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Donnerstag, 4. Februar 2021

Rezension: Das Erbe der Hohensteins von Anna Jonas

Titel: Das Erbe der Hohensteins
 Autorin: Anna Jonas
 Verlag: Piper
Seitenzahl: 576 Seiten
 Preis: 12,00 €
 Erscheinungsdatum: 01.09.2017
ISBN:  978-3-492-30956-1
 
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Handlung

Nach einigen Jahren mit ein paar Sorgen über das Fortbestehen des Hotels am Drachenfels, aber auch mit politischen Wirren erstrahlt das Haus wieder im alten Glanz. Langsam werden dort wieder schillernde Abendveranstaltungen gegeben, die weithin berühmt und beliebt sind. Illustre Gäste beehren das Hotel und es gibt stetige Entwicklungen der Gesellschaft und der Mode. Von dieser Stimmung hat sich auch Valerie, Tochter des Hoteliers Karl von Hohenstein, anstecken lassen, sie genießt das Leben, möchte viel erleben und verdreht den Männern reihenweise den Kopf. Bisher war allerdings der Eine noch nicht dabei...

Auch ihr Bruder Ludwig steckt in der Zwickmühle. Er hadert mit seiner Zukunft als Hotelier und möchte nach Amerika ziehen, wo er gern als Ingenieur arbeiten würde. Allerdings traut er sich nicht, dies öffentlich zu sagen und zudem hält ihn seine Verlobte in der Heimat. Und um dies auch weiterhin zu schaffen, greift diese zu heimtückischen Mitteln...

Meinung

Das Cover ist dem des ersten Bandes ein wenig ähnlich, wobei diesmal mehr Farben genutzt werden und die ganze Szenerie lebendiger wirkt. Auch diesmal sieht man eine Dame von der Seite, sie ist schick und der Mode der 1920er entsprechend gekleidet, ich finde, dass man ihr ansieht, dass sie aus einer gesellschaftlich höheren Klasse stammt. Vielleicht soll es sich ja um eine Darstellung von Valerie handeln?

Auf jeden Fall schaut sie auf ein unglaublich schönes und schmuckes Gebäude, ein traumhaftes Schloss, welches sehr einladend wirkt. Interessehalber habe ich im Internet nachgeschaut, um welches Palais es sich hier handeln könnte und bin direkt auf das Schloss Drachenburg gestoßen. Ich mag es, dass es so einen starken Bezug zu der Umgebung des Hotels am Drachenfels gibt und man so einen kleinen Einblick auf das Schloss, aber auch die Umgebung und die Natur erhält. Ich finde das Cover gut und ansprechend, es ist farbenfroh und stimmt ein wenig auf die Geschichte ein.

Erst im November letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher mir sehr gut gefallen hat und mein Interesse an den Fortsetzungen geweckt hat. Im Zuge dessen habe ich mir einen der Folgebände zu Weihnachten gewünscht, mir den anderen auf einen Gutschein gekauft und es war von Anfang an mein Plan, die Reihe so schnell wie möglich weiterzulesen. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich es sehr angenehm finde, mal eine Saga innerhalb so kurzer Zeit zu lesen und nicht längere Zeit auf die Erscheinungstermine des nächsten Bandes warten zu müssen. Für mich war es also im Januar so weit und ich habe den zweiten Teil der Hohenstein-Saga gelesen und jetzt einiges dazu zu sagen!

Auch diesmal wurden auf den Umschlaginnenseiten wieder zwei Karten abgedruckt, die jeweils die Gegend rund um das Hotel Hohenstein zeigen. Hier kann man Wege nachverfolgen, Entfernungen grob einschätzen und das gesamte Setting gut einordnen. Mir hat das sehr geholfen und ich habe gerne auf die Abbildungen zurückgegriffen, ich kenne mich im Siebengebirge nicht gut aus und war daher sehr froh um dieses hilfreiche Extra!

Zudem gibt es als Zusatzmaterial noch ein Personenverzeichnis, welches am Ende des Buches abgedruckt wurde. Dort kann man sich einen direkten Überblick über die Personen verschaffen, zudem wurden verwandtschaftliche Beziehungen aufgeführt und man kann auf einen Blick das Personal ihrer jeweiligen Tätigkeit zuordnen.

Diesmal habe ich das Verzeichnis gerade am Anfang genutzt, um die Kinder von den beiden Hoteliers Karl und Konrad auseinanderzuhalten und mir einzuprägen, welche von ihnen Geschwister sind. Dafür habe ich einige Zeit gebraucht, dabei war mir diese Übersicht eine große Hilfe, dementsprechend froh war ich, dass sie auch diesmal wieder abgedruckt wurde!

Bis auf die Tatsache, dass ich anfangs die Nachkömmlinge der Familien Hohenstein und Alsberg ein wenig durcheinandergebracht habe, gab es für mich sonst keine weiteren Startschwierigkeiten.Es gibt im Grunde einen flüssigen Start, wobei man trotzdem ausreichend Zeit dazu hat, um die Personen kennenzulernen und Zusammenhänge zu dem vorherigen Band herzustellen. Dazu gibt es auch ab und an kleine Hintergrundinformationen und nebenbei wird teils angeschnitten, was im ersten Teil geschehen ist. Daher fiel für mich der Start in die neue Geschichte einfach aus und nachdem ich mir eingeprägt hatte, wie die verwandtschaftlichen Beziehungen der Kinder sind konnte ich der Handlung flüssig und ohne Probleme folgen.

Mir hat die Sprache von der ersten Seite an zugesagt und das hat sich dann auch über den weiteren Roman so fortgezogen. Sie war bildhaft und hat nicht nur das Hotel und die Personen, sondern die ganze Gegend und das Umland lebendig werden lassen. Viele Szenen und Situationen konnte ich mir gut vorstellen, sie waren realistisch und an keiner Stelle im Buch hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte als zu übertrieben oder dramatisch dargestellt wird.Im Grunde ist die Sprache einfach und daher leicht lesbar. Fachbegriffe tauchen nur selten auf und anhand einiger Diskussionen rund um das Hotel und seinen Ablauf, aber auch anhand von historischen Begebenheiten erhält sie Anspruch. So ist sie nicht zu leicht, aber auch nicht zu anspruchsvoll, es entsteht ein angenehmer Mix, der den Leser bequem durch das Buch trägt.Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie viele humorvolle kleine Szenen und Dialoge es im ersten Band gab, die mich hervorragend unterhalten haben. Darauf hatte ich auch diesmal wieder gehofft und wurde in dieser Hinsicht ein wenig enttäuscht. Solche Abschnitte kamen nur äußerst selten vor und irgendwie erschien die Handlung dadurch deutlich ernster und nüchterner. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn es auch in diesem zweiten Teil wieder mehr Scherze und kleine Neckereien der Protagonisten gegeben hätte.

Meiner Ansicht nach hat sich die Spannung auf einem sehr guten und reizenden Niveau befunden. Immer wieder gab es kleine Details, die zum nachdenken angeregt haben und dazu anleiten, Spekulationen anzustellen. Oft gingen diese ins Leere und die Handlung ging ganz anders weiter, als ich es mir vorgestellt hatte, nur selten hatte ich den richtigen Instinkt und meine Überlegungen sind eingetroffen. Immer wieder werden einige, wenige Details preisgegeben und dadurch die Spannung aufrechterhalten. Das regt zum flüssigen Lesen an und auch dazu, das Buch immer wieder in die Hand nehmen zu wollen und weiterzulesen.

Auch diesmal gibt es wieder einen allwissenden Erzähler, der sich in verschiedene Protagonisten hineinversetzt und damit eine abwechslungsreiche Geschichte bietet. Auf diese Weise lernt man verschiedene Lebensweisen und Ansichten über die Politik, die Gesellschaft und das Hotel, aber auch über die anderen Figuren kennen, erlebt diese aus unterschiedlichen Sichtweisen und kann sich ein umfassendes und gutes Bild von ihnen machen. Dabei betrachtet der Prosaist die Personen so, dass man als Leser zwar merkt, was sie von den anderen Akteuren hält, man aber frei entscheiden kann, wie man selbst die Figuren einschätzt und beurteilt.

Zudem lässt der Erzähler immer wieder Bemerkungen fallen, die Platz zum spekulieren und nachdenken bieten und er ist ein großer Bestandteil dessen, dass die Handlung stets spannend und reizvoll bleibt. Oft lässt er sich nicht in die Karten blicken und führt den Leser gern mal auf falsche Fährten, am Ende lüftet er all seine Geheimnisse und die Handlung ist in sich geschlossen und man kann das Buch ohne offene Fragen beiseite legen.Ich mochte auf jeden Fall die wandelnden Erzählperspektiven sehr, es gibt zahlreiche Einblicke in unterschiedliche Menschen, mit ihren Zielen und Träumen. Es gibt Informationen über gesellschaftliche Konventionen, die Rolle der Frau und die Führung eines Hotels, was gesamt ein rundes Bild der Gesellschaft und der Menschen zur Handlungszeit der 1920er ergibt.

Im Roman kommen Stimmungen verschiedener Typen auf, sie sind unterschiedlicher Naturen und bieten eine große Vielfalt. Die Protagonisten durchleben einiges, sowohl freudige, als auch traurige Momente sind vorhanden und bieten daher eine große emotionale Vielfalt. Ab und an haben sich diese Stimmungen auch ein wenig auf mich übertragen, was nicht nur dazu beigetragen hat, dass ich die Personen besser einschätzen und verstehen konnte, sondern die Handlung lebendiger und auch natürlicher, einfach glaubhaft erschien.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass auch immer wieder kleine historische Details eingebunden wurden und man anhand dieser ein gutes Bild über die Zeit der 1920er Jahre erhalten hat und grob nachvollziehen konnte, was die Menschen bewegt hat. Diese Erwähnungen beziehen sich vor allem auf den aufkommenden Nationalsozialismus und ihre Taten, aber auch auf das gesellschaftliche Leben und die Rolle der Frau mit möglichen Ambitionen, einen Beruf auszuüben oder ihr bisheriges Leben zu überdenken. Anhand dieser Punkte bekommt man nicht nur einen Einblick in die Zeit, sondern kann auch die Sorgen der Bevölkerung nachvollziehen und die Handlung geschichtlich einordnen.

Auch diesmal gilt das Hotel Hohenstein wieder als vorherrschendes Setting. Hier finden die meisten Szenen statt und viele rote Fäden, die sich durch die Handlung ziehen, treffen hier aufeinander und verbinden sich teilweise. Ich mochte diesen Ort wirklich sehr gern und die Unterschiede zwischen den öffentlichen und privaten Orten, sowie den Arbeitsplätzen der Angestellten ließen sich herauslesen und gaben verschiedene Einblicke. Auch die Umgebung erhält einiges an Beachtung und man lernt manche Orte aus dem ersten Band aus einem anderen Winkel kennen, andere Orte hingegen sind neu und geben einen noch besseren Eindruck der Gegend.

Einige Figuren sind aus dem ersten Band der Reihe bekannt und ich habe mich gefreut, eine Vielzahl von ihnen wiederzusehen und zu erleben, welchen Punkt sie gerade in ihrem Leben erreicht haben, wie sie noch reifer und erwachsener geworden sind und in welche Richtung sie sich entwickelt haben. Dazu kommen noch einige neue Personen hinzu, allen voran die Kinder der Hohensteins und Alsbergs, sowie Mitarbeiter und Gäste des Hotels, im Grunde ist die Runde damit fast schon komplett.

Ich mag die unterschiedlichen und variablen Beschreibungen der Protagonisten sehr gern, sie sind einzigartig und haben unvergleichliche Wesen erhalten. Man kann stets gut herauslesen, welche Ziele sie verfolgen, welche Ambitionen sie haben und dadurch war es mir möglich, ein umfassendes Bild ihres Charakters zu erhalten. Ich mochte es sehr, dass die Figuren verschiedene Facetten zeigen und sich stetig weiterentwickeln und neue Erkenntnisse erwerben. Sie wirken dadurch sehr realitätsnah, ich konnte zu vielen eine bessere Bindung aufbauen, sie einschätzen und bewerten.

Fazit

Da mir der erste Band gut gefallen hat, hatte ich natürlich große Hoffnungen darauf gesetzt, dass mich die Fortsetzung ebenso überzeugen kann und mich gut unterhält. Und ich kann glücklicherweise sagen, dass mir auch dieser zweite Teil gut gefallen hat, viele Überraschungen parat gehalten hat und eine ebenbürtige Fortsetzung darstellt. Ich mag den Abwechslungsreichtum und die Spannung, das Setting und auch die Protagonisten sehr gern und freue mich auf ein Wiedersehen im dritten und finalen Band, den ich gerne noch im Februar lesen möchte!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

Das Hotel am Drachenfels

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