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Dienstag, 6. Februar 2018

Rezension: Abbitte von Ian McEwan

Titel: Abbitte
Originaltitel: Atonement
Autor:Ian McEwan
Verlag: Diogenes Verlag AG
Seitenzahl: 544 Seiten
Preis: 13,00 €
ISBN: 978-3-257-23380-3



Handlung:
England, 1935
An einem unfassbar heißen Sommertag erwartet die Familie Tallis auf ihrem Landgut Besuch von dem Sohn Leon und dessen Freund Paul Marshall. Aus diesem Anlass hat die dreizehnjährige Briony extra ein Theaterstück geschrieben, welches sie zusammen mit ihrer Cousine und den beiden Cousins aufführen will. Die ambitionierte, angehende Autorin ist jedoch kurze Zeit selber unzufrieden mit dem Stück und wirft ihrePläne kurzerhand über den Haufen. Die darauf folgenden Ereignisse überschlagen sich und in ihrer Unzufriedenheit sieht Briony Dinge, die sie vollkommen falsch interpretiert und auch nicht hinterfragt. Aus den gesehenen Dingen will Briony später eine Geschichte schreiben und dafür will sie die Wahrheit nicht wissen, sondern ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Sie zieht falsche Erkenntnisse und gibt diesen auch der versammelten Verwandtschaft preis. Und verändert damit nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben von zwei weiteren Personen.


Meinung:
Vor dem Lesen wusste ich nicht, was mich erwarten wird. Ich hatte schon viele positive Stimmen gehört und war dadurch gespannt, nachdem ich jedoch von dem „Zementgarten“ nicht begeistert war, habe ich ohne Erwartungen mit Lesen begonnen.


Der Roman wurde in 4 Teile geteilt. Hierbei nimmt der erste Teil den Großteil des Romans ein, der Sommertag wird sehr ausführlich beschrieben. Dies könnte eigentlich langweilig werden, wenn auf mehr als 200 Seiten nur ein Tag geschildert wird, jedoch ist es Ian McEwan gut gelungen, den Tag mit vielen kleinen Ereignissen auszustatten und stets interessant zu halten. Dazu hat auch beigetragen, dass einige Szenen aus verschiedenen Sichtweisen beschrieben werden und man als Leser nicht nur die Sicht von einer Person hat.


Leider muss ich sagen, dass mir der zweite Teil des Romans absolut nicht gefallen hat. Ich fand ihn sehr langwierig und leider auch nicht interessant. Das hat meine Lesefreude eine Zeit lang getrübt und ich musste mich fast zwingen, weiterzulesen. Glücklicherweise waren die letzten beiden Teile wieder sehr angenehm zu lesen und haben neuen Schwung in die Geschichte gebracht.


Die Protagonisten waren recht vielfältig dargestellt. Man hat von allen verschiedene Seiten entdeckt und konnte sie in verschiedenen Situationen erleben. Das hat mir gut gefallen, da sie dadurch lebendig gewirkt haben. Trotzdem fiel es mir schwer, zu einigen eine Bindung aufzubauen oder sie als sympathisch oder unsympathisch einzuschätzen.


Die Handlungsorte in den jeweiligen Teilen sind sehr begrenzt, fast alles findet auf einem Gelände statt. Dies wird besonders im ersten Teil deutlich, die Familie Tallis lebt recht einsam und ohne viele Kontakte zu Personen, die nicht zu Familie gehören. Außerdem stand das Herrenhaus ein wenig abseits, wodurch das Augenmerk wirklich vollkommen auf der Familie und den Geschehnissen lag.


Der Schreibstil hat mir nicht immer gefallen. Zu großen Teilen ließ sich das Buch sehr flüssig lesen, jedoch besonders im zweiten Teil war ich unzufrieden. Der Autor hat sich teilweise zu sehr mit ellenlangen Beschreibungen aufgehalten und dies war mit der Zeit ermüdend zu lesen.


Fazit:
Der Autor ist wirklich ein Genie darin, die Ereignisse von wenigen Tagen eindrucksvoll zu schildern und dabei keine Langeweile entstehen zu lassen. Zu weiten Teilen hat mir das Buch hervorragend gefallen, besonders der erste Teil war ein Highlight für mich. Der Roman war fast durchweg spannend und erst am Ende löst sich die Geschichte vollkommen auf. Toll geschrieben, mit kleinen Schwächen.


Fazit: 3,5 von 5 Sternen 


MarySophie
 

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