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Dienstag, 22. Oktober 2019

Rezension: Das Licht zwischen den Zeiten von Sophia von Dahlwitz

Titel: Das Licht zwischen den Zeiten
 Autorin: Sophie von Dahlwitz
 Verlag: Droemer TB
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 01.10.2019
ISBN: 978-3-426-30648-2


Handlung:

Westpreußen 1918
Der Erste Weltkrieg ist so gut wie verloren und im ganzen deutschen Reich sind die Folgen dessen spürbar. Es herrschen Unruhen und Armut, die Bevölkerung hat gelitten und die Kriegsheimkehrer sind traumatisiert. Lediglich auf Gut Frommberg scheint die Welt stillzustehen.
Doch auch dort passieren einige Dinge, die Donata nicht gutheißt. Ihre ältere Tochter Helen verliebt sich ausgerechnet in Georg, einen jungen Mann, den Donata und ihr Mann vor vielen Jahren adoptiert haben. Nun sind die Eltern der jungen Leute natürlich alarmiert und wollen die Beziehung verhindern.
Helens jüngere Schwester Rudela wird schließlich von Justus umworben, einem Cousin der Schwestern. Auf den ersten Blick ist der junge Mann eine gute Wahl, er stammt aus einer angesehenen Offiziersfamilie und besitzt tadellose Umgangsformen. Donata ist jedoch von seiner politischen Einstellung nicht begeistert, Justus ist ein aktiver Nationalsozialist der ersten Stunde...

Meinung:

Ich finde es irgendwie beruhigend, das Cover zu betrachten. Es wirkt so friedlich und idyllisch, einfach harmonisch. Das Herrenhaus gefällt mir richtig gut, es wirkt prachtvoll und altmodisch.
Auch das Umfeld mit den zahlreichen Bäumen und dem Teich passt gut in die Atmosphäre des ganzen Bildes.
Die Dame, die dem Betrachter abgewandt ist, könnte gut und gerne die Autorin des Werkes sein. Es scheint, als würde sie so die Vergangenheit betrachten und auf Vergessenes blicken. Genau das, was sie mit diesem Buch auch macht.

Als ich das erste Mal den Klappentext gelesen hatte, klang die Handlung für mich sofort spannend. Ich hatte richtig Lust darauf, diesen Familienroman zu lesen und es klingt irgendwie unvorstellbar, dass der Erste Weltkrieg an einigen Menschen einfach vorbeigegangen zu sein scheint. Genau dieser Aspekt hat mein Interesse geweckt und ich hatte damit gerechnet, vieles über die Familie zu erfahren und mit ihnen einige Zeit zu verbringen. Dabei hatte ich mit einigen Problemen und Streitereien gerechnet, bin davon ausgegangen, dass fast die gesamte Handlung auf dem Gut Frommberg stattfindet. Aber irgendwie was der Inhalt anders als erwartet.

Leider hatte ich einige Probleme, der Handlung mit Interesse zu folgen und mich dazu zu motivieren, das Buch in die Hand zu nehmen. Viele Kapitel waren wirklich informativ und haben das beschrieben, was ich erwartet und erhofft hatte. In diesen fand die Handlung auf dem Gut statt und es wurden Gespräche oder einfach nur Situationen geschildert. Diese haben mir richtig gut gefallen.
Doch die für mich interessanten Kapitel wurden immer wieder unterbrochen von Passagen, die sich lange nicht recht zuordnen lassen und etwas fehl am Platze wirkten. Diese wurden in kursiver Schrift von der eigentlichen Handlung abgetrennt und waren etwas hochtrabend geschrieben. Manche Sätze waren etwas augenöffnend und tiefgehend, beim durchlesen musste ich nicken und zustimmen. Andere haben mich aber verwirrt und ließen nicht immer einen Bezug zur eigentlichen Handlung erkennen.
Dazu gibt es öfter mal Szenen, in denen ein „Was wäre wenn“ Prinzip geschildert wurde. An sich hat mir die Idee gefallen, eigentlich ist das ein interessanter Gedanke, auf den sich sicherlich ein gutes Buch aufbauen lassen könnte. Bei diesem Roman hat es mich eher gestört.

Auch die Schreibweise hat mir auf den ersten knapp 150 Seiten das Lesen etwas erschwert. Wie schon erwähnt, was sie hochtrabend und anspruchsvoll gehalten. Öfter gibt es ausführliche und recht lange Sätze, die schon fast etwas schachtelig sind.
Auch war ich etwas überrascht, wie viel historische Informationen eingebunden wurden. Seien es die Vogel- und Schweinegrippe, bis hin zur spanischen Grippe oder zahlreiche Kriegstheorien und politische Informationen, die mir das Lesen leider erschwert haben.

Meine Lieblingskapitel sind die, wo es einen Rückblick in Donatas Jugend gibt und wie sie die ersten Jahre auf Gut Frommberg verbracht hat. Dort herrscht eine Lebendigkeit, die mitreißend ist. Außerdem empfand ich diese Kapitel als besonders interessant in Hinblick auf die Charaktere. Donata, aber auch ihr Ehemann und Freunde von der Autorin werden aufwendig beschrieben und das war gefühlt die einzige Möglichkeit, sich ein richtiges und ausführlicheres Bild von ihnen zu machen. In den restlichen Kapiteln war dies nicht so möglich, alle Charaktere blieben durchweg eher blass.

Ich war ja davon ausgegangen, dass es eine Einheit des Ortes gibt und die Handlung ausschließlich auf Gut Frommberg stattfindet. Dementsprechend war ich überrascht, dass irgendwann immer mehr Abschnitte auch in Berlin spielen und sich auch auf andere Orte ausweiten. An sich war es ein angenehmer Wechsel zwischen dem beschaulichen Örtchen und der aufregenden Großstadt, so kam etwas Schwung in die Handlung und eigentlich wurde der Kern der Handlungsorte ganz gut getroffen. Tatsächlich empfand ich viele Kapitel die innerhalb des Gutes spielen interessanter. Dort wirkt eine besondere Dynamik, zudem finde ich das Zusammenspiel zwischen Herrschaft und Dienerschaft immer spannend.

Leider hatte ich auch mit den Protagonisten so meine Problemchen. Die Autorin hat zwar Wert darauf gelegt, die Charaktere lebendig und unterschiedlich zu gestalten, leider fand ich es nicht ganz so erfolgreich. Tatsächlich bin ich mit keinem Charakter warm geworden, alle empfand ich als ziemlich merkwürdig und steif.
Auch waren meine Erwartungen etwas andere, der Klappentext hat für mich vermittelt, dass es drei Hauptthemen gibt: die Nachkriegszeit, die Beziehung zwischen Georg und Helen, sowie die Liebe zwischen Rudela und Justus. Tatsächlich nehmen die Liebesgeschichten eine recht kleine Rolle ein, das Kriegsgeschehen und die Folgen stehen an erster Stelle.
Über Georg und Helen erfährt man einiges, Rudela kommt etwas kurz. Über einen großen Teil der Handlung tritt sie gar nicht auf, nur am Anfang und Ende gibt es wenige Informationen und Szenen mit ihr. So fand ich es sehr schwierig zu der etwas weltfremden und nachdenklichen Rudela einen Draht zu finden. Auch die Entwicklung von einem Kind zu jungen Dame ist etwas im Sande verlaufen. Dies geschah nebenbei und als Leser hat man keinen Einblick auf die Entwicklung. Ich glaube, wenn es schon dazu ein wenig mehr Informationen gegeben hätte, wäre es mir leichter gefallen, Rudela einzuschätzen und vielleicht sogar sympathisch zu finden.
Wenn ich mich entscheiden müsste, welche Charaktere mir am besten gefallen haben, wären dies wahrscheinlich Donata und ihr Bruder Felix. Beide fand ich von den Wesen am besten, sie haben eine besondere Dynamik an sich und lassen sich nicht so schnell in ihre Angelegenheiten reinreden.

Fazit:

Während des Lesens hatte ich vorallem in der ersten Hälfte öfter den Wunsch, das Buch zur Seite zu legen und etwas anderes zu tun. Es konnte mich nur schwer gefangen nehmen, interessante Kapitel wechselten sich stets mit Abschnitten ab, die nicht wirklich mein Interesse geweckt haben. Dadurch kamen für mich einige Längen auf, die meinen Lesefluss zusätzlich gestört haben.
Mein Highlight waren tatsächlich viele Kapitel mit der strengen Donata und ihrem Bruder Felix. Beide waren am besten durchdacht und hatten die stärksten Charaktere. Außerdem fand ich die Abschnitte, die auf Gut Frommberg spielen nicht schlecht. Dort herrschte im Gegensatz zu Berlin tatsächlich noch eine ziemlich heile Welt. Weiterhin fand ich das Zusammenspiel zwischen der Gutsfamilie und den Dienstboten passend und interessant.

Bewertung: 3 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

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