Titel: Ein Baum wächst in Brooklyn
Originaltitel: A Tree Grows in Brooklyn
Autor: Betty Smith
Verlag: Insel - Verlag
Seitenzahl: 621 Seiten
Preis: 25,00 €
ISBN: 978-3-458-17720-3
Handlung:
Francie Nolan ist 11 Jahre und lebt mit
ihren Eltern Johnny und Katie, sowie ihrem Bruder Neeley in Brooklyn.
Wenn sie nicht gerade in der Schule ist, hat sich das junge Mädchen
vorgenommen, an jedem Tag des Jahres ein Buch zu lesen, um ständig
ihren Horizont zu erweitern. Es liegt daher auch nahe, dass sie
später einmal eine berühmte Schriftstellerin werden will.
Wenn Francie also gerade mal nicht in
ein Buch eintaucht, beobachtet sie die Welt um sich: das Leben in
Williamsburg. Die Familie lebt in einem Viertel, wo viele arme
Menschen leben und jeden Tag um das Überleben kämpfen.
Gerade deshalb sind Bücher für
Francie eine willkommene Abwechslung, um sich nicht nur ihren großen
Traum zu erfüllen, sondern auch um aus dem Viertel rauszukommen und
in ihrer Zukunft nicht ständig Angst um die Existenz zu haben. Denn
Francie weiß, dass es sich immer lohnt, nach Höherem zu streben und
alles im Leben mitzunehmen.
Meinung:
Nachdem ich letztes Jahr das erste Mal
von dem Roman gehört habe, spukte er mir seitdem immer wieder im
Kopf herum. Es war für mich ein Buch, welches mich nicht nur von der
Inhaltsangabe begeistert hat, sondern auch von der Leseprobe. Deshalb
konnte ich es kaum erwarten, das Buch endlich selbst zu lesen und
mich in die von Betty Smith erschaffene Welt hineinzuversetzen.
Aus diesem Grund waren auch meine
Erwartungen an den Roman sehr hoch, ich hatte unglaublich große
Hoffnungen, dass mich das Buch komplett vom Hocker reißt und für
mich ein Herzensbuch wird. Und ich muss sagen: meine Erwartungen
wurden mehr als erfüllt. Auch nachdem ich das Buch schon ein paar
Tage beiseite gelegt habe, lässt es mich noch nicht los und ich
hätte mit Vergnügen noch mehr von Francie Nolan und ihrer Familie
gelesen.
Im Verlauf des Romans vergehen einige
Jahre, in diesen Jahren kann man beobachten, wie Francie und ihr
Bruder aufwachsen underwachsen werden. Diese Entwicklung der Kinder
war stark zu spüren, sie sind deutlich reifer geworden und haben
einen guten Wandel vollzogen. Das hat mir gut gefallen, da sie
dadurch für mich greifbarer und realer wurden, besonders toll fand
ich es, dass sie in ihrer Entwicklung auch Ecken und Kanten gezeigt
haben.
Dazu kommt noch ein kleiner Rückblick
zu dem Kennenlernen der Elter von Francie, sowie eine kurze
Geschichte der jeweiligen Familien von Katie und Johnny. Dieser
Rückblick wurde wunderbar in den eigentlichen Roman eingeflochten
und hat auch geholfen, die Personen Katie und Johnny besser zu
verstehen.
Eindrucksvoll wurde das Leben in
Williamsburg in den 1910er Jahren dargestellt, es gab unglaublich
viele kleine Details, die das Setting so spannend gemacht haben.
Angefangen von den tollen Beschreibungen des Wohnviertels von
Francie, bis hin zu der Wohnung und den typischen Samstagen der
Kinder. Häufig stören mich in letzter Zeit zu ausführliche
Beschreibungen der Gegend, hier hat es alles stimmig gewirkt und auch
diese Stellen habe ich verschlungen.
Besonders interessant war außerdem der
Fakt, dass die Familie Nolan in einem Armenviertel wohnte und jeden
Cent mehrmals umdrehen musste. Dadurch tat sich mir nicht nur eine
neue Welt auf, sondern es zeigte auch die knallharte Realität
Der Schreibstil war von der ersten
Seite toll. Der Roman ließ sich durchweg sehr flüssig lesen und
bestoch für mich durch eine klare Sprache, weshalb es mir richtig
großen Spaß gemacht hat, den Roman zu lesen.
Im Grunde wurde in dem Roman ein Stück
der Lebensgeschichte von Francie Nolan erzählt. Und auch wenn es
viele Kapitel gibt, in denen nicht sonderlich viel passiert und die
Handlung langsam seinen Lauf nimmt, bin ich doch sehr begeistert.
Gerade dieses ruhige erzählen, ohne ein unnötiges Einbeziehen von
dramatischen Szenen und Begegnungen fand ich sehr angenehm und
wahrscheinlich gefällt mir der Roman auch gerade deshalb so gut. Ich
würde mir viel mehr Bücher wünschen, die solch einen ruhigen
Erzählstil haben und in dem die Charaktere nicht von einem zum
nächsten Abenteuer hechten.
Die Protagonisten waren sehr
unterschiedlich angelegt und jeder war sehr besonders dargestellt,
mit kleinen Details, die nicht sofort ins Auge fallen. Gerade dadurch
wurde der Roman sehr lebendig und authentisch.
Es war spannend zu lesen, wie die
Lebenseinstellungen der verschiedenen Charaktere war und wie sie die
Dinge in ihrem Leben angehen. Dadurch entstand auch eine große
Varianz, die es auch erleichtert hat, mit den Protagonisten eine
Bindung aufzubauen.
Fazit:
Meine Erwartungen wurden mehr als
erfüllt und ich verbleibe mit großer Begeisterung für den Roman.
Der Roman gehört für mich jetzt schon zu den Besten, die ich dieses
Jahr gelesen habe und ich werde ihn in den nächsten Jahren definitiv
noch mehrmals in die Hand nehmen und wieder lesen. Ein richtiges
Wohlfühlbuch, dass teilweise sehr berührend geschrieben ist und
besonders durch die Authentizität.
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie