Seiten

Seiten

Samstag, 14. Dezember 2019

Rezension: Die Weihnachtsgeschwister von Alexa Hennig von Lange

Titel: Die Weihnachtsgeschwister
Autorin: Alexa Hennig von Lange
Verlag: Dumont
Seitenzahl: 160 Seiten
Preis: 18,00 €
Erscheinungsdatum: 14.10.2019
ISBN: 978-3-8321-9775-9
 

Handlung:

Wie jedes Jahr treffen sich Tamara, Ingmar und Elisabeth mit ihren Partnern und Kindern im Haus der Eltern, um dort Weihnachten zu feiern. Doch so richtig darauf freut sich keiner. Jeder weiß, dass es wieder die schwierigsten und nervenaufreibensten Tage des Jahres werden. Der Grund dafür: jedes Wort und jede Geste wird auf die Goldwaage gelegt. Tamara sieht sich gern im Mittelpunkt aller Gespräche und ist in ihrem Auftreten zu überdreht und peinlich. Ingmar ist ein schüchterner Bursche, der sich für den Klimawandel einsetzt und nur selten den Mund aufmacht. Elisabeth macht dagegen gute Miene zum bösen Spiel, was die Situation nicht verbessert.
An Heiligabend beschließen die Geschwister, sich mit ihren Eltern zu einem klärenden Gespräch zu treffen. Doch das Haus ist verwaist, niemand öffnet die Tür oder reagiert. Und plötzlich finden sich Tamara, Ingmar und Elisabeth in ihrer Angst um die Eltern vereint. Dabei erinnern sie sich an die gemeinsame, glückliche Kindheit und sehen erschreckend deutlich, wie sehr sie sich auseinander gelebt habe. Ob sie die Eltern wiederfinden und auch die verlorene Geschwisterliebe?

Meinung:

Von der Größe her finde ich das Buch richtig niedlich. Es ist klein und kompakt, bietet so eine kurzweilige Geschichte, für die man nicht ewig braucht. Doch die Gestaltung selbst finde ich nicht perfekt. Es passt zwar ein Stück weit zu der Geschichte und wirkt auch recht stimmig. Mittlerweile finde ich sogar die roten Streifen am Rand okay, anfangs konnte ich mich damit gar nichts anfreunden.
Mir gefällt der Hintergrund mit den beleuchteten Fenstern und der paar Bäumen, ansonsten finde ich das Cover in Ordnung, es ist aber auch nichts besonderes. Mir fehlt ein Blickfang, der das Buch auszeichnet und meine Aufmerksamkeit auch in einer Buchhandlung darauf lenken würde. So ist es nur nett gestaltet, ich würde es wahrscheinlich nicht näher betrachten.

Ich war längere Zeit unsicher, ob mich das Buch interessiert. Ich habe gezögert und überlegt, ob ich mich dafür bei Vorablesen bewerbe. Die Beschreibung klang zu einem Teil richtig gut, der andere Teil hat mich nicht so überzeugen können. Ich hatte eine kurze Beschriebung der drei Geschwister gelesen und diese hat mich nicht angesprochen. Am Ende habe ich mich einfach auf die Leseprobe verlassen, welche mich dann doch noch überzeugen konnte. Damit stand mein Entschluss und ich habe das große Glück, ein Rezensionsexemplar erhalten zu haben.

Mein großes Highlight an dem Buch war die Schreibweise. Sie war auch einer der Auslöser, weshalb ich das Buch lesen wollte. Die Schreibweise war wirklich den ganzen Roman über hervorragend. Die Handlung wurde interessant gehalten, die Charaktere wurden lebhaft
geschildert und viele Aktionen erschienen so lebendig, dass es sich nicht wie ein Roman anfühlte, sondern wie eine Auflistung tatsächlich durchlebter Situationen. Dazu hatte die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, war nicht zu einfach gehalten und ließ sich trotzdem sehr angenehm und gut lesen.
Insgesamt erstreckt sich der Handlungszeitraum über knapp einen Tag. Die Handlung beginnt am 23. Dezember, am späten nachmittag, gegen abend und endet am 24. abends. Ich finde es bemerkenswert, dass ich trotzdem das Gefühl hatte, dass ich die Protagonisten schon länger kenne. Dieser Eindruck entsteht wahrscheinlich auch durch allerhand Rückblicke in die Kindheit und Jugend der drei Geschwister.
Als Erzählinstanz dient ein personaler Erzähler, der die Ereignisse aus der Sicht von Tamara, Ingmar und Elisabeth beschreibt. Dabei wechselt er immer hin und her, oft kam mir Ingmar etwas zu kurz. Am Ende habe ich das Gefühl, ihn am wenigsten zu kennen. Elisabeth wurde auch recht oberflächlich behandelt, während Tamara gefühlt am häufigsten zu Wort kam und man sie am besten kennenlernt.

Das Setting blieb etwas vage, es wurden zwar einige Orte grob beschrieben, doch mir fiel es meist trotzdem schwer, mir diese Orte vorzustellen oder ihnen räumliche Details zu geben. Einerseits fühlt es sich etwas merkwürdig an und ich mag es meist auch, mir die Räume vorzustellen. Hier wäre dies aber wirklich überflüssig gewesen, der Fokus liegt eindeutig auf den Protagonisten und den Beziehungen zueinander, was mir auch vollkommen ausreicht.
Am Setting hat mir das Haus der Eltern am besten gefallen. Es vereinte eine Gemütlichkeit, besonders wenn die Geschwister der Vergangenheit nachhängen, und gleichzeitig eine unangenehme Kälte die immer dann geherrscht hat, wenn die Geschwister anwesend waren und sich mal wieder etwas gestritten haben. Dieser Gegensatz hat mir irgendwie gefallen.

Meist war die Stimmung ziemlich eisig, egal ob die Geschwister gerade beisammen oder nur mit ihren eigenen Familien unterwegs waren. So entstand leider der Eindruck, dass sie nie sonderlich zufrieden sind und nicht den Moment genießen können. Das fand ich wirklich schade. Gerade in Gesellschaft von den Partnern und den Kindern müssten die Geschwister doch eine etwas andere Stimmung verbreiten. Als sich Ingmar, Tamara und Elisabeth dann etwas aussprechen, wandelt die Stimmung von eisig auf distanziert, was ja schon ein Fortschritt ist. Doch noch immer ist es ziemlich merkwürdig, wie wenig die drei eine Gemeinschaft bilden.

Im Klappentext und in allen Beschreibungen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, erschien mir immer der Moment als Höhepunkt, wenn die drei Geschwister eines Morgens vor der Tür des Elternhauses stehen und niemand öffnet. Danach folgt sie Suche und ich bin davon ausgegangen, dass diese den Hauptteil des Romans einnehmen wird. In dieser Sache habe ich mich ziemlich getäuscht. Weit über die Hälfte des Buches erzählt den Abend der Ankunft, sowie das Frühstück im Hotel. Es gibt da auch keine Andeutungen auf das Folgende und ich habe so langsam darauf gewartet.
So wurde leider der Aspekt, wie die Geschwister sich wieder annähern, recht kurz gehalten und fix abgehandelt, wobei dies eigentlich das Highlight des Buches hätte werden sollen. Dazu hätte an diesem Zusammenfinden doch eigentlich eine feierlichere Stimmung herrschen sollen, was aber leider nicht passiert ist. Mir wurde die ganze Situation einfach zu fix und emotionslos abgehandelt und das Ende war zu plötzlich. Ich empfand auch nicht, dass die jahrelangen Zwistigkeiten von diesem Moment an einfach so vergessen sind und sich alle freundlich begegnen. Mir erscheint ein plötzlicher Frieden zu unrealistisch.

Auch an Spannung fehlte es. Es entstanden absolut keine Längen, ich glaube, dass ist auch recht schwierig bei einem Roman mit 160 Seiten. Doch nie entstand eine Situation, wo ich voller Spannung weitergelesen habe. Gerade das Verschwinden und die Suche nach den Eltern wäre dafür ein perfekter Moment. Selbst dies geschah aber nebenbei und ohne besondere Bedeutung.

Die Geschwister waren für die kurze Geschichte ziemlich gut gezeichnet. Ihre Kinder und Partner, aber auch die Eltern standen eher im Hintergrund, haben aber ebenso ihre Macken erhalten. Diese waren eindeutig nur Nebencharaktere die für den Weitergang der Handlung nicht so wichtig waren.
Elisabeth war mir am sympathischsten. Sie war nicht perfekt und ging mir an wenigen Stellen mit ihrem ständigen Lächeln auch etwas auf die Nerven, aber sie erschien noch ziemlich bodenständig. Elisabeth ist etwas zu unsicher und schüchtern, mir hat es gefallen, als sie ziemlich am Ende die Kontrolle übernommen hat und so noch einmal eine andere Seite von sich gezeigt hat.
Ingmar stand nie so oft im Mittelpunkt. Um ihn drehte sich die Handlung am wenigsten und über ihn kann ich auch am wenigsten sagen. Er war an sich ein netter Typ, doch durch sein vorsichtiges und recht unauffälliges Auftreten fällt es mir schwer, ihn einzuschätzen und zu bewerten.
Ziemlich im Mitteplunkt der Handlung stand Tamara. Was ich unglaublich schade fand, da ich sie am wenigsten leiden konnte. Ihr ganzes Wesen und Auftreten war mir zuwider und furchtbar. Ständig dachte sie das Gesprächsthema der anderen zu sein und zeigte damit eine Unzufriedenheit mit sich selbst und ihrem eigenen Leben. Sie ist verbittert und tritt oft zu überheblich auf, manchmal habe ich mich für ihre Aktionen fast geschämt...
Abgesehen von Elisabeth hatte ich auch zu den Eltern eine gewisse Sympathie aufgebaut. Vor allem hatte ich mit ihnen Mitleid. Sie scheinen ja trotzdem jedes Jahr auf ein angenehmes Weihnachtsfest zu hoffen und wirken auf mich wie freundliche und ruhige Menschen. Ich finde nicht, dass sie das Theater verdient haben, was ihre Kinder jedes Jahr aufführen. Dazu erschien es mir, dass die Geschwister etwas respektlos mit den Eltern umgehen, die Mühen nicht zu schätzen wissen und nur auf die Streitereien konzentriert sind.

Fazit:

An sich ist das Buch wirklich nicht schlecht. Mir fehlt es an mehr Erläuterungen und Details. Viele Situationen haben zu wenig Umfang und werden schnell abgehandelt.
Insgesamt war das Buch ganz nett, ich habe es schnell ausgelesen, doch mir fehlte eine gewisse Tiefe. Die Protagonisten haben ihr eigenes Verhalten zu wenig durchdacht und bewertet, sie haben die Fehler nur bei anderen gesehen. Dazu haben auch die Partner und Kinder beigetragen, es gab keine Selbstreflexion.
Richtig gut gefallen hat mir die Schreibwiese, die mein absolutes Highlight ist. Allein deshalb fand ich es schön, den Roman gelesen zu haben, ansonsten konnte mich die Geschichte leider nicht umwerfen. Mir gefällt die Idee und anfangs fand ich auch die Umsetzung gut. Doch dieser Anfangseindruck ließ mit der Zeit nach und die Geschichte wurde nur noch durchschnittlich. Schade, da das Buch als „Weihnachtsgeschichte“ angepriesen wird, hatte ich mir viel mehr erhofft.

Bewertung: 3 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen