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Dienstag, 26. Januar 2021

Rezension: Die Zarin von Ellen Alpsten

Titel: Die Zarin
 Autorin: Ellen Alpsten
 Verlag: Heyne
Seitenzahl: 736 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 12.10.2020
ISBN: 978-3-453-42357-2
 
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Handlung

Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen Nuancen kennen, muss immer wieder Rückschläge hinnehmen und kommt schließlich in Gefangenschaft, als Marienburg durch den Zaren eingenommen wird. Doch mit ihrem frechen Mundwerk, ihrer aufgeweckten und keineswegs verlegenen Art und ihrer Schönheit schafft es Martha schließlich, dass nicht nur die russischen Generäle sich nach ihr umdrehen. Auch der Zar Peter wird auf sie aufmerksam und kann sich nicht lange gegen ihre Verlockungen wehren. Martha gelingt es, den obersten russischen Herrscher so um ihren Finger zu wickeln, dass sie nicht nur seine Mätresse wird, sondern später auch seine Ehefrau, weshalb sie sich von nun an als Katharina bezeichnet. Doch trotzdem muss sie sich immer in Acht nehmen, sowohl vor Lästereien, als auch vor dem Zorn des Zaren. Schließlich weiß sie genau, wie schnell er sich seiner ersten Ehefrau entledigt hat und mit welch kritischem Blick sie betrachtet wird... Aber so schnell gibt Katharina nicht auf. Sie hat sich ihren Weg nach oben hart erkämpft und setzt alles daran, diesen Platz auch beizubehalten!

Meinung

Ich mag das Cover ganz gerne. Es ist auf jeden Fall perfekt an die Handlung angepasst und wirkt auch farblich sehr stimmig. Den Großteil des Bildes nimmt eine Dame ein, von der man lediglich den Rumpf sieht, welcher mit einem prächtigen Mantel / Kleid geschmückt ist. Das Kleidungsstück ist sehr würdevoll, es wirkt edel und schick, gleichzeitig merkt man, dass eine gesellschaftlich höhergestellte Person dargestellt wird.

Im Hintergrund sieht man noch einen winzigen Ausschnitt eines schlossähnlichen Gebäudes, eventuell handelt es sich hierbei um Petershof? Außerdem finde ich noch den Titel erwähnenswert, der in Gold gedruckt wurde und sehr edel wirkt, das Cover eindeutig nochmals aufwertet. Insgesamt also ein schönes und stimmiges Bild, welches gut auf den Inhalt zugeschnitten wurde.

Mir ist der Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, der Titel ist mir direkt ins Auge gefallen und daraufhin wollte ich gern mehr über den Inhalt erfahren. Auch dieser hat meinen Geschmack getroffen und klang interessant, weshalb das Buch schnurstracks auf meine Wunschliste gewandert ist. Ich finde die russische Zarenfamilie sehr spannend und habe darüber bereits einige, wenige Bücher gelesen. Und mit jedem konnte ich mein Wissen erweitern und habe allerhand neue, interessante Fakten über die Personen, aber auch die Politik und Russland erfahren. Und genau diese Hoffnung hatte ich auch mit diesem Buch, weshalb ich sehr dankbar bin, es als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Buches!

Die Umschlaginnenseiten wurden ansprechend mit einer Karte und einem Stammbaum versehen. Die Karte bildet St. Petersburg ab, man erhält ein Gefühl von der Stadt und ihrer Ausweitung und kann schauen, inwieweit diese sich im Vergleich zum Anfang des Romans entwickelt hat und wie sie gewachsen ist.

Außerdem gibt es noch einen kleinen Stammbaum, wo sich auf die Zaren und ihre Thronfolger konzentriert wird. Anhand dessen kann man genau schauen, wer vor Peter I. auf dem Thron war und wer ihm folgen wird. Zudem werden immer noch die Regierungsjahre genannt und man kann sich einen ersten kleinen Eindruck von der russischen Zarenfamilie machen.

Ich hätte mir ein Personenverzeichnis gewünscht, wo auch die jeweiligen Titel und die Ämter, die sie begleiten, vermerkt sind. Anhand der Seitenanzahl, aber auch der teilweise komplizierteren und ähnlichen Namen wäre es hilfreich gewesen, wenn man auf ein solches hätte zurückgreifen können. Den Großteil der Namen konnte ich mir zwar schnell merken, aber einige waren doch etwas außergewöhnlicher und ich muss leider zugeben, dass ich teils das jeweilige Amt vergessen haben, was die jeweiligen Personen begleiten. Da hätte ein Verzeichnis der handelnden Personen wirklich sehr geholfen und hätte ein wunderbar passendes Begleitmaterial dargestellt.

Obwohl die Handlung für mich direkt spannend und interessant begann, brauchte ich einige Seiten, um mich nicht nur an die Situation, sondern auch an die Protagonisten und die Sprache zu gewöhnen. Zumal die Handlung mit einem Prolog startet, der ein kommendes Ereignis darstellt und sich die Geschichte erst danach dem Leben von Katharina I., damals noch Martha, widmet.

Sobald ich mich an die Schreibweise gewöhnt hatte, empfand ich sie als sehr angenehm und gut lesbar. Es gibt nicht nur von Entwicklungen und den Personen gute Beschreibungen, sodass man sich viele Szenen fein vorstellen kann. Auch das Setting wird mit leuchtenden Farben beschrieben und lässt viele Orte bildhaft werden. Diese Punkte regen natürlich nicht nur zum Weiterlesen an, sondern helfen auch damit, dass man sich mit den Protagonisten verbundener fühlt und ihnen gerne auf ihrem Weg folgt.Ab und an werden slawische Worte in die Geschichte eingebunden. Mit zunehmender Handlung flaut dies ab, aber stets werden die Worte so erklärt, dass man den Zusammenhang versteht. Auch hierzu hätte ich mir vielleicht am Ende noch eine Art Glossar gewünscht, indem die Begriffe gesammelt werden und man die Bedeutungen noch mal auf einen Blick erfassen kann. An sich mochte ich die Einflechtung dessen gern, es hat dem Buch noch einen besonderen Charme verfasst und lässt die Handlung einen Hauch authentischer und lebhafter wirken.Weiterhin hätte es mir gut gefallen, wenn es mehr Erwähnungen gegeben hätte, in welchem Jahr die folgende Handlung spielt. Selten gibt es dazu ein kleines Detail, meist oft gehen die Kapitel so ineinander über, dass man nicht unterscheiden kann, wie viel Zeit vergangen ist. Das hat mir etwas gefehlt, gerade anhand der unglaublichen Anzahl von ungefähr 730 Textseiten, hatte ich schnell das Zeitgefühl vergessen und war in dieser Hinsicht oft etwas planlos.Stimmungstechnisch konnte der Roman vor allem mit negativen Gefühlen punkten. Nur sehr selten habe ich in dieser Hinsicht etwas gespürt, wenn freudige Ereignisse gefeiert werden. Stattdessen habe ich besonders in den Momenten, in denen Katharina Abscheu, Ekel oder Neid verspürt hat, auch etwas davon gespürt.

Es gibt selten einen Blick in die Zukunft, meist wird die Geschichte sehr geradlinig erzählt. Man lernt Katharina als junges Mädchen kennen und erfährt allerhand über ihren Lebenslauf, über Entwicklungen und Schicksale. In all dieser Zeit durchläuft sie viele Etappen und auch gesellschaftliche Schichten und man erlebt hautnah ihren Aufstieg mit. In den meisten Fällen empfinde ich die Kapitel immer ausreichend und gut beschrieben, man kann die Abfolgen gut nachvollziehen und zusammenfassend machen viele Ereignisse Sinn. Nur selten hatte ich das Gefühl, dass es mal eine Länge gibt und Kürzungen ganz sinnvoll gewesen wären.

Ich empfand es mal wieder als besonders, ein Buch mit einem Ich-Erzähler zu lesen. Das habe ich lange Zeit nicht gehabt und es war eine willkommene Abwechslung. So konnte man Katharina nicht nur gut kennenlernen und sich von ihr ein solides und weitreichendes Bild machen, sondern auch von ihren Gefühlen und Gedanken, Ängsten und Sorgen erfahren. Das hat mir häufig dabei geholfen, dass ich sie besser verstehen kann und auch menschlicher finde. Zudem erlaubt dies einen ungeschönten und offenen Blick auf die Politik und auf andere Personen, man versteht besser, was Katharina an einigen Menschen mag und was sie an anderen abstoßend und unsympathisch empfindet.

Vor allem anhand von politischen Ereignissen, aber auch durch die Lebensweise gibt es zahlreiche Einblicke in das historische Russland und man erhält dadurch viele Aussagen über die Vergangenheit. Anhand all dieser Szenen lässt sich ansatzweise nachvollziehen, wie stark sich die Autorin in die behandelten Themen eingearbeitet hat und das am Ende jeder Satz Hand und Fuß hat. Und durch die Fakten bekommt man auch einen kleinen Einblick in das Lebensgefühl und die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung, kann nachvollziehen, was Peter I. alles für Pläne hatte und was er sich für sein Reich vorgestellt hat.

Ganz besonders eindrucksvoll dargestellt und ausführlich behandelt wird der Bau von St. Petersburg und die Meinungen der Menschen. Vom ersten Spatenstich bis zur in Blüte kommenden Stadt erlebt man den Bau und die Entwicklung mit und es war sehr spannend, dies zu beobachten und zu verfolgen.

Bei den Handlungsorten gibt es ebenfalls interessante Entwicklungen. Anfangs sind die Orte sehr einfach und ärmlich, je mehr Katharina jedoch aufsteigt und die Achtung von dem Zaren erhält, desto würdevoller und edler wird das Setting und die Personen, mit denen sich die künftige Zarin abgibt. Daher erlebt man als Leser sowohl bescheidene Katen mit dem Nötigsten und dem Leben auf engsten Raum, als auch riesige Paläste mit allerhand Dienstboten mit. Man kann sich von verschiedenen Lebensweisen ein Bild machen und verfolgen, wie groß die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten sind.

Für mich hat sich die Geschichte durchweg als spannend gestaltet. Ich muss zugeben, dass ich über Peter I., seine Frau oder die russische Politik nur wenig weiß. Grob kenne ich mich mit den Reformen des Zaren aus, ein-zwei Fakten kann ich auch zu der Entstehung von St. Petersburg nennen, das war es auch schon. Daher wusste ich nicht, wie der Roman enden wird, welche Probleme für Katharina während ihres gesellschaftlichen Aufstiegs entstanden sind und was als nächstes geschehen könnte. Vieles war für mich Neuland und ich hatte davor noch nie von manchen Dingen und Ereignissen gehört. Auf jeden Fall wurde mein Interesse angeregt, mich auch nach dem Beenden des Buches noch ein wenig mit manchen Fakten, aber auch Personen zu befassen und noch mehr über ihr Leben zu erfahren.

Ein großer Teil der Figuren ist historisch verbürgt und hat tatsächlich mal gelebt. Nur wenige scheinen erfunden zu sein, zumindest habe ich zu ihnen nichts im Internet gefunden.

Es gibt gute Entwicklungen, gerade bei Katharina ist dies sehr interessant zu betrachten, da man ihrem Charakter am Ende am vertrautesten gegenübersteht. Doch auch die anderen Protagonisten werden nicht nur älter, sondern auch reifer und zeigen sich reflektierter.Solche Personen, die häufiger auftreten haben ausgefeiltere und unvergleichliche Wesen erhalten, es wurde eindeutig, dass sich mit ihrer Zeichnung viel Zeit gelassen wurde, um sie so besonders und tiefgehend zu gestalten. Das ist bei den meisten auch gelungen, sie haben starke Charaktere bekommen und eigene Attribute, die sie einzigartig und damit herausstechend machen.Man merkt wirklich, dass nur bei solchen Personen, die eine eher unwichtigere Rolle einnehmen und die nur selten oder für eine kurze Zeit auftreten, eine oberflächlichere und lockerere Darstellung genutzt wurde. Sie wurden mit deutlich einfacheren Merkmalen ausgestattet und teils kann man anhand ihres Auftretens schon vorher erkennen, ob sie nur einen kurzen Auftritt haben oder noch mehrmals auftauchen werden.

Fazit

Ich hatte ja eingangs bereits gesagt, mit welcher Erwartungshaltung ich an das Buch ran gegangen bin. Ich wollte ganz viel über die tatsächliche Geschichte von Katharina I. wissen, über ihr Leben und ihre Ehe mit dem Zaren, sowie über dessen Politik und die Gesellschaft. Genau diese Punkte wurden auch sehr ausführlich angesprochen und geben spannende und tiefe Einblicke in die Handlungszeit. Es war ein unglaubliches Erlebnis, so tief in die Gesellschaft einzutauchen und sie ein Stück weit hautnah mitzuerleben!

Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich bereits angemerkt, die meinen Lesefluss jedoch nicht sonderlich gestört haben. Trotzdem bin ich ohne große Probleme durch die Handlung gekommen und habe jetzt sehr große Lust, wieder mehr über die russische Zarenfamilie zu lesen und zu erfahren. Ein tolles und sehr gut recherchiertes Werk, das informative und anregende Lesestunden bietet!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal von Penguin Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 

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