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Montag, 24. Februar 2020

Rezension: Die Galerie am Potsdamer Platz von Alexandra Cedrino

Titel: Die Galerie am Potsdamer Platz
Autorin: Alexandra Cedrino
Verlag: HarperCollins
Seitenzahl: 384 Seiten
Preis: 20,00 €
Erscheinungsdatum: 18.02.2020
ISBN:978-3-95967-409-6

https://vorablesen.s3.eu-west-1.amazonaws.com/vorablesen/book/1413940/cover_image/display-170fbb7b9a6f6467fb284acdc3d394e3.jpg

Handlung:

Berlin 1930
Alice reist nach dem Tod ihrer Mutter nach Berlin, wo diese geboren wurde. Dort lebt noch immer ihre Großmutter, eine Dame, die Alice nie kennengelernt hat. Und wie erwartet empfängt diese sie nicht sonderlich herzlich, dafür bereitet ihr die restliche Familie einen angenehmeren Empfang.
Trotzdem bleibt Alice in der Hauptstadt, erkundet das Nachtleben, vor allem interessiert die Kunststudentin jedoch das künstlerische Leben. Stundenlang streicht sie durch Galerien, entdeckt später ihr Talent und ihre Leidenschaft für das Fotografieren.
Alice entstammt einer Familie von angesehenen Kunsthändlern und ihre Onkel wollen die Galerie am Potsdamer Platz wieder eröffnen. Doch die Familie muss aufpassen, die Nazis bekommen mehr Einfluss, die Familie muss aufpassen, wen sie ausstellt, Alice Beziehung mit dem Deutsch-Iren John ist nicht gerne gesehen und auch innerhalb der Familie beginnt es zu brodeln...

Meinung:

Das Cover finde ich vor allem anhand der grün-bläulichen Farben, sowie der geometrischen Formen sehr schick. Die goldenen Umrandungen, als auch die Schrift geben dem Cover viel Stil und Klasse, was auch sehr gut zu dem Roman passt. Besonders einige Gesellschaftsszenen vermitteln eine ebenso glamouröse Ausstrahlung.
Für mich hätte es die junge Frau mit dem Fotoapparat nicht gebraucht, sie ist für mich fast ein Störfaktor. Die Farben harmonieren nicht so recht, sie scheint sich nicht richtig in das Gesamtbild einzufügen. Ohne die Dame wäre das Cover für mich perfekt gewesen, es ist auffallend und sehr edel gestaltet, so bin ich nicht ganz zufrieden damit.

Ich habe lange überlegt, ob mich die Inhaltsangabe anspricht und ich das Buch lesen möchte. Es klang durchaus interessant, aber nicht vollkommen überzeugend. Der Klappentext war sehr informativ, es werden aber fast schon zu viele Informationen gegeben und ich habe mich gefragt, was an der Geschichte noch überraschen kann. Am Ende hat mich das Buch etwas verfolgt, ich habe es auf diversen Buch-Communitys gesehen und anregende Meinungen dazu gelesen. Daher war ich sehr dankbar, das Buch vom Verlag zu erhalten, sodass ich mir selbst eine Meinung bilden konnte.

Es gibt einen direkten Start in den Roman, es werden nicht erst viele Worte gemacht, sondern man wird als Leser etwas ins Wasser geworfen. Erst einige Seiten später gibt es dann erste kleine Hintergrundinformationen, die über den Roman verteilt wurden.
Mir hat der Einstieg gut gefallen, ich mochte die Direktheit sehr und merkte schnell, dass ich das Buch nur selten aus der Hand legen möchte. Und genau dies war auch durchweg so. Ich bin am Ende zwar nicht vollkommen begeistert von dem Buch, muss aber positiv sagen, dass ich den Schreibstil sehr mochte und auch eine gewisse Spannung vorhanden war, die mich nicht losgelassen hat. Wenn ich das Buch abends aus der Hand gelegt habe, hatte ich danach erst mal überlegt, wann ich am nächsten Tag Zeit zum weiterlesen habe. Und das passiert mir sonst nie.
Wie erwähnt, der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen. Es gibt eine Direktheit, die erfrischend war. Ich mochte es wirklich sehr, dass die Protagonisten nicht ständig nachgedacht haben, was sie sagen, sondern in ihnen auch mal die Emotionen hochgekocht sind. Genau das hat ihnen einen Hauch von menschlichen Zügen gegeben, was sehr wichtig war, ihrer Darstellung aber nur wenig geholfen hat. Gleichzeitig waren die Charaktere oft etwas zu hitzköpfig, manche Konflikte hätten auch gut und gerne vermieden werden können.
Im gleichen Zuge möchte ich aber auch sagen, dass die Charaktere zwar oft kein Blatt vor den Mund genommen haben, aber auch vieles nicht ausgesprochen haben. So entstanden viele Geheimnisse und teils auch Konflikte, die für den Leser nicht näher benannt wurden. Ein wenig mehr Offenheit darüber wäre gut gewesen, auch um manche Entscheidungen besser nachvollziehen zu können.

Es war störend, dass manche Details, als Beispiel nehme ich jetzt mal den Nachtclub von Alice' Onkel, erst immer wieder erwähnt werden und irgendwann vollkommen unter den Tisch gefallen lassen werden. Seitenlang gibt es immer wieder einige Sätze zu diesem Ort, schließlich besucht Alice ihn und danach hört man kaum noch etwas davon. Dafür ist dann plötzlich die Kunstgalerie der Familie das große Thema. Zudem wirkte das plötzliche Interesse an einem Neustart der Galerie zu plötzlich, man hat als Leser keinen Anteil an Gedankengängen und Gesprächen, sondern man wird vor vollendete Tatsachen gestellt.

In dem Buch gibt es eine Einheit des Settings, jede Szene spielt in Berlin. Dabei wird auf unterschiedliche Stadtteile eingegangen, manche Szenen spielen am Rand von Berlin, andere wiederum mitten im Zentrum. Nicht alle Orte wurden sonderlich bildhaft und lebendig beschrieben. Oft wirkten die Orte kühl und traurig, wenig bewohnt und nicht gemütlich. Das fand ich schade, dadurch kam das Setting für mich etwas zu oberflächlich daher.
Lediglich die Räumlichkeiten, die abgedunkelt sind und daher sehr düster erscheinen, konnte ich mir genauer vorstellen. Hier hatte ich das Gefühle, den Raum vor Augen zu haben und diese Szenen waren besonders stimmungsvoll.

Die Autorin beschreibt ein breitgefächertes Abbild der Gesellschaft. Nicht nur die feinen Leute werden mit ihrem ausschweifenden und luxuriösen Lebensstil dargestellt, sondern auch das komplette Gegenteil dessen erhält einen Platz in dem Roman. Es werden Menschen bei der verzweifelten Arbeitssuche, aber auch mit wenigen finanziellen Mitteln gezeigt. Diese Szenen sind in der Unterzahl, haben jedoch einen guten Kontrast zu der feinen Welt gezeigt, in der Alice normalerweise verkehrt.

Immer wieder werden historische Bezüge geboten, vor allem zu dem beginnenden und immer mehr an Einfluss gewinnenden Nationalsozialismus werden einige Worte verloren. Diese Details wurden gekonnt in die Handlung eingebunden, sie passten perfekt zu der jeweiligen Situation und man wurde von ihnen nicht überschüttet, sondern hat genügend Zeit um das gerade gelesene zu verarbeiten und in einen Zusammenhang zu bringen.
Ich fand es etwas schade, dass nicht weitere historische Aspekte eine größere Rolle einnehmen. Sei es in der Forschung oder in menschlichen Beziehungen. Gerade das Thema Homosexualität wird ganz kurz angeschnitten und fällt irgendwann unter den Tisch. Hier war es unnötig, sich so arg auf die Politik zu konzentrieren, es gibt noch weitere Themenfelder, die zu dem Roman und der Handlungszeit gepasst hätten.

Mit den Charakteren bin ich nicht sonderlich warm geworden. Sie hatten interessante Züge, konnten mich aber nicht überzeugen. Lediglich durch ihre lockere Umgangston erhielten sie Lebendigkeit, ansonsten wirkten sie eher wie Puppen, die keinen ausgereiften Charakter besitzen.
Die Charaktere besitzen ein steifes Auftreten und scheinen Masken aufzuhaben, um ihre wahren Gefühle nicht zu zeigen. Denn solche kamen bei mir nicht an...
Leider gab es nur selten Verbesserungen, gerade mit Alice, Hauptfigur des Romans, bin ich nur schwer zurechtgekommen. Sie ist für mich nie greifbar gewesen und ich hatte arge Probleme, mir ihr Wesen vorzustellen.
Zudem habe ich viele Entscheidungen infrage gestellt. Anfangs wollte Alice niemandem auf der Tasche liegen und in der Stadt schnell auf eigenen Beinen stehen, eine eigene Bleibe haben und Geld verdienen. Trotzdem lässt sie sich erst mal einige Zeit von ihrer Familie aushalten und macht keine Anstalten einen Job zu ergreifen. Dieser plötzliche Sinneswandel innerhalb von wenigen Seiten war absolut nicht nachvollziehbar und nicht glaubhaft dargestellt, was es mir vielleicht auch so schwer gemacht hat, ihren Charakter als sympathisch einzuschätzen.
Immer mal wieder gab es solche Szenen, die mein Misstrauen gegenüber Alice geweckt haben und die es mir nicht erlaubt haben, zu ihr eine Bindung aufzubauen. Zu viele Aussagen und Handlungen habe ich kritisch hinterfragt.

Fazit:

Ich bin immer noch nicht sicher, was ich so genau von dem Roman halten soll. Einige Aspekte, wie die Schreibweise und auch die Spannung haben mich vollkommen überzeugt und waren überragend. Andere wiederum, seien es die Charaktere oder das Setting, waren nicht so gut und haben meinen eigentlich sehr positiven Eindruck arg verschlechtert. Mir gefällt die Grundidee und ansatzweise wurde diese ganz gut umgesetzt. Doch an einigen Stellen war davon gar nichts mehr zu spüren und die Handlung plätscherte vor sich hin.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht und hin und her überlegt, habe auch extra einige Tage gewartet, um meine Meinung zu schreiben, aber leider konnte ich keine anderen Worte für meine Meinung finden....


Bewertung: 3,5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den HarperCollins Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!

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