden, die stets unterhaltsam sind und entweder einen Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest oder einen Einblick in die Tätigkeiten verschiedener Personen geben oder die für die kommende Handlung von Bedeutung sein könnten. Es gibt an keiner Stelle irgendwelche Längen und ich hatte auch nie das Gefühl, das eine Szene zu viel oder zu wenig vorhanden war. Im Gegenteil: alles hat gepasst und es entsteht am Ende eine runde und in sich geschlossene Geschichte, die wunderbar für ein paar schöne Lesestunden geeignet ist und die gleichzeitig auch viel Lust auf die Ostpreußen-Saga macht!

Anfangs ist mir der folgende Punkt gar nicht so aufgefallen, später hat sich dafür der Eindruck verstärkt. Ich bin nicht so ein großer Fan von dem Schreibstil. Er hat mir zwar trotzdem ein flüssiges und angenehmes Lesen ermöglicht und ich konnte mir die Szenen hervorragend vorstellen. Aber ich konnte mich damit nicht wirklich anfreunden. Manchmal wirkten mir die Ereignisse zu hektisch geschildert, bei manchen Sätzen hatte ich das Gefühl, dass sie sich wiederholen und man ihn schon einmal so in dem Roman lesen konnte. Dadurch hatte ich ab und an das Gefühl, dass es einige Wiederholungen gab. Ich war nicht ganz glücklich mit dem Schreibstil, obwohl ich trotzdem überraschend gut und flüssig durch die Handlung gekommen bin.

Was ich manchmal als sehr interessant, manchmal als etwas zu langatmig und ausführlich empfand: die Speisepläne, die regelmäßig vorgestellt wurden. Zwar erhielt man so einen Einblick auf typische Gerichte für die Region oder für Menschen, die mit der Landwirtschaft und Viehzucht ihren Lebensunterhalt bestreiten. Vieles davon war mir unbekannt, doch mich hat es nicht unbedingt zwingend interessiert, was tagtäglich auf dem Tisch stand und welche Gerichte für die folgenden Tage geplant waren.Oft wird ein ostpreußischer Dialekt genutzt, den vor allem die Dienstboten nutzen. Ich mochte dies sehr gerne, es bringt nicht nur Authentizität in den Roman, sondern auch Bodenständigkeit und es ist ein nettes Detail. Zudem wurde die Waage zwischen Hochdeutsch und Dialekt wirklich gut getroffen, es entsteht am Ende eine bunte Mischung und an vielen Stellen wird die Handlung dadurch leicht aufgelockert. Und auch als Leser, der mit Dialekten nicht so vertraut ist, kann man der Handlung gut folgen und ich hatte nie Probleme damit, den Sinn von Aussagen zu erkennen. Der Lesefluss wird also definitiv nicht negativ beeinflusst und ich finde es richtig gut, dass die ostpreußische Mundart so stark mit einbezogen wurde.

Man erlebt alle Geschehnisse aus der Sicht von Frederike mit. Sie agiert eindeutig als Hauptperson und sie ist außerdem der einzige Protagonist, wo man direkte Einblicke in die Gedanken-, aber auch Gefühlswelt bekommt. Dadurch baut man als Leser zu ihrem Wesen die stärkste Bindung auf und ihr Charakter erscheint am Ende am vertrautesten. Zudem liest man häufig von ihrem Tagesablauf, den Aufgaben und Erziehungsmaßnahmen, was ich wirklich interessant fand und mir vorher ziemlich unbekannt war.

Als Setting dient das Gut Fennhusen, sowie das dazugehörige traumhafte Umland. Hier kann die Geschichte stark punkten, die Landschaft lädt sehr zum Träumen ein und versprüht ihren ganz eigenen Charme. Es gibt wundervolle Beschreibungen von ihr und ich habe es sehr genossen, mir die Gegend, mitsamt dem Gutshof vorzustellen. Und gerade die winterlichen Beschreibungen mit allerhand Schnee und einer unendlichen Weite waren sehr verlockend und lassen die Freude auf die Winterzeit wachsen.

Es gibt eine Vielzahl an Protagonisten die alle Eigenarten und besondere Charakterzüge erhalten haben. Sie haben Wiedererkennungsmerkmale erhalten, die sie einzigartig wirken lassen und aus denen man herauslesen kann, wie viele Gedanken sich die Autorin um jeden Einzelnen gemacht hat. Mir gefällt besonders die Dynamik und das Zusammenspiel zwischen Herrschaft und Dienstboten, man merkt, dass der Umgang respektvoll ist und man sich gegenseitig schätzt.

Fazit

Ich mochte die Geschichte wirklich gerne und freue mich nun sehr auf die Ostpreußen-Saga, die, wie ich schon erwähnt hatte, bereits in meinem Regal steht und darauf wartet, gelesen zu werden. Mir waren die Protagonisten sympathisch, ich mochte das Setting sehr und mir haben die Einblicke in zahlreiche verschiedene Arbeiten und Abläufe in einem Gutshaus sehr gefallen. Hier konnte ich viel neues lernen und ich war sehr froh darüber, dass man auch kleine Einblicke in das Leben der Dienstboten erhält.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich, für den ich auch einen halben Stern abziehen werde. Mir zunehmender Handlung sind mir öfter Wiederholungen bei der Sprache aufgefallen und manche Sätze scheinen sich gedoppelt zu haben. Zudem wurden mir manche Abschnitte etwas hektisch beschrieben, bei diesen hätte ich mir mehr Ruhe gewünscht. Ansonsten habe ich nichts zu beanstanden und ich fand die Einblicke in Frederikes Leben sehr interessant. Ich kann das Buch wirklich empfehlen, es beherbergt eine niedliche kleine Geschichte, die sich sehr gut dafür eignet, in einem Rutsch gelesen zu werden!

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für den Gewinn beim Adventskalender 2019!
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Montag, 19. Oktober 2020

Rezension: Weihnachten am Ku'damm von Brigitte Riebe

Titel: Weihnachten am Ku'damm
Autorin: Brigitte Riebe
Verlag: Rowohlt Verlag
Seitenzahl: 160 Seiten
Preis: 4,99 € (E-Book)
Erscheinungsdatum: 13.10.2020
EAN: 9783644008779 
 
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Handlung

Berlin 1946

Die Bevölkerung ist zwar erleichtert, dass der Zweite Weltkrieg endlich vorbei ist, muss aber noch immer in vielen Belangen zurückstecken. Und als hätten es die Menschen nicht schon schwer genug, ist dieser Winter besonders kalt, es wird nicht nur von einem Jahrhundertwinter, sondern auch von einem Hungerwinter gesprochen.Auch die Familie Thalheim, denen vor dem Krieg ein großes und bekanntes Kaufhaus gehört hat, muss schauen, wie sie sich das Weihnachtsfest so schön wie möglich gestalten können. Sie haben zwar mittlerweile ein kleines und einfach eingerichtetes Modehaus am Savignyplatz eröffnet, doch von dem einstigen Reichtum und Ansehen sind sie noch weit entfernt. Zufällig findet Rike eines Abend den kleinen Erich vor dem Geschäft und nimmt sich kurzerhand dem Kinde an. Er ist halb verhungert, friert und trägt einfache, nicht sehr wärmende Kleidung. Ihr Ziel, und das ihrer Familie ist es nicht nur, den Jungen wieder aufzupäppeln, sondern ihm auch ein so schönes Weihnachtsfest zu bieten, wie es zu den Zeiten möglich ist.

Meinung

Ich mag das Cover recht gerne. Es ist stimmungsvoll und erscheint anhand der warmen Farben als sehr einladend und ansprechend. Im Vordergrund ist eine Dame mit einem Kind an der Hand zu sehen, nach der Lektüre kann ich mir sehr gut vorstellen, wer damit gemeint sein könnte. Sie sind der damaligen Mode entsprechend gekleidet und laufen im Schnee zielstrebig auf Gebäude zu, die im Hintergrund zu sehen sind.

Das restliche Bild wurde in einem zarten Beige gehalten und erscheint schlicht und sehr passend zur Szenerie. Und es gibt auch einen Zusammenhang zu den restlichen Büchern der Ku'damm-Reihe. Dies findet sich in der Darstellung des Titels, der in einem Rechteck abgedruckt wurde. Der Hintergrund dessen ist ein weihnachtlich-festliches Rot und gibt dem Cover einen Hingucker. Insgesamt ein schönes Bild, welches gut zu der Reihe und der Handlung passt.

Ich habe bereits alle drei Bände der Ku'damm-Reihe gelesen und ein jeder hat mir gut gefallen. Ich empfinde die Reihe als sehr empfehlenswert und habe die Lektüre eines jeden Einzelnen sehr genossen. Nun zu lesen, dass es noch einen Zusatzband geben wird, der noch dazu zur für mich schönsten Jahreszeit spielt, hat direkt mein Interesse geweckt. Nicht nur auf ein Wiedersehen mit den bekannten Protagonisten habe ich mich gefreut, sondern ich empfinde es als spannend und interessant, von Kriegs- und Nachkriegsweihnachten zu lesen. Das gibt mir immer noch mal einen anderen Blick auf das Fest und gibt lebendige Eindrücke, wie die Menschen es früher geschafft haben, mit einfachen Mitteln ein paar schöne Tage zu verleben. Und gerade in der Handlungszeit, 1946, wird dies nicht immer einfach gewesen sein, wie man auch im Roman nachlesen kann.

Auf jeden Fall stand für mich fest, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte und habe vom Rowohlt Verlag freundlicherweise das E-Book zugeschickt bekommen, wofür ich mich auch hier noch einmal ganz herzlich bedanken möchte!

Meiner Meinung nach gab es einen direkten und angenehmen Start in den Roman. Ich hatte absolut keine Probleme und fand es gut, dass es nicht erst seitenlange Erklärungen und Vorgeplänkel gab. Das wäre bei dem knapp 160 Seiten zu viel des Guten gewesen und mir sind schon nach wenigen Sätzen bereits wieder viele Details aus den anderen Teilen eingefallen.

Doch ich denke auch, dass man das Buch gut ohne die Vorkenntnisse lesen kann. Vieles wird kurz und knapp erläutert, manches bleibt ein wenig vage und gibt Platz zum Spekulieren. Und natürlich würde in diesem Falle das Interesse angeregt werden, die anderen drei Bände rund um die drei Schwestern der Familie Thalheim zu lesen!Und auch mit der verwendeten Sprache hatte ich null Probleme. Sie war einfach gehalten, hatte teilweise einen kleinen Hauch von Dialekt und erschien dadurch sehr authentisch. Ich bin mit dem Lesen sehr flott vorangekommen und hatte den Roman innerhalb weniger Stunden ausgelesen. Die Geschichte eignet sich also perfekt für einen kalten Nachmittag oder Abend, man kann es sich damit gemütlich machen und eine Zeit vollkommen in die Welt von 1946 eintauchen.

Es gibt einen allwissenden Erzähler, der nicht nur einen guten Blick auf die Charaktere bietet, sondern die Szenen mit lebendigen Worten wiedergibt und so dazu beiträgt, dass man als Leser gerne weiterliest. Dabei merkt man als Leser auch, dass er immer nur so viel verrät, wie er gerade möchte und es im Folgenden noch einige Überraschungen geben wird. Dies lässt sich entweder aus manchen Sätzen herauslesen oder es gibt direkte Andeutungen, so wird z.B.: ein bestimmter Sachverhalt immer wieder erwähnt und man kann sich als Leser bereits denken, dass hierzu noch etwas kommen wird.

Im Verlauf der gut 160 Seiten vergehen nur wenige Wochen, was ich als vollkommen ausreichend empfand. Die Geschichte setzt eine Woche vor Weihnachten ein und endet mit Silvester. Ich mag diese kurze Zeit, die hier erzählt wird, es können keine Längen entstehen und es gibt eine prägnante Beschreibung von Situationen und Gesprächen. Man ist als Leser immer top informiert, die Handlung wird aber auch nicht ins Unendliche gezogen. Und viele Momente drehen sich um das Hauptthema: den Hungerwinter 1946 und das Weihnachtsfest.

Mir hat durchweg die Stimmung gefehlt. Nicht nur die Stimmungen der Protagonisten waren mir teils zu schwach, sondern auch eine festliche oder weihnachtliche Stimmung habe ich nie wahrgenommen. Zudem habe ich leider an keiner Stelle mit den Protagonisten mitgefühlt oder mich groß mit ihnen gefreut oder mit ihnen gelitten. Das war mir wirklich ein bisschen zu schwach und hätte für meinen Geschmack stärker sein können. Mir ist zwar auch klar, dass in diesem Winter andere Dinge, allen voran das Überleben eine große Rolle gespielt haben aber ein wenig mehr hatte ich stimmungsmäßig schon erwartet.

Im Gegensatz dazu hat es mir richtig gut gefallen, wie der Hungerwinter mit unglaublich eingängigen und bildhaften Worten beschrieben wurde. Ich kann mich kaum entsinnen, über dieses Thema viele Romane gelesen zu haben und empfand die Darstellung hier als unglaublich gut. Man konnte sich recht gut von der Situation ein Bild machen, bekam allerhand Informationen über fehlende Güter, die man heutzutage als selbstverständlich ansieht, man lernt Nachbarschaftshilfe noch einmal von einem komplett anderen Standpunkt kennen und erlebt mit den Thalheims zusammen ein ganz besonderes Weihnachten. Mir hat es sehr gut gefallen, wie lebendig die Wochen beschrieben wurden und wie viele Details zwischen die Buchdeckel gepackt wurden!

Ich weiß nicht, ob es vielleicht ein wenig beabsichtigt wurde: Jedes Setting hatte für mich irgendwie ein sehr tristes und trostloses Auftreten. Ich habe es mir nur in weißen, grauen und schwarzen Tönen vorstellen können, die Zimmer und Gebäude wirkten eisig und abstoßend. Wie gesagt, vielleicht ist es Absicht, um die Situation noch mehr zu verdeutlichen, mir war das Setting etwas zu grau und düster. Gerade die weihnachtliche Stube der Thalheims hätte ein wenig mehr Farbe gut vertragen!

Zu guter Letzt noch einige Worte zu den Protagonisten. Viele der Personen sind bereits aus der Ku'damm-Reihe und hierbei natürlich aus dem ersten Band bekannt. Lediglich drei der Personen tauchen erstmals auf und nehmen in der Geschichte eine wichtigere Rolle ein. Was alle Charaktere gemein haben: sie sind sich treu geblieben und haben alle unterschiedliche und auf einen jeden Menschen zugeschnittene Wesen erhalten. Dadurch gibt es ein starkes und ansprechendes Auftreten und hier kann der Roman viele Pluspunkte sammeln. Kein Protagonist gleicht dem anderen, sie haben eigene Vorstellungen vom Leben und über die Moral und zeigen häufig, dass sie das Herz am rechten Fleck haben. Es gibt eine gute Auswahl, jeder vertritt seinen Standpunkt und obwohl recht wenige Personen auftreten, wird doch ein gutes Bild der Gesellschaft vermittelt.

Fazit 

Ich fand die Lektüre des Buches sehr angenehm, es handelt sich hierbei um eine interessante und gut zu lesende Geschichte. Es gibt einige historische Fakten und der Hungerwinter wird eindrucksvoll und mit starken Worten beschrieben. Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit der Familie Thalheim gefreut und hatte schöne Lesestunden. Trotzdem muss ich leider die für mich fehlende Stimmung, sowie das etwas eintönige Setting bemängeln. Das war für mich einfach nicht perfekt und ansprechend, ab und an hat es mich etwas beim Lesen gestört und hier ist noch ein wenig Verbesserungsbedarf. Nichtsdestotrotz möchte ich den Roman empfehlen. Allein für die anschaulichen Beschreibungen der Situation nach dem Krieg ist es das Büchlein wert, gelesen zu werden. Und auch die Geschichte ist reizend und hat ihren Charme, welcher mich nicht ganz erreicht hat. 

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Freitag, 16. Oktober 2020

Rezension: Schwestern fürs Leben von Sybille Schrödter

Titel: Schwestern fürs Leben
Autorin: Sybille Schrödter
Verlag: Droemer Taschenbuch
Seitenzahl: 496 Seiten
Preis: 14,99 €
Erscheinungsdatum: 01.10.2020
ISBN: 978-3-426-30816-5
 
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Handlung 

Zum Weihnachtsfest des Jahres 1919 herrscht im Hause der Familie Danneberg eine bedrückte Stimmung. Der Sohn und Erbe des Rumhauses ist im Krieg gefallen, einen Nachfolger gibt es in der Familie nicht. Zumindest nach Ansicht des Vaters Danneberg. Für ihn ist es keine Möglichkeit, dass seine Töchter die Leitung eines Tages übernehmen werden, obwohl gerade die Älteste großes Interesse für die Firma hat. Und trotzdem gibt Lene nicht auf und kämpft für ihre Ziele. Genau wie ihre Schwestern, die alle einen Traum haben und an diesem festhalten. Und dies, obwohl die Wünsche vom Vater missbilligt werden und die Welt immer mehr auf eine Katastrophe zurast...

Meinung 

Ich mag das Cover recht gerne, vor allem die verblassten Farben im Zusammenhang mit dem strahlenden Blau des Titels haben ihren ganz eigenen Charme. Es werden vier Damen gezeigt, alle der damaligen Mode entsprechend gekleidet und es wird bereits auf den ersten Blick sichtbar, welch unterschiedliche Wesen sie haben. Manche wirken locker und aufgeweckt, die Dame ganz links hingegen erscheint mir etwas ernster und mehr auf die Normen der damaligen Zeit bedacht. Ich erkenne in den Damen die vier Hauptprotagonistinnen wieder. In Gedanken habe ich auch schon für mich beschlossen, wer wer sein könnte und mir hat die Darstellung dabei geholfen, mir von den Damen ein Bild zu machen, so hatte ich direkt ein Gesicht vor Augen. Zudem erhascht man anhand des Cover einen Eindruck von der Mode und vom Stil der Handlungszeit, was ich sehr passend finde. Insgesamt also ein stimmiges und schönes Bild, welches viel Charme hat und mir gut gefällt!

Mir ist der Roman erstmals in der Verlagsvorschau aufgefallen. Und wie jedes Buch, welches ich ansprechend finde, ist auch dieses erst einmal auf meine Wunschliste gewandert. Als ich mir vor kurzem die Inhaltsangabe wiederholt durchgelesen habe, hatte ich immer noch einen positiven Eindruck von der Geschichte, mir gefällt die Handlungszeit sehr gut und ich war gespannt darauf, wie die Schwestern ihre Wege gehen, welche Ziele sie haben und wie die Dynamiken innerhalb der Familie Danneberg sind. Aus diesem Grund bin ich sehr dankbar dafür, dass ich vom Verlag ein Rezensionsexemplar erhalten habe und mir selbst ein Bild von dem Roman machen konnte. Zudem war es für mich meines Wissens nach eine Premiere, ich glaube, dass ich zuvor noch keinen Roman gelesen habe, der in dem wunderschönen Flensburg spielt.

Ich empfand es als sehr hilfreich, dass noch vor dem Start der eigentlichen Handlung ein Personenverzeichnis abgedruckt wurde. Nicht, dass es eine unglaubliche Fülle an Protagonisten gibt, vielmehr hatte ich anfangs einige Probleme damit, die Schwestern Danneberg auseinanderzuhalten. Sie werden oft mit ihrem Spitznamen angesprochen und ich brauchte einige Zeit, um diese immer sofort der richtigen Person mit ihren jeweiligen Ambitionen zuzuordnen. Hier hat mir ein Blick auf diese Liste immer direkt geholfen und irgendwann hatte ich dann gar keine Probleme mehr mit der Wiedererkennung. Für mich war das Personenverzeichnis also ein hilfreiches und passendes Detail, das ich nicht missen wollen würde!

Der Start in den Roman fiel mir leider nicht so leicht, wie ich erwartet hatte. Das lag wahrscheinlich an der Fülle von Personen und Informationen, die auf den ersten Seiten auf den Leser einprasseln, ich musste mir wirklich Zeit nehmen, um das Gelesene in einen stimmigen und passenden Zusammenhang zu bringen. Und irgendwann war die erste Informationsflut erschöpft und nach den ersten knapp 50 Seiten waren alle kleinen Problemchen vollkommen weg und ich konnte mich auf die Geschichte einlassen. Und mit zunehmender Handlung hat mich diese immer mehr in ihren Bann gerissen und ich wollte einfach nur weiterlesen und wissen, wie sich die Geschehnisse weiterentwickeln und wie die Protagonisten die politischen Veränderungen wahrnehmen.

Ich hatte an keiner Stelle des Romans mit der Schreibweise irgendwelche Probleme. Sie war einfach gehalten und erhält durch zahlreiche Informationen über die Politik und die Entwicklung Deutschlands einen angenehmen Anspruch. Ich konnte das Buch flüssig und problemlos lesen und empfand die Handlung mit der Zeit als immer spannender. Die einzelnen Kapitel greifen immer mehr ineinander, verbinden sich teils und lassen am Ende so einen stimmigen Roman entstehen, der ansprechend ist und eine sehr tiefgehende Geschichte beherbergt.

Ich muss aber sagen, dass mir manche Verwicklungen schon ein wenig zu viel waren, ich weiß aber gerade nicht, wie ich dies näher erläutern kann, ohne der Handlung etwas vorweg zu nehmen. Manche Begegnungen waren vielleicht ein wenig zu vorhersehbar, wenn man diverse Details bereits kennt.

Es gibt eine Unterteilung in drei Teile, wobei stets ein Zitat beigefügt wurde, welches auf die folgende Handlung passt, wie die Faust aufs Auge. Zudem wird noch genannt, welche der Damen im Folgenden zu Wort kommt.

Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der die Handlung auf eine lebendige und authentische Art und Weise erzählt. Dabei gibt es immer wieder Anmerkungen, woraus sich schließen lässt, dass er mehr weiß als der Leser. Und diese Geheimnisse werden nach und nach aufgelöst und am Ende ist zumindest bei mir keine Frage offen geblieben. Es wurde alles beantwortet und es liegt ein rundes Werk vor, welches auch gut als alleiniger Band dasteht. Und trotzdem bin ich froh, im Nachwort gelesen zu haben, dass es eine Fortsetzung geben wird. Den irgendwie bin ich noch nicht ganz dazu bereit, die Protagonisten zu verlassen, sie sind mir mit der Zeit doch ziemlich ans Herz gewachsen und ich finde es schön, dass es mehr von ihnen zu lesen geben wird!

Es gibt einen Prolog aus dem Jahre 1910, die Haupthandlung startet 1919 und endet mit dem Kriegsende 1945. In diesen 26 Jahren begleitet man als Leser die Damen der Familie Danneberg, erlebt mit ihnen den Zweiten Weltkrieg mit, politische Veränderungen und erfährt natürlich allerhand über Konventionen und ihr Leben. An keiner Stelle wird die Handlung zu langatmig, gleichzeitig hatte ich auch nie das Gefühl, etwas wichtiges zu verpassen. Immer war man auf dem neuesten Stand der Dinge, es gab regelmäßig kleine Sprünge, wodurch Längen erst gar nicht entstehen konnten. Im Gegenteil, die Handlung hatte einen kurzweiligen Charakter und es wurden stets nur die wichtigsten Geschehnisse angesprochen. Es war auf jeden Fall sehr sinnvoll, immer mal wieder einige Zeit zu überspringen und die Geschichte nicht ins Unendliche zu führen.

Ich hatte es ja bereits erwähnt, oft gibt es Erläuterungen und Details über die Politik und das Weltgeschehen, wodurch man stets gut darüber informiert ist, was es derzeit für Probleme in Deutschland und Europa geben könnte. Dabei sind teilweise auch die Protagonisten von den Geschehnissen betroffen und mir hat es gut gefallen, wie lebendig und natürlich die Fakten eingebunden wurden. Sie tauchten nie in einem zu hohen Maße auf, waren aber auch nie zu selten und haben immer zu der jeweiligen Situation gepasst.

Manchmal habe ich mich allerdings gefragt, inwiefern die Familie Danneberg von dem Krieg betroffen ist. Sie müssen sich ein wenig einschränken, aber das wird mir zu knapp geschildert. Kaum wird mal erwähnt, dass sie sich mit einfacheren Mahlzeiten und Ersatzprodukten zufrieden geben müssen. Sie haben stets genügend Stoffe, um sich einzukleiden und müssen nicht frieren, keine Menschen aufnehmen, die geflüchtet sind oder keine Heimat, keinen Wohnsitz mehr haben. Mir kommt die Familie in dieser Hinsicht etwas zu galant daher und ich hätte mir gewünscht, dass es dazu mehr Informationen gegeben hätte und sie in dieser Hinsicht nicht so privilegiert erscheinen, sondern bodenständiger auftreten.

An keiner Stelle habe ich den Roman als sonderlich stimmungsvoll empfunden. Weder freudige, noch traurige Momente sind zu mir durchgedrungen und ich habe daher immer eine gewisse Distanz zu den Ereignissen und den Protagonisten gewahrt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Angst und Furcht vor und während eines Krieges stärker durchkommt und man als Leser hier mitfühlen kann.

Ein Großteil der Handlung spielt in Flensburg und dem Umland, dazu gibt es noch einige Kapitel in Berlin. Mit einfachen und eingängigen Worten hat es die Autorin geschafft, dass ich mir so gut wie jeden Handlungsort vorstellen konnte. Mal hatte ich mehr, mal weniger lebendige Bilder vor Augen und es entstand so eine Abwechslung, die ich als sehr angenehm empfunden habe. Wobei mir aufgefallen ist, dass ich mir die Wohnhäuser der Familie Danneberg meist am wenigsten vorstellen und manchmal die Dimensionen nicht richtig erfassen konnte oder die Gebäude recht kühl und abweisend daherkamen. Doch irgendwie hat mich das gar nicht so sehr gestört, dafür hat mir die restliche Geschichte zu gut gefallen.

Die meisten Protagonisten sind Angehörige der Familie Danneberg, dazu kommen nur noch wenige andere Menschen hinzu, die teils in die Familie einheiraten oder als Freunde dienen. Dadurch entsteht ein familiärer Charakter, der den Charme des Buches ausmacht. Man hat häufig gemerkt, dass die Familie, egal was kommt, zusammenhält und mir haben die Dynamiken, die herrschen gut gefallen. Es gibt sowohl Streitereien, als auch fröhliche Momente, die miteinander geteilt werden und es wird klar herausgestellt, dass die Familie ein wichtiger Faktor im Leben ist, zumindest in der Familie Danneberg.

Eines haben alle wichtigen Protagonisten gemeinsam: sie haben lebendige und abwechslungsreiche Wesen erhalten. Eine jede Person zeigt verschiedene Gesichter von sich selbst und erscheint dadurch authentisch und greifbar. Man kann sich teils mit ihnen identifizieren, teils zeigen sie Züge, die man nie bei ihnen erwartet hätte. Es gibt eine bunte Vielfalt, die das Zusammenspiel natürlich besonders interessant gestaltet hat.

Fazit

Nachdem ich anfangs ein paar Startschwierigkeiten hatte, gab es Befürchtungen meinerseits, dass ich mich eventuell ein wenig durch den Roman quälen würde. Doch diese waren glücklicherweise vollkommen unnötig, mit zunehmender Handlung konnte mich die Geschichte immer mehr überzeugen und hat sich irgendwann zu einem richtigen Page-Turner entwickelt. Am Ende hatte das Buch viel mehr Tiefgang, als ich ursprünglich erwartet hatte und ich bin irgendwie überrascht, was für einen starken Eindruck ich am Ende habe.

Trotzdem hatte ich ja leider kleine Punkte angesprochen, die ich nicht als vollkommen perfekt empfand und schließlich habe ich mich dazu entschlossen, bei manchen gnädig zu sein und lediglich einen halben Stern in meiner Bewertung abzuziehen. Ich bin nach einem holprigen Start mehr als überzeugt worden und mir wurde mal wieder gezeigt, dass es sich lohnt, bei Büchern, die nicht so ansprechend beginnen, immer dranzubleiben. Eine große Empfehlung meinerseits und ich freue mich bereits jetzt auf einen zweiten Band mit den Danneberg-Schwestern!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 

Dienstag, 13. Oktober 2020

Rezension: Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne von Juliana Weinberg

Titel: Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne
Autorin: Juliana Weinberg
Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 624 Seiten
Preis: 11,00 €
Erscheinungsdatum: 28.09.2020
ISBN:  978-3-548-06392-8

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Handlung

Niederlande 1944

Ganz Europa steckt in den Klemmen des Zweiten Weltkrieges, die Menschen hungern und leiden. So auch die junge Audrey Hepburn, deren einziger Trost und Lichtblick das Tanzen ist. Ihr Traum, eines Tages eine Primaballerina zu werden ist unendlich groß und mit viel Ehrgeiz geht sie ihrem Ziel nach. Doch so viel Kraft Audrey auch in ihr tägliches Training steckt, am Ende platzt ihr Traum. Durch Talent, Glück und Zufall entdeckt die junge Frau schon bald, dass auch das Schauspiel sie ausfüllt und sie an diesem Beruf Freude hat. Mit Fleiß, Ehrgeiz und Können schafft es Audrey nach Hollywood und gehört schon bald zur Riege der angesehensten und berühmtesten Schauspieler. Sie spielt an der Seite von Weltstars und macht sich selbst immer mehr einen Namen.  
So rund es beruflich auch läuft, ist Audrey privat nicht ganz glücklich, hier scheint sich ein großer Traum von ihr nicht zu erfüllen. Sie gerät in einen Strudel aus viel Arbeit und wenig Privatleben und scheint dabei sich selbst zu verlieren...

Meinung

Ich mag das Cover unglaublich gerne. Es ist stilvoll, auffallend und bereitet perfekt auf den Roman vor. Es hat helle, leicht verblasste Farben, die einen nostalgischen Effekt haben und auf eine Geschichte hindeuten, der in der Vergangenheit spielt. Es gibt viele orangene Akzente, die natürlich zum einen als Blickfang dienen, dem Cover gleichzeitig noch mehr Frische und einen Hauch von einem Ewigen Sommer geben. Der Farbton ist warm und lädt den Betrachter geradezu dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen und näher zu betrachten.

Auf dem Cover nicht fehlen darf eine Dame, die eindeutig als Audrey Hepburn zu erkennen ist. Sie ist in den bekannten Kleidern aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“ abgebildet und wirkt sehr ikonisch. Im Hintergrund ist außerdem noch der weltberühmte Hollywood-Schriftzug zu sehen, ebenfalls ein Hinweis auf ein großes Thema des Romans.Insgesamt finde ich das Bild wundervoll und sehr ansprechend, es hat viel Charme und wirkt stimmungsvoll. Ich finde es klasse und mir würde es in einer Buchhandlung definitiv auffallen.

Ich liebe es ja, von berühmten und starken Frauen zu lesen. Ich finde deren Geschichten unglaublich inspirierend und denke, dass es wichtig ist, dass sie im Bewusstsein bleiben. Und deshalb war ich sofort von der Geschichte um Audrey Hepburn angetan und habe nicht lange überlegen müssen, ob ich den Roman lesen möchte. Ich habe bereits einige Filme von ihr gesehen und erinnere mich auch daran, mal nach ihrer Person gegoogelt zu haben und einige Lebensläufe durchgelesen zu haben. Doch viel ist mir nicht in Erinnerung geblieben, lediglich ihre unglaubliche Eleganz und Klasse, ihr stilbewusstes Auftreten und natürlich die weltberühmten Kleider habe ich vor Augen, wenn ich den Namen Audrey Hepburn höre. Daher dachte ich mir, dass es Zeit wird, mehr über die Dame zu erfahren und war sehr erfreut darüber, ein Rezensionsexemplar vom Ullstein Verlag zu erhalten. Auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön!

Es findet eine Unterteilung in Prolog, sowie Epilog statt, die Haupthandlung wird dann jeweils noch einmal in fünf Teile unterteilt. Es gibt stets eine Überschrift, die kurz und prägnant einen kleinen Vorgeschmack auf das Folgende gibt, weiterhin werden die Handlungsjahre genannt. Und als besonderes Extra wird außerdem noch ein Zitat von Audrey Hepburn abgedruckt. Oft finde ich die Worte von ihr inspirierend und sie tragen viel Wahrheit in sich. Es gibt interessante Selbsteinschätzungen der Schauspielerin und irgendwie haben mich diese Worte von ihr ihrem Charakter nähergebracht. Ich bin sehr froh, dass die Zitate eingebunden wurden, man erkennt allein daraus einen Hauch der aufwendigen und genauen Recherche der Autorin.

Die Teile werden dann jeweils noch in Kapitel gegliedert, wobei auch vor dem Beginn von diesen jeweils noch einmal der Monat, sowie das Jahr der folgenden Handlung genannt wird. Zeitlich kann man sich also gar nicht in der Handlung verlieren, zudem war es so einfach zu verfolgen, wie alt die Hepburn mittlerweile ist und zusätzlich kann man so auch immer einordnen, wie das Weltgeschehen ist und welche politische Veränderungen auftreten.

Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Schreibweise von der ersten Seite an mitgerissen hat. Ich konnte und wollte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und das hat am Ende dazu geführt, dass ich den Roman mit seinen 624 innerhalb von gerade mal drei Tagen ausgelesen habe. Er hatte einfach eine anziehende Wirkung auf mich und ich wollte immer weiterlesen, um weiteres über die sehr sympathisch auftretende Audrey Hepburn zu erfahren.

Es herrscht eine im Grunde einfache Schreibweise vor, die sich locker und flüssig lesen lässt. Es gibt anschauliche Beschreibungen von Gegenden und Situationen, vieles konnte ich mir gut vorstellen. Als besonderes Highlight gilt natürlich die Darstellung von Audrey Hepburn, wobei die Autorin allerhand Fakten eingebunden hat, um ein möglichst realitätsnahes Bild entstehen zu lassen. Aus vielen Szenen lässt sich herauslesen, was für eine starke Recherche hinter dem Werk steckt, um Audrey Hepburn gerecht zu werden. Ab und an gibt es dann auch mal ein paar Details über die politische Situation in Europa, wodurch meiner Meinung nach ein recht rundes und stimmiges Bild entsteht und man merkt, dass die Autorin sich ausführlich in die Themen eingelesen hat. Ich hatte absolut keine Verständnisprobleme und konnte das Gelesene stets gut aufnehmen und in einen stimmigen Zusammenhang bringen. Außerdem nahm ich es als sehr angenehm wahr, dass die Handlung an keiner Stelle vorhersehbar wurde. Klar, wenn Audrey überlegt, ob sie eine Rolle annimmt, weiß man vielleicht schon die Antwort, doch ansonsten wurde ich immer wieder überrascht und habe oft spekuliert, wie es weitergehen könnte, welche Entscheidungen getroffen werden. Und nur selten hat mein Gefühl hingehauen, oft kam es anderes, als ich gedacht hatte.

Nicht immer, aber häufig hat eine ganz famose Stimmung geherrscht. Meist entspricht sie immer genau dem, was auch gerade Audrey Hepburn fühlt, wenn sie aufgeregt oder unsicher, glücklich oder traurig war, hat sich dies auch immer auf mich übertragen. Mir war es auf diese Weise möglich, noch eine stärkere Bindung zu ihrem Wesen aufzubauen, noch mehr mit ihr zu sympathisieren und häufig kam sie mir vor wie eine gute Bekannte. Ich finde, dass sowohl der Charme, als auch ihr Charakter gut eingefangen wurden und daher hat es doppelt so viel Spaß gemacht, weiter in dem Buch zu schmökern.

Und nicht nur von Audrey, sondern auch von manchen Handlungsorten gehen bestimmte Stimmungen aus. Manche davon erschienen in warmen und einladenden Farben, andere hatten einen kühlen und dunklen Charakter. Es gibt dementsprechend eine angenehme Abwechslung und stimmungstechnisch habe ich auch wieder absolut nichts zu meckern.

Beim Setting wurden für mich nicht nur Stimmungen übertragen, ich konnte mir ganz viele Orte auch hervorragend vorstellen, andere, wie Audreys Häuser habe ich zwischendurch mal gegoogelt, um ein möglichst nahes Bild davon zu haben. Ganz besonders haben mir stets die Szenen am Set oder im Theater gefallen, nicht nur weil ich diese Orte als magisch empfinde und ich die künstlerische Welt sehr schätze und liebe, sondern auch weil die Dynamiken dort ganz besonders sind. Ich kann selbst nicht genau beschreiben wie, aber die Szenen und Orte sind unglaublich realitätsnah dargestellt, haben eine ganz eigene Stimmung und hatten ihren ganz eigenen Charme.

Etwas schwierig empfand ich manchmal die Häuser von Audrey Hepburn. Wie gerade geschrieben, habe ich sie mir gegoogelt und hatte trotzdem ein paar Probleme, mir die Dimensionen dessen vorzustellen. Einerseits wirkten die Häuser riesig, gleichzeitig überraschend klein für einen großen Hollywoodstar.

Ich mochte Audrey als Charakter sehr. Sie hatte irgendetwas an sich, was sie einfach sympathisch macht und ihr bodenständiges Wesen war einfach nur herzlich. Sie ist nicht nur eine taffe Frau, sondern zeigt auch verletzliche Seiten und kann Fehler zugeben. Anhand einiger Szenen, die am Set oder am Theater stattgefunden haben, konnte man als Leser auch einen Eindruck auf ihr Verhalten gegenüber anderen Menschen machen und ich denke, diese Freundlichkeit hat auch viel dazu beigetragen, dass ich Audrey als so sympathisch und liebenswert empfand. Anhand solcher kleiner Details bemerkt man als Leser außerdem mal wieder die exzellente Recherche, die hinter solch einem Werk steckt.

Ich fand es an ihrer Darstellung auch gelungen, dass ich nicht jede Entscheidung von ihr gutheiße und ihr manchmal zurufen möchte, welche Menschen ihr mehr oder weniger gut tun. Hier merkte man sehr menschliche und normale Züge, dass man nicht immer die richtigen Entschlüsse trifft und außerdem, dass man auch mal auf Freunde hören sollte. Es gibt also nicht nur eine tolle Darstellung der Hepburn, sondern auch kleine Weisheiten, die man als Leser gut annehmen kann.Ich hätte es noch ganz nett gefunden, wenn es vielleicht ein paar Informationen zu manchen Personen gegeben hätte, die irgendwann mal auftreten und später gar nicht mehr oder nur selten erwähnt werden. Als Beispiel dafür zähle ich mal die Großeltern oder die Brüder auf. Hier war es mir zu plötzlich, dass sie verschwunden sind und ein-zwei Sätze über sie hätte ich als ganz nett empfunden. Das werde ich aber nicht kritisch in meiner Bewertung ankreiden, im Grunde ist dieser Fakt ein bisschen meckern auf hohem Niveau.Und auch die restlichen Protagonisten hatten vielfältige Züge bekommen, die sie einzigartig machen. Manche mochte ich mehr, manche weniger und es entsteht eine bunte Vielfalt. Ganz besonders hat es mir gefallen, wie viele berühmte Persönlichkeiten mit eingebunden wurden. Sie haben ebenso wie Audrey herrlich bodenständige und normale Wesen erhalten und waren mir meist sympathisch. Zudem macht es die ganze Handlung nochmals authentischer und zeigt wiederholt die aufwendige Recherche. Ein sehr schönes Detail, welches viel Charme bringt und auch andere Hollywood-Größen lebendig werden lässt.

Fazit

Wie man aus meinen bisherigen Worten herauslesen konnte: ich habe absolut nichts zu meckern. Im Gegenteil, ich bin vollkommen begeistert und hatte unglaublich viel Freude beim Lesen! Es hat einfach alles gestimmt, von der Darstellung Audrey Hepburns, über die Schreibweise, die Handlungsorte, die Stimmung, die restlichen Protagonisten. Mir fällt kein einziger Aspekt ein, der mich gestört hat oder den ich nicht perfekt fand. Ein durch und durch rundes Buch, welches auf mich eine hohe Anziehungskraft hatte! Kurz gesagt: ein interessanter Roman über eine einzigartige Persönlichkeit, der mit viel Liebe und Herzblut berührt und überzeugt!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Samstag, 10. Oktober 2020

Rezension: Das Winterkarussell von Anna Liebig

Titel: Das Winterkarussell
Autorin: Anna Liebig
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 336 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 21.09.2020
ISBN: 978-3-7341-0887-7

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Handlung

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter ist Antonia mit fünfzehn Jahre Waise. Ursprünglich hieß es, dass keine Verwandten mehr leben, doch schließlich findet sich ein bislang unbekannter Großvater, der im Taunus lebt. In der Hoffnung, mit ihrem Großvater wieder ein Stück Familie zu erhalten, zieht Antonia zu dem mürrischen alten Herren. Die Beziehung der Beiden ist kompliziert, beide wissen nicht recht, wie sie miteinander umgehen müssen. Bis Antonia in der Scheune ein altes Karussell findet, dass sie sofort in seinen Bann zieht. Antonia ist davon begeistert und ihr Großvater erkennt, dass Antonia aufrichtiges Interesse an der Geschichte des Fahrgeschäftes hat. Nach und nach öffnet sich Otto und berichtet. Von dem Karussell, seiner Familie und von dem einen Weihnachtsmarkt in Frankfurt, wo er sich als junger Mann unsterblich verliebt hat...

Meinung

Ich mag das Cover sehr gerne. Es wirkt gleichzeitig modern, als auch nostalgisch und bildet mit den glitzernden Blättern an den Ecken einen wahren Hingucker. Diese machen wirklich viel her, geben dem Roman Klasse und Charme und lassen es noch hochwertiger und schicker erscheinen. Die Schrift des Titels wurde in einem winterlich warmen Rot-Ton gehalten, was perfekt zu der Handlungszeit passt und sie sticht auf jeden Fall heraus. Mir hätte es noch gut gefallen, wenn auch der Name der Autorin in demselben Farbton abgedruckt worden wäre. Das hätte noch stimmiger gewirkt.

Als Blickfang dient ein Weihnachtsmarkt, auf den ein Pärchen zustrebt. Dieser Markt wurde mit unglaublich warmen und einladenden Farben dargestellt und wirkt sehr anziehend auf den Betrachter. Und am linken Rand ist auch ein Teil eines Karussells zu sehen, ein Thema, welches sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht.Insgesamt finde ich das Gesamtbild einfach nur gemütlich. Mir fällt irgendwie kein anderes Wort dazu ein, ich mag die Farben, die Szenerie und auch die Blätter am Rand sehr gerne. Ein sehr gelungenes Cover!

Von der Autorin habe ich schon einige Romane gelesen, die allesamt unter anderen Pseudonymen erschienen sind. Und bisher hat mich kein Buch von ihr enttäuscht, was durchaus ein Grund dafür war, dass ich auch diese Neuerscheinung lesen möchte. Zudem mag ich die Weihnachtszeit unglaublich gerne und freue mich jedes Jahr wie ein kleines Kind darauf. Und da mich auch der Klappentext überzeugt hat und mein Interesse geweckt wurde, musste das Buch einfach auf meine Wunschliste wandern. Und nachdem ich auf den Erscheinungstermin hingefiebert habe, konnte ich es nun endlich lesen und in die Welt von Antonia, Otto und dem geheimnisvollen Karussell eintauchen. Noch ein ganz herzliches Dankeschön an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ich hatte absolut keine Probleme damit, in den Roman zu starten und um mich in der Handlung zurechtzufinden.. Man hat genügend Raum, um sich auf die Geschichte einzulassen und gleichzeitig gibt es nicht erst ein ewiges, seitenlanges Geplänkel, bis die Handlung so richtig beginnt. Das mochte ich sehr und auch die Schreibweise hat dazu beigetragen, dass ich mich so gut auf die Geschichte einlassen konnte. Ganz besonders herausragend empfand ich die Stimmung, aber auch die Situationen und Charaktere konnte ich mir gut vorstellen. Ebenfalls beim Setting hatte ich einige Bilder vor Augen, ganz besonders von Ottos Hof, sowie dem Frankfurter Weihnachtsmarkt. Die Szenen auf dem Markt gehören eh zu meinen Favoriten, sie waren besonders stimmungsvoll und ich mochte die Beziehungen, die unter den Schaustellern üblich waren. Diese Dynamiken waren einzigartig und haben mich ein klein wenig wünschen lassen, genau dies auch einmal zu erleben und eine Zeit lang auf einem Weihnachtsmarkt zu arbeiten. Ich bin fix mit dem Lesen voran gekommen und ich denke, dass sich der Roman gut für ein gemütliches Wochenende eignet. Ich habe am Ende ungefähr fünf Tage für die 336 Seiten gebraucht, was ich selbst schade finde. Aber ich hatte nur wenig Zeit, um mich hinzusetzen und ein Buch in die Hand zu nehmen.

Es gibt eine einfache Sprache, die leicht verständlich ist und mir gefallen hat. Sie passt irgendwie zu der sehr bodenständigen und normalen Handlung und lässt, wie ich bereits erwähnt hatte, vor meinen Augen einige Bilder entstehen.

Ich war davon überrascht, dass die Handlung nicht nur im Jahr 1990 stattfindet, sondern es auch direkte Rückblicke auf das Jahr 1938 gibt. Eigentlich hätte ich es mir schon denken können, nach dem Durchlesen des Klappentextes, trotzdem wurde ich von dieser Tatsache überrascht. Daher gibt es am Anfang der meisten Kapitel auch eine Information, in welchem Jahr, sowie in welchem Ort die folgende Handlung stattfindet und man kann sich als Leser sowie zeitlich, als auch örtlich gut orientieren. Ich fand es sehr wichtig, dass dieses Detail eingebunden wurde, ansonsten hätte ich sicherlich schnell den Überblick verloren, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist.

Im Erzählstrang der Vergangenheit wird lediglich ein Dezember im Jahr 1938 beschrieben, in der Gegenwart erstreckt sich die Handlung über knapp drei Monate. Ich mochte es sehr, dass die Handlungszeit so stark begrenzt wurde und man dafür diese Zeit viel intensiver miterleben konnte. Dadurch empfand ich nicht nur die Protagonisten als lebendiger und sympathischer, sondern man konnte auch gut eine Entwicklung von Antonia miterleben, als auch das Verhältnis von Otto und seiner Enkelin hautnah verfolgen. Auf diese Weise habe ich eine viel bessere Bindung zu den Protagonisten aufbauen können und es fiel mir sehr leicht, mir diese vorzustellen.

Der Erzähler hat definitiv einige Überraschungen in der Hinterhand, man merkt deutlich, dass er mehr weiß, als er teilweise verrät. Auf diese Weise kann man als Leser erkennen, dass sich die Handlung noch interessant gestalten wird. Mir hat es gut gefallen, dass nicht jedes Geheimnis gelüftet wird und man über einige Sachverhalte nicht komplett aufgeklärt wird. Manches wäre zu viel und würde die Geschichte sprengen, bei manchem reichen Andeutungen, um eine grobe Information zu Personen zu haben, von denen man sich dann ein Bild machen konnte.

Zudem entsteht durch die Aufteilung auf zwei zeitliche Ebenen immer Abwechslung und ich empfand die Handlung an keiner Stelle als langweilig. Immer wieder passieren neue, unvorhersehbare Dinge, die mich überrascht haben und der Geschichte neue Wege gegeben haben.

Ganz hervorragend gefallen hat mir die Stimmung. Besonders bei den Szenen auf dem Weihnachtsmarkt kam diese ganz stark heraus und hat mich am meisten mitgerissen, weil sie so besonders und einladend war. Aber auch während anderer Szenen konnte ich mit den Protagonisten mitfühlen und mir war es auch aufgrund dessen möglich, eine Bindung mit den Personen aufzubauen.

Und nicht nur freundliche Stimmungen haben sich auf mich übertragen, auch Momente, die eher kühl geschildert wurden, hatten auf mich eine Wirkung. Wie teilweise auch Antonia oder andere Personen mochte ich diese Orte nicht und habe sie in eher kalten und tristen Farben wahrgenommen. So entsteht eine bunte Mischung und ich bin mit der Stimmung mehr als zufrieden!

Ich hatte es bereits angedeutet: ich konnte mir die Settings allesamt bildhaft vorstellen. Dazu hat natürlich auch die gerade besprochene Stimmung beigetragen, anhand deren ich mir Gebäude und Örtlichkeiten in mehr oder weniger strahlenden Farben vorgestellt habe. Zudem hat mir die Vielfalt gefallen, es gibt sowohl viele Szenen in Städten, als auch in einem beschaulichen Dörfchen, welches nach und nach seinen Charme offenbart.

Mir haben die Protagonisten durchweg gefallen. Nicht jeder ist positiv und freundlich konotiert, es gibt auch Personen, die negative Aspekte haben und bei denen man merkt, dass sie als Widersacher dienen. Diese treten in der Minderheit auf, der Großteil der Personen besitzt herzliche Wesen, die sich mal früher, mal später offenbaren. Manche öffnen sich einander erst mit der Zeit, andere haben keine Scheu und gehen direkt auf andere Menschen zu.

Mir hat vor allem das Zusammenspiel von Jung und Alt gefallen. Das hat ganz viel ausgemacht und die Geschichte irgendwie noch besonderer erscheinen lassen. Zudem konnte man gut sehen, welche Einflüsse geltend werden und das die verschiedenen Generationen voneinander lernen können. Zudem entstanden nicht nur Bekanntschaften, sondern ich hatte das Gefühl, dass langsam einige Freundschaften entstanden, was besonders schön zu sehen war. Man merkt, dass sich Jung und Alt gut getan haben und am Ende eine ganz besondere Bindung zueinander entstanden ist.

Fazit

Und obwohl ich jetzt ganz viele positive Punkte angesprochen habe, die darauf schließen lassen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat, fehlt mir doch noch irgendwie ein Aspekt, der es zu einem Highlight und einem Fünf-Sterne-Buch macht. Vielleicht ein wenig Spannung, vielleicht ein paar mehr emotionalere Szenen. Vielleicht war mir die Handlung teils etwas vorhersehbar, vielleicht hat mir ein Funken mehr Drama gefehlt. Ich weiß es nicht. Es ist ein wunderschöner, weihnachtlicher Roman, den ich auch wirklich empfehlen kann, bei dem mir noch ein wenig das I-Tüpfelchen fehlt.

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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