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Sonntag, 21. Juni 2020

Rezension: Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange

Titel: Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange
Originaltitel: The Ballad of Songbirds and Snakes ( aus dem Englischen von Sylke Hachmeister und Peter Klöss)
 Autorin: Suzanne Collins
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
Seitenzahl:608 Seiten
Preis: 26,00 €
Erscheinungsdatum: 19.05.2020
 ISBN: 978-3-7891-2002-2

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Handlung:

Die zehnten Hungerspiele stehen bevor. Und erstmals werden den Tributen Mentoren zur Seite gestellt, die diesen tatkräftig zur Seite stehen sollen. Nicht nur bei der Vorbereitung, sondern die Mentoren sollen ebenfalls helfen, dass die Zuschauer die Spiele mit mehr Interesse verfolgen.
Der 18-jährige Coriolanus Snow erhofft sich noch ganz anderes von den Hungerspielen und seiner Aufgabe als Mentor. Für die bekannte und mächtige Familie Snow sind die besten Zeiten vorüber und sie bangen um ihre Zukunft. Mithilfe seiner Aufgabe hofft Coriolanus nicht nur, dass er am Ende mit dem siegreichen Tribut dasteht, sondern auch einen Erfolg für seine Zukunft.
Doch seine Chancen scheinen schlecht zu stehen. Corionlanus bekommt Lucy Gray zugeteilt, die weibliche Tributin aus Distrikt 12. Sie kann singen, aber nicht kämpfen. Coriolanus muss die Sache geschickt angehen, um überhaupt eine Chance zu erhalten, denn jede falsche Entscheidung trägt weitreichende Folgen. Und so wütend der junge Snow anfangs über die Wahl seines Tributes ist, desto mehr erkennt er, dass Lucy Gray einen gewissen Charme hat.

Meinung:

Das Cover ist schlicht und schick. Ein schwarzer Hintergrund, lediglich durch die weiße Schrift und die goldenen Details entstehen Auflockerungen. Das goldene X wurde mit einer Schlange und einem Vogel in derselben Farbe verziert und vereint dadurch die Elemente des Untertitels. An sich finde ich das Bild recht stimmig und passend, vielleicht wäre es noch einen Tacken schöner gewesen, wenn die Schriftfarbe des Namen der Autorin, sowie des Untertitels ebenfalls in einem goldenen Farbton gewesen wäre. Oder zumindest in einer aufregenderen Farbe, die noch einen Hauch von Extravaganz hereinbringt. Genau das würde nämlich zu Coriolanus Snow und Lucy Gray passen. Ansonsten ein stimmiges Bild und bei einem solch bekannten Titel braucht es eigentlich auch nicht mehr, um die Aufmerksamkeit zu erregen.

Erstmals von den Tributen von Panem gehört habe ich durch eine Freundin. Wir sind dann zusammen zum zweiten Teil der Reihe ins Kino, der Film hat mir gefallen und daraufhin habe ich die drei Bände gelesen und natürlich auch die anderen Filme geschaut. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie oft ich die Geschichten von Katniss und Peeta schon gelesen habe. Und daher war mir direkt klar, dass ich diesen neuen Band, der sich um den jungen Snow dreht, ebenfalls lesen möchte.
Mir war das große Glück vergönnt, dass ich das Buch bei einer Buchverlosung bei Lovelybooks gewonnen habe. Und das bei über 1000 Bewerbungen. Ich habe mich dementsprechend riesig gefreut und konnte es kaum erwarten, endlich selbst mit dem Lesen zu beginnen!

Ich finde, dass eine deutliche Weiterentwicklung bei der Sprache zu sehen ist. Sie war schon immer gut und leicht lesbar, aber bisher recht einfach gehalten. Ich bin der Meinung, dass sie diesmal anspruchsvoller ist und viel detailreicher ist. So gibt es für den Leser mehr Informationen und es wird stärker in die Tiefe gegangen. Nicht nur bei den Informationen rund um die Hungerspiele, sondern auch auf menschlicher Ebene gibt es mehr Abgründe, die sich teils eröffnen.

Nur ganz selten gab es eine stimmungsvolle Szene, in der man in irgendeiner Weise einen emotionalen Bezug zu den Geschehnissen oder den Protagonisten erhielt. Meist wird die Handlung in einer nüchternen und ernsten Sprache wiedergegeben, die zwar Gefühle von Coriolanus beschreibt, welche mich aber nie erreicht haben. Dafür war mir sein Charakter nicht sympathisch genug und stets hatte ich im Hinterkopf, wie seine Darstellung in den anderen Büchern ist.
Ich finde, dass genug Platz für ein bisschen mehr Emotionalität und Gefühlt gewesen wäre. Im Überfluss wäre es auch nicht passend gewesen, aber so war es mir zu wenig. Ich konnte nicht richtig mitfiebern und habe keinen Charakter auch nur ansatzweise ins Herz geschlossen.

Ich bin der Meinung, dass manche Szenen gerne ein wenig kürzer hätten ausfallen können. Gerade das letzte, dritte Buch finde ich etwas langweilig und es hatte für mich ein paar Längen. Ich habe gemerkt, dass ich diesen letzten Part, bis auf die letzten, finalen Seiten, nicht mehr mit so viel Interesse wie die anderen gelesen habe. Öfters habe ich mich gefragt, inwiefern das für den Fortgang der Handlung wichtig ist und ob jede Szene wirklich nötig war. Ein paar Kürzungen wären hier gut gewesen.

Bereits bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, habe ich irgendwo gelesen, dass es allerhand Hintergrundinformationen über die Hungerspiele geben wird. Und genau das ist auch eingetreten. Man kann den ganzen Zusammenhang der Hungerspiele viel besser verstehen und es war interessant, in den Kopf eines Kapitol-Bewohners zu schauen und zu erfahren, was er über die Kriege, die Politik und die Distrikte denkt. Diesen Blick kennt man bisher nur von den Bewohnern der Distrikte und man kann sich eine andere Meinung bilden und erhält einen breiteren Blick auf die Denkweise der Bevölkerung.
Zudem fand ich es interessant, wie sich die Hungerspiele in knapp 60 Jahren geändert und entwickelt haben. Wie sie anfangs noch ursprünglich und einfach abgehalten wurden und mit welchem Aufsehen und welcher Reichweite sie viele Jahre später stattgefunden haben.
Außerdem haben mir die Blicke hinter die Kulissen gefallen, sei es über die Planung, die Ziele der Spielleiter oder das Einführen neuer Regeln. Die Hungerspiele sind für mich noch komplexer geworden und es gab mal eine Sicht aus einem anderen Blickwinkel.

Das Setting hat mir ebenfalls bis auf eine Ausnahme gut gefallen. Es war meist mit klaren Worten gezeichnet und ich konnte mir viele Örtlichkeiten ziemlich genau vorstellen. Gerade das Kapitol mit den verschiedenen Gebäuden strahlte etwas besonderes und extravagantes aus, ich bin gerne mit Coriolanus durch die Straßen gewandert.
Was ich etwas schwierig fand war die Darstellung der Arena. Ich konnte damit nur bedingt was anfangen. Die allgemeine Form war für mich gut vorstellbar und war auch leicht beschrieben. Doch die Details die noch hinzukommen, seien es Barrikaden oder ähnliches waren schon schwieriger. Das war alles etwas zu üppig und viel, mir wurde die Dimension der Arena zu groß. Mit dieser Darstellung bin ich nicht so zufrieden und finde, dass es durchaus ein paar Schwächen gibt. Und da ich den Vergleich zu den 74. und 75. Hungerspielen habe, muss ich sagen, dass mir die Be- und Umschreibung der Arenen dort deutlich besser gefallen hat. Sie wirkten begrenzter und nicht so umfassend und riesig.

Einerseits finde ich, dass die Protagonisten unglaublich interessante Charaktere haben und sehr komplex sind. Man weiß nie genau, was sie folgend für Handlungen und Aussagen vornehmen werden. Andererseits fehlen mir einige Emotionen. Zwar hat unter anderem Lucy Gray einige Momente, in denen sie nah am Wasser gebaut ist, doch ich kann nicht mitfühlen. Dafür fand ich zu schwer einen Zugang und ich konnte mich mit keinem so recht anfreunden. Was ich wirklich schade finde, für mich gab es keinen Charakter, der in diesem Zusammenhang mal aus der Reihe fällt und zu dem man eine Bindung aufbauen kann.
Coriolanus ist sehr interessant. Immerhin sieht man den späteren Präsidenten Snow hier in einem jugendlichen Alter und ich war gespannt darauf, ob er hier genauso schonungs- und gefühlslos auftritt wie in den späteren Bänden. Und ich muss sagen, dass eine Ähnlichkeit vorhanden ist. Er wirkt durchtrieben und macht sich eindeutig die Welt so, wie es ihm gefällt. Er ist von sich selbst eingenommen und oft muss ich über sein Auftreten schmunzeln, oft aber auch den Kopf schütteln. Coriolanus hat eine Art an sich, die ihn unsympathisch macht und zeigt, dass man sich vor ihm hüten muss. Nur ganz selten hat er einige Minuten, wo man eine ehrliche, aufrichtige Seite sieht, bevor er sich wieder in sein altes Ich verwandelt, welches weiß, wie er Menschen für sich gewinnt. Insgesamt finde ich seine Darstellung unglaublich interessant, er ist für mich nicht sympathisch, aber hat ein komplexes Wesen, dass Coriolanus zu etwas besonderem macht.

Fazit:

Ich habe sehr auf das Buch hingefiebert und hatte große Erwartungen. Nicht nur, weil mir die drei anderen Bände sehr gut gefallen haben, sondern auch weil das Buch schon einen großen Hype erfahren hat. Und ich hatte viele kurze Meinungen gelesen, die ziemlich positiv sind. Leider bin ich ein wenig enttäuscht. Das Buch ist nicht schlecht. Aber auch nicht richtig gut. Dafür fehlt mir ab und an ein bisschen was, seien es Emotionen oder eine bessere Umschreibung der Arena. Und ab und an entstanden leider im dritten Buch ein paar Längen, die mich auf das Ende hinfiebern lassen haben, damit die Handlung endlich zu einem Punkt kommt.
Das Buch ist wahrlich nicht schlecht und hat seinen ganz eigenen Reiz. Gerade die ganzen Hintergrundinformationen zu den Hungerspielen oder der spannende Charakter von Coriolanus Snow sind es wert, den Roman zu lesen. Aber es ist halt leider nicht perfekt und steht meiner Meinung nach eindeutig als Letztes in der Reihe der vier Panem-Bücher.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an Lovelybooks, sowie den Oetinger Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

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