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Samstag, 11. April 2020

Rezension: Die Königin von Berlin von Charlotte Roth

Titel: Die Königin von Berlin
 Autorin: Charlotte Roth
Verlag: Droemer HC
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 19,99 €
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
ISBN:978-3-426-45137-3

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Handlung:

Carola Neher träumt von einer Karriere auf der Bühne. Sie verlässt ihr Elternhaus mit der Hoffnung auf erste Schauspielrollen, die irgendwann zum gewünschten Erfolg führen sollen. Und genau das schafft Carola. Sie wird nicht nur immer erfolgreicher, sondern auch immer bekannter und von den Menschen umschwärmt. Und so vielen Männern sie auch den Kopf verdreht, ihr Herz kann sie lange Zeit für niemanden öffnen. Bis sie auf den Dichter Klabund trifft, der ihr mit seiner besonnenen und ruhigen Art wie ein sicherer Hafen erscheint. Ihm vertraut sie und eine Hochzeit scheint für Carola nicht ausgeschlossen...
Doch Carola würde nie ihre Karriere aufgeben, sie liebt dafür nicht nur die Bühne, sondern auch das aufregende und wilde Leben in Berlin viel zu sehr. Sie mag den Austausch mit anderen Künstlern, besonders mit Bertolt Brecht, der ihr ein großes Versprechen macht.

Meinung:

Anhand des Covers kann man sich einen ersten Eindruck von Carola Neher verschaffen, bekommt ein Bild von ihr und einen zarten Eindruck ihres Charakters. Ich mag es, dass das Bild leicht koloriert ist und sich so von dem weißen Hintergrund abhebt.
Die Schrift passt perfekt dazu, durch das Gold und die Schnörkel am oberen Bildrand entsteht eine edle Note, die stellvertretend für die Zeit der Goldenen Zwanziger stehen könnte. Mit dem roten Titel könnte die Kraft, Energie und Leidenschaft von Carola Neher gemeint sein.
Insgesamt gefällt mir das Bild recht gut, es deutet für mich auf eine Art von Biographie hin und ich mag die wenigen, gezielt genutzten Farben sehr gerne. In einer Buchhandlung würde der Roman sicherlich auffallen, ich würde ihn aber eher der Erzählung einer tatsächlichen Lebensgeschichte als einem Roman, vermischt mit einigen fiktiven und realen Ereignissen, zuordnen.

Der Name Bertolt Brecht ist ein Name, den man durchaus mal gehört haben sollte, tatsächlich habe ich mich aber weder mit ihm, noch mit seinen Werken näher befasst. Vielleicht bin ich auch deshalb nie über den Namen Carola Neher gestolpert und wusste absolut gar nichts von der Frau. Daher war ich doppelt gespannt auf das Buch, nicht nur auf die Neher, sondern auch auf ihr Verhältnis mit Brecht und was für ein Mensch sie war.

Aufgebaut ist der Roman wie ein Theaterstück. Er wurde in mehrere Kapitel unterteilt, es gibt immer wieder Zitate aus Brechts Dreigroschenoper, aber auch Ausschnitte aus Klabunds Werken. So kommt man den Werken der beiden Männer näher, es wird bei einigen das Interesse geweckt, diese weiterzulesen, zumindest weiß man aber ein wenig, von was gerade die Rede ist.
Dazu wird am Anfang von neuen Kapitel immer erwähnt, was der folgende Handlungsort und die Handlungszeit ist. Man erhält so einen groben Überblick, vor allem die zeitliche Einordnung war für mich sehr wichtig. Schnell ist man in der Zeit etwas verloren gegangen und ich konnte kaum benennen, in welchem Jahr die Handlung nun stattfindet.

So ganz leicht ist mir der Einstieg in den Roman nicht gefallen. Zuerst war ich überrascht, dass die Handlung auf zwei zeitliche Ebenen eingeteilt wird, womit ich gar nicht gerechnet hatte. Meine Erwartungshaltung war eher, dass man Carola Neher über viele Jahre begleitet, es vielleicht sogar ein – zwei Kapitel über ihre Kindheit gibt. Zudem ließ sich die Nebengeschichte für mich erst mal nicht recht einordnen, ich wusste damit nichts anzufangen und konnte auch nur schwer abschätzen, wie wichtig sie für die eigentlichen Ereignisse rund um die Muse von Bertolt Brecht ist.
Auch der Schreibstil hat es mir anfangs nicht leicht gemacht. Ich brauchte einige Seiten, um mich daran zu gewöhnen, aber auch um die Namen der Figuren auseinanderzuhalten. Darauf wurde man schon anhand des Vorwortes der Autorin vorbereitet, was ich wirklich sehr gut fand. Trotzdem musste ich anfangs ab und an ein paar Seiten zurückblicken, um mich richtig an die Namen zu gewöhnen.
Nicht nur in diesem Sinne, sondern auch allgemein wäre ein Personenverzeichnis nicht schlecht gewesen. Um alle stets wiederzuerkennen und auseinanderzuhalten. Das ist mir hier sehr schwer gefallen, gerade die zahlreichen Erwähnungen von Schriftstellern und Dichtern habe ich nur mit Mühe auseinanderhalten können.

Sobald ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, ging das Lesen leichter von der Hand. Die Ereignisse wurden nüchtern, ohne viele Gefühle beschrieben und ließen mich stets eine gewisse Distanz zu der Situation, aber auch zu den Protagonisten wahren. Auch hier hatte ich wieder mehr den Eindruck, eine Biographie zu lesen, anstatt eines Romans. Ich konnte weder mit den Protagonisten mitfühlen, noch sie als sympathisch oder unsympathisch einstufen. Im Grunde waren sie mir egal, wurden auch viele Jahre nach ihrem Tod nicht lebendig und sind nur Figuren, die vor langer Zeit mal gelebt haben.
Das fand ich wirklich schade, man merkt deutlich, mit welch großer Tatkraft die Autorin nicht nur über die Protagonisten, sondern auch über die damalige Zeit mit politischen Geschehnissen recherchiert hat. Auf mich sprang dieser Funke leider nicht über, dafür wurde alles zu nüchtern und emotionslos beschrieben.

Am besten hat mir die Handlung stets gefallen, wenn Carola sich mal ruhige Momente gönnt, sie nicht so energievoll wie sonst auftritt, sondern natürlicher und menschlicher wirkt. Dann kommt eine angenehme Ruhe in den Roman, die Handlung wird bodenständiger und ich hatte das Gefühl, dass ich den Protagonisten dann immer am nächsten war. Jedoch hatte ich gerade erst begonnen, sie etwas besser einschätzen zu können, als diese Szenen schon wieder vorbei waren und die zarte Bande, die gerade geknüpft wurde, war auch schon wieder weg.
Ansonsten plätschert die Handlung meist etwas vor sich hin, ist nicht immer sonderlich spannend oder aufregend. Leider entstanden für mich ab und an Längen, gerade die Handlung 1979 hätte ich nicht zwingend gebraucht. Sie gibt zwar einen Moment der Erholung und bietet eine Abwechslung, doch sie ist nicht für den Hauptteil des Romans wichtig.

Ich muss leider sagen, dass mir zu viele historische Fakten eingebunden wurden. An sich mag ich es wirklich gerne, mich über einen Roman weiterzubilden und immer wieder neue Dinge zu erfahren und berühmte Personen in dieser Art und Weise kennenzulernen. Doch der Reichtum an Informationen, die teils innerhalb von wenigen Seiten auf den Leser einprasseln, waren zu viel für mich. Ich hatte an diesen Stellen nicht nur Probleme mit der Schreibweise und bin mit dem Lesen kaum vorangekommen, sondern ich war überfordert. Überfordert damit, die Informationen zu verstehen, aufzunehmen und in meinem Kopf in eine sinnvolle Weise einzuordnen. Für mich war es zu viel des Guten und mein Lesefluss wurde leider eingeschränkt.
Bei den historischen Ereignissen hat mir am besten gefallen, mit welchen Worten die Autorin das aufregende Berlin der 1920er Jahre geschildert hat. Die Zeit wirkte lebendiger als manch andere Details und vermittelte ein gutes Bild der Situation.

Leider waren die Charaktere für mich durchweg nicht lebendig und greifbar. Ich fand viele nicht sonderlich sympathisch, sie waren recht oberflächlich gezeichnet und waren auch nicht sonderlich stark in ihrem Auftreten. Wenn ich nicht anhand des Internets nach Bildern der Protagonisten gesucht hätte, wäre vor meinen Augen kein Bild entstanden.
Klabund war mir da noch am liebsten, obwohl ich seine nachgiebige und stets verständnisvolle Art irgendwann auch etwas nervig fand. Doch er hatte für mich noch die meisten sympathischen Züge und kommt von seiner Darstellung am besten weg.
Carola scheint ein ganz interessanter und willensstarker Mensch zu sein, doch mit ihr hatte ich durchweg Probleme. Ich fand es von ihr toll, dass sie ihr Glück selbst in die Hand nehmen will und anfangs tut sie das auch von sich aus. Doch irgendwann helfen ihr immer irgendwelche anderen Menschen auf der Karriereleiter weiter, sie zeigt keinen eigenen Antrieb und Wünsche für kommende Rollen mehr. Stattdessen erwartet sie, dass ihr die Rollen vorgeschlagen werden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Carola selbstständiger bleibt und mehr eigene Entscheidungen trifft, sich mehr für ihre Karriere interessiert. Denn für mich hatte es auch irgendwann den Eindruck, als würde sie nicht mehr mit vollem Herzblut und Engagement bei der Sache sein, als wäre ihre Karriere in den Hintergrund gerückt und Carola brennt nicht mehr für die Bühne. Dabei hat sie am Anfang genau das ausgezeichnet...
Zudem finde ich Carola unglaublich egozentrisch und traumtänzerisch. Sie ist vor allem auf ihr Wohl bedacht, achtet nur wenig darauf, was sie anderen Menschen antut oder nimmt auf andere keine Rücksicht. Gerade gegenüber dem ihr vollkommen ergebenen Klabund lässt Carola nur wenig Rücksicht walten. Das hat nicht dazu beigetragen, dass meine Sympathie für sie steigt.
Insgesamt scheint Carola eigentlich eine unglaubliche Ausstrahlung zu haben, sowohl Frauen, als auch Männer sind von ihr und ihrer Schauspielkunst begeistert. Leider wurde diese Energie nicht auf den Leser übertragen, ich konnte nicht verstehen, weshalb Carola die Menschen so angezogen hat und weshalb diese die Künstlerin bejubelt haben.

Fazit:

Ich bin bereits über ein paar positive Rezensionen gestolpert und hatte große Erwartungen an den Roman. Die für mich leider nicht mal ansatzweise erfüllt wurden. Die Geschichte hatte einige Längen und konnte nicht mit einer mitreißenden Energie aufwarten. Mir haben Spannung und Lebendigkeit gefehlt, zudem konnte ich die Begeisterung um Carola Neher nicht nachvollziehen. Wenige Dinge haben mir gut gefallen, die ich bereits genannt habe. Insgesamt ist mein Gesamteindruck aber leider nicht positiv und ich kann mich den positiven Meinungen nicht anschließen.

Bewertung: 2 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

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