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Freitag, 4. Dezember 2020

Rezension: Das Hotel am Drachenfels von Anna Jonas

Titel: Das Hotel am Drachenfels
Autorin: Anna Jonas
Verlag: Piper
Seitenzahl: 544 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 01.09.2016
ISBN: 978-3-492-30790-1 

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Handlung

Silvester 1904

Während alle gespannt dem neuen Jahr entgegenblicken erlebt Hotelier Maximilian Hohenstein eine unwillkommene Überraschung: Sein unehelicher Halbbruder ist gekommen und erhebt Ansprüche auf seinen Teil des Erbes. Damit gehören ihm genau die Hälfte des majestätischen Hotels, welches seine Besucher mit allerlei Luxus zu verwöhnen weiß. Maximilian blickt dem kommenden Jahr nun kritischer entgegen und ahnt nicht, dass er damit das richtige Gefühl hat. Das neue Jahr wird voller Ereignisse, Geheimnisse und Intrigen sein, vor denen sich jeder warm anziehen sollte...

Meinung

Das Cover ist interessant. Ziemlich schlicht und zurückhaltend, mir vielleicht ein wenig zu einfach. Dabei gibt es eigentlich genügend Details, die auch zu dem Haupthandlungsort, einem Hotel, ziemlich gut passen. Zum einen sieht man im Hintergrund eine bergige Landschaft mit einem Schloss, aber auch einem Gebäude, welches durchaus das Hotel am Drachenfels darstellen könnte. Im Vordergrund steht eine junge Frau, dem Betrachter abgewandt und der Mode um 1900 entsprechend gekleidet ist, sie sieht sehr schick und adrett aus, gehört eindeutig einer gehobeneren Gesellschaft an. Diese beiden Details wurden in bräunlichen, grauen und weißen Nuancen gestaltet, wodurch ein nostalgischer Effekt entsteht und was natürlich gut zu einem historischen Roman passt. Die Farbe des Titels wurde in bläulichen und rötlichen Tönen gehalten, wirkt auf mich so, als könnte sie genauso auch auf Flyern oder ähnlichem abgedruckt sein, um das Hotel zu bewerben.

Mir fehlt aber irgendwie noch ein herausragender Aspekt, der das Cover abrundet und perfekt macht.

Der Roman stand schon einige Zeit auf meiner Wunschliste und hat nur darauf gewartet, endlich gekauft und gelesen zu werden. Und da ich von der Autorin bereits ein paar Bücher gelesen habe, war ich sehr gespannt auf den Start der Reihe rund um das Hotel Hohenstein und habe mich schon vorab sehr aufs Lesen gefreut. Jetzt wurde der Roman nun endlich sowohl von meiner Wunschliste, als auch vom SUB befreit, mir wurde das Buch im Juli zum Geburtstag geschenkt und nun war es endlich an der Zeit, es zu lesen.

Beim ersten Aufklappen und Betrachten fallen sofort die beiden Karten auf den Umschlaginnenseiten auf. Hier wurde die Umgebung des Hotel Hohenstein abgedruckt und man kann sich von der Gegend einen Eindruck machen. Und außerdem war es so auch möglich, Entfernungen besser abzuschätzen und genau zu verfolgen, wohin die Protagonisten gerade unterwegs sind. Empfinde ich als ein sehr schönes und hilfreiches Detail!

Und am Ende des Buches findet sich auch noch ein Personenverzeichnis, wo die wichtigsten Protagonisten eine Erwähnung finden und man sich einen soliden Überblick verschaffen kann. Ich habe dieses kaum genutzt, mir sind alle Figuren direkt im Kopf geblieben und ich hatte absolut keine Probleme dabei, Zusammenhänge zu erstellen und zu erkennen, wer zu wem gehört. Trotzdem finde ich es gut, dass das Verzeichnis im Buch enthalten ist, vielleicht wäre es ganz gut gewesen, dieses an den Anfang des Buches zu setzen. Um sich so bereits vorab einen schnellen Überblick zu verschaffen, aber auch um nicht in die Gefahr zu geraten, aus Versehen etwas vom Ende der Geschichte aufzuschnappen.

Mir fiel der Start in die Geschichte ziemlich leicht. Klar war die Ausgangssituation wieder neu und da benötigt man meist ein paar Seiten, um sich in der Story zurechtzufinden, aber danach konnte ich mich vollkommen darauf einlassen und habe interessiert weitergelesen, um die Personen besser kennenzulernen oder auch um mehr über das Hotel und seinen Betrieb zu erfahren.

Ich finde, dass die Sprache eigentlich recht einfach ist und sich dadurch leicht und flott lesen lässt. Nur selten tauchen Fachbegriffe auf, jegliche Beschreibungen sind leicht nachvollziehbar und lassen nicht nur von den Personen, sondern auch von dem Setting oder den Geheimnissen ein rundes Bild entstehen. Die Schreibweise gibt immer genügend Einblicke, um die Spannung aufrechtzuerhalten, aber gibt dem Leser auch immer wieder einiges preis, um ihn nicht zu langweilen und ihn dazu anzuregen, sich Gedanken zu machen und über mögliche Enthüllungen zu spekulieren. Ich bin flott und ohne Probleme durch die Geschichte gekommen und bin mit der Sprache absolut zufrieden.Mir hat an der Schreibweise besonders der unterhaltsame Hauch von Humor gefallen. Gerade die drei Geschwister Karl, Alexander und Johanna haben sich häufig geneckt und miteinander ihre Späße getrieben. Diese Szenen gehören zu meinen Highlights, ich mochte den Witz, der mit vielen Situationen einhergeht und der Humor, der immer wieder aufkeimt und oft die noch so ernüchternden Szenen auflockert und ihnen Schwung gibt. Das trägt außerdem viel zum Unterhaltungswert bei und ich hatte viel Spaß beim Lesen und mochte die Aufmerksamkeit und Verbundenheit, die die Geschwister vereint.

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler gewählt, der Einblicke in verschiedene Protagonisten und ihre Lebensweisen gibt, aber auch immer nur wohldosiert einige Bemerkungen und Hinweise fallen lässt, die zum spekulieren dienen und den Leser durchaus auch auf falsche Fährten führen. Er lässt sich lange Zeit nicht in die Karten schauen, hält mit einigen Andeutungen die Spannung weit oben und lüftet erst am Ende seine ganzen Geheimnisse und öffnet sich. Ich mochte es sehr, wie der Erzähler einen ungeschönten und natürlichen Blick auf die Protagonisten bietet und man sich dadurch komplett frei und ohne Einflüsse eine Meinung von ihnen bilden und sie somit als sympathisch oder unsympathisch einstufen kann.

Zudem nimmt der Erzähler verschiedene Positionen ein, mal sieht man die Ereignisse aus der Sicht von den Geschwistern Karl, Alexander und Johanna, mal gibt es Einblicke in den Alltag eines Stubenmädchens mit ungewissen Ambitionen. Dies kommt natürlich als abwechslungsreich daher, zudem sieht man aus verschiedenen Blickwinkel was es bedeutet, in einem Hotel zu arbeiten oder dieses zu leiten. Man lernt über gesellschaftliche Regeln und Ordnungen und kann sich dadurch recht gut ein Bild der Sitten und Menschen machen.

Und weil es so gut passt und ich diesen Punkt schon angedeutet hatte, kommen direkt ein paar Worte zur Spannung. Diese hat viel zu der Klasse des Romans beigetragen, sie war durchweg sehr hoch und hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte und beim Lesen nur selten eine Pause eingelegt habe. Sie war auf einem konstant guten Niveau, erst spät kam die große Auflösung einiger Geheimnisse und alle offenen Fragen wurden geklärt. Anhand kleiner Bemerkungen war es mir möglich, bereits eigene Spekulationen anzustellen, mich zu fragen, wie es wohl weitergeht und was einige Handlungen für Auswirkungen und Folgen haben könnten.

Und auch als der Höhepunkt erreicht wurde und die Karten offen gelegt waren, war doch noch ein Funken Restspannung vorhanden. Dieser bestand darin, wie es mit den Protagonisten und dem Hotel weitergeht und ich finde nicht, dass das Ende zu rasch herbeigeführt wurde. Es gibt auf alle offenen Fragen eine Antwort, man kann grob schauen, was die Figuren demnächst beschäftigen wird und somit gibt es ein rundes und stimmiges Ende.

Die Personen durchleben im Verlauf des Romans einige Stimmungen und Emotionen, die sich manchmal, wenn auch nicht immer, spüren lassen. Diese sind unterschiedlicher Natur, sowohl gute, als auch schlechte Laune sind greifbar und man kann sie gut nachvollziehen. Wobei ich doch sagen muss, dass vor allem die gute Laune sich auf mich übertragen hat, vor allem jene Szenen, in denen die drei Geschwister miteinander scherzen hatten für mich die umfangreichsten Stimmungen.

Der Großteil der Szenen findet im Hotel Hohenstein statt. Dabei lernt man als Leser sowohl die privaten Räume der Familie, als auch die öffentlichen und frei zugänglichen Säle der Besucher und Feriengäste kennen. Zudem unternehmen die Protagonisten ab und an kleine Ausflüge in das Umland, besuchen andere Orte oder gehen einfach nur wandern. Und eines hat die Darstellung aller möglichen Handlungsorte gemein: ich konnte sie mir richtig gut vorstellen. Die Orte waren mit leichten Worten gekennzeichnet und bildhaft beschrieben, sodass ich sie mir leicht vorstellen konnte und ich mit der Darstellung des Settings zufrieden bin. Jede Örtlichkeit wurde mit derselben Aufmerksamkeit bedacht und kein Schauplatz war zu auffällig oder zu wenig bedacht.

Es gibt eine Vielzahl an Personen, die man im Laufe der rund 540 Seiten kennenlernt. Wobei viele davon entweder der Familie Hohenstein oder dem Personal angehören. Ab und an tauchen dazu noch Feriengäste auf, im Grunde sind damit die wichtigsten Protagonisten schon genannt. Und egal, welchem Stand die Figuren angehören oder wie häufig sie auftreten: Es wurde sich stets bemüht, einem jeden die gleiche Aufmerksamkeit entgegenzubringen und sie mit abwechslungsreichen und einzigartigen Wesen auszustatten. Und das ist auch wirklich gelungen, jede Person zeichnet sich durch eigene Züge aus und besitzt verschiedene Facetten, die diese auch zeigt. Auf diese Weise kommt man ihnen als Leser recht nahe und kann sich ein gutes Bild machen, was natürlich heißt, dass man die Handlungen auch besser bewerten kann.

Anhand meiner bisherigen Worte entsteht sicherlich der Eindruck, dass ich vollends zufrieden bin mit dem Roman. So ganz stimmt das leider nicht. Ich fand die Geschichte immer spannend und habe sie gern gelesen, allerdings hat mir lange Zeit ein Fakt, ein Punkt gefehlt, welcher das Buch auszeichnet, es besonders macht und aus der Masse heraushebt. Im letzten Drittel wurde dies besser und das mir bis dato fehlende kam langsam ins Spiel. Wobei ich noch immer nicht sagen kann, was mir genau gefehlt hat. Aber trotzdem reicht es für mich nicht ganz für eine Fünf-Sterne-Bewertung, es werden gute 4,5 Sterne, was ja trotzdem heißt, dass es sich um einen sehr tollen Roman handelt!

Fazit

Es hat richtig Spaß gemacht, beim Schreiben dieser Rezension die Geschichte nochmals Revue passieren zu lassen und mich an allerhand Details aus dem Buch zu erinnern. Das regt natürlich auch die Freude auf die Fortsetzungen an, die ich nicht verpassen möchte und auf die ich mich bereits jetzt freue. Die Klappentexte dazu habe ich mir bereits durchgelesen und ich freue mich schon auf Wiedersehen mit den Protagonisten, von denen ich einige ins Herz geschlossen habe.

Ich empfand die Geschichte als spannend und abwechslungsreich, immer wieder sind Handlungen geschehen, die für mich unvorhersehbar waren und die mich überrascht haben. An keiner Stelle im Text wurde es langweilig, es herrscht eine wunderbar zu lesende Sprache vor und die Personenzeichnungen sind einfach traumhaft. Ein tolles Buch!

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen

MarySophie 

Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.


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