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Samstag, 28. März 2020

Rezension: Die Strandvilla von Sina Beerwald

Titel: Die Strandvilla
Autorin: Sina Beerwald
Verlag:Knaur TB
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
 ISBN:978-3-426-52412-1

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Handlung:

Sylt 1913
Erst wenige Tage sind im neuen Jahr vergangen und Moiken erhält die bereits befürchtete Nachricht das ihr Mann, ein Seefahrer, nie mehr wiederkommen wird. Ihre Schwiegermutter wirft sie aus dem Haus und Moiken beschließt, zusammen mit ihrer Tochter ihr Glück in Hamburg zu versuchen. Doch dann kommt ein verlockendes Angebot des Hoteliers Theodor von Lengenfeldt, der ihr nicht nur eine fantastische Stelle als Konditorin anbietet und ein traumhaftes Zimmer zur Verfügung stellt, sondern auch an Moiken als Frau Interesse hat.
Von ihrem neuen Arbeitsplatz aus hat die junge Frau jeden Tag die Sicht auf ein verlassenes Strand-Café. Schnell werden die Bilder von einem eigenen Café vor ihren Augen lebendig und Moiken ist fest entschlossen, diese Pläne eines Tages umzusetzen.
Und auch privat scheint bei Moiken wieder die Sonne. Der Hotelier hat um ihre Hand angehalten und könnte Moiken ein gemütliches Leben bieten. Wäre da nicht sein Widerstand gegen Moikens Wunsch von einem eigenen Café. Zudem trifft sie ihre erste große Liebe wieder, Boy Lassen, mittlerweile ein erfolgreicher Fotograf auf der Insel...

Meinung:

Das Cover finde ich echt hübsch. Es ist idyllisch, besitzt kräftige und strahlende Farben und zeigt eine Szenerie, in die man sich selbst nur zu gerne wünscht. Im Hintergrund das Meer, sowie der Himmel, es ist gar kein richtiges Ende auszumachen. Im Vordergrund eine Düne, sowie ein niedliches und urgemütliches Häuschen. Dazu eine Dame, die in die Ferne blickt, vielleicht soll sie Moiken darstellen. Sie ist der Zeit um 1913 gemäß gekleidet, wirkt in ihrer Haltung sehr aufmerksam und stolz. Insgesamt ein stimmiges Bild, welches mir gut gefällt.

Ich lese gerade allgemein sehr gerne Romane, die am Meer spielen und da passt dieses Buch mit dem Handlungsort Sylt natürlich perfekt. Zudem stand der Titel auch schon auf meiner Wunschliste, mich hatte die Handlung direkt angesprochen und ich habe darin sehr viel Potenzial gesehen. Dementsprechend glücklich war ich das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, wofür ich mich an dieser Stelle noch mal ganz herzlich bedanken möchte. Ich habe es genossen, gedanklich nach Sylt zu reisen und mit dem Roman ein bisschen die Zeit zu vergessen.

Obwohl die Handlung eigentlich direkt spannend und ohne ellenlange Vorberichte begonnen hat, hatte ich mich mit den ersten Seiten etwas schwergetan. Vielleicht lag es daran, dass es im Klappentext keine Erwähnung einer Tochter gibt und dieser nicht so ganz mit dem Beginn der Handlung übereinstimmt. Die Situation ist nicht wie gedacht, dass Moiken bereits mit dem Hotelier verlobt ist, sondern zu diesem Zeitpunkt kennt sie ihn noch gar nicht. So war ich ziemlich überrascht von diesem Anfang und brauchte ein paar Seiten, um mich an die andere, neue Situation zu gewöhnen.
Der Schreibstil war recht angenehm, damit hatte ich nach der der Eingewöhnung keine Probleme mehr. Viele Szenen waren bildhaft beschrieben, ich hatte öfter Bilder vor Augen und konnte mir besonders die Gebäude und Räume richtig gut vorstellen.
Situationen wurden lebendig geschildert, Es gibt ausführliche und gute Beschreibungen und die Handlung bleibt stets schlüssig und nachvollziehbar. Zudem gibt es ab und an eine Einbindung des Dialekts, ab und an tauchen einige nordfriesische Worte. So wirken die Charaktere authentischer und die Mundart bringt auch etwas Charme in die Handlung.

Leider konnte ich nicht so mit den Protagonisten mitfiebern, wie ich es gern gehabt hätte. Es gibt nur sehr wenige stimmungsvolle Szenen, die mich aber trotzdem keinen rechten Zugang zu ihnen finden lässt. Oft ist die Handlung recht nüchtern und ohne viele Emotionen geschildert. Und genau diese haben mir vielleicht auch gefehlt, um einen richtigen Zugang zu den Personen zu finden und so mehr Sympathie oder Abneigung für sie zu empfinden. So waren sie ganz nett dargestellt aber mich hat keiner vom Hocker gerissen.

Beschrieben wird die Geschichte aus drei Sichtweisen von einem allwissenden Erzähler aus der dritten Person. Den Hauptteil der Handlung werden wir von Moike durch die Geschichte geführt, haben nicht nur an ihren Erlebnissen einen Anteil, sondern auch an ihren Gefühlen und Gedanken. Dazu gibt es noch wenige Kapitel von Emma mit ihrem jugendlichen, teils trotzigen Denken. Und schließlich gibt es noch die Abschnitte von Theodor von Lengenfeldt. Ich fand die Abwechslung sehr gelungen, bei mir entstand keine Langeweile und ich fand es interessant, manche Sachverhalte von verschiedenen Personen zu erfahren. Zudem entsteht so ein tieferer Blick in das Wesen der Charaktere und man kann sie besser kennenlernen, sie besser einschätzen und möglicherweise eine bessere Bindung aufbauen. Ich fand es auch gut, dass die Anzahl der Sichtweisen so beschränkt wurde und es nicht zu viele Einflüsse gibt und man so vielleicht überfordert wäre

Einige historische Details wurden geschickt in die Handlung eingewebt. Diese wurden meist in Gesprächsrunden eingebunden und so erhält man einen groben Überblick über die politische Situation in Deutschland. Lediglich kamen zu viele Informationen innerhalb von wenigen Seiten auf einen zu, an diesen Stellen war es für mich wichtig aufmerksam und langsam zu lesen, um alles aufzunehmen. Teilweise war das schwierig und ich musste danach das Buch kurz beiseite legen, um alles zu ordnen und zu verarbeiten.
Richtig gut hat mir gefallen, wie verschiedene kleine Details eingefügt wurden, welche man heute nicht mehr so kennt. Sei es die Badeordnung der damaligen Zeit mit den Badekarren oder die Mode und gesellschaftliche Konventionen. Man konnte an vielen Stellen herauslesen, dass hinter dem Buch eine starke Recherchearbeit steckt und die Autorin viele Bemühungen gemacht hat, um ihr Wissen in einer verständlichen Weise an den Leser zu übermitteln. Ganz oft ist ihr dies gelungen, nur waren es für mich manchmal zu viele Informationen auf einmal.
Es gibt ein ganz wunderbar erklärendes Nachwort, welches verschiedene Details des Romans noch mal anspricht und am Ende keine Frage offen lässt. Ich fand es sehr spannend, noch einige Hintergrundinformationen zu bekommen und auch hier zeigte sich wiederholt das Wissen der Autorin und welche Arbeit hinter einem Buch steckt, um es mit so vielen realistischen Details wie möglich auszuschmücken.

Ich finde nicht, dass die Spannungskurve sonderlich hoch ist. Es gibt durchaus überraschende Momente, die nicht so erwartet waren. Doch diese kamen nicht häufig vor, meist war die Handlung eher ruhig und beschaulich. Oft wurde das normale Leben der Charaktere erzählt, es wurden nicht zu viele Dramen eingebunden und so empfand ich die Handlung als sehr natürlich und gut vorstellbar.
Natürlich kamen auch immer mal ein paar Momente, in denen Streitereien entstehen, es Konflikte gibt oder Geheimnisse ihre Weg ins Tageslicht finden. So entsteht es eine angenehme Abwechslung, ich mag es sehr, dass die Handlung eher ruhig ist. Ich konnte mich besser in die Handlung vertiefen und die Geschichte wirkte auf mich authentischer.

Man hat bei den Beschreibungen des Settings deutlich gemerkt, dass sich die Autorin sehr gut auf der Insel auskennt und genau weiß, wovon sie schreibt. Viele Orte des Setting waren gut vorstellbar, sowohl den Strand mit seiner Weite und dem Meer, als auch viele Räumlichkeiten. Besonders interessante und lebhafte Bilder hatte ich stets bei den Szenen im Hotel von Theodor von Lengenfeldt. Bei dem Gebäude hatte ich häufig Bilder vor Augen und fand es einfach wunderbar, wie begeistert Moiken von der ganzen Ausstattung ist. Diese Freude war ansteckend und es zeigt, dass all der Luxus in der Welt nicht natürlich ist und man sich dies immer wieder vor Augen rufen sollte.

Es gibt ganz unterschiedliche Personen, ein jeder hat ein besonderes und abwechslungsreiches Wesen erhalten. Keiner gleicht dem anderen und es gibt solche, die man sofort als freundlich und sympathisch einschätzt und solche, von denen man direkt abgeneigt ist. Im Gesamten betrachtet überwiegen die positiven Charaktere, zumal sich ganz besonders eine Person stark wandelt und sie erst mit zunehmender Handlung eine andere Seite seines Wesens zeigt. Auf den ersten Blick wirken viele interessant, mit der Zeit hätte ich es mir gewünscht, wenn sie ein wenig mehr Tiefgang bekommen hätten und mehr Facetten ihres Ichs zeigen würden. So kam zum Beispiel Moikens Tochter etwas stereotyp daher: lange Zeit war sie der rebellische Teenager, dem man es nicht recht machen kann. Erst ziemlich am Ende ist ein abrupter Wandel zu sehen, der zwar zu verstehen war, aber auch ein wenig zu spontan kam. Im Grunde hat sie sich von ihrem gesamten Wesen nur kurze Zeit geändert, am Ende fiel Emma wieder in ihr altes Ich zurück. Insgesamt kam mir ihre Person aber auch etwas zu selten vor, als das ich zu sehr über sie urteilen möchte.
Über wen ich mir ein Urteil erlaube ist Moiken. Sie ist ganz eindeutig die Hauptprotagonistin des Buches, sie steht durchweg im Mittelpunkt und ihre Person lernt man am besten kennen. Einen Zugang zu ihr habe ich nicht wirklich gefunden, sie hat zwar viele Emotionen, aber auch Charakterzüge gezeigt, doch Moiken war mir etwas zu steif. Sie war mir nicht herzlich genug und einige Entscheidungen habe ich absolut nicht gut gefunden. Moiken ist in einigen Momenten eine sehr durchsetzungsfähige junge Frau, in anderen Szenen ist sie leider nicht so offen und sagt nur selten ihre Meinung. Dieses Hin und Her war verwirrend und hat nie ganz zu ihr gepasst. Hier hätte mir eine Geradlinigkeit besser gefallen. Zudem fand ich ihr Denken oft etwas einfach und oberflächlich. Sie hat sich etwas vorgenommen, will dies umsetzen, denkt aber nicht an mögliche Folgen. Das sind so Gegensätze, die mir nicht gefallen haben und die es erschwert haben, zu ihr eine Bindung aufzubauen.

Fazit:

Ich mag es gerade sehr, gedanklich an aufregende Orte zu reisen und das war hier wirklich perfekt. Mir hat das Setting mit Sylt sehr gut gefallen und vieles konnte ich mir bildlich vorstellen. Am liebsten würde ich mich direkt ins Auto setzen und die ganze Szenerie mit eigenen Augen betrachten. Dazu fand ich auch die Schreibweise angenehm und ich habe das Buch innerhalb von knapp drei Tagen ausgelesen gehabt. Ich habe es gern in die Hand genommen, die Kapitel ließen sich leicht und flüssig lesen.
Ein ganz besonderes Highlight ist für mich die Fülle an historischen Informationen, die immer mal wieder eingestreut wurden und dem Roman so ganz viel Authentizität gaben. Zudem möchte ich meinen imaginären Hut vor dieser Recherchearbeit ziehen!
Lediglich mit den Protagonisten war ich nicht vollkommen zufrieden. Sie waren mir nicht lebendig genug und hatten nicht genug Tiefe. Ich hätte mir mehr Facetten gewünscht und mehr nachdenkliche Momente, in denen man den Figuren als Leser näher kommt. So entstand für mich leider auch keine Stimmung und ich konnte mich nicht recht mit den Protagonisten mitfreuen oder mit ihnen mitleiden.
Bis auf diese Kritik, für die ich einen Stern abziehe, bin ich glücklich mit dem Buch. Es überwiegen die positiven Aspekte und ich bin in einigen Aspekten überrascht wurden. Auch wurde ich gut unterhalten und deshalb freue ich mich auf den zweiten Band, den ich denke, in dem Leben von Moiken wird noch einiges passieren!

Bewertung: 4 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.


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